• "... multis Lais amata
    viris ...“


    "... die von vielen Männern
    geliebte* Lais ...“


    - Ovidius -



    Langsam, unaufdringlich, aber stetig, begann ein Duft Massa zu umschweben. Ein Duft nach einem warmen Frühlingstag voll blühender Feigenbäume, nach der erfrischenden Kühle des türkisblauen Meeres, gepaart mit der erhabenen Note edlen Weihrauchs, in einen sanften Morgen voll Müßigkeit hinausgeblasen. Der Duft nach Frauen, die ausgelassen über den Strand tollten.
    Ihm folgte ein Mädchen, das längst den Titel einer jungen Frau verdiente, es strich sich das braune Haar aus dem zarten Gesicht ...


    Sim-Off:

    * geliebt im Sinne von gevögelt

  • Noch in Gedanken um die Geschehnisse im Büro bemerkte Massa plötzlich diese Veränderung in der Geruchswelt der Gänge. Noch verwirrt ob des süssen Duftes sah er sich um und da war sie..... Lais, die Sklavin seines Vaters.
    Lange, als er noch jünger war, hatte sich Massa Gedanken darüber gemacht, was sie wohl im Haushalt der Vinicier tat. Man sah sie nie bei irgendwelchen Arbeiten. Erst später, als Massa älter wurde und verstand, welche Bedürfnisse Männer hatte, wurde ihm klar, warum Lais in diesem Hause weilte.


    Immerschon war Massa fasziniert von der Schönheit und Anmut der Sklavin, doch viel gesprochen hatte er nie mit ihr.

  • Aus honigbraunen Augen sah sie den jungen Mann an, der hier so verirrt durch die Gänge der Villa strich. Sie war älter als Massa, der Sohn und Erbe des Hauses Vinicia Luciana.
    "Einen schönen Tag der Herr. Freude und Genuss sollten das Leben eines Menschen zieren“, sprach sie unverwandt wie es ihre Art war und blitzte ihn freimütig an ... und rechnete damit, dass sich der junge Vinicius an ihr vorbeischieben würde.
    Die Haut ihrer provokant entblößten Schultern schimmerte sanft bräunlich, das Licht tanzte verspielt auf ihren nackten Armen.


    Lais kam ihrer Aufgabe gern nach. Lucianus war nicht unattraktiv für sein Alter – und überhaupt hatten reife Männer ihren ganz eigenen Reiz. Und er war rücksichtsvoll zu ihr. Was konnte man sich mehr wünschen?

  • Ein bisschen Zeit war Lais für den Garten geblieben. Auch wenn Lucianus‘ Leibsklave immer empfindlich darauf achtgab, dass ihre Hände nicht zu sehr in Mitleidenschaft gezogen wurden. Deshalb durfte sie auch nicht viel mehr, als ein bisschen Verblühtes wegzupfen.
    Aber hauptsächlich fühlte sie sich für Lucianus zuständig. Der wie üblich von seiner Ehefrau vernachlässigte Mann war ihr irgendwie ans Herz gewachsen.


    Sieh an, Massa antwortete.
    Das Kindliche, Offene war ihr geblieben und so lächelte sie ihn jetzt an. "Gern. Ganz genau, Laïs.“
    Dann schlug sie entsetzt die Hände vors Gesicht. "Was, aber wieso das denn?“

  • Massa schüttelte den Kopf, verzweifelt, machtlos schien er zu sein


    "Du würdest es nicht verstehen, Lais....." sagte er und obwohl es sich so anhörte, meinte Massa es nicht abwertend "..... die Wege der Götter sind unergründlich und halten manchmal eigenartige Überraschungen für uns bereit!"

  • Sofort runzelte Lais die Stirn.
    „Wie meinst du das, nur weil ich eine Sklavin bin, verstehe ich nicht?
    Na los, stell mich auf die Probe!“
    , forderte sie provokativ. „Was bedrückt dich?“

  • Etwas verlegen war Massa, er wollte die hübsche Sklavin nicht beleidigen. Sein Vater hatte ihn gelehrt jeden mit dem gebührenden Respekt zu behandeln, auch Sklaven, obwohl die Mehrheit sicher meinte, dass jenen gar kein Respekt gebührte.


    "Verzeih, Lais, ich wollte dich nicht ....... naja, du weißt schon.... es geht um meinen Vater, er hat mir gerade soviel Dinge anvertraut und aufgetragen, wo selbst ich nicht verstehe, warum oder wieso..... wie sollst du es dann verstehen, die mit dem Ganzen gar nichts zu tun hat!"

  • "Schon in Ordnung“, wiegelte die junge Frau ab. Er hatte sich ja entschuldigt.
    "Au“, war Lais‘ lautmalerische Antwort. "Du hast recht, von sowas hab ich wirklich keine Ahnung.“
    Ein sorgenvolles Lächeln huschte über ihr Gesicht. "Weißt du, dein Vater hat gerade eine schwere Zeit. Die Politik und so weiter, du verstehst“, plauderte sie soweit aus dem Nähkästchen, wie das für sie und den jungen Herrn nachvollziehbar war.
    "Aber glaubt du denn, du bekommst das halbwegs hin, was dein Vater von dir will?“

  • "Ich hoffe es und ich werde mein Bestes geben!" antwortete Massa brav auf die Frage der Sklavin und wahrheitsgemäß war es auch, denn Massa hatte nichts anderes vor, als dies.


    "Aber dennoch..... es macht mir.... Sorgen!"

  • "Na dann … mehr kannst du nicht tun, junger Mann“, lächelte sie. War schon nett, sich so mit ihm zu unterhalten.
    Unter den Sklaven stand sie leider immer noch am Rand, Phaeneas war der einzige, mit dem sie überhaupt etwas zu tun hatte. Leider interessierte er sich nicht für sie, kümmerte sich zwar um Lais, aber bemühte sich nicht wirklich um sowas wie eine Freundschaft.
    Es war seltsam, Lucianus‘ Leibsklave schien irgendwie alles zu haben, was er wollte. Und das war nicht viel.


    "Sorgen … Das bringt dir doch nichts. Beschäftig dich doch lieber mit schöneren Dingen, verschwende deine Zeit nicht so ... Carpe diem!“
    Mit einem verspielten Lächeln trat sie einen Schritt näher, setzte den auf weiches Ziegenleder gebetteten zarten Fuß auf den Mosaiksteinchen ab

  • "Carpe Diem?" fragte Massa nach und begann indessen für kurze Zeit die Sorgen zu vergessen. Er bemerkte erst jetzt wieder, wie wunderschön die Sklavin war und begann sich zu fragen, wie es denn wäre, sie zu berühren, sich von ihr berühren zu lassen..... die Gedanken eben eines jungen Mannes, der mitten in der Entwicklung steckte.....

  • "Ja, natürlich, Carpe Diem! Genieße den Tag! Und zwar jeden einzelnen. Nimm ihn so, wie er kommt, und nutze jede Gelegenheiten, ihn dir so angenehm wie möglich zu machen“, unterwies sie Massa in der Lebenskunst.
    "Was machst du denn so, in deiner Freizeit, junger Herr? Wenn du nicht gerade etwas für die Familie tust?“, fragte sie in lockeren Plauderton nach.

  • "Ja, siehst du. Das sind schon wieder Sachen, die du für deine Familie tust. Triffst du dich denn nie mit Freunden, schlenderst über irgendwelche Märkte?“ Traurig aber wahr. Lais war so sehr in Lucianus‘ Tagesablauf eingebunden, dass sie keine Ahnung vom Leben seines Sohnes hatte.
    "Mir musst du keine schönen Geschichten über den braven Senatorensohn erzählen. Ich bin nur eine Sklavin und ich lebe mitten unter euch Senatoren und Senatoren in spe.“ Sie zwinkerte.

  • Massa lächelte ein wenig, nahm sie am Arm und zog sie weiter, so dass sie nun gehend über die Gänge schlenderten.


    "Nunja, ab un an mache ich das, aber Vater würde es ungern sehen..... ich glaube manchmal erinnert ihn das an seine Jugendzeiten.... ich weiß nur nicht, ob er mich davor beschützen will, oder ob er diese Zeiten einfach vermisst!"


    Dann sah Massa die Sklavin von der Seite an, musterte sie von Oben bis Unten....


    "Bei den Göttern..." murmelte er kaum hörbar

  • "Wahrscheinlich beides“, grinste Lais.


    "Was denn? Ich bin halt eine Frau. Die haben alle solche Formen“, meinte sie neckend. Ihr Blick verriet, dass sie kein bisschen so bescheiden war, wie sie tat. Sondern eben stolz, unendlich stolz darauf, eine Frau zu sein – also atemberaubend und unwiderstehlich (wenn man nicht gerade nur Männer so sah – oder niemanden)

  • "Allerdings bist du das!" nickte Massa eifrig "Kaum zu übersehen und wirklich formvollendet!"


    Für Massa stand dies außer Frage, viel anders als die Frage danach, was sein Vater denn eigentlich mit ihm anstellen würde, wenn Massa sich jetzt noch weiter vorwagen würde.....


    Doch wie bei vielen jungen Männern, war es auch bei Massa so, dass er sich im Angesicht einer solch schönen Frau nicht mit solchen Fragen, geschweige denn den Konsequenzen befassen konnte. Sein Hirn hatte wohl zuwenig Sauerstoffversorgung, um solche komplexe Fragen zu beantworten.


    Da blieben nur so einfache oberflächliche Fragen zu stellen wie


    "Woher kommst du eigentlich, Lais?"


    Den Göttern sei Dank, wenigstens den Namen wusste er noch.

  • Auf Lais‘ Gesicht erschien wegen des Kompliments nur ein liebes-Mädchen-Lächeln. Das war jeder ja auch, der sowas sagte, lieb. Und Massa war gerade dabei, bei ihr einen sehr guten Eindruck zu hinterlassen.


    "Wie meinst du das, Massa? Wo ich aufgewachsen bin? Oder meine Vorfahren?“ Letzteres hielten die meisten bei Sklaven für wichtig, auch wenn sich die wenigsten Sklaven noch auf eine bestimmte Gegend berufen konnten.

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