Servitriciuum | Neuzugang im Doppelpack

  • [Blockierte Grafik: http://img600.imageshack.us/img600/4311/amalthea.jpg] | Amalthea


    Amalthea hatte gegenüber Domitilla kein Wort mehr über die neuen Sklaven verloren. Die Kleine, wie sie Domitilla immer noch liebevoll nannte, obwohl diese das gar nicht gern hörte, musste langsam anfangen, erwachsen zu werden. Dabei sollte sie ruhig ihre Erfahrungen machen. Ihr Bruder oder ihr Vater würden ihr schon das Nötigste dazu sagen.
    Die Sänfte samt Leibwächter und neuer Sklaven hatte bald die Villa erreicht. Während Domitilla sich gleich in ihr cubiculum zurückzog, blieb die Griechin noch kurz mit den neuen Sklaven am Eingang stehen. Den beiden sah man an, dass sie eine lange, sehr lange Reise hinter sich hatten. Und hungrig waren sie sicher auch. Doch dies war glücklicherweise nicht Amaltheas Aufgabe. Schlimm genug, dass sie von nun an wohl schlechter Schafen würde, wenn nun diese beiden Barbaren im Hause waren.
    "He, du! Du bist doch eine der Sklavinnen des Bruders meiner Herrin, nicht wahr?" Die Griechin hatte einer Sklavin zugerufen, die zufällig zur falschen Zeit am falschen Ort war. Zwar hatte sie bislang mit der Sklavin noch kein einziges Wort gewechselt, doch das hielt Amalthea nicht davon ab, ihr zu delegieren, was getan werden musste.
    "Dies sind die neuen Sklaven der Schwester deines Herrn." Sie deutete auf den Mann und die Frau. "Führe sie ins Servitriciuum, zeige ihnen, wo sie sich waschen können und gib ihnen neue Kleidung und etwas zu essen!", sprach Amalthea gebieterisch und duldete keinen Widerspruch. "Ach ja, wenn du mit ihnen fertig bist, bringe sie zum cubiculum von domina Domitilla!"
    Amalthea hatte gesprochen! Da es für sie nun hier nichts mehr zu tun gab, machte sie sich auf den Weg zu ihrer Herrin.

  • Die Syrerin hatte an gar nichts böses gedacht, nicht mal an den verrückten Flavier, als sie aus ihrem tagtraumähnlichen Zustand gerissen wurde. Normalerweise reagierte sie nicht auf 'He du'. Doch da sie die einzige Weit und breit war, war sie wohl damit gemeint gewesen.
    Verstört sah sie zu der grauhaarigen Sklavin, die die Erzieherin der 'Neuen' war. Viel hatte sie von der neuangekommenen Flavia noch nicht gehört, geschweige denn gesehen. Das gleiche galt für ihre Sklavin.
    "Ja?" Mit jedem weiteren Wort, welches aus dem Mund der Alten kam, veränderte sich Semiramis´ Blick, von erstaunt über dümmlich fragend, bis hin zu leicht entnervt. "Äh…., ich?" Die Griechin blieb Semiramis eine Antwort schuldig, was dann eben einfach so viel wie ja bedeutete. Im Handumdrehen hatte Amalthea sie schließlich mit den beiden neuen Sklaven stehen gelassen und war davon geeilt.
    Da stand sie nun. Musterte die beiden und lächelte dann etwas verlegen.
    "Salvete… ihr seid also die Neuen. Mein Name ist Semiramis…. Aha… ja also dann…" Semiramis wurde das komische Gefühl nicht los, dass die beiden rein gar nichts verstanden hatten, von dem was sie gesagt hatte.
    "Ihr versteht mich doch.. oder?", fragte sie noch einmal nach und hoffte auf ein "ja".

  • Nach dem ganzen Geschrei auf dem Sklavenmarkt war Aoife froh, daß es nun etwas ruhiger wurde. Die beiden fremden Männer hatten sie nervös gemacht. Beide plusterten sich auf wie eitle Gockel. Der eine gereizt und wütend, der andere ein wenig herablassend und gönnerhaft. Und plötzlich lächelten sie sich gegenseitig an und waren wieder ein Herz und eine Seele. Vielleicht waren die Worte, die sie gewählt hatten, versöhnliche gewesen. Aoife hatte kein Wort verstanden und war dieses eine Mal froh drum.


    Die Irrfahrt ging weiter. Vornweg die junge Frau und eine ältere. Dann folgte ein Mann und noch einer und dann sie mit Aidan und hinter ihnen lief noch ein Mann. Aoife runzelte die Stirn, was für ein Aufmarsch. Die junge Frau mußte etwas ganz besonderes sein. In ihrer Heimat hatte noch nicht mal der Clansführer so ein Sammelsorium an Leuten um sich gehortet.


    An einem riesigen Haus stoppten sie plötzlich und Aoifes Eindruck von der einflußreichen jungen Frau verstärkte sich. Ein Mann, der selbst Aidan überragte, öffnete das Tor und sie traten ins Innere. Ihr klappte regelrecht die Kinnlade herab, als sie den Prunk in der Halle sah. Niemals zuvor hatte sie so etwas gesehen. Sie schaute nach oben, rechts, links, unten. Der Boden... Fast war Aoife versucht, die Schuhe auszuziehen und mit den blanken Füßen über den Boden zu streichen. Der mußte ganz glatt sein, so wie er aussah. Er blitzte und glänzte. Die Irin schüttelte den Kopf, so schön wie der aussah, aber es mußte doch eine Heidenarbeit sein, den sauber zu halten. So einfach, wie in ihrem Haus, einfach durchfegen und fertig, war das mit Sicherheit nicht. So ein unsinniger Überfluß!


    Aoife schaute auf und sah eine Frau, die sie noch nicht kannte. Sie wollte etwas von ihr und Aidan, aber die Worte verstand Aoife natürlich nicht. Sie neigte den Kopf ihr entgegen und schaute fragend. Die Frau lächelte und Aoife war froh, etwas Freundlichkeit in einem Menschen hier zu sehen. Sie lächelte zurück. Dea-lá. I'm Aoife, agus is é seo mo fhear céile Aidan.* Aoife zeigte auf sich: Iva!, dann auf ihren Mann: Eiden, als sie merkte, daß hier neimand mit ihrer Sprache etwas anfangen konnte. Sie mußte also wohl noch dieses Kauderwelsch hier lernen.


    Die Rothaarige wartete geduldig bis ein Zeichen des Verstehens im Gesicht ihres Gegenübers auftauchte und nickte dann zufrieden. Semiramis nannte auch ihren Namen noch einmal und winkte dann dem Päärchen, ihr zu folgen. Kurze Zeit später hatte sich Aoife frisch gemacht und stirnrunzelnd die neuen Kleider angelegt. Der Stoff war nicht die beste Qualität. Überall waren Fehler eingewebt, die Nähte unsauber gearbeitete und beim Verarbeiten wurde auch nirgends auf die Webrichtung des Stoffes geachtet. Auch wenn ihre Leinenkleider grober waren, so waren sie doch um einiges besser, als diese Fetzen, die sie nun tragen mußte.


    Aber hatte sie eine andere Wahl? Immernoch trug sie die Hoffnung in sich, daß sie, wenn sie sich anstrengen würde und alles tat, was man verlangte, irgendwann wieder Heim gelassen würde. Ihr rotes Haar flocht sie hinten locker zusammen und legte es nach vorn über ihre Schulter, wo es bis zur Taille reichte. Nun fühlte sie sich besser und schaute etwas gelassener in das vor ihnen Liegende.



    Sim-Off:

    *Guten Tag. Ich bin Aoife und das ist mein Mann Aidan.

  • Dann schien alles vorbei zu sein. Die Menschenmenge verteilte sich und verschwand, nun wurden sie regelrecht abgeführt und Aidan interessierte sich nur für Aoife und die Umgebung. Da er in seiner Heimat auch Holz und einige Male Stein bearbeitet hatte, ruhten seine Blicke immer wieder auf den behauenen Steinen und die Verzierungen in Holzbalken und Türen.


    Er hatte sich die Gestalten und Hände der Römer angesehen und dort keine Spuren von körperlicher Arbeit gesehen. Vielleicht könnte er für diese Menschen hier arbeiten und so wenigsten seine Frau in die Heimat schicken.


    Die Gruppe stoppte vor einem großen Haus. Niemals zuvor hatte er solche Pracht gesehen. Aber es blieb Ihm keine Zeit alles genauer zu betrachten, denn schon gelangten sie in einen großen Raum. Die Wände und Decken waren glatt geschliffen und mit Figuren und Bildern bedeckt.


    Selbst der Thronsaal des Ri war nicht so prächtig gewesen. Einmal nur war er zum Ri der Provinz befohlen worden, aber gegen diesen Raum, war der Saal des Kleinkönigs nur ein Ziegenstall.


    Aidan hörte Aoifes Worte und er nickte nur stumm dazu. Zu sehr beeindruckte Ihn das Bild. Regelrecht verstört folgte er dann einfach und griff sich eine bereit liegende Tunika. Die Räume hier waren einfacher gehalten, aber immer noch eine unvorstellbare Handwerkskunst. Es dämmerte Ihm das sie hier in einem Land waren wo vieles möglich war. Zahlungsmittel und Handwerk alles auf einem Stand den sein Land vielleicht erst in Jahrhunderten erreichen würde.


    Er fühlte über den Stoff und stellte fest das es nur ein sehr einfaches Gewand war. So ihre Stellung hier nun an der Kleidung abgemacht wurde so ahnte er nun das sie wohl nur Diener waren. Auf dem Weg hatte er viele Menschen in so einfachen Kleidern gesehen und alle verrichteten die harte und anstrengende Arbeit. Aber nichts im Vergleich zu seiner Arbeit auf dem Feld oder der Jagd. Er hatte sich die neue Kleidung über den Körper gezogen und stand dann wartet neben Aoife.

  • Semiramis Frage hatte durchaus ihre Berechtigung, denn den beiden stand die Ahnungslosigkeit ins Gesicht geschrieben. Offenbar verstanden sie absolut nichts von dem, was sie gesagt hatte. Allerdings erwiderte die Frau ihr Lächeln, was ja schon ein Anfang war. Dann begann sie zu sprechen. Es war eine seltsam klingende Sprache, die mit nichts etwas gemein zu haben schien, was sie bis dahin kannte. Nun schien die Syrerin recht dumm aus der Wäsche zu schauen.
    "Äh…" Zu mehr war sie nicht fähig. Doch als die Frau zwei Wörter wiederholte, die so etwas wie Namen sein sollte, begann sie langsam zu verstehen.
    "Aoife und Aidan," wiederholte sie langsam und deutete dabei erst auf die Frau und dann auf den Mann. Seltsam, seltsam, dachte sie sich. Den Namen der Frau konnte sie sich ja vielleicht noch merken, da er dem Namen Eva oder Chava auf gewisser Weise ähnelte. Namen, die in ihrer Heimat gebräuchlich waren.
    Nach einer Weile begann Semiramis, sich hecktisch umzusehen. Nicht dass sie sich noch Ärger einholten, weil sie immer noch hier waren. Sie hatten schließlich lange genug herumgestanden. Es wurde Zeit, dass die Syrerin ihrer Aufgabe nachging und die beiden ins Servitriciuum führte. Da sie mit Worten nicht weiterkam, bediente sie sich vorerst mit Handzeichen, die jeder verstehen sollte. Sie winkte ihnen, ihr zu folgen.
    War der Eingang zur Villa noch atemberaubend schön, all die schönen Wandmalereien, die Naturszenen darstellten und der glänzende Marmorboden in dem Mosaike eingearbeitet waren, so war der Gang, der in den Sklaventrakt führte, alles andere als schön. Statt fein bemalter Wände und schönen edlen Böden, gab es hier nur grob verputze Wände und Steinböden aus grob behauenen Steinplatten. Der Gang wirkte düster, denn das Tageslicht hatte hier nicht viele Möglichkeiten, einzudringen.
    Ab und sah sich die Syrerin um, um sicher zu gehen, das die beiden ihr noch folgte. Schließlich erreichten sie das balneum servorum, jener Raum, der den Sklaven als Waschraum diente. Sie führte die beiden herein, machte einige Waschbewegungen und rief dann noch einen weiteren Sklaven herbei, der ihr beim Wasser holen behilflich sein sollte. Das Wasser, welches in einem hölzernen Waschzuber landete, war nicht besonders warm aber dafür sauber.
    Damit sich die beiden nun ungestört waschen konnten, verließ sie das balneum, um für die beiden passenden Kleidung zu suchen. Nach einer Weile kehrte sie mit zwei weißen wollenen Tuniken zurück. Eine für eine Frau und eine für einen Mann. Natürlich waren sie nicht von bester Qualität. Das war die Kleidung der einfachen Haussklaven. Diese hatte nichts mit dem zu tun, was Semiramis auf dem Leib trug. So schräg und bizarr ihr Herr auch war, so legte er doch großen Wert, dass seine Sklaven gut gekleidet waren. Was allerdings Pisos Schwester Domitilla mit ihren Sklaven vorhatte, konnte niemand wissen.
    Die Syrerin verschwendete keinen Gedanken daran, denn es war ja nicht ihr Problem. Sie brachte den beiden die neue Kleidung und betrachtete dabei ganz betört das lange, feuerrote Haar der Frau. Schließlich räusperte sich.
    "Äh.. ich zeige euch dann noch eure Schlafräume." Sie hatte ganz vergessen, dass die beiden sie a nicht verstehen konnten. Doch dann machte sie auch hierfür eine Handbewegung und bat die beiden, ihr zu folgen.
    Wahrscheinlich würde es den beiden neuen nicht gefallen, dass sie von nun an, ihre Nächte getrennt verbringen mussten. In der Villa Flavia gab es für Männer und Frauen getrennte Schlafräume. Doch mit Sicherheit würden die beiden einen Weg finden, auch nachts zueinander zu finden.
    "Hier schlafen die Männer! … Aidan du …hier!" Mit Händen und Füßen versuchte sie ihm klarzumachen, dass er sich hier ein freies Lager suchen konnte.
    Ein paar Schritte weiter lag der Schlafraum der Frauen. "Aoife, du … hier schlafen!"
    Beide Schlafräume waren einfach gehaltene düstere Räume, in denen manchmal bis zu zwanzig Menschen schliefen. Dementsprechend schlecht waren der Geruch und die Luft. Lediglich einige kleine Öffnungen ließen etwas Frischluft und Licht ein, doch dieses verlor sich wieder in der Dunkelheit.

  • Sie folgten Semiramis. Zumindest waren hier die Handbewegungen die gleichen, wie daheim. Was sie wohl gesagt hatte? Aoife konnte sich nicht lang Gedanken darum machen, denn sie standen plötzlich vor zwei dunklen stickigen Räumen. Die Irin rümpfte die Nase und schaute fast angewidert in den ersten Raum. Der zweite war genauso muffig und stickig, kein Lufthauch schien hierher zu gelangen. Aoife schaute auf die Pritschen und langsam dämmerte es ihr.


    Schlafen? Hier? Niemals... sie würde hier kein Auge zubekommen. Aoife schlief immer bei offenem Fenster, wie Aidan auch. Und wieso.... Nach gcodlaím féin! Táimid pósta! Ní mór dúinn agus is féidir linn a bheith i gcónaí le chéile! An gods thug a gcuid blessings!Siúlóid muid le chéile ar feadh 10 mbliana ar an mbealach!* Aoife hatte die Frau sicher nur falsch verstanden. Oder besser, die Frau hatte Aoife nicht verstanden. Woher sollte sie auch wissen, daß Aidan und sie das Handfasting schon vor vielen Jahren gefeiert hatten. Schnell griff sie Aidans Hand, legte ihre darüber. Sie zeigte auf sich und ihren Mann, machte eine typische Schlafgeste und schaute dann die andere Frau , um Bestätigung bittend, an. Le chéile!**


    Sie mußte es doch verstanden haben. Eheleute mochten getrennt arbeiten, aber geschlafen wurde zusammen! Und gerade für Aoife war dies wichtig. Sie mußte ihren Mann spüren, ohne ihn fand sie keine Ruhe. Semiramis mußte das doch auch kennen, daß die Liebe des Lebens bei einem sein mußte, daß man sie wie Luft zum Atmen brauchte. In ihrem Dorf wußte jeder, daß Aoife und Aidan etwas ganz Besonderes verband und sie nichts und niemand trennen konnte.




    Sim-Off:

    * Ich schlafe nicht allein! Wir sind verheiratet! Wir dürfen und wir können jederzeit beieinander sein! Die Götter gaben ihre Segen!Wir gehen seit 10 Jahren den Weg gemeinsam!


    Sim-Off:

    **Zusammen!

  • Die beiden Neuen bewegten sich nicht vom Fleck. Statt sich in ihrer neuen Schlafstatt einen Platz zum Schlafen zu suchen, blieben sie demonstrativ stehen. Dann begann die Frau in ihrer komischen Sprache zu protestieren. Semiramis empfand es jedenfalls so, verstehen konnte sie es ja nicht.
    "Äh… tut mir leid… ich nix verste-hen!" Sie schüttelte den Kopf und zuckte mit den Schultern.
    "Du da jetzt reingehen und du," die Syrerin drehte sich zu dem Mann um, und deutete zum Eingang des Sklavenquartieres für die Männer. "Du gehen da hin! Kapiert?"
    Da ergriff die Frau die Hand des Mannes und versuchte wohl mitzuteilen, dass sie bisher immer zusammen ihre Nächte verbracht hatten. Dann folgte auch noch dieser süße bittende Hundebabyblick. Ja, endlich verstand die Syrerin. Aber es lag nicht in ihrer Macht, zu entscheiden, ob die beiden auch weiterhin als Ehepaar leben durften. Das entschied ganz allein ihre Domina.
    "Ach herrje! Ihr seid so was wie verheiratet.. jaja. Echt blöd jetzt, aber Sklaven dürfen nicht verheiratet sein. Sklaven nix ver-hei-ra-tet." Um ihre Ausführungen noch besser darzulegen, nahm die Syrerin Aoifes Hand von Aidans und schüttelte wieder mit dem Kopf.
    "Nur Domina kann sagen ja oder nein, wenn Aoife mit.. bei Aidan schlafen will." Irgendwie hörte es sich ja schon sehr lächerlich an, wie sie mit den beiden sprach. Aber sie wusste sich nicht anders zu helfen. Dabei war es schon eine Glanzleistung, dass sie sich die Namen der beiden hatte merken können. Den armen Tropf, der den beiden Latein beibringen musste, beneidete sie kein bisschen. Plötzlich wurde ihr heiß und kalt zugleich… dieser arme Tropf war doch am Ende nicht sie. Oder?
    "Ach, am besten ihr fragt eure Domina! Soll sie sich doch Gedanken machen, wie sie rauskriegt, was ihr wollt!" Ja, genau, immer nett gucken und lächeln, dann konnte ihr nichts passieren.
    Ihr war klar, dass sie eine Menge Verwirrung bei den beiden hinterlassen hatte. Um davon abzulenken, war es am geschicktesten, die Zwei auf andere Gedanken zu bringen.
    "So, ihr habt bestimmt einen Bärenhunger? Dann zeige ich euch, wo es was zum essen gibt. Kommt mit!" Wieder behalf sie sich mit der Zeichensprache und winkte den beiden, damit sie der Syrerin folgten.
    Semiramis ging einen weiteren Gang entlang, der zur Küche und zum Speiseraum der Sklaven führte.
    Sie deutete auf die Tür die zur Küche führte und die man besser nicht durchschritt, hatte man keinen triftigen Grund dafür. Dies war Attalus Reich und man tat gut daran, sich nicht mit dem Koch anzulegen. An dieser Stelle machte sie ein unheilvoll wirkendes Gesicht.
    "Hier nix reingehen! Hier böser Koch! Essen gibt´s da!" Sie deutete auf die Essensausgabe, die im Moment gähnend leer war, da es noch lange hin war, bis zur nächsten Mahlzeit. "Äh, ja…," machte sie ernüchternd. Semiramis beschlich das ungute Gefühl, das sie sich nun selbst in die Höhle des Löwen begeben musste, wollte sie den beiden Neuen etwas essbares besorgen. Sie nahm all ihren Mut zusammen und verschwand in der Küche. Draußen hörte man plötzlich ein unheilvolles Geschrei und das hektische Scheppern von Kochtöpfen.
    Nach einigen Minuten kehrte sie schweißgebadet wieder zurück aus der Küche, allerdings mit zwei Holzschälchen in der Hand, in der sich recht unappetitlich ausschauender Puls befand.
    "Das für euch! Mhhhm, lecker! Ihr jetzt essen!" Sie stellte die Schälchen auf einen Tisch, an dem zwei Stühle standen. Um das ganze perfekt zu machen, schenkte sie den beiden noch zwei Becher mit Posca ein.

  • Unverständnis breitete sich über das Gesicht Aoifes aus. Was wollte wohl die Frau von ihnen. Sie konnte sich keinen Reim daraus machen. Als Semiramis aber die beiden Hände trennte, wurde es der Irin heiß und kalt zugleich. Sie murmelte zu ihrem Mann: *An casadh go! Codlata agam ach ní san aer stale agus is cinnte nach féin! Féadfaidh sí dearmad uaireanta go hálainn! Ihr Rücken streckte sich durch und sie nutzte ihre stolze 1,78 um die Nase zu rümpfen und auf die andere Frau herabzuschauen.


    Diese schien es nicht zu bemerken und brabbelte die ganze Zeit irgendwelche Dinge, die weder Aoife noch Aidan verstanden. Plötzlich gab sie wieder Handzeichen und deutete ihr zu folgen. Das nächste verstand Aoife. Diese Tür ist tabu und warum, das erfuhr die Rothaarige auch direkt. Sie sah, wie Semiramis der Schweiß auf die Stirn trat und sie blaß auf die Tür starrte. *KNALL* Tür zu! Ein Scheppern, Schreien, Brüllen war zu hören, Töpfe klapperten und schon *KNALL* war die Tür wieder zu und Semiramis stand mit zwei Schüsselchen vor ihnen. Wie Trophäen hielt sie die Pampe in der Hand. Mhhhm machte die Frau. Da mußte sie sich doch irren! Das sah aus wie Hühnerfutter. Und es roch auch so! Daran war nichts, aber auch gar nichts Mhhhm...


    Der Mann, der sie entführt und hierher verschleppt hatte, setzte ihnen solchen Fraß auch vor. Aoife schüttelte sich angeeckelt. Es hatte geschmeckt wie kalte Füße. Und jetzt gab es das Gleiche hier auch. Bäh brachte Aoife hervor und zeigte auf die Schüssel. Sie rührte die Schüssel nicht an, obwohl ihr Bauch deutliche Signale gab und laut knurrte. Vorsichtig nahm sie einen Schluck aus dem Becher. Ah, Posca! Das hatte sie schon gelernt. Der Mann mit dem Haufen Stoff auf dem Kopf hatte ihnen das Gleiche zu Trinken gegeben. Wenn man sich an den säuerlichen Geschmack gewöhnt hatte, war es eigentlich ganz gut zum Durst löschen. Und Aoife hatte Durst. Der Becher wurde auf einen Schlag geleert und sie hielt ihn Semiraimis hin: Tuilleadh le do thoil!** Wenn sie genug trank, dann würde der Hunger schon vergehen.


    Sim-Off:

    *Die spinnt doch! Ich schlafe doch nicht in dem Mief und schon gar nicht allein! Das kann sie mal schön vergessen!


    Sim-Off:

    **Mehr bitte!

  • Da stand es, das heißumkämpfte Essen. Oder sollte man besser Dreckspampe dazu sagen? Es mochte ja sein, dass Attalus bei den Herrschaften großes Ansehen genoss, doch was er den Sklaven täglich bot, war unter aller Sau! Puls á la Attalus bedeutete einfach nur einmal quer durch die Küche. Alles was von den großen Festmählern oder der vorzüglichen Cena vom Vorabend übrig geblieben war und auch sonst keiner mehr mochte, wanderte am nächsten Tag gnadenlos in den Puls für die Sklaven. Wenn man viel Glück hatte, erwischte man auch mal ein Stückchen Fleisch. Aber das war so selten, wie ein Sechserpasch im Würfeln.
    Na, was war das denn? Den beiden schmeckte es wohl nicht? Sie hatten es ja noch nicht einmal angerührt und machten schon "Bäh"! Wen wunderte es auch? Semiramis war auch kein Liebhaber des attulischen Fraßes. Glücklicherweise kannte sie Mittel und Wege, gelegentlich an etwas besseres zu kommen. Aber das würden die Neuen sicherlich auch bald herausfinden. Dessen war sie sich sicher.
    Wenigstens schien ihnen die Posca zu schmecken, denn die Frau kippte den Becher nahezu in einem Zug und hielt ihn der Syrerin hin, damit die ihn wieder vollmachte. Das Wort Poscsa kannten sie sogar schon! Nun ja, auf diese Art wurde man auch seinen Hunger los, wenigstens für kurze Zeit.
    "Du nix wollen pro-bie-ren? Puls? Nein? Na dann! Klar kriegst du noch Posca!" Semiramis schenkte noch nach und wartete, bis beide zu Ende getrunken hatten.
    "Tja, wenn ihr nichts gegessen habt, gewaschen und frisch angezogen seid, dann werde ich euch jetzt mal zu eurer Domina bringen," sagte sie etwas gedankenverloren. Aber die fragenden Gesichter der beiden erinnerten Semiramis schnell wieder, dass sie nichts verstanden hatten.
    "Ach Mist! Blöde Sprache! Ich euch bringen zu Do-mi-na! Ja? Ihr kommen mit!" Unterstützt mit allen möglichen Gebärden, versuchte sie sich verständlich zu machen.
    Wieder lief die Syrerin voraus. Bald hatten sie den Sklaventrakt hinter sich gelassen und schlagartig sah auch das Interieur wesentlich heller und freundlicher aus. Auf dem Weg zum Atrium, das so etwas wie den Mittelpunkt der Villa darstellte, passierten sie wieder Gänge, deren Wände mit wundervollen Szenen aus der griechisch- römischen Mythologie geschmückt waren. Das große helle Atrium, in dessen Mitte sich das gut mit Regenwasser gefüllte Impluvium befand, lag einladend vor ihnen. Marmorne Büsten der Ahnen, darunter selbstredend auch die drei flavischen Kaiser, standen an der Seite und kündeten vom Ruhm der Gens Flavia. Edles Möbel mit Goldbeschlägen und Intarsien wartete nur, bis es jemand benutzte. Die Wände erzählten von den triumphalen Siegen des Vespasianus und des Titus über die Hebräer und den Fall Jerusalems. Doch das Atrium durchquerten die Sklaven nur, um dann einem weiteren Gang zu folgen, der zu den Gemächern der Herrschaften führte. Vor der Tür der Domitilla blieb Semiramis schließlich stehen und klopfte.

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