Enthoben aller Sorgen dieser Welt ... (die oberen Zehntausend und blablabla)

  • Auch das Atrium leuchtete in der Sonne, die das Compluvium hereinließ, und es schimmerte noch etwas Licht vom Peristyl herüber. Endlich ergaben die naturüberfüllten Szenen, die an den Wänden dargestellt waren, für Lysias Sinn. Sobald die Sonne all das Grün beschien.
    „Herr Tiberius, mein Herr dürfte jeden Moment erscheinen. Ihm wurde dein Besuch gerade eben angekündigt. Mach es dir doch auf einer der Klinen hier bequem – und möchtest du etwas zu trinken?“
    Sah nach einem lauen Sommerabend mit seiner Liebsten aus.

  • Der alte Tiberier war dem Sklaven hinterher ins Atrium gehumpelt. Dann blieb er, gestützt auf seinen Stock, inmitten des Raumes stehen. Nach kurzem Umsehen entdeckte er dann die genannten Klinen und nahm auf einer von ihnen Platz.


    "Ja."


    erklärte er und sah zu Lukios, der ihm wie üblich auf dem Fuße gefolgt war. Vielleicht wollte er auch etwas? Aber er schüttelte den Kopf - vermutlich war es sowieso etwas ungewöhnlich, wenn ein Sklave Getränke bestellte...

  • "Salve, Lucianus. Wie gut, dass du Zeit für mich hast - ich habe hervorragende Neuigkeiten!"


    begrüßte Durus den Vinicier mit einem strahlenden Lächeln, das in diesem Fall ausnahmsweise nicht nur das aufgesetzte Politikerlächeln war, das er üblicherweise versprühte.


    "Ich habe jemanden gefunden - er wird dir gefallen!"


    kündigte er dann großspurig seine Entdeckung an. Tatsächlich hatte er gemeinsam mit Lukios einige Zeit beraten, war Listen von Consularen durchgegangen - und hatte schließlich den besten ausgewählt. Nach einigen andeutenden Gesprächen war er sogar sicher, dass der Gute nicht abgeneigt sein würde...

  • Nickend nahm Lysias den Wunsch des Alten ... pardon, des älteren Senators entgegen und blickte dann abwartend zwischen dem begleitenden Sklaven und seinem Herrn hin und her.
    Selbstverständlich gehörte es für gewöhnlich zum Service des Hauses, dass Leibsklaven, Sekretäre etc. auch etwas gegen den Durst bekamen, aber wenn Lukios schon so eindeutig ablehnte, erübrigte sich das natürlich.
    Da der Herr Lucianus schon alle Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte, senkte Lysias also nur dienstverpflichtet den Kopf, lächelte Lukios noch einmal beiläufig zu und gab schließlich dezent im Hintergrund den Getränkewunsch des Tiberiers in der sklavischen Dienstkette weiter.
    Dann verzog er sich wieder an die Haustüre, wo Tigranes, sein persönlicher Leibwächter bzw. der der Porta, schon auf ihn wartete.

  • Zitat

    Original von Marcus Vinicius Lucianus
    "Für dich immer, Durus!" antwortete ich und war bei seiner nächsten Aussage gespannt....


    "Gefunden? Wen den?"


    Als der Sklave sich ein wenig zurückgezogen hatte, antwortete Durus mit leicht gesenkter Stimme.


    "Appius Cornelius Palma."


    Er ließ seinem Gegenüber ein wenig Zeit, um ihm die Möglichkeit zu geben, den Namen selbst einzuordnen. Dann half er - falls das nötig war - ein wenig nach:


    "Cornelius ist meines Erachtens hervorragend für den Posten des Imperator Caesar Augustus geeignet. Er diente bereits unter dem göttlichen Traianus im Krieg gegen die Daker und erwarb sich dabei die Aufmerksamkeit des Kaisers - was ihm allerdings wohl wenig nützte, denn wie wir wissen verstarb Traianus bald darauf und es gab einigen Trubel, den er allerdings unbeschadet überstand. Sein nächstes Amt war unter Iulianus das eines Iuridicus in Mauretania, anschließend war er Legatus Legionis der VIII. Augusta in Germania. Während seiner Zeit dort machte er sich auch bei den Aufständen unter Germanicus Sedulus verdient und wurde von Iulianus ausgezeichnet.


    DCCCLV A.U.C. folgte dann ein Consulat, dann die Cura Aquarum in Rom und schließlich das Legatenamt in Syria, wo er sich ebenfalls um einige Probleme mit den Wüstenbewohnern gekümmert hat. Anschließend absolvierte er er sogar ein zweites Consulat im Jahre DCCCLVII A.U.C. Danach ist er nach Asia gegangen - er war der Amtsvorgänger vor Calpurnius Piso. Seitdem ist es eher ruhig um ihn geworden, aber er kommt regelmäßig in den Senat - üblicherweise sitzt er ein paar Plätze links von mir, ziemlich nahe bei den Consuln."


    Die letzte Information ergab sich zwar eigentlich aus dem Gesagten - ein zweifacher Consul saß immer ziemlich nahe bei den Consuln - aber vielleicht half es Lucianus ja, wenn er wusste, auf welcher Seite der Consuln.

  • Scheinbar überraschte Lucianus die Wahl Palmas - jetzt, nachdem Durus ihn ausgewählt hatte, konnte er eine solche Haltung gar nicht nachvollziehen! Er strich sich über das Kinn und meinte


    "Durchaus. Natürlich habe ich ihm noch kein Angebot gemacht - ich wollte natürlich eure Zustimmung. Aber ich habe ein wenig mit ihm über Salinator gesprochen und er teilt unsere Meinung, auch scheint er die Schuld bei Valerianus zu sehen - wie wir."


    Dass er damit auch bereit sein würde, die Nachfolge des Kaisers anzutreten, ergab sich für den alten Tiberier von selbst - auch Durus hätte diese Bürde auf sich genommen, wenn er ein wenig besser geeignet gewesen wäre...


    "Wen du meine Ansicht teilst, könnten ich ihn auch in unsere Verschwörung einweihen..."

  • Tiberius Durus weilte im Haus. Natürlich, bei besonders hohem Besuch (wenn es mal nicht all die lästigen Bittsteller waren, auf deren ständige Gegenwart Phaeneas gut verzichten könnte) gab es immer etwas zu trinken und „Kleinigkeiten“ (wie die hohen Herrschaften sie nannten; in Wirklichkeit machten die noch viel mehr Arbeit als die alltagstauglichere Version davon) dazu.
    Mit einem Krug Wein und einem mit Wasser sowie zwei Bechern (Lukios hatte schließlich ausdrücklich abgelehnt; Wünsche so wichtiger Mitarbeiter wichtiger Politiker galt es zu respektieren) und einer Platte angefüllt mit „Kleinigkeiten“ betrat Phaeneas das Atrium.
    An der Art, wie die beiden Politiker redeten, erkannte er sofort, dass es sich um ein heikles Thema handelte. Geistig machte er sich eine Notiz, nach dem Einschenken eine Weisung an die anderen vinicischen Unfreien ergehen zu lassen, das Atrium nicht ohne ausdrückliche Aufforderung aufzusuchen.
    Schließlich reichte er stumm die beiden mit verwässertem Wein vermischten Becher an die Adressaten weiter und stellte die Platte auf dem zierlichen Tischchen zwischen den Klinen ab.

  • Natürlich hatte ich irgendwie gehofft, dass die Gens Vinicia die Möglichkeit erhält wieder in alte Würden aufzusteigen, aber anscheinend waren Hungaricus oder sogar ich keine Option mehr.....


    "Nunja, wenn du meinst, dass er der Richtige ist....."

  • Es klang fast ein wenig beleidigt - warum das allerdings der Fall war, wusste Durus nicht. Er hatte in Erinnerung, dass Hungaricus nicht wirklich etwas mit der Sache zu tun haben wollte und Lucianus ebenfalls abgelehnt hatte.


    "Nunja - hast du einen Alternativ-Vorschlag?"


    Vielleicht hatte sich ja auch Lucianus mit der Sache beschäftigt...

  • Wie sollte man das Ganze jetzt darlegen, ohne dass es überheblich oder anmassend wirkte


    "Durus, hatten wir nicht auch uns beide im Gespräch? Wurde diese Alternative schon gänzlich besprochen und abgehakt? Immerhin wäre es einfacher einen bereits eingeweihten und der Sache sicher positiv zugewandten zu vertrauen!"

  • Natürlich erkannte Durus sofort, worauf Lucianus anspielte - ein überaus peinliches Missverständnis! Einen Moment erschien in seiner Miene ein großes Fragezeichen, dann gewann er rasch seine Fassung wieder und räusperte sich etwas nervös.


    "Ich für meinen Teil wäre durchaus bereit, halte das völlige Fehlen von Kontakten zum Militär für zu problematisch - das Heer wird mich wohl nicht akzeptieren können."


    Da das Heer der Schlüssel zur Macht war, war dies natürlich ein wichtiger Punkt.


    "In Deinem Fall...nun, was glaubst du? Ich bin mir nicht mehr sicher, wie wir in dieser Sache verblieben waren..."

  • "Ich bin mir nicht mehr sicher, aber an eine völlige Ablehnung meinerseits kann ich mich nicht erinnern. Es ist nicht einfach eine solche Entscheidung zu treffen und es Bedarf reiflicher Überlegungen, aber ich könnte mir durchaus vorstellen, der Mann zu sein, den wir brauchen. Die Frage ist nur, wer dann wirklicher hinter uns stehen würde und nicht durch Neid und Missgunst die Seite wechselt!"


    Dies war nun überaus direkt und klar und hinterliess keinen Platz für Zweideutigkeiten

  • "Natürlich."


    sagte Durus rasch, um etwas Zeit zu überbrücken, in der er seine Gedanken ordnete. Tatsächlich hatte er damit nicht gerechnet. Das hatte verschiedene Gründe - zum einen hatte er das letzte Mal nicht explizit gemacht, dass er diesen Wunsch hatte, zum anderen erschien er Durus inzwischen nicht mehr als sonderlich geeigneter Kandidat: Lucianus gehörte nicht gerade zu den Senatoren, die oft im Mittelpunkt standen, hatte seines Wissens nach keine Kontakte zu Valerianus und seine militärischen Kontakte lagen nach eigenen Angaben bereits einige Zeit zurück. Andererseits war er eine tragende Kraft der Verschwörung, verfügte doch über die ein oder anderen Kontakte und war berechenbar - es galt also, ihn möglichst von der Idee abzubringen, Kaiser werden zu wollen.


    Nach kurzem Nachdenken antwortete der alte Tiberier schließlich.


    "In der Tat kann ich das nicht gänzlich einschätzen. Wenn ich mich recht erinnere, hat Annaeus Modestus beispielsweise ausgeschlossen, dass einer der Initiatoren der Verschwörung sich zum Kaiser aufschwingt...er fürchtet, zum Werkzeug gemacht zu werden."


    Dass er diese Verschwörung in Wirklichkeit eher als Werkzeug nutzen wollte, sich mit ein bisschen mehr Reichtum und Posten auszustatten, war natürlich eine andere Sache...


    "Was natürlich völlig absurd ist, da unsere Interessen nur Rom gelten, nicht unserem persönlichen Fortkommen..."


    fügte er rasch an, um nicht den Eindruck entstehen zu lassen, Durus teile diese Ansicht.

  • "Nun dieses Risiko haben wir bei jedem Kandidaten..... doch ich möchte keineswegs der Grund sein, dass unsere Sache scheitert, von daher werde ich mich der Mehrheit anschliessen......"


    kurz pausierte ich und liess dann ein langes "..... aber...." und eine weitere Pause folgen

  • Scheinbar war Lucianus ein wenig verletzt wegen Durus' Reaktion. Vielleicht hätte er doch ein wenig vorsichtiger sein sollen - dennoch war der Tiberier nicht sicher, was die beste Lösung war.


    "Nun, ich könnte ihn natürlich erst einmal für unsere Verschwörung werben - vielleicht ist es ohnehin nicht interessiert..."


    ...was sich Durus in keiner Weise vorstellen konnte - er hätte den Kandidaten schließlich nicht ausgewählt, wenn er das fürchten musste.


    "Zugleich können wir ein Treffen der gesamten Verschwörung anberaumen, um diese Frage gemeinsam zu lösen."


    Andererseits war der alte Tiberier sich ebenfalls sicher, dass die vereinte Meinung von Lucianus und Durus leicht alle anderen Verschwörer überzeugen würde - die Hälfte waren ohnehin Klienten oder Verwandte von Durus. Und das wäre vermutlich der einfachste Weg...


    "Was glaubst du - kannst du das gesamte Heer auf deine Seite ziehen? Ich meine - nicht, dass ich dir das nicht zutraue, nur weiß ich nicht, wie eng deine Kontakte zu deinen alten Kameraden sind..."


    Wirklich eine unangenehme Situation!

  • "Ich wage zu bezweifeln, dass überhaupt jemand das ganze Heer auf seine Seite ziehen kann...... und ich muss sagen, die Zeiten, in denen ich Einfluss hatte sind vorbei. Vescularius hat ganze Arbeit geleistet..... er wusste warum er Hungaricus aus Germanien abzieht und auch einen neuen Kommandanten der Flotte vorsetzt.
    NEIN, ich will das von mir keinesfalls behaupten, aber wer kann das schon....


    Aber Durus, ich möchte auch nicht mehr viel Zeit verlieren, wir diskutieren schon viel zu lange und es passiert nichts. Wenn du meinst, dass er der richtige ist, dann werde ich dir vertrauen!"

  • Die Antwort des Viniciers war erstaunlich offen und einen Moment fragte sich Durus, ob der vorherige Einwand einfach unreflektiert gewesen war. Unter diesen Umständen schied er als Kandidat für Durus aus - trotz seiner persönlichen Sympathie und dem Vertrauen, dass der Vinicier prinzipiell auch einen guten Kaiser abgegeben hätte. Glücklicherweise schien er selbst dies ebenso zu sehen...


    "Nun...da hast du natürlich Recht. Aber, wenn die Dinge so stehen, würde es natürlich schwierig werden, zumal alle anderen Verschwörer ebenfalls keine sehr starken Kontakte zum Militär oder doch zumindest keine ausreichende Auctoritas besitzen."


    Zwar war Ursus Legat der angesehensten Legion des Reiches, doch hatte er noch nicht einmal das Aedilat bekleidet und stand daher weit unten in der senatorischen Hackordnung.


    "Ich schlage vor, wir versammeln die Verschwörer erneut und diskutieren diese Angelegenheit. Unterdessen werde ich versuchen, Cornelius Palma etwas mehr auf den Zahn zu fühlen - vielleicht lehnt er das Angebot ja auch noch ab."


    In der Folge konnte man sich dann ja zügig an die Umsetzung machen...

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