• Nachdem der Senator ins Atrium gewatschelt war, den Sklaven als Wilfried wiedererkannt haben wollte und die Grünpflanzen für abartig erklärt hatte, ließ er sich auf eine Bank nieder um etwas zu verschnaufen.

  • Milo wäre beinahe aus allen Wolken gefallen, als er hörte wer gerade ins Haus gekommen war. Und er wollte den jemand auch nicht unnötig warten lassen, daher zog er sich noch kurz die Tunika zurecht, die hoffentlich den hohen Ansprüchen gerecht wurde, und eilte dann ins Atrium wo er tatsächlich seinen Großvater erspähte. Zwischenzeitlich hatte er dann den Sklaven ins Schlepptau genommen, der das Getränk für den Hausherrn trug.
    Apprupt bremste er seinen Schritt ab und schlenderte das letzte Stück in Richtung des gern gesehenen Gastes. "Salve Großvater.", begrüßte er ihn freundlich und bleib neben ihm stehen. Setzen würde er sich nur, wenn er dazu aufgefordert würde. Er wusste ja, dass der Senator Wert auf solche Dinge legte.

  • Geminus genoss es die Beine ausstrecken zu können. Der Weg hierher war länger gewesen, als gedacht. Vielleicht hatte der Wein der Taverna auch seinen Teil dazu beigetragen. Was stand Rom jetzt nur bevor .....


    Der Senator vergas ganze Episoden seines Lebens und bergeweise Namen und Zusammenhänge, aber seinen eigenen Enkel würde er wohl stets erkennen. Er lächelte breit und aufrichtig.


    "Salve, mein Junge!"


    Er breitet die Arme aus und ließ sich umarmen.


    "Verzeih, dass ich nicht aufstehe, aber wenn ein Mann meines Alters erst einmal sitzt ... setz Dich zu mir! Was gibt es neues in Rom? Außer dem Ende unserer Patrone und des Friedens natürlich ...."


    Geminus hoffte, dass sein Enkel seine grimmige Ehrlichkeit nicht falsch verstand und damit umgehen könnte.

  • Sein Großvater schien ein ganzes Stück gealtert zu sein, aber das hatte sicherlich seine Richtigkeit, denn ein Großvater musste schließlich alt und rüstig sein. Milo mochte ihn auch so und umarmte ihn erst einmal und setzte sich dann neben ihn.
    "Bleib nur sitzen. Ich freue mich dich zu sehen. Ich hatte gar nicht mit dir gerechnet.", gestand er ehrlicherweise und winkte dann den Sklaven mit dem Getränk herbei. Sein Großvater konnte ja jetzt trinken während er ihn auf den neusten Stand brachte. "Nunja, es ist im Grunde wohl nur das geschehen, was du wohl schon weißt. Der Kaiser ist ermordet worden, samt seines Erben und die Ulpia mit ihnen. Ich habe am Altar für ihr Seelenheil geopfert, aber uns wird das nicht weiterhelfen. Und jetzt kommt dieser Potius Vescularius Salinator und hat sich zum Kaiser ausrufen lassen und der Senat hat wohl abgenickt. Ich weiß nicht was ich von ihm halten soll und weiß auch nicht wem nun unsere Treue gilt. Vor wenigen Monaten noch hätte ich diese Frage ganz einfach beantworten können. Ich hätte stolz auf dich verwiesen und deine Freundschaft zum verstorbenen Divus Iulianus und darauf, dass wir die Klientelgens der Ulpia sind. Aber nun? Gilt unsere Treue nun dem Bruder des Ermordeten oder dem vermeindlichen Freund des Ermordeten? Ich will mich nicht positionieren ohne zu wissen wie du dazu stehst." Er fasste bewusst noch einmal das Thema auf, dass er mit Varus diskutiert hatte. Nun war sein Großvater da und sein Wort zählte, wenn es darum ging die Gens zu positionieren.
    Etwas überschrocken überlegte er sich dann noch, ob es überhaupt das war, was sein Großvater hören wollte. Er wirkte ohnehin erschöpft und Milo überfiel ihn mit einer derartigen Grundsatzfrage.
    "Ich rede schon wieder nur von der Politik. Verzeih, du wirst bestimmt eher hören wollen, wie es der Familie ergeht. Tante Aviana wird wohl demnächst heiraten. Ja und die anderen beiden Verwandten, die derzeit bei uns verweilen stehen am Anfang im Cursus Honorum. Und ich werde mit der Pubertas auch beginnen in deine Fußstapfen zu treten.", wechselte er dann stolz das Thema. Er war stolz, dass die jungen Helvetier alle in die Politik drangen. Geminus sicher auch.

  • Geminus freute sich ehrlich wieder einmal einem Familienmitglied zu begegnen. Er genoß zwar das landleben, aber sein ganzes Leben hatte er in Städten verbracht. Außer vielleicht die Sommer. Rom fehlte ihm.


    "Ich freue mich auch Dich zu sehen, Du strahlst das junge Leben aus! Ja, ich kam nicht mehr dazu mein Kommen anzukündigen, ich fuhr sofort los, als ich von den Entwicklungen erfuhr. .... Oh, danke schön."


    Er griff nach dem Becher Wasser und hörte dabei aufmerksam zu.


    "Einen Kaiser ermorden. ich hatte gehofft, dass solche Zeiten nie mehr wiederkehren. Und dann noch seine Frau und Kind, schrecklich. Du hast bereits geopfert? Wohl getan, sehr gut. Potius Vescularius Salinator, ja, von dessen Theateraufführung kommen wir gerade. Auf dessen Namen kommt man sofort, wenn man sich die Frage >cui bono< zu diesen Morden stellt. Mögen uns die Götter gnädig sein, bei dem was jetzt kommt. Die Senatoren kuschen, was anders sollen sie auch tun? Ob dieser Emporkömmling nun der Mörder sein mag oder auch nicht, er wird sicher bald Täter präsentieren um sich zu entlasten. Und ein jeder der patres conscripti will vermeiden dieser Sündenbock zu sein. Ich kenne diesen Salinator auch nicht gut, aber alles, was ich weiß, lässt mich ihn ablehnen. Interessant wird, was die Nobilitas tun wird, die nicht in Roma weilt, insbesondere die mit Kommandogewalt. Die Zeiten könnten sehr unruhig werden, Junge! Wie sollen wir uns positionieren, das ist die Frage ....."


    Ein erneuter Schluck Wasser folgte.


    "Es kommt auf einige Rahmenbedingungen an. Wie wichtig ist unsere Gens noch? Also wie sehr wird der neue Mann unsere Meinung überhaupt wissen wollen? Ich bin nur Senator im Altenteil, vergiss das nicht! Aber wie Du es sagst, wollen sich einige von uns im Cursus Honorum platzieren. Das bedingt sein Wohlwollen. Was bleibt uns also? Gibt es keinen Gegenspieler müssen wir uns arrangieren, sonst wird es schnell gefährlich. Gibt es einen Gegenmann müssten wir Rom verlassen oder versuchen soweit es geht mitzuspielen ohne uns zu belasten. Denn dienen wir uns nun diesem Kerl an und er unterliegt, ziehen wir den Zorn der Nachfolger auf uns. Zunächst sollten wir also abwarten. Ein Glückwunschschreiben an den Palast sollte allerdings nicht schaden. Oder wie siehst Du die Dinge?"


    In dem Moment bemerkte er, dass er nur auf die Politik eingestiegen war und alles andere übergangen hatte.


    "Aviana heiratet? Sie hat aber schnell Anschluss gefunden. Es ist sehr ehrenvoll den Cursus zu beschreiten. Ich wünsche Euch und vor allem Dir viel Erfolg. Ich kann nur hoffen, dass ihr damit Rom und nicht nur einem Ego dienen werdet. "

  • Milo freute sich, denn es war fast wie früher. Ein wunderbares Großvater-Enkel-Gespräch, auch wenn damals noch sein Großvater die meiste zeit erzählt hatte und er einfach nur geduldig zugehört und gelernt hatte. Mittlerweile war er aber älter und reifer geworden und er war auch sichtlich stolz darauf, dass sein Großvater auch seine Meinug hören wollte. Das allein war schon Anerkennung genug."Ich weiß nicht, was ich von ihm halten soll, aber ich schätze ihn als gefährlichen Mann ein und möchte ihn nicht als Feind haben. Aber sollte er gestürzt werden, dann möchte ich auch nicht sein getreuster Anhänger sein. Zumal ich gehört habe, dass man wohl munkelt, dass irgendeiner im Osten Widerstand leistet und sich wohl auch zum Kaiser ausrufen lassen hat. Ein Cornelier. Allerdings könnte das auch nur ein Gerücht sein.
    Ich denke aber, dass Salinator in Rom eine starke Stellung hat, sofern ihn überhaupt jemand herausfordert. Angeblich ist er ja sogar vom Verstorbenen selbst zum Nachfolger bestimmt worden. Das wiegt schon schwer und auch die Tatsache, dass der Senat ihn bestätigt hat. Und dann ist er noch ein Plebejer, einer, der aus der Volksmasse aufgestiegen ist und das verschafft ihn natürlich bei den niederen Klassen einen Popularitätsbonus, etwas das auch nicht zu unterschätzen ist, sollte es zu einem bewaffneten Konflikt kommen. Und dann hat er noch die Stadtrömischen Einheiten unter seiner Kontrolle, selbst die Prätorianer sagt man. Er steht also auf festen Füßen in Rom und auch in einigen Provinzen des Reiches.
    Ich stimme dir aber zu, man sollte nun erst einmal abwarten, wie sich alles entwickelt, vor allem ob die Gerüchte wahr sind, dass es einen Gegenkaiser gibt. Je nachdem sollte man sich ausrichten, um nicht auf der vermeintlichen Verliererseite zu stehen. Aber zu lange warten sollte man auch nicht. Ich denke man sollte vorerst mitlaufen, denn das machen alle. Ein Glückwunschschreiben ist da vielleicht ein guter Anfang, denn dann sind wir schon einmal aus dem Schneider und kommen von der Liste der etwaigen Abweichler herunter. Und weiter belasten müssen wir nicht und werden es wohl auch nicht müssen. Unsere beiden Verwandten auf dem Weg zum Cursus Honorum müssen sich noch den entsprechenden Ordo erarbeiten und tun dies bei einem Senator, der meiner Meinung nach derzeit recht neutral steht, Quintus Germanicus Sedulus. Und was mich betrifft, ich werde bald alt genug sein die Männertoga zu tragen und da ich mir keinen Ordo erarbeiten muss, dank dir, werde ich zunächst auch nur als Tiro bei einem Senator aktiv werden. Ich dachte dabei auch an Germanicus. Aber ich werde mir vorher Informationen besorgen, nicht dass ich womöglich ins blanke Messer laufe. Wie es der Zufall will bin ich sehr gut mit seiner Tochter befreundet und kann aus der bestimmt gut die Position herausfinden, die ihr Vater vertritt."
    , erklärte er seine Sicht der Dinge. Sicher dachte er ein wenig anders über Salinator und die Mordgeschichte als sein Großvater, aber mit dem würde er wohl kaum darüber reden, dass er den verstorbenen Kaiser gegen Ende nur mehr als Marionette gesehen hatte. Er wusste um seinen Großvater und seiner Freundschaft zum Vater des Verstorbenen, daher wagte er es gar nicht solche Dinge anzusprechen.
    Was er aber Ansprach waren seine konkreten Vorstellungen wie es für ihn weiter gehen sollte und er warf auch schon einmal einen Namen in den Ring und wie er sich über den genannten schlau machen konnte. Wahrscheinlich kannte sein Großvater Sabinas Vater ja auch und konnte seine Meinung noch zum Ausdruck bringen. In jedem Fall würde Geminus Meinung bei Milo als starkes Argument gelten, schließlich hatte er ja die jahrelange Erfahrung an der es ihm komplett mangelte.


    "Ja, sie hat einen Eques kennen gelernt, der wohl über einiges an Grund verfügt und lieben tun sie sich wohl auch, es ist also eine gute Wahl, die sie trifft.", erzählte er knapp wie es seiner Tante ergangen war. Sie schien wirklich glücklich mit ihrem Verlobten zu sein und Milo fand auch, dass sie es verdient hatte glücklich zu sein. Und wer wusste, vielleicht war er ja der Nächste der glücklich wurde und heiratete. Aber bis dahin würde es bestimmt noch ein langer Weg werden.


    Und wieder platzte er fast vor Stolz als sein Großvater ihm viel Glück wünschte, was er natürlich auch gut gebrauchen konnte und Milo musste kurz innehalten. Bisher wollte er eigentlich immer nur seiner Gens wegen und seiner selbst wegen Senator werden und hatte das Wohl Roms und des Volkes ganz aussen vor gelassen. Es war aber wichtig, da hatte sein Großvater recht und sofort fühlte er sich getadelt, würde es sich aber zu Herzen nehmen.
    "Ich danke dir. Ich hoffe ich werde dich nicht enttäuschen und auch die Erwartungen, die man in mich setzt immer erfüllen werde, denn ich will später für das Volk eintreten und dessen Interessen würdig vertreten.", meinte er daher pflichtbewusst.

  • Varus war ein wenig im Hortus der Casa Helvetia gewesen und hatte dort ein wenig an den Pflanzen gearbeitet. Ihm fehlte ein wenig der Ausgleich durch die Arbeit im Weinberg und zu seiner Freude hatte er gesehen das im Hortus ein paar Weinstöcke, freilich in erster Linie zur Verzierung eines Weges, standen. An diesen hatte er ein wenig rumgemacht und sich entspannt. So hatte er zwar die Proklamation des neuen Kaisers verpaßt aber er war sich recht sicher noch ein paar zu erleben so wie es im Moment aussah.


    Er betrat schließlich das Haus wieder um sich umzuziehen als er hörte das im Atrium etwas vor sich ging. Neugierig blickte er in selbiges und sah Milo mit einem alten Mann sprechen der Würde ausstrahlte trotz seiner Altersgebrechlichkeit. Er ahnte wer dies sein könnte, da er aber nicht ganz sicher war trat er erstmal etwas näher und begrüßte die Anwesenden.
    "Salve"

  • Geminus hörte seinem Enkel aufmerksam zu. Und war beeindruckt. Er hatte einen analytischen Geist und dachte, trotz so jungem Alter, an viele Aspekte der Situation. Der Senator hatte bedeutend mehr jugendliche Naivität erwartet. Vielleicht lag das daran, dass der Junge bereits so früh im Leben auf eigenen Füßen hatte stehen müssen.


    "Du schneidest da sehr viele wichtige Punkte an. Du hast recht, Salinator macht den Eindruck ein Mann zu sein, den man nicht als Feind haben möchte. Unabhängig der Politik glaube ich, dass man in seinen nahen Diensten wider sein Gewissen handeln müsste. Auf unterer Ebene der Verwaltung und Politik, wo man einen Wechsel an der Spitze nicht so bemerkt, kann man einfacher mitschwimmen und wird später auch in einer neuen Administration leichter übernommen als oben, wo man sich exponieren muss. In dieser Postion stehen wir derzeit. Trotz Senator zu sein, hat mein Wort kein Gewicht mehr. Was jetzt ein Vorteil ist, da ich nicht gefährlich werden kann und Du damit auch nicht. Das sollte uns schützen.


    Es soll bereits einen Gegenkaiser geben, sagst Du?"


    Der Senator wurde nachdenklich. Es wird gemunkelt. Salinator hat Rom im Griff. Er kann die öffentliche Information in gewissem Maße steuern. Und trotzdem grasiert soetwas. Entweder ist es Wunschdenken der Leute nach einem Held der sie errettet .... aber das Volk hat in Masse gar keinen Grund Salinator abzulehnen und dafür sind die Gerüchte auch zu konkret, ein Cornelier. Oder Salinator konnte den Deckel über dieser Information schlicht nicht geschlossen halten und sie drang durch. Das erscheint am wahrscheinlichsten.


    "Ich würde sagen, dass die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass sich dieses Gerücht bewahrheiten wird. Aber noch ist es zu früh dieses Gerücht zur Grundlage von Entscheidungen zu machen. Besonders in Rom.


    Das siehst Du richtig, denke ich auch. Salinators Position in Rom erscheint zunächst fest. Und er hatte ja auch genug Zeit sie zu festigen. Auf diesem Fundament steht sein Thron. Nun muss sich zeigen, wie fest es ist."


    Geminus musste kalt grinsen.


    "Bei dem Charakter, den wir dem Mann unterstellen .... er hatte ja praktisch die Hand auf Valerian, soweit ich dies geschildert bekam. Es hätte mich also sehr gewundert, wenn das Testament des letzten Ulpiers nicht im Sinne Salinators ausgefallen wäre. Die Senatoren eingeschüchtert, die städtischen Einheiten loyal und die Plebs hinter sich. Ja, das muss man erst einmal brechen können.


    Dann sind wir uns einigen, Wohlwollen zeigendes Abwarten ist das Gebot der Stunde. Zu was wärst Du denn bereit, falls sich die Opposition gegen Salinator verdichtet und Entscheidungen konkreter werden?


    Quintus Germanicus Sedulus sagst Du? Hm, guter Mann, gute Gens. Bei ihm wirst Du einiges lernen können. Wie haben sich die anderen wichtigen Familien verhalten? Die Aelier zum Beispiel?


    Sehr gut mit seiner Tochter befreundet, wie?"


    Geminus sah seinen Gegenüber leicht schelmisch mit hochgezogener Augenbraue an.


    "Dann wünschen wir Aviana alles Gute.


    Ich glaube, dass Du Rom viel zu geben hast und Dich in seinem Netzwerk gut zurechtfinden wirst, mein Junge!""


    Ein weiterer Mann trat hinzu.


    "Salve, ich grüße Dich!"

  • Sein Großvater hatte leider Recht. Er und seine Gens hatten wahrlich keinen großen Einfluss mehr in Rom, was zum einen bedauerlich war, ironischerweise aber nun die Rettung war, denn so waren sie keine potentielle Gefahr durch die sich Salinator bedroht fühlte und das rettete ihnen wohl allen den Hals. "Da haben wir wirklich Glück im Unglück, auch wenn es natürlich nicht so schön ist so geringen Einfluss zu haben.", meinte er daher schwach lächelnd. Es war schon alles irgendwie komisch was die Götter sich so ausdachten.
    "Du hast Recht. Womöglich bleibt uns Salinator erhalten und dann müssen wir uns neu orientieren. Allerdings wer sagt uns, ob nicht Salinator das kleinere Übel ist? Wer sagt uns, dass dieser Cornelier nicht ein machtgeiler Despot ist, der die Gunst der Stunde nutzt? Wir müssen abwarten." Abwarten und Wein trinken war daher die große Losung. Er nickte. Dem galt es gar nichts mehr zuzufügen. Es war einfach zu früh endgültige Entscheidungen zu treffen. Sie waren ohnehin in der günstigen Situation es noch nicht tun zu müssen, aber irgendwann würde die Stunde kommen. Bis dahin war es dann wohl absehbar wie sich die Dinge entwickelten.
    Position sollte er dann aber dennoch beziehen, als sein Großvater von ihm wissen wollte, was er tun würde, wenn der Fall der Fälle eintrat.
    "Was würde ich tun? Was würde ich tun?", fragte er sich nachdenklich, runzelte die Stirn und begann nachzugrübeln, kam aber rasch zum Schluss, dass er keine Ahnung hatte, was er tun würde.
    "Was würdest du mir raten zu tun? Ich bin noch ein Kind und habe keine Erfahrung in solchen Dingen.", kam er zum Schluss. Aktiver und passiver Widerstand gegen Kaiser gehörte wahrlich nicht zu Dingen, die ein bald Vierzehnjähriger können musste.
    Nun wusste er auch, wie sein Großvater über seinen hoffentlich baldigen Lehrmeister, jedenfalls wenn es nach ihm ging.
    "Ja, er ist gut. Unsere beiden anderen Verwandten sind beide bei ihm angestellt.", erklärte er seinem Großvater noch. Irgendwie landeten derzeit alle Helvetier bei ihm, was sich hoffentlich als Vorteil erwies. Er jedenfalls war derzeit neutral, anders als manch anderer, der sich nun im Exil befand oder auf den ein Kopfgeld ausgesetzt war.
    "Mhh, ich habe nicht den Zugang zur Politik, dass ich dir diese Frage beantworten könnte. Ich weiß nur, dass einige Senatoren auf der Proskriptionsliste stehen und einige verbannt wurden. Größtenteils Patrizier. Aber auch die Vinicier scheinen beteiligt zu sein, denn die wurden verbannt. Ach ja und Flavius Furianus.
    Von den Aeliern wüsste ich jetzt nichts."
    Mehr wusste er leider nicht, denn zu mehr fehlte ihm der Zugang zu Informationen.


    Der Blick seines Großvaters forderte ihn dann doch heraus etwas genauer zu werden, aber nicht zu genau, denn noch konnte ja alles anders kommen.
    "Ja. Gut befreundet. Ich spiele aber bereits mit dem Gedanken auf ihren Vater zuzugehen.", gestand er dann lächelnd. Jetzt wusste auch, dass sein Großvater gut über ihre Familie dachte und er sich daher keine weiteren Gedanken machen musste.
    Aber bevor er an der Reihe war, heiratete erst einmal seiner Tante, der auch er alles Gute auf dieser Erde wünschte. "Auf jeden Fall.", meinte er daher und nickte.
    Und wieder wurde er mit Lob überhäuft, was ihm sehr schmeichelte, er aber nicht ganz so stehen lassen wollte, doch er konnte gar nichts mehr weiter dazu sagen, denn Varus kam vorbei. "Oh, salve Varus!", begrüßte er ihn dann und sprang auf, um ihn vorzustellen.
    "Ähmm, Großvater, das ist Tiberius Helvetius Varus.
    Varus, das ist Senator Titus Helvetius Geminus, mein Großvater."
    , machte er seine beiden Verwandten bekannt.

  • "Geringer Einfluss ist so deprimierend wie hinderlich. Besonders für eine Gens, die einst zu einer der wichtigsten im Reich gehörte. Ich kann nur hoffen und beten, dass unser Stern wieder aufgehen mag."


    Ein kleiner Schatten legte sich über sien Gesicht. Schließlich hatte er es versäumt die Zukunft der Familia zu sichern. Er hatte den Kontakt zur Macht verloren, Kontakte einschlafen lassen, Gönner und Patrone enttäuscht. Er war der Hauptverantwortliche am Niedergang.


    "Da stimme ich Dir zu. Noch zwingt uns nichts zu einer klaren und abschließenden Position. Wir wissen nichts über diesen Opponenten, nicht einmal ob es ihn gibt. Und wie Du es sagst, er ist nicht per se der bessere Mann. Wir müssen abwarten und Erkündigungen einziehen. Vielleicht auch über Deinen Senator Germanicus. Natürlich kann auch ich in den Senat gehen und dort vieles aus erster Hand erfahren. Aber dort bekommt man mehr Schein als Sein zu sehen. Und meine Kontakte hinter den Kulissen sind sehr rar geworden und den Falschen das Falsche zu fragen, kann dieser Tage sehr gefährlich werden. Darauf solltest auch Du achten."


    Geminus hätte seine Aufmerksamkeit nicht ganz von Rom und den politischen Ereignissen abwenden dürfen, jetzt hatte er keine Ahnung über die Machtverhältnisse und Zusammenhänge. Wie sollte er da seinem Enkel raten?


    "Wie Du weißt, bin ich schon einmal wegen meiner Überzeugungen aus Rom geflohen. Habe mich gegen die Regierenden gestellt und für das Ideal gekämpft, das ich für richtig und als für Roms Zukunft tragend empfand. Zunächst mit Gladius im Felde und dann mit Stils im Gerichtssaal. Und war damals der Sieg vergönnt, aber das ist nie sicher. Es ist nicht unehrenhaft zu tun, was opportun ist und was Dir und Deiner Familie das Überleben sichert. Aber meiner Ansicht nach gilt dies nur bis zu einem gewissen Punkt. Roms Macht basiert nach meiner Lebenserfahrung ganz besonders auf einem Punkt. Und das ist Stabilität. Wenn wir uns zu sehr in innere Querelen und gar Bürgerkriege verwickeln, so schadet dies Rom in hohem Maße. Diese Uneinigkeit verhindert es, dass wir wichtige Entscheidungen treffen und konsequent umsetzen, es behindert das Wachstum, den Handel und läd die Wölfe vor unseren Toren ein uns zu überfallen. Nur in Einigkeit kann der goldene Adler vorangehen. .....


    Verzeih meinen Pathos, aber was ich versuche zu sagen ist folgendes. Dass Römer gegen Römer stehen, darf nur ultima ratio sein. Sonst schadet es mehr, als es nutzt. Doch wenn wir zu dem Punkt kommen, dass es den Preis des Ungehorsams wert ist, da der Staus quo unerträglich wird, dann bleibt einem nur dem eigenen Gewissen zu folgen. Das kann bedeuten öffentlich zu widersprechen und die Konsequenten als Beipsiel und Weckruf für andere zu tragen oder wenn dies möglich erscheint mit der Waffe in der Hand dem besseren mann auf den Thron zu helfen. Aber wir stehen weder an diesem Punkt, noch wäre schon erkennbar wer hier der bessere Mann ist.


    Proskriptionslisten. Bedenklich, wirklich bedenklich. Wenn auch nicht unüblich. Jeder Machtwechsel bedingt des Aufstieg, wie gleichermaßen den Fall von Personen. Wichtig ist, dass dies der Ratio folgt. Und ob Salinator diese hat, gilt es zu erkennen."


    Nun ging er auf die erfreulicheren Dinge ein.


    "Gut befreundet also .... Du bist bereits soweit zu ihrem Vater zu gehen? Dann wird es um so wichtiger, wie die Germanicer sich stellen."


    Geminus straffte sich.


    "Sei mir gegrüßt, Tiberius Helvetius Varus!"

  • Varus ärgerte sich das er dem Familienoberhaupt der gesamten Gens Helvetia das erste mal in diesem Aufzug unter die Augen trat. Gerade aus dem Hortus gekommen hatte er sich dort zwar nicht im Dreck gesuhlt aber war doch schon ein wenig verschmutzt und war ja auch gerade auf dem Weg gewesen sich umzuziehen.


    "Es ist mir eine Ehre Senator und entschuldige mein Auftreten. Ich war gerade im Hortus und hab ein wenig an den Weinstöcken rumgemacht. Ein Landei wird wohl nicht so schnell zum Stadtmensch."

  • Varus freute sich über die Reaktion von Geminus. Er kannte ja zu wenige Stadtrömer um es gut beurteilen zu können aber vor kurzem erst hatte sein Patron ihn ja davor gewarnt selber körperlich zu arbeiten.


    "Dann hoffe ich das du mir irgendwann mal die Ehre erweist und einen von mir selbst gemachten Wein trinkst."


    Varus schaute kurz zu Milo waagte dann aber doch den Vorstoß der ihm im Kopf herumging seitdem er den alten Senator gesehen hatte.


    "Ich hoffe du erlaubst mir die Frage was dich in die Stadt führt. Ich hatte gehört das du eigentlich die Zeit auf einem entfernten Landgut genießt und dich nicht mehr mit der Fleischmühle Rom, gerade in den momentanen Zeiten, herumplagst. Es freut mich natürlich überaus dich hier zu treffen und zu sprechen ich gebe aber auch zu das ich neugierig bin was geschehen ist das dich in die Stadt geführt hat."


    Der Tod des Kaisers und seine "Nachfolge" konnte es in Varus Augen ja nicht gewesen sein. Das war ja schon länger her. Oder war es die Heirat von Aviana? Die sollte ja aber auf Zypern statt finden soweit Varus gehört hatte.

  • Auf den ersten Blick schien Varus ein direkter und energischer Charakter zu sein. Das gefiel Geminus.


    "Ich stehe jederzeit gerne bereit Dein Werk zu verkosten!"


    Varus fragte beinahe sofort nach seinem Aufenthaltsgrund. Direktheit und Offenheit fand Geminus äußerst erfrischend.


    "Du bist direkt. Vielleicht sollten wir uns nun aber einen diskreteren und geräumigeren Platz suchen, was Milo? Geht voran ihr beiden."

  • Es gefiel Milo mit seinem Großvater nach langer zeit einmal wieder ein Gespräch zu führen, dass nicht nur anspruchsvoll, sondern eben auch aufschlussreich war. Da verzieh er es auch, wenn sein Großvater in seinen Erinnerungen schwelgte. Großväter durften so etwas und es war ja auch nicht recht uninteressant.
    Doch wie immer waren die schönsten Gespräche rasch wieder am Ende, doch das war jetzt nicht einmal so schlimm. Milo war klüger und wusste, was er wissen wollte und zudem waren jetzt zwei Menschen, die er gerne hatten mit ihm an einem Ort und das entschuldigte alles.
    Dann hielt Milo sich etwas zurück und ließ die Erwachsenen kurz alleine reden. Er hörte zu und schmunzelte. Varus war wirklich ein Landei, aber ein liebenswertes und zur Sache kam er auch gleich. Er fragte nach dem Grund für Großvaters Kommen, etwas, dass auch Milo noch nicht in Erfahrung gebracht hatte. Als er gehört hatte, was passiert war war er nach Rom gekommen. Aber das konnte nicht alles sein. Vielleicht wollte er jetzt die neusten Entwicklungen an forderster Front erfahren oder einfach nur den Trauerfeierlichkeiten beiwohnen. Er würde es ja bestimmt noch erfahren. Aber erst wollte sein Großvater in eine gemütlichere Atmosphäre überwechseln und wollte Beide vorschicken. Nicht mit Milo. Er wusste ja, dass sein Großvater ein ganzes Stück gebrechlicher geworden war.
    "Verzeih, dass ich dir widerspreche Großvater, aber das werde ich nicht tun. Was wäre ich für ein Enkelsohn, wenn ich dir nicht als Stütze dienen würde? ", meinte er in einem strengen Ton, aber einem freundlichen Lächeln im Gesicht.

  • Varus nickte dem Älteren kurz zu und bedankte sich so für das Kompliment. Er wollte Geminus eben selber schon einen Arm anbieten ließ dann aber natürlich Milo den Vortritt. Schließlich war es sein Großvater und er auch der Hausherr... also solange Geminus nicht wieder länger hier einziehen würde. So ließ er Großvater und Enkel also den Vortritt und war gespannt wohin Milo sie führen würde.

  • "Nun, dann wollen wir mal schauen, wie sich die Helvetier so präsentieren." Kaum im Atrium angekommen unterzog Laevina Wandbemalung, Einrichtung und Bodenfliesen einer genauen Bestandsaufnahme und nickte nach einer Weile gönnerhaft. "Nun ja, sieht alles soweit in Ordnung aus, allerdings wäre es schön, wenn diese Sitzgelegenheiten den Gästen auch angebotene würden, findest du nicht auch, Sedulus?" Die alte Germanica schüttelte missbilligend den Kopf und pockerte dreimal bekräftigend mit ihrem Krückstock auf den Boden. "Zumal die Helvetier doch meines Wissens nach einen uralten Sack in der Familie haben, da müssten ihnen doch klar sein, dass man ältere Leute nicht stundenlang in der Gegend rumstehen lässt. Aber nun gut, Feingefühl ist nunmal nicht jedermanns Sache..." Laevina, die deutlich fitter war, als ihr ständiges Gejammer vermuten ließ, stieß einen kleinen, schicksalsergebenen Seufzer aus und drehte sich dann zu ihrem Schwiegerenkel um. "Ich bin gespannt, wer uns hier in Empfang nehmen wird, Sedulus. Kennst du irgendeinen von den Helvetiern persönlich?"

  • Nach den Anweisungen in der Küche war Rachel schnell ins Triclinium geeilt, um von dort einige Korbsessel zu holen. Bereits hinter dem Vorhang vernahm sie die Stimmen der Gäste, war sich nicht sicher, ob zwei oder mehr Sitzgelegenheiten von Nöten waren. Zuerst griff sie sich einen, schlug den Vorhang zur Seite und schob ihn hinaus ins Atrium. Genau in dem Augenblick hallte ein Klopfen durch die Halle und die Schwarzhaarige konnte nicht umhin, mit einem Räuspern zu antworten, ging aber gleichzeitig zurück, um einen weiteren Sessel zu holen.
    Ich bin gleich zur Stelle. Sie rief nicht sonderlich laut, dennoch hallte es und ließ sie wiedererwartend errötend. Da sie jedoch gleichzeitig einen der Sessel aufnahm und den Kopf dabei senken musste, konnte ihr Gesicht nicht eingesehen werden, als sie sich näherte und die erste Sitzgelegenheit zurecht schob. Willkommen in der Casa Helvetia. Kam die Begrüßung freundlich und offen lächelnd, jetzt auch in der Stimmlage gedämpfter und weniger errötend.
    Ich bin Rachel, die Haushälterin von Helvetius Varus, nach dem Herrn den Hauses wurde bereits geschickt. Den Zweiten trug sie genau so schnell und auf die gleiche Art und Weise vor Ort, schob ihn neben den Ersten. Bitte Platz zu nehmen und über mich zu verfügen.

  • Zitat

    Original von Germanica Laevina
    "Nun, dann wollen wir mal schauen, wie sich die Helvetier so präsentieren." Kaum im Atrium angekommen unterzog Laevina Wandbemalung, Einrichtung und Bodenfliesen einer genauen Bestandsaufnahme und nickte nach einer Weile gönnerhaft. "Nun ja, sieht alles soweit in Ordnung aus, allerdings wäre es schön, wenn diese Sitzgelegenheiten den Gästen auch angebotene würden, findest du nicht auch, Sedulus?" Die alte Germanica schüttelte missbilligend den Kopf und pockerte dreimal bekräftigend mit ihrem Krückstock auf den Boden. "Zumal die Helvetier doch meines Wissens nach einen uralten Sack in der Familie haben, da müssten ihnen doch klar sein, dass man ältere Leute nicht stundenlang in der Gegend rumstehen lässt. Aber nun gut, Feingefühl ist nunmal nicht jedermanns Sache..." Laevina, die deutlich fitter war, als ihr ständiges Gejammer vermuten ließ, stieß einen kleinen, schicksalsergebenen Seufzer aus und drehte sich dann zu ihrem Schwiegerenkel um. "Ich bin gespannt, wer uns hier in Empfang nehmen wird, Sedulus. Kennst du irgendeinen von den Helvetiern persönlich?"


    Sedulus konnte nicht umher und mußte ob der Bemerkung Laevinas schmunzeln. Allerdings wo sie recht hat...


    Tja, was soll ich sagen. Es ist halt nicht überall so wie bei uns. Und ob der Senator Helvetius noch hier verweilt oder sich auf ein Landgut zurückgezogen hat, kann ich auch nicht sagen. Ich weiß nur, dass man ihn eh selten genug im Senat zu Gesicht bekommt. Aber so ist das halt nun mal.


    Dabei zuckte Sedulus mit den Schultern als auch schon eine Sklavin mit Sesseln in der Hand ankam.


    Ah siehst du, da sind doch deine Sitzgelegenheiten...


    Meinte er zu seiner was auch immer und setzte sich.

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