Triclinium | Cena de Usurpatore

  • Wieder einmal hatte Durus die Verschwörer in die Villa Tiberia geladen. Langsam ging man in die heiße Phase, denn heute wollte man bestimmen, wer der neue Imperator Caesar Augustus sein würde - wenn ihr Plan gelang.


    So war der alte Tiberier wieder einmal ein wenig nervös, während er auf der Kline liegend (sein Bein wollte und wollte nicht besser werden, sodass er seine Gäste lieber nicht stehend empfing) wartete, bis alle eintrafen.

  • Das Wohl des Imperium Romanum schien Gracchus in den letzten Tagen recht unbedeutend in Anbetracht der Widrigkeiten, welche sein eigenes Leben derzeitig durchkreuzten - die Dekreszenz der Sehfähigkeit seines Sohnes, die Zurückweisung Faustus' und seine unbeherrschte Reaktion darauf, welche in der Beschwörung der untergründigen Geister ihren Höhepunkt hatte gefunden, welche ihm nunmehr wieder verstärkt im Nacken saßen und ihren Tribut forderten, sowie die daraus resultierende Schlaflosigkeit, welche des Tages ihm mehr und mehr zu schaffen machte. Hätte nicht Sciurus ihn des Nachmittags daran erinnert, Gracchus hätte Tiberius' Einladung bereits wieder vergessen, so indes traf er rechtzeitig ein, jegliche Spuren seiner Sorgen hinter einer Maske aus Kontenance verbergend.
    "Salve, Tiberius Durus"
    , begrüßte er den Gastgeber und konnte sich noch immer nicht dazu durchringen, jenen nur mit seinem Cognomen zu bedenken, selbst da ihr Schicksal zu allem bereits bestehenden hinzu nun auch noch durch die Bande dieser Verschwörung waren verbunden.
    "Salve, Vinicius"
    , grüßte er sodann auch den zweiten Consular, bei welchem wiederum der Nomen gentile Gracchus beinahe noch zu unförmlich schien, verband ihn doch mit jenem nichts sonst als diese Verschwörung - obgleich dies bereits durchaus ein beträchtliches Band war.

    cdcopo-pontifex.png flavia.png

    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Natürlich war auch Sextus erschienen, als sein Patron ihm eine Einladung ausgesprochen hatte. Und so betrat er die Villa Tiberia nur Augenblicke nach Flavius Gracchus, dem Cousin seiner Frau, und schloss sich dem allgemienen Begrüßen an.
    “Salve, Patron“ grüßte er den Mann seiner Cousine förmlich als ersten. Immerhin war er Gastgeber, Consular und nicht zuletzt sein Patron, und sollte diese Verschwörung funktionieren, würde er Sextus großes Sprungbrett sein. Abgesehen davon, dass er immernoch hoffte, ihre Beziehung würde noch besser, zumal sie jetzt verschwägert waren.
    “Vinicius“, grüßte er den nächsten noch förmlicher und höflicher. Beim letzten Mal waren sie leidlich aneinandergeraten, da Sextus den Vorschlag des Mannes zur weiteren Öffnung ihrer Gruppe als zu gefährlich eingestuft hatte. Er wollte eventuelle Gräben nicht vertiefen.
    Zuletzt schließlich war da ein weiterer Schwippschwager. Soweit Sextus das wusste, waren er und Nigrina „echte“ Cousin und Cousine, wobei das alles oder auch gar nichts heißen konnte. Grund genug jedenfalls, ihn mit “Salve, Flavius Gracchus“, zu begrüßen und so zumindest den Grundtenor der Vertraulichkeit anzuschlagen, der unter Verschwägerten üblich war.
    Fehlten eigentlich nach Sextus' Kenntnisstand nur noch der Sohn seines Patrons und Avianus. Sofern sein Patron nicht noch weitere Gäste geladen hatte.

  • Die Gäste kamen relativ rasch aufeinander und Durus begrüßte sie jeweils freundlich und wies ihnen dann (entsprechend ihrer Rangfolge, also exakt wie beim letzten Mal) ihre Plätze am Tisch zu. Allerdings hatte es das Gefühl, dass die Situation inzwischen ein wenig angespannter war als bei den vorherigen Treffen - die Sache wurde langsam ernst...


    "Im Senat ist es ruhig zur Zeit, nicht wahr?"


    begann der alte Tiberier dennoch ein unverfänglicheres Thema. Man konnte meinen, die Senatsferien wären in den Iulius vorverlegt worden...

  • Natürlich war Avianus auch eingeladen und zog es natürlich in Erwägung, zu einem derart wichtigen Treffen auch zu erscheinen. Denn es ging nicht nur um ein einfaches Treffen, nein, es war nicht einmal eine einfache, kleine politische Verbrüderung gegen einen unbliebsamen Mitsenator. Viel mehr war es als das: Es war eine Verschwörung großen Ausmaßes. Es war eine Verschwörung, die Rom verändern konnte. Oder sollte man eher sagen, die Rom retten musste?
    Avianus kam nicht ganz rechtzeitig an, doch rechtzeitig genug, um sein späteres Kommen noch als charmant durchgehen zu lassen. Er wurde von einem Diener des tiberischen Hauses in das Triclinium geführt, just als die Worte des ehemaligen Consulars verschallt waren.


    "Die Ruhe vor dem Sturm, möchte man meinen", wandte er im Hineingehen ein und grüßte, wie es sich gebührte, nach Rangfolge der Anwesenden: "Salve, Tiberius. Salve Vinicius." Er machte eine Pause, wandte sich dann den anderen beiden Gästen und Mitverschwörern zu. "Salve Flavius. Salve Sextus." Lupus konnte er immerhin persönlich grüßen. Wegen der familiären Bindung, wenn man es so sagen konnte. Doch im Grunde waren sie alle im selben Boot, verschworen gegen einen Feind, der mächtig war und auch ihr Ende bedeuten konnte, würde ihr Unterfangen scheitern.
    Diesen Ernst der Lage immer im Hinterkopf, ließ sich der Aurelier seinen Platz zeigen und legte sich hin.

  • Als Avianus eintrat, wusste Durus für einen Moment nicht, ob er zufrieden lächeln oder nachdenklich dreinblicken sollte. Man konnte tatsächlich nicht wissen, wie sich die Dinge entwickeln würden - vielleicht würde der Sturm heftiger werden, als sich das irgendwer wünschen konnte...


    "Salve, Aurelius. Dann sind wir ja komplett und können mit dem Essen beginnen!"


    stellte der alte Tiberier fest und bot auch dem Nachzügler seinen Platz. Dass Ahala - wie üblich - noch nicht anwesend war, war zum einen zu erwarten gewesen, zum andern nicht weiter problematisch, da er ohnehin selten etwas sagte.


    Als Vorspeise wurden Meeresfrüchte in einer säuerlichen Sauce gereicht, davor gab es wie üblich ein wenig Mulsum. Durus begann das Tischgespräch mit einigen Geschichten aus den Gerichtshallen, wo er zuletzt einen älteren Herrn und seine Frau vertreten hatte, die einem betrunkenen Pöbler, der ununterbrochen an ihre Haustür geschlagen hatte, einen Nachttopf auf den Kopf geworfen hatten. Unglücklicherweise hatte das ungewöhnliche Wurfgeschoss den jungen Mann tödlich getroffen und - noch unglücklicher - hatte es sich um den Sprössling des Procurator Annonae gehandelt, der prompt Anzeige wegen Totschlags erstattet hatte. Wie es sich herausgestellt hatte, war der junge Mann schon öfter vor dem Haus aufgetaucht, da die Tochter des Hauses offensichtlich sein Interesse geweckt hatte - es war zu einem Freispruch gekommen.


    Zum Hauptgang, der aus einem scharf gewürzten Schweinebraten und gedünstetem Sommergemüse bestand, berichtete Durus dann von den neuesten Schandtaten des Praefectus Urbi. Insbesondere erging er sich über die Einsetzung des Marius Turbo als Legatus Augusti pro Praetore in Dacia, wo immerhin zwei Legionen und eine Ala Milliaria lag.


    Damit ging die Sache langsam in die gewünschte Richtung und nachdem die Sklaven die Nachspeise aufgetischt hatte - es gab süßen Kuchen, der mit Rosinen gespickt war - gab Durus Lukios das Zeichen, die Sklaven hinauszuschicken. Als der Sklave dann die Tür verschlossen hatte, legte Durus seine Serviette beiseite und sah ernst in die Gesichter der Anwesenden.


    "Meine Herren, wie wir sehen, drängt die Zeit. Ich werde daher ohne Umschweife zur Sache kommen: Wir haben uns heute versammelt, um uns über einen potentiellen Nachfolger für Valerianus zu einigen.


    Ich hatte angekündigt, meine Augen und Ohren offen zu halten und habe daher einen möglichen Kandidaten ausgemacht. Es handelt sich um den Consular Appius Cornelius Palma. Da manche ihn vielleicht nicht näher kennen dürften - er war in den letzten Jahren etwas ruhiger um ihn geworden - möchte ich kurz etwas zu seiner Vita sagen:


    Er stammt aus dem angesehenen und bereits seit vielen Generationen im Senat befindlichen Haus der Cornelii und diente unter dem göttlichen Traianus im Krieg gegen die Daker. Hier wurde er bereits mit dem damaligen Kaiser bekannt und schloss - das kann man wohl sagen - etwas ähnliches wie Freundschaft mit ihm. Wie wir wissen, verstarb Traianus aber kurz darauf, sodass auch Palmas Karriere nicht allzu stark befördert werden konnte. Zumindest hielt er sich jedoch während der Wirren weitgehend heraus.


    Er bekleidete Volkstribunat und Praetur und diente unter Iulianus als Iuridicus in Mauretania, dann als Legionslegat der VIII Augusta in Germania. Während seiner Zeit dort machte er sich auch bei den Aufständen unter Germanicus Sedulus verdient und wurde von Iulianus ausgezeichnet. Scheinbar gewann er dort auch das Wohlwollen des Kaisers, denn DCCCLV A.U.C. folgte dann ein Consulat, dann die Cura Aquarum in Rom und schließlich das Legatenamt in Syria, wo er ebenfalls militärischen Ruhm bei einigen kleineren Aufständen erwarb. Iulianus ließ dementsprechend DCCCLVII A.U.C. sogar ein zweites Consulat zu, ehe er nach Asia ging - als Amtsvorgänger von Calpurnius Piso.


    Zur Zeit ist er wieder in Rom, kommt regelmäßig in den Senat und unterhält Kontakte zu einigen Kreisen, die im unsrigen bisher noch nicht vertreten sind - allerdings meldet er sich, wie gesagt, nicht allzu häufig zu Wort, was wiederum den Vorzug hat, dass er meines Erachtens bisher kaum eine senatorische Partei gegen sich aufgebracht hat.


    Ich habe in letzter Zeit hin und wieder mit ihm gesprochen - unter anderem auf meiner Hochzeit, wer ihn gesehen hat. Ich denke, er wäre eine geeignete Möglichkeit: Zum einen sieht er den aktuellen Kaiser kritisch - ohne dies allerdings weit zu verbreiten - andererseits ist er ein verdienter General des Divus Iulianus, sodass es eine gewisse Bindung an das Kaiserhaus gibt, die seine Einsetzung vielleicht nicht völlig abwegig erscheinen lassen. Darüber hinaus erscheint er mir als Mann mit guten Einstellungen und als Verfechter der Mores Maiorum, während er zugleich ein gewisses Ansehen als Soldat und zwei Consulate vorzuweisen hat.


    Der Nachteil ist selbstverständlich, dass wir alle ihn nicht besonders gut kennen und ich ihn noch nicht in unsere Verschwörung eingeweiht habe. Nach allem, was ich mit ihm reden konnte - vor allem nach ein paar Bechern Wein, die die Wahrheit etwas klarer zutage treten ließen, dürfte seine kritische Einstellung gegenüber Valerianus und vor allem Vescularius ausreichen, um ihn auf unsere Seite zu bringen - vor allem, wenn ihm dafür der Kaisertitel winkt.


    Dennoch habe ich auch noch eine Alternative anzubieten, die - besonders im Augenblick"


    Er sah kurz zu Lucianus, der direkt neben ihm den Platz des Ehrengastes einnahm.


    "absolut naheliegt. Ich spreche natürlich von dem hier anwesenden Vinicius Lucianus. Wie wir wissen, hat er sich ex caligae aus dem Militär zum Senator hochgearbeitet, war DCCCLVI A.U.C. Consul und war Statthalter in Germania - dem damals noch ganzen. Darüber hinaus ist er mit Aelia Paulina, einer leiblichen Cousine von Valerianus verheiratet und war Klient des Divus Iulianus, was seine Wahl als potentieller Ersatznachfolger durchaus plausibel machen könnte. Der hervorstechendste Vorteil ist aber sicherlich, dass wir alle ihn kennen und schätzen und von seiner Weisheit und seinen lauteren Zielen absolut überzeugt sein können."


    Nun lächelte er Lucianus an. Natürlich hoffte er, dass dieser seit dem letzten Gespräch noch einmal in sich gegangen war, seine Chancen und Risiken abgeschätzt hatte und daher heute sagen, ob er dieses Amt anstreben wollte - und ob er wirklich ein geeigneter Kandidat war!

  • Als sein Patron den möglichen neuen Kaiser vorstellte, hörte Sextus aufmerksam zu. Militärische Erfahrung, Bekanntschaft mit dem vergöttlichten Vorgänger des jetzigen Kaisers, alte Familie, Consular... klang alles schonmal nicht schlecht. Natürlich hätte Sextus es allemal berauschender gefunden, wenn der Mann eine leicht lenkbare Marionette gewesen wäre. Daraus hätte er persönlich weit mehr Profit schlagen können als durch einen Mann, der ganz offensichtlich schon genug erlebt hatte, um ein eigenes Selbstvertrauen zu haben und eben jenes auch weiterzuentwickeln, wenn er dann Kaiser war. Ob er sich da an diejenigen erinnern würde, die ihm zu der Ehre verholfen hatten, blieb abzuwarten und war ein gewisses Risiko. Auch, dass Durus den Mann erst betrunken gemacht hatte, ehe er ihn ausgehorcht hatte, machten die Informationen über dessen Einstellung nicht unbedingt valide und reproduzierbar. Alles in allem also dennoch ein nicht unerhebliches Risiko, und Sextus mochte keine Risiken. Aber dennoch eine solide Wahl.
    Auch dann noch, als sein Patron die andere Alternative vorschlug. Sextus hatte beschlossen, sich da nun etwas dezent zurückzuhalten, um anderen erst das Wort zu überlassen, was den Vinicier anging. Er wollte nicht der einzige sein, der in eine bestimmte Richtung argumentierte, und vielleicht wäre dies darüber hinaus auch gänzlich überflüssig, so andere das Wort ergriffen. Sollte die Möglichkeit bestehen, dass der Vinicier der neue Kaiser würde, wollte er ihrer beider Beziehung auf einem neutralen Stand halten, so lange dies möglich war.
    “Nur eine kurze Zwischenfrage, Patronus, da du es nicht extra erwähnt hast. Entstammt dieser Cornelius dem patrizischen oder plebejischen Teil seines Geschlechts?“ Für die Cornelii gab es immerhin beides, wobei Sextus klar die Patrizier bevorzugte. Aus ganz praktischen Gründen, immerhin war so ein Mann den Ihren hoffentlich auch mehr zugetan als der Praefectus Urbi dies war. Da Durus aber nichts erwähnt hatte, war die Nachfrage hier vonnöten, wenngleich dessen eigene Abstammung die von Sextus präferierte wahrscheinlicher machte.

  • "Der patrizischen..."


    meinte Durus - wobei man allerdings sagen musste, dass Palma damit nicht unbedingt hausieren ging. Dann sah er wieder zu Lucianus - solange er nichts sagte, würden die anderen es schwer haben einen Kommentar abzugeben, ohne ihn möglicherweise zu zurückzusetzen. Er musste seine Position zumindest zur Disposition stellen, dass man sich frei entscheiden konnte, ohne ihn zu beleidigen.

  • Nachdem Durus mich jetzt schon zum wiederholten Male ansah, erkannte ich dann doch die Notwendigkeit das Wort zu ergreifen.


    "Wehrte Mitstreiter, wie ihr wisst konnten wir beim letzten Male nicht wirklich einen aus unseren Reihen finden, der sich bereit erklärte, sich der Sache zu stellen. Ich hatte allerdings die Möglichkeit mir die Sache einige Tage durch den Kopf gehen zu lassen und bin zu dem Entschluss gekommen, dass ich selbst, der aus diesem Kreise stammt und nicht erst überzeugt werden muss, eine Alternative darstellen könnte.
    Somit überlasse ich euch die Wahl zwischen dem schon vorgeschlagen und meiner Person, der ich alle bekannten Vorteile mitbringen würde um diese verantwortungsvolle, aber auch gefährliche Rolle in diesem Umsturzes zu übernehmen!"


    Sim-Off:

    Ich bin jetzt eine Woche auf Urlaub und ihr könnt das diskutieren, Durus kann sich den Großteil der auftretenden Fragen zu der Person Lucianus beantworten.... so und jetzt ab nach Aegyptus ;)

  • Ahala, der darauf gebaut hatte,bislang nur das Vorgeplänkel dieses erneuten Treffens verpasst zu haben, merkte direkt nach seinem Eintreten an den Worten des Viniciers, dass er in dieser Hinsicht offensichtlich falsch gelegen hatte. Da eine lautstarke Entschuldigung plus Begrüßung selbst ihm als normalerweise recht dickfelligem Menschen diesem Moment höchst unpassend erschien, beließ er es bei einem entschuldigenden Begrüßungsnicken in alle Richtungen und nahm so schnell wie möglich den ihm zugedachten Platz auf einer der Klinen ein. Keine Sekunde zu früh, denn kaum hatte er sich niedergelegt, da hörte der Vinicius auf zu sprechen, und es trat für einen kurzen Moment Stille ein. Ahala warf einen schnellen Blick hinüber zu seinem Vater, in der Hoffnung dessen Präferenz in dieser Angelegenheit an seinem Mienenspiel ablesen zu können. Dass er sich hier als erster äusserte, erwartete vermutlich ohnehin niemand, war er doch in dieser höchst illustren Runde der mit der geringsten politischen Reputation und Erfahrung.

  • Avianus hatte sich an jenem Abend bis zum eigentlichen Hauptthema eher schweigsam gegeben und tat dies auch weiterhin, als die Nachspeise serviert wurde und man sich daran bedienen konnte. Es ging um ein nicht unerhebliches Thema, die Nachfolge des Kaisers, wenn sie die Tat und den Sturm danach überlebten und dem Treiben des Praefectus Urbi ein Ende setzten. Er lauschte den Worten des Tiberiers sehr aufmerksam und ließ dafür auch das Essen beiseite liegen. Der mögliche Kandidat schien sehr geeignet als neuer Kaiser, doch beherbarg dies auch ein kleines Risiko, was Bedenken in ihm hervorrief. Sie mussten den Mann erst noch einweihen, würden jemanden auf den Kaiserthron setzen, dessen Intentionen sie noch gar nicht so genau kannten, war der Werdegang noch so üppig gefüllt mit hochdekorierten Ämtern. Kurzum: Der Mann bot sich an und schien fähig zu sein, aber er hatte keine Ahnung von der Verschwörung und man konnte nie wissen, ob so weit gehen würde. Oder ob er nicht letzten Endes dafür sorgte, dass sie alle ans Kreuz genagelt wurden.


    Nachdem Lucianus sich geäußert hatte und der Sohn von Durus auf die Bildfläche trat, wartete Avianus einen kurzen Moment, blickte sich um, ob jemand etwas sagen wollte.
    "Ich spreche mich eher dafür aus, Vinicius als neuen Kaiser einzusetzen", ergriff er anschließend das Wort, "Zuerst bin ich vollkommen davon überzeugt, dass Vinicius ein fähiger und über alle Zweifel erhabener Kaiser wäre, zum anderen habe ich Bedenken bei dem anderen vorgeschlagenen Kandidaten: Du erwähntest, Tiberius, dass er nicht eingeweiht in unsere Verschwörung sei. Darin sehe ich ein unnötiges Risiko. Und selbst wenn er uns nicht vorzeitig aufdeckt, so habe ich trotz des ruhmreichen Werdegangs die Befürchtung, dass wir seine wahren Intentionen nur schlecht sehen können, wenn wir ihn nicht alle besser kennen. Wer garantiert uns, dass er uns nicht alle hinrichten lässt, wenn wir ihm nicht mehr von Nutzen sind?"

  • Erfreulicherweise äußerte sich Lucianus - unerfreulicherweise aber nicht so, wie Durus es erhofft hatte. Er verzichtete darauf, noch einmal den fragwürdigen Punkt mit seinen Militärkontakten anzusprechen, sondern äußerte quasi direkt, dass er Interesse am Kaiserthron hatte und sich klar als bessere Wahl betrachtete - womit die Männer mit geringerem Ansehen in der Runde auch kaum die Möglichkeit hatten, realistisch abzuwägen: Entweder, man entschied sich wie Avianus für ihn, oder man sprach sich gegen ihn aus und stellte sich seinen Wünschen in den Weg.


    "Ich kenne Cornelius ganz gut und bin sicher, dass er ein Mensch ist, der sich an erhaltene Wohltaten stets erinnert und revanchiert. Ebenso bin ich sicher - wie gesagt - dass er unsere Verschwörung begrüßen wird."


    bemerkte er dennoch, ohne ganz klar zu machen, ob er den Vinicier ablehnte oder einfach beide Seiten darstellen wollte. Tatsächlich war er sich nicht ganz sicher, ob Lucianus so eine schlechte Wahl war...

  • Obgleich der Kuchen, insbesondere die fruchtigen Rosinen darin, Gracchus überaus mundeten, so konnte das süße Aroma doch nicht hinwegtäuschen über die Ernsthaftigkeit der Angelegenheit, welcher sie sich simultan widmeten. Dennoch hatte Durus nicht nur bei der Wahl der Speisen guten Geschmack bewiesen, sondern ebenso bei der Auswahl eines potentiellen Nachfolgers für den Thron des Imperators, denn Cornelius Palma schien auch Gracchus überaus adäquat. Er hatte ihn kennen gelernt auf einer Festivität seines Freundes Cornelius Scapula, welcher weitläufig mit Palma war verwandt, schätzte zugleich an ihm, dass wenn er im Senat das Wort erhob dies stets überaus bedacht, voller Vernunft und selten unnötig tat, wiewohl er den Mores Maiorum verhaftet war, was sich unter anderem darin zeigte, dass Palma des öfteren Präsenz zeigte bei der Ausrichtung öffentlicher Feiertage. Dass der Cornelier den Machenschaften des Prafectus Urbi, wiewohl somit des Imperators einigermaßen kritisch gegenüber stand, dies verwunderte Gracchus zudem nicht, hatte der Vescularier doch weder Achtung vor den guten Sitten, noch den patrizischen Familien, wiewohl zweifelsohne jeden halbwegs intelligenten Menschen diese akuten Misstände im Imperium Romanum mussten sekkieren. In Gedanken legte er ob dessen bereits einige affirmierende Worte sich zurecht, den Vorschlag des Tiberius zu unterstützen, als dieser eine weitere Option ankündigte und Vinicius Lucianus vorschlug. Ob dieser überraschenden Wendung konnte Gracchus nicht verhindern, dass seine linke Braue sich deutlich in die Höhe schob, dort weiter verharrte bis dass der Vinicier seine Worte hatte gesprochen und auch dann noch nicht hernieder sank, als Aurelius Avianus sich für diesen aussprach, sich erst wieder entspannte, als Durus noch einmal für den Cornelier sprach.
    "Obgleich es durchaus begrüßenswert wäre, aus dieser unserer Bemühung einen kleinen Vorteil für uns selbst zu erhalten, zumindest jedoch keinen Na'hteil, so sollten wir nicht vergessen, um was es hier primär geht. Wir sind hier, um das Wohl des Imperium Romanum zu gewährleisten, um dafür Sorge zu tragen, dass die Konventionen und Tugenden unseres Volkes nicht weiter mit Füßen werden getreten von jenen, welche ihre Macht in selbstsü'htiger Weise ausnutzen, um sich und ihren Sympathisanten Vorteile zu verschaffen auf dem Rücken des gesamten Imperium. Wir sollten darob jenen Mann, welchen wir für bestmöglich erachten, dieses Reich zu führen, nicht aufgrund dessen wählen, ob dies uns selbst großen Nutzen einbringt, nicht einmal infolge dessen, ob uns dies selbst Schaden zufügt, sondern darob, ob dieser Mann eben der Bestmöglichste ist, welcher diese komplexe Ver..antwortung für das Wohl des Imperium Romanum und all seiner Bürger auf sich nehmen kann - denn sonstig sind wir in keinster Weise besser als jene, welche wir verachten."
    Er sprach dies vorwiegend zu Aurelius Avianus, um dessen Befürchtungen ob einer möglichen Hinrichtung ein wenig zu nivellieren. Lange hatte Gracchus mit dieser Ansicht gehadert, doch letztlich konnte er sich dem nicht widersetzen, was ihm über Jahre hinweg zu eigener Überzeugung war geworden, und hatte er sich erst einmal für eine Sache entschieden, so vertrat er dies Ansinnen mit aller Vehemenz bis dass ihn ein anderer eines besseren würde belehren. Obgleich er bisweilen das Wohl der Familie vor jenes des Imperium Romanum stellte, so war diese Angelegenheit doch zu wichtig, zu bedeutsam als dass das Ansehen der Familie, als dass sein eigenes Wohl, sein Leben gar dem hätte vorangestellt werden können. Er war dieser Tage von der Notwendigkeit ihres Handelns vollends überzeug und somit bereit, bis zum Äußersten zu gehen.
    "Gleichwohl bin ich ebenso davon überzeugt, dass Cornelius Palma, einmal in unsere Pläne ein..geweiht, dies Wissen nicht gegen uns wird verwenden, ist er doch ein Mann von zweifelsfreier Integrität. Ich stimme zudem Tiberius zu, dass seine Prämissen - seine Ansichten und Qualitäten, sein Werdegang wie auch seine Kontakte - überaus adäquat sind, um einen mehr als taugli'hen Kaiser hervorzubringen."
    Zu Vinicius Lucianus sagte er nichts weiter, hatten sie diese Causa seiner Ansicht nach doch bereits beim letzten Treffen ad acta gelegt und auch, wenn der Vinicier noch einmal in sich mochte gegangen sein, so hatte sich aus Gracchus' Sicht nichts daran geändert, dass derzeit keiner aus ihrem Kreise als künftiger Imperator war ausnehmend viabel, solange nicht all jene Männer, welche eben dies waren, zuvor nicht zur Verfügung standen, wiewohl es gerade für einen Mann, welcher sich von unten im Militär hatte empor gearbeitet, keinerlei dringende Notwendigkeit gab, schlussendlich steckte das Imperium nicht in den Wirren eines Krieges, so dass ein Kandidat sollte gewählt werden, welcher in allen Belangen die beste aller möglichen Ausbildungen hatte erhalten - wie es bei einem Patrizier zumeist und bei dem Cornelier zweifelsohne der Fall war - denn wozu waren sie sonst Patrizier, wenn nicht, um dem Staate voran zu stehen?

    cdcopo-pontifex.png flavia.png

    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Avianus sprach sich für den Vinicier aus – Sextus hätte darauf Wetten abschließen sollen, wiewohl dieses Unterfangen nicht unbedingt ein sportlicher Wettkampf sein mochte. Sein Patron hingegen hielt sich eher bedeckt und sprach sich weder für noch gegen einen der beiden Optionen aus. Allerdings glaubte Sextus eher weniger, dass dieser den Cornelius vorgeschlagen hätte, wäre er nicht auch für eben jenen als Kaiser.
    Sextus hielt sich dieses Mal zurück mit seiner eigenen Meinung, und so war es schließlich mit Flavius Gracchus der letzte der 'Großen' in ihrer Runde, der das Wort erhob und sich eindeutig für den Cornelier aussprach. Und Sextus nutzte das Ende seiner Rede, um nun seine Meinung zu sagen, ehe Avianus noch dazu kommen würde, dem Flavier zu widersprechen.
    “Ich muss Flavius zustimmen. Wiewohl meine Stimme als einer der am wenigsten Erfahrenen hier in dieser Runde wohl nicht jenes Gewicht hat wie das von euch verehrten Senatoren, so hoffe ich, dass ihr mir verzeiht, wenn ich eben jene dennoch nutzen möchte. Ich denke, wenn unser Anspruch ist, für eine gerechte Sache zu stehen, und dies nicht aus dem Grund unserer persönlichen Machterhöhung geschieht, was nichts weiter als ein Mord und ein Putsch wäre, sollten wir den geeignetsten Mann dafür auswählen. Der Cornelius ist Patrizier, was durch das gemeine Volk sicherlich wohlwollend aufgenommen werden dürfte.“ Soviel Heuchelei in so wenig Sätzen. Sextus war es im Grunde egal, ob ihre Sache rechtschaffen oder sonst etwas wäre, solange für ihn dabei nur genug heraussprang. Er hatte keinerlei moralischen Skrupel, die ihn an irgendetwas hindern würden. Für ihn existierte so etwas wie das Böse schlicht nicht. Es gab nur Konsequenzen aus getroffenen Entscheidungen, nichts weiter. Zu gut und böse deklarierten die Sieger die vergangenen Taten.
    Allerdings war er sehr dafür, wenn ein Mann seines Standes die Führung des Staates übernahm. Nicht, weil es richtig war – was der verbliebene, anerzogene Funken Anstand ihm dennoch einflüstern wollte -, sondern weil ihm dadurch größere Chancen zu erwachsen schienen. Vor allem hatte Sextus selbigem noch nicht widersprochen, so dass ihm daraus folglich auch keine Antipathie erwachsen konnte. Mit dem Vinicier war er schon einmal mit konträren Ansichten aneinandergeraten.
    “Und um dich, werter Vetter, bezüglich deiner Befürchtungen zu beruhigen: Ich kenne den Cornelius genauso wenig wie du. Ich kann dir nichts über seine Intentionen und späteren Entscheidungen sagen. Daher kann ich nicht über seine Persönlichkeit befinden.
    Aber ich vertraue meinem Patron, der uns hier zusammengeführt hat. Und ich vertraue ihm, dass er keinen Mann für dieses Amt vorschlagen würde, der nicht in vollstem Umfang vertrauenswürdig und geeignet wäre. Und wo also mein Vertrauen in Cornelius der Grundlage der persönlichen Bekanntschaft entbehrt, so ersetze ich diese durch Vertrauen in Tiberius Durus und seine Weitsicht und Menschenkenntnis.“

    Letzteres hingegen war weniger geheuchelt. Er vertraute darauf, dass sein Patron zwar schon alt und in mancherlei Hinsicht etwas pathetisch war, aber sicherlich kein Dummkopf, der sein Leben und das seines Sohnes leichtfertig aufs Spiel setzte, indem er irgendwen zum Kaiser machte.

  • "Nein, nein."


    lenkte Durus rasch ein. Die Äußerung von Lucianus machte deutlich, dass er klar auf sich setzte und alles andere als Beleidigung empfinden würde - vielleicht war es tatsächlich das beste, ihn auszuwählen. Wenn sie genügend einflussreiche Unterstützer hatten, würden sie den neuen Kaiser schon installieren können - und Lucianus war zumindest nicht so mächtig, dass er an der Macht seine Freunde vergessen konnte (was man von Cornelius nicht unbedingt behaupten konnte).


    "Wir sollten lediglich ganz offen die Möglichkeiten diskutieren. Und wir waren uns einig, dass wir unabhängig von unseren Interessen das Gesamtinteresse des Staates im Auge behalten sollten. Ich selbst bin offen gestanden unschlüssig, wer von euch der bessere Kandidat wäre. Ihr erscheint mir - wie erwähnt - beide sehr geeignet, das Reich zu lenken. Du sagtest, du hältst dich für eine Alternative - glaubst du, du bist auch die bessere?"


    Diesmal war Durus tatsächlich sehr offen, aber es erschien ihm um des Erfolges der Gesamtsache sinnvoller, wenn Lucianus seinen Willen bekam, als wenn er am Ende aus der Verschwörung ausschied oder sie nur halbherzig verfolgte. Immerhin war Palma noch nicht einmal gefragt worden...


    "Im Übrigen halte ich den Patrizierstatus Palmas zwar für nützlich, aber nicht allesentscheidend. Lucianus hier stammt ebenfalls aus einer überaus angesehenen Familie, die aktuell zwei Consulare stellt und bereits viele hervorgebracht hat. Und wie mancher vielleicht weiß, hatte sie früher sogar selbst den patrizischen Status inne."


    Dies lag zwar lange zurück und böse Zungen behaupteten, dass es nicht mehr als ein Mythos war - dennoch zählten die Vinicii zur Zeit zu den einflussreichsten Familien Roms.

  • Der neuerliche Vorschlag Lucianus' lockte bei Durus ein leises Seufzen hervor - offensichtlich wollte der Vinicier sich nicht klar empfehlen, aber eine Abstimmung brachte vermutlich ohnehin das von ihm gewünschte Ergebnis. Vielleicht wollte er einmal seinen Kindern erzählen, das Kaisertum sei ihm aufgedrängt worden - aber nun war es eben so.


    Einen Moment fragte er sich, ob er Lucianus bitten sollte, den Raum zu verlassen. Dann entschloss er sich aber, dass ein negatives Ergebnis in Abwesenheit wohl den gleichen Effekt hatte, da die Gruppe klein genug war, dass niemand sich hinter den anderen verstecken konnte.


    "Gut, dann stimmen wir also ab. Wer ist für Lucianus als neuer Kaiser?"


    Einen Moment zögerte Durus und war versucht, abzuwarten, wie die anderen entschieden. Da aber die Hälfte von ihm sich ohnehin an ihm orientieren würde, hob er schließlich doch die Hand.
    :dafuer:


    Eigentlich hielt er Palma für geeigneter - aber Lucianus war vielleicht wirklich kein schlechter Kandidat und vielleicht ließ sich Palma ja trotzdem für die Verschwörung gewinnen - es gab sicher noch den einen oder anderen weiteren lukrativen Posten zu besetzen, wenn sie diese Sache erst einmal hinter sich gebracht hatten...

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!