Aviana und die Sklavin

  • Aviana saß im Peristylium. Sie hatte Information erhalten, dass eine neue Sklavin für sie erworben wurde und diese heute vorbeigebracht werden sollte. Sie war ziemlich überrascht gewesen, aber Geminus hatte diesen Wunsch wohl geäußert, da es in Rom ein unruhiges Pflaster war - und ein männlicher Sklave könnte sich für eine künftige Vestalin als schwierig herausstellen. Außerdem hatte auch der liebende Vater wohl ziemliche Sorgen um seine Tochter, wenn er sie in die Obhut eines männlichen Sklaven geben würde. Also hatte er seinen getreusten Begleiter ausgesandt, um eine fähige Sklavin zu erwerben.
    Und ebendiese erwartete Aviana nun im Garten des schönen Anwesens der alteingesessenen Gens Helvetia. Als sie Schritte näherkommen hörte, wurde sie ein wenig nervös. Hoffentlich benahm sie sich auch so, wie sich eine römische Herrin gegenüber einer Sklavin zu benehmen hatte. Sie hatte nicht viel Übung und diese Sklavin würde ihr erste eigene Sklavin werden.
    Da trat dann Wulfried ein und ließ eine hübsche, große, blonde Frau vor Aviana stehen. Aviana befand diese sogar für ungewöhnlich groß, sie musste aus dem Norden stammen. Na, hoffentlich sprach sie auch ihre Sprache.
    >Salve, ich bin Helvetia Aviana. Ich werde deine neue Herrin sein.< erkärte sie Gytha, als der Ianitor sich wieder verabschiedet hatte. Das konnte interessant werden.

  • Gytha erinnerte sich, während ein Mann sie an einen unbekannten Ort führte, wie sie auf dem Markt gestanden und die Menschenmenge beobachtet hatte. Kinder waren zwischen den Beinen der Leute umher gesprungen. Mägde mit Körben warum umher gelaufen und hatten mit einem Blick für jedes Detail ihr Einkäufe begutachtet und bezahlt. Männer feilschten um die Sklavinnen und Sklaven und um andere wertvolle- und los Dinge. Es war ein großer Tumult, doch Gytha war das inwzischen gewohnt.
    Sehr interessant, dachte sie und hatte sich dennoch ein wenig geduckt. All diese Gerüche waren ihr fremd gewesen am ersten Tag. Sie hatte sich komplett entkleiden müssen, doch sie war stark geblieben und hatte sich nicht beschämt gezeigt, bwohl es ihr durchaus peinlich war, wie jedes Mal wenn sie sich vor anderen Menschen ausziehen musste.
    Doch an das Fremde hatte sie sich schnell gewöhnt.
    Sie wurde aus den Gedanken gerissen, als der Mann plötzlich stehen blieb. Etwas hatte sich verändert. Die Räume waren fremd, sie roch und sah Dinge, die von Schönheit befleckt und dennoch auf eine besondere Art und Weise sonderbar schlicht wirkten.
    Gytha war schon die ganze Zeit gespannt. Gytha hatte nicht gewusst, wohin sie gebracht werden sollte. Der Mann vor ihr hatte ihr nur gesagt, dass sie fortan einer neuen Herrin diene und diese sie nun sehen wolle.
    Jetzt wusste sie, wohin sie gebracht worden war. Doch sie achtete nicht weiter auf die Räume, die Wände und den Boden, sondern eher auf die Frau, die vor ihr stand.
    Hoffentlich ist sie nicht so streng wie mein voriger Herr,dachte sie. Als die junge Frau sie anschaute, wurde Gytha erst jetzt richtig bewusst, wie groß sie doch war.
    Die klare, kräftige Stimme, die Gytha von ihrer neuen Herrin vernahm, sprach für sich, fand Gytha.
    >Salve, Herrin. Ich bin Gytha<, antwortete sie. Sie wusste nicht, ob sie richtig sprach, doch das würde sie hoffentlich schnell lernen können. Sie neigte den Oberkörper tief und blickte ihre Herrin dabei nicht an.
    Hoffentlich benehme ich mich auch richtig, dachte sie noch, bevor sie sich wieder aufrichtete.

  • Aviana hatte selbst auch aufregende Tage hinter sich. Einiger sogar, denn ihr ganzes Leben hatte sich gewandelt, wenn auch nach ihren Wünschen - bisher jedenfalls. Heute würde sie den Brief für den Kaiser aufsetzen. Oder sie hatte schon begonnen diesen zu schreiben. Dass Avianas Stimme kräftig und durchdringend auf Gytha wirkte, wusste sie nicht und hätte sie sich auch nicht erklären können, denn eigentlich war Aviana zwar von einem sehr lebhaften Charakter, nicht aber sonderlich laut. Selbstbewusst, aber nicht einnehmend. Sie war einfach nur eine junge Frau, die wusste was sie von ihrem Leben verlangte und was sie aus ihrem Leben machen wollte - und was sie von anderen erwartete. Als Gytha sich so tief verneigte, war Aviana etwas verwundert.
    >Gytha, das ist ein hübscher Name. Ich werde ihn belassen, wenn du dich ordentlich benimmst. Insgesamt wirst du hier, wenn du gutes Verhalten an den Tag legst, ein gutes Leben führen können.< erklärte Aviana mit einem warmen Lächeln auf den Lippen. Es war schließlich nicht unüblich, dass barbarische Namen romanisiert wurden. Aber Gytha, der Name war wirklich recht hübsch und aussprechbar. Die Namensträgerin würde ihn nur verlieren, wenn es nicht anders ginge.
    >Von wo stammst du?< fragte Aviana dann.

  • Gytha hatte sich wiede aufgerichtet und blickte der Frau in die schönen Augen, und dennoch war sie vorsichtig und ließ den Kopf ein wenig nach unten senken zum Zeichen dafür, das sie Alviana von nun an gehörig war. Gytha registrierte den Satz des ordentlichen Lebens mit einem Bauchkribbeln und einem kleinen aber eindeutigen Nicken ihrerseits. Sie wusste nicht, ob es ein wenig Aufregung oder Furcht war, etwas falsch zu machen, jedoch hoffte sie, das alles gut gehen würde.
    Sie hörte die Frage und beantwortete sie nicht allzu rasch aber auch nicht langsam. "Ich kommen aus Britannia, Herrin."
    Einen Augenblick lang fragte sie sich, ob sie bisher alls richtig ausgesprochen hatte. Und wie sie überhaupt auf Aviana wirkte.
    Das Lächen ihrer neuen Herrin machte ihr ein wenig zu schaffen, noch nie hatte eine Domina oder ein Dominus sie angelächelt. Zumindes nicht auf diese Art und Weise, trotzdem gefiel Gytha ihr Lächeln. Sie wusste nicht, ob sie zurück lächen sollte, und ließ es lieber bleiben. Das letzte Mal, als sie jemanden angelächelt hatte, hatte man sie daauf hin geschlagen und getreten und sie beschimpft. Also blieb ihre Miene regungslos.

  • Aviana ahnte nichts von den Gefühlen ihrer Sklavin, von den Ängsten und dem Unwohlsein. Aber es befremdete die unerfahrene Frau aus Hispania ein wenig. Die junge Helvetia hatte bislang nur wenig mit Sklaven zu tun gehabt und meistens waren sie schon gebogen und erzogen gewesen. Einen "Rohedelstein" oder wie auch immer man Gytha bezeichnen mochte, kannte sie noch nicht. Sie stammte also aus Britannia. Was machte man dort? Wo genau lag Britannia überhaupt? Für Aviana sagte Britannia nur aus, dass Gytha aus einer wirklich rauen, barbarischen Gegend stammte, die noch weiter entfernt lag als Germania - und das war schon wirklich weit weg. So weit, dass die angehende Vestalin es wohl niemals würde sehen. Ihre Dienste würden in Rom gefordert werden, nicht in Germania, Britannia, Hispania oder sonstwo.
    >Und was kannst du so? In erster Linie sollst du ja zu meinem Schutz dienen, aber was magst und kannst du außerdem so alles?< fragte Aviana vorsichtig. Sie machte sich selbst vermutlich mehr Gedanken darum, nichts Falsches zu sagen, als Gytha selbst.

  • Gytha hörte aufmerksam ihrer Domina zu und für einen kleinen Augenblick erschrak sie innerlich heftig bei der Frage, was sie mochte. Sie hatte einmal gemocht. Sie hatte die Freiheit geliebt, auf das Land zu gehen, sie war einmal eine stolze Kriegerin gewesen; und auch wenn sie dabei Menschen getötet und damit Familien zerstört hatte, sie hatte den Kampf genossen. Abends hatten ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter mit ihr zusammen am Feuer gesessen und sich stolz ein Abenteuer oder eine Liebesromanze nach der anderen erzählt. Gytha war immer lieber bei den Männern als bei den Frauen geblieben; auch wenn das recht merkwürdig auf so mach anderen Außenstehenden wirkte. Die Kämpfe, die Schlachten, die schönen Abende, die Freiheit, die Kornfelder, die interessanten Gerichte die sie einst probierte als fliegende Händler vorbei kamen und ihnen sonderbares Essen anboten.
    Seit dem sie in Sklavenschaft gekommen worden war, hatte sie all diese Freiheiten und Späße nicht mehr. Sie schwelgte einen Moment lang in ihren Gedanken, dabei waren ihre Augen verklärt und ihre MIene eingefroren. Sie stand stocksteif da und wusste erst nicht, was sie sagen sollte, nachdem sie sich selbst beim Träumen erwischt hatte.


    Sie stockte und sah Helvetia direkt in die Augen. Dafür hätte sie bei ihrem vorigen Herren eine Tracht Prügel bekommen, aber Gytha war das im Moment gar nicht so bewusst, da sie sich eher darauf konzentrierte, vernünftige, nicht allzu verblüffte Worte heraus zu bekommen.


    >Ich beschütze denjenigen, in dem Dienst ich stehe, Herrin. Ich bin Sklavin und befolge deine Befehle. Leibwächterin, Sklavin, Kämpferin, Spionin bin ich einst.< Im Innersten schwitze sie, da sie nicht wusste, wie Helvetia reagieren würde. Hoffentlich habe ich alles so ausgesprochen, wie es sich gehört, dachte sie und musste unbemerkt tief durchatmen. Ihr Herz fing an zu rasen und plötzlich hatte sie unheimlich Angst davor, noch weiter etwas zu sagen, denn sie spürte die Unsicherheit von Helvetia. Schluss jetzt!, dachte sie aprupt. Sie raffte sich auf, und da sie selber merkte, das sie von sich selbst unbemerkt die Schultern langsam hatte hängen lassen, stellte sie sich wieder zu ihrer ganzen Größe aus, stand gerade und spannte ein wenig die Muskeln an, um ihre Haltung zu behalten. Hoffentlich merkt sie nicht allzu sehr, das ich Angst habe oder was für Bedenken ich habe, dachte sie.

  • Aviana, welche die Mentalität der Nordmenschen nicht wirklich gut kannte, würde sich gewiss für die Träume und Erinnerungen ihrer Sklavin interessieren. Sie war sehr römisch erzogen wurden, besaß aber deutlich zuviele Funken Menschlichkeit in sich, um einen Sklaven gemäß den römischen Traditionen zu behandeln. Oder nicht Traditionen: Vielmehr dem Standard entsprechend. Traditionell musste nicht unbedingt schlecht bedeuten. Dass Gytha Aviana in die Augen sah, empfand Aviana eher als angenehm, denn provokant. Natürlich entsprang dies ebenso ihrer ziemlich anderen Weltanschauung, aber sie nahm diesen Moment wahr, um Gytha ein aufmunterndes Lächeln zu schenken, nicht um sie zurechtzuweisen. Dass Sklaven, die nicht konsequent behandelt und erzogen wurden, schnell aufsässig werden - daran dachte sie gar nicht. Nicht, dass Sklaven wie Hunde sind. Und Hunde wiederum wie Menschen. Sie suchen Schwächen in ihrer Führungsperson, analysieren - bewusst oder unbewusst - und finden ihre Grenzen. Nur, um sie immer weiter auszutesten. Bis es irgendwann eskaliert. Aber die unerfahrene Aviana, nein, die dachte an soetwas erst gar nicht. In iher naiven Art sprach sie: >An deinem Latein müssen wir noch ein wenig arbeiten, immerhin sind wir hier am Nabel der Welt, Rom!< erzählte sie munter. Ihre Worte klangen nicht vorwurfsvoll und sollten auch keine Demütigung darstellen - wie käme sie dazu. Nein, konnte sie etwa diese komischen Laute, die Gytha ihre Heimatsprache nannte? Natürlich nicht. Somit wusste Gytha schon mehr als die junge Helvetia. Aber das Wissen würde natürlich erweitert werden müssen.
    >Wie gut es um deine Kampffähigkeiten steht, werde ich demnächst einmal erproben lassen. Wir haben sicher noch einen kampfesfähigen Manne im Hause, der das einmal Testen kann und dich sicher auch weiter voranbringen kann!< schilderte sie. Aber nun merkte auch Aviana, wie angespannt Gytha eigentlich war. Sie runzelte etwas die Stirn, wusste nicht, ob sie richtig deutete.
    >Du musst keine Angst haben. Dir wird hier nichts schlimmes wiederfahren, solange du dich anständig benimmst und das kannst du ja offensichtlich!< Sie lächelte.

  • Gytha beugte den Kopf leicht nach unten um zu zeigen, das sie verstanden hatte. Sie selbst beobachtete vorsichtig aber nicht desinteressiert Helvetias Gesicht und senkte schnell den Blick, als ihr das zu deutlich bewusst wurde. Sie zuckte leicht zusammen als sie das Lächeln sah. Doch dann bemerkte sie, dass das Lächeln Helvetias ganzes Gesicht ausfüllte und sie nicht nur kalt lächelte, wie es bei Gythas ehemaligem Herren gewesen war, wenn ihr Prügel drohten. Sie hörte die Worte ihrer Herrin und war nicht überrascht. Sie hatte nicht gedacht, das sie von Anfang an perfekt sprechen könnte. Im Gegenteil, irgendwie reizte es sie, die Aussicht auf mehr lernen- und das war ein Gefühl, das sie überrumpelte und in dieser Stärke komplett neu für sie war. Kurz war sie erschrocken, doch sie ließ sich nach Außen hin nichts anmerken. >Ja, Domina. Ich mich bemühe.< Zum ersten Mal merkte sie, das sie etwas falsches gesagt hatte und wollte sich korrigieren. Doch sie wusste nicht genau, wie es richtig hieß- Ich bemühe mich? Bemühen werde ich? Sie wusste es nicht, und um sich nicht noch mehr zu blamieren und um nicht noch mehr negative Blicke auf sich zu ziehen, wie sie dachte das sie es schon ohnehin tat, ließ sie es ganz bleiben.
    Bei dem Satz mit dem kampferprobten Mann im Haus fing Gytha an zu lächeln, beherrschte sich allerdings sofort wieder, als es ihr bewusst wurde. Sie kam sich vor als hätte sie gerade Helvetia oder gar den Mann, der ihr das Kämpfen weiter beibringen sollte, soeben ausgelacht. Sie atmete kurz leise und schnell ein, als sie ihren Fehler bemerkte, doch ihre Miene versteinerte sich wieder zu der gewohnten Maske.
    Der letzte Satz ließ sie wieder etwas unsicher werden. Und trotzdem: Sie hatte plötzlich das vage Gefühl, der Frau vertrauen zu können. Sicher, Gytha selbst war neu und alles andere um sie herum ebenso, doch für sie selbst war Helvetia eine Frau aus Güte und Zuversicht. Sie hörte die Wärme in der Stimme der Frau und ließ endlich los. Sie stand zwar immer noch wie sie es gelernt hatte wie eine Kriegerin, doch sie merkte selber, das sie sich innerlich entspannte. Zwar noch nicht ganz, aber Helvetia hatte das Eis schon angebrochen. Lange würde es nicht mehr dauern. Bei dem ehemaligen Herren hatte Gytha gleich eine Tracht Prügel zur Begrüßung erhalten. Deswegen wohl auch die überwältigenden Gefühle der Furcht.

  • Aviana runzelte leicht die Stirn. Na, das schienen heitere Gespräche zu werden. Sie war schon beinahe an einem Punkt, da sie übelegte, ob Gytha nicht sogar ein wenig langweilig war. Andererseits, sie sollte sie beschützen und nicht gerade ein interessanter Mensch sein. Seufzend überlegte sie nun, was sie tun konnte, um Gytha ein wenig munter zu machen. Was hatte die Sklavin nur mitgemacht, dass sie nun derart verschüchtert vor ihr stand? Aviana strich sich die dunklen Haare zurück.
    >Wielange bist du schon in Rom? Wie ging es dir bisher, bis du hier bei uns angekommen bist? Hast du vielleicht Hunger?< fragte Aviana nun behutsam. Sie fand es ja gut, wenn Sklaven Respekt hatten, aber das hier war irgendwie zu viel. Gytha mochte den Mund ja nichtmal ansatzweise öffnen. Ja, auch Aviana fiel es schwer, munter und bedenkenlos vor sich hinzuplaudern, aber so sehr? Sie deutete Gytha sich zu setzen.
    >Komm, setz dich zu mir. Ich weiß nicht was dir bisher geschehen ist, aber hier wird dir niemand etwas tun. Wir leben aktuell nur zu dritt hier, weißt du? Einmal mein Vater, Helvetius Geminus, ein sehr liebenswerter älterer Herr und dann noch Helvetius Milo, mein Neffe. Er ist noch sehr jung und lebhaft und hat oft seine Freundin zu Besuch. Naja und eben ich. Wir werden dir alle nichts tun, ehrlich nicht.< sprach Aviana nun schon beinahe eher wie zu einer gleichgestellten - aber Aviana betrachtete die Sklavin sogar fast als solche.

  • Gytha erschrak. Noch nie hatte sie jemand auf diese freundliche Art und Weise angesprochen und schon gar nicht hatte sie jemand angelächelt wie diese junge Frau vor ihr. Gytha ließ sich nichts anmerken, doch selbst merkte sie, dass sie kurz versteifte. Doch diese Worte ließen in ihr ein warmes, angenehmes Gefühl emporsteigen. Wurde sie etwa rot? Das war ihr peinlich! Doch sie lächelte. Und blickte Helvetia in die Augen. >Noch nicht lange, Herrin. Kennen tue ich Rom nicht und neu hier bin. Doch versuche mich, an das Umgebung zu gewöhnen und eure Sprache erlernen.< Sie setzte sich zu ihrer Domina; sie war wachsam und ihre Augen hingen nicht mehr nur bei dem Gesicht von Helvetia, doch immer noch blickte sie oft in die Augen ihres Gegenübers. Gytha wunderte sich sehr als Helvetia anfing, über ihre Familie zu sprechen als wenn sie fast so etwas wie Freundinnen währen. Das gab ihr Zuversicht, Mut und Stärke. Sie fühlte sich nun mehr als Geborgen, fast schon in eine Art neuerer Sicherheit, eine Art Schutzfamilie. Und so wie Helvatia klang, war die Familie sehr nett, fang Gytha. Sie lächelte noch immer. Und dann musste sie unwillkürlich an ihren ehemaligen Herren denken und wurde schlagartig wieder ernst. Sie ließ den Kopf senken und knetete voller Scham und Reue ihre Hände. >Mein ehemaliger Herr tat mich schlagen. Er rief mir zu, ich soll putzen und ihm den Essen kochen. Wenn die Sklaven nicht getan, was er verlangte, wurde er wütend. Er trat und schlug uns. Davor habe ich Angst.< Bevor sie überhupt wusste, was sie dort offenbarte, waren die Worte schon aus ihrem Mund geflossen. Erschrocken zuckte sie zusammen, schnell wurde sie selbst rot vor Scham und Wut auf sich selbst. Wie konnte sie nur ihrer Herrin das erzählen, das war eine Unverschämtheit und würde bei anderen bestraft werden! Schnell biss sie sich auf die Unterlippe um noch Schlimmeres zu verhindern. Dann sagte sie schnell >Verzeih, Herrin.< Doch dann fing sie wieder leise an zu lächeln. Wenn sie schon so etwas erzählte, sogar ihrer Herrin, dann hatte ihr Gegenüber das Eis endlich komplett gebrochen.

  • Aviana nahm erleichtert zur Kenntnis, dass Gytha doch ein paar mehr Worte sprach. Und vor Allem, dass sie überhaupt etwas auftaute. Sie lächelte. Aviana lächelte ohnehin immer sehr viel, was sie selbst schon fast ein wenig störte. Aber immerhin schien sie Gytha für einen Moment lang angesteckt zu haben, denn auch über ihr sehr verschüchtertes Gesicht huschte ein rasches Lächeln. Dass Gytha fortwährend den Blickkontakt aufrechterhielt, störte Aviana nicht weiter.
    >Ja, du wirst dich sicher schnell einfinden. Die anderen Sklaven hier im Haus werden dir gewiss zur Hand gehen. Und die Sprache sprichst du ja immerhin schon so gut, dass wir beiden uns verständigen können - der Rest ergibt sich dann schon.< meinte Helvetia aufmunternd. Sie mochte Gytha, beschloss sie. Es musste noch einiges an der Sklavin getan werden, aber sie war sehr angenehm. Die Schüchternheit würde sicherlich mit der Zeit verschwinden, ebenso wie die Angst. Und den Sprachfehler, nun, den würde man mit der Zeit auch beheben können. Sonst wirkte Gytha so, als würde sie dringend einmal gewaschen werden müssen. Sie roch nicht, aber sie war ein wenig schmutzig und das Haar völlig zerzaust. Ob man dieses überhaupt noch retten konnte?
    >Oh...< kam es etwas bestürzt von Aviana, als Gytha von ihrer Vergangenheit berichtete. >Ja, viele Herren schlagen ihre Sklaven. Ich verstehe das auch nicht, damit tut man sich selbst auch keinen Gefallen. Das wird dir hier zu großer Wahrscheinlichkeit nirgendwo passieren. Also auf jeden Fall nicht durch mich. Kochen wirst du wahrscheinlich auch nicht müssen, höchstens ein wenig der Köchin helfen, wenn sie Hilfe braucht. Du wirst hauptsächlich meinem Schutz dienen.< bekräftigte Aviana noch einmal ihre eigenen Worte und lächelte.
    >Aber wir sollten zusehen, dass du mal ein ordentliches Bad nimmst, du bist ganz schmutzig. Ich werde Chrysea Bescheid sagen, sie wird dich dann zum Bad geleiten. Hast du sonst noch irgendwelche Fragen?< Ansonsten würde Aviana nun gehen und Gytha der anderen, recht mütterlichen Sklavin überlassen.

  • Gytha bemerkte das Lächeln und musste zurück lächeln. Das Lächeln war ansteckend, machte gute Laune und war aufmunternd. Gytha taute etwas weiter auf und blickte Helvetia öfter in die Augen. Sie war noch sehr schüchtern, doch das möge sich bald legen, wünschte sie sich im Innersten. Irgendwie freute es sie, dass ihre Herrin so offen mit ihr umging. Sie nickte; wissbegierig und voller Tatendrang. Dieser Tatendrang kam so plötzlich, das er Gytha erschrak und doch begeisterte. Sie wurde äußerlich wieder ruhig, gab sich gelassen und gab Helvetia mit ihrer Körpersprache zu verstehen, das sie sich selbst gut unter Kontrolle hatte, jedoch verrieten mal wieder ihre Augen sie. Diese sprühten nur so vor lauter Freude und bewegten sich schnell und gezielt im Raum hin und her. Doch stellte sie trotzdem immer wieder den Blickkontakt her. Sie nickte.
    Gytha bemerkte den Blick auf ihre Haare und ihr Lächeln entglitt ihr. Sie wurde unsicher. Doch trotzdem war das Grundvertrauen da. Deswegen lächelte sie wieder ein wenig als sie hörte, das sie nichts zu befürchten hatte. Noch mehr lächelte sie bei der Vorstellung, ihren Dienst endlich antreten zu können. Das hatte sie noch nie, noch nie war sie so wissbegierig, so neugierig, so aufgeregt gewesen in den Dienst einer Sklavin gestellt worden zu sein.
    Als Helvetia sagte, das sie ein Bad nehmen müsse, stockte sie. >Sehe ich so schlimm aus<, rutsche es ihr heraus. Schnell presste sie wieder die Lippen auf einander. Hatte sie etwas falsches gesagt?
    Doch dann wurde ihr bewusst, dass sie in einer Familie untergekommen war, die nett zu ihr war. Sie lächelte wieder. Ja, sie sah schmutzig aus, aber Helvetia wollte bestimmt nichts Böses als sie sagte, Gytha sollte baden. Die Vorstellung von einem Bad war so wundervoll und Gytha lächelte noch breiter. >Danke, Herrin, ich habe keine Fragen mehr. Doch. Eine noch. Ich nicht viele Kleider habe. Welches soll ich nach Bad anziehen?<

  • Aviana ließ also, wie besprochen, nach Chrysea schicken und verabschiedete sich ihrerseits von Gytha. Sie würde nun erst einmal ihren eigenen Gedanken nachhängen und sich einen Plan zurechtlegen, wie sie mit der Sklavin weiterverfahren würde. Es war noch vieles zu tun, aber das ging eben alles nur nach und nach und nicht auf einmal. Sie hoffte, dass es sich um einen Rohedelstein handelte, den zu formen man noch in der Lage war. Nicht um ein Stück Stein, das bröckelte, wenn man es schliff.
    Als Chrysea kam, eine Sklavin mittleren Alters, recht moppelig - steckte sie ihre Finger doch gerne öfter in den Honig als es ihr eigentlich zustand - warf sie erst einen kritischen Blick auf Gytha, um zu prüfen, was alles gemacht werden musste. "Ja grüß dich, ich bin Chrysea. Ich soll dich gesellschaftstauglich machen. Lass dich ansehen." kündigte sie sich also sicherheitshalber an, ehe sie in die Haare von Gytha griff und vorsichtig mit den Fingerspitzen hindurch fuhr. Fettig und knotig, da würde auch das Messer ranmüssen, mit Bürsten würde es nicht getan sein. Das eigene, dunkelbraune Haar war kurz geschnitten und nicht besonders dicht. Nach einigen Wochen Pflege würde das Haar von der britischen Sklavin sicher auch wieder menschenwürdig aussehen.
    "Na komm mal mit." wies sie die Jüngere an und führte sie in eine kleine Kammer, in der ein großer Zuber stand in welchem schon ein wenig heisses Wasser eingegossen worden war. Im Sitzen würde es Gytha bis zum Bauch reichen, völlig ausreichend um sich ordentlich zu reinigen. "Dann mal raus aus den Klamotten und rein in den Zuber. Wir werden die den Dreck schon von der Haut schrubben, notfalls mit Haut." grinste Chrysea schief und drehte sich um, damit Gytha sich in Ruhe ausziehen konnte. Es gab zwar nichts, was sie nicht schon gesehen hätte, aber es waren ohnehin schon genügend neue Eindrücke.

  • Gytha wartete wie geheißen auf die andere Sklavin und verabschiedete sich mit entsprechender Geste von Aviana. Als die andere Sklavin kam, war Gytha etwas überrascht. Sie hatte nicht mit einer etwas kräftigeren Frau gerechnet sondern mit einer schlanken Frau. Aber das Korpulente an Chrysea machte Gytha nichts aus, im Gegenteil: Irgendwo fand sie es schön. Es machte Chrysea aus, den Charakter, das Aussehen, so fand Gytha. >Nicht nur das Aussehen zählt, kleine Gytha<, hatte ihr Vater immer gesagt und ermahnt, man solle nicht nur das Äußere in Betracht ziehen sondern die Menschen erst kennen lernen bevor man urteilen sollte. >Siehst du, du hast auch Narben<, hatte er gesagt und auf eine längst vergangene Narbe gezeigt, die ihr Gesicht oben an der Stirn prägte. >Und trotzdem bist du hübsch<, meinte ihre Mutter lächelnd. Sie war damals auch etwas moppeliger gewesen. Als sie noch lebte.
    Das Ziehen an den Haaren ließ Gytha wieder in die Gegenwart kommen. Ihre Träumereien nahmen schon wieder Überhand und Gytha hatte gar nicht gemerkt, das Chrysea ihre Haare inspizieren wollte. Es ziepte und tat weh, doch Gytha blieb standhaft und meckerte nicht.
    Als Chrysea sie mitnahm, huschten Gythas Augen weder hin und her und konnten sich fast gar nicht satt sehen. Chrysea blieb vor dem großen Zuber stehen blieb und foderte Gytha auf, hinein zu steigen. Es breitete sich ein wohlig warmes Gefühl in Gytha aus. Sie war begeistert. Endlich! Ein Bad. Wie sie das heiße Wasser vermisst hatte! Sie erschrakt ein wenig, als sie die Worte ihrer Mitsklavin hörte, sah sich vorsichtig um und entdeckte dann aber zu ihrer Erleichterung ein Grinsen auf dem Gesicht Chryseas. Sie grinste zurück.
    >Ich bin Gytha<, fiel ihr nur ein und ließ ihre Klamotten fallen. Sie stieg in den Zuber und zögerte zuerst, als sie das Wasser mit dem Fuß berührte. Es war wirklich heiß. Aber dann huschte ein Lächeln über ihr Gesicht und sie stieg ganz in den Zuber, kniete sich hin und war am Ende ganz mit Beinen und bis zum Bauch im Wasser. Herrlich!
    Ob Chrysea schon einmal einen so geschundenen Körper gesehen hatte, fragte sie sich. Doch schon wenige Augenblicke später dachte sie gar nicht mehr daran sondern fing an, sich das Wasser über Arme und Oberkörper fließen zu lassen, in dem sie mit einer Hand Wasser schöpfte. >Danke<

  • Chrysea nickte zufrieden und griff wenig zögerlich nach den Haaren von Gytha und begann grobe Vorarbeit mit der Hand zu leisten und die härtesten Knoten auf diese Weise aufzuzubbeln. Was für Haare, das reinste Chaos! Immer musste sie mit so schwierigen Aufgaben betraut werden und das Unmögliche Möglich machen. Trotz der wenig sanften Art verstand sie es, einige Schmerzen bei Gytha zu vermeiden, denn sie fasste die Haare am Ansatz, sodass die Kopfhaut nicht bei jedem Ziepen mit hochgezogen wurde. "Die ha'm dich aber nicht gerade wie eine Königin behandelt, was?" meinte sie und griff nun zur Bürste um Feinarbeit zu leisten. "Ich muss dir ein paar deiner Haare abschneiden, die sehen sonst unmöglich aus. Ich hoffe du hängst nicht zu sehr an ihnen?" gab Chrysea der Britin noch die Gelegenheit, sich gegenteilig zu äußern.

  • Gytha genoss es, endlich mal wie ein vernünftiger Mensch behandelt zu werden. >Nein, sie haben nicht behandelt wie Königin. Sie sagten zu mir ich sei Dreck und nichts wert. Schläge und Tritte waren tag täglich. Mich nie haben sie so behandelt wie du es tust. Danke<, sagte sie und Dankbarkeit schwang tatsächlich in ihrer Stimme mit. Das mit ihrer Vergangenheit ließ sie nicht erst in sich aufkommen um nicht schon wieder in eine Tagträumerei zu verfallen. Damals war sie schwach gewesen, doch heute wusste sie es besser! Und auch wenn es wehtat: Es war wundervoll! Endlich menschlich behandelt zu werden, das war ein Gefühl der Freude. Als sie gefragt wurde, ob ihre Haare abgeschnitten werden können, antwortete sie mit einem freudigem Lächeln und sie erwiderte: >Wenn es nicht geht anders, aber los doch<. Die Haare waren zwar ein Bestandteil ihrer Selbst und ihr einst wichtig gewesen, doch nun war es wichtig, am Leben zu sein. Sie schickte ein stummes Stoßgebet der Dankbarkeit gen Himmel, zu ihrer Mutter.
    Sie meckerte nicht sondern ließ alles über sich ergehen. >Ruck zuck ab damit<, murmelte sie in ihrer Muttersprache, als sie sich daran erinnerte, wie ihre Mutter ihre Haare einst abgeschnitten hatte, als sie noch ein Kind war. Sie erwischte sich selbst beim träumen und schalt sich deswegen innerlich. Sie hörte die Schere schneiden und spürte Last von ihrem Kopf fallen, als die Haare fielen.

  • Chrysea gab ein bestätigendes Grunzen von sich. Jaja, so waren viele Herrschaften. Sie hatte bisher immer Glück gehabt, außer über solche kaputten Sklaven von verkorksten Herren hatte sie noch keine tragischen Geschichten gehört oder erlebt. Ihre eigene Haut war sehr gut erhalten und auch ihr Geist ungebrochen. Sie war immer zufrieden in ihrem Sklavendasein gewesen, wurde immer gut behandelt und ihre Meinung hatte stets etwas gewogen. "Na, hier wirst'n gutes Leben haben. Für 'nen Sklaven ist das hier fast das Leben einer Made in den besten Speisevorräten!" lachte Chrysea herzlich auf und griff währenddessen zu einem gut geschärften Messer. Mit diesem machte sie sich daran, die Haare der Sklavin zu stutzen. Langes Haar,d as wusste Chrysea, war in vielen Kulturen bei Männern und Frauen ein Zeichen der Freiheit. Hier in Rom war es eher schick, aber kein Muss. Darum war sie recht überrascht, dass Gytha das Schneiden der Haare widerstandslos duldete. Stück für Stück fiel die lange Pracht ab, gnadenlos wurde das Haar auf Schulterlänge gestutzt. Sie würden nachwachsen und es würde ihr auch gestattet sein, das Haar lang zu tragen. So würde es nur ein kurzweiliger Verlust sein. "Was sollst'n hier machen? In der Küche helfen?" fragte die ältere Sklavin dann munter weiter, um Gytha ein wenig zu unterhalten. Ohnehin war Chrysea sehr gesprächig, schon immer gewesen.

  • Gytha verwunderte es selbst, das sie so offen gegenüber Chrysea war. Um so mehr erstaunte es sie, als diese begann die Haare abzuschneiden und es Gytha selbst nichts ausmachte. Sie hatte eher mit Widerstand im innersten ihres Ichs gerechnet, doch nichts dergleichen geschah. Sie ließ es über sich ergehen. Der Schmutz aus ihren Haare und die ganze Last, die damit verbunden waren, fiel von ihr ab wie Steine, die sich vom Felsbrocken lösten und nimmer mehr gesehen waren.
    Gytha hatte in dem Moment eine Bildliche Vorstellung von einer Made, die sich durch Essenvörräte fraß und dabei immer grlßer, gewaltiger und fetter zu werden schien und sich trotzdem nicht sattfressen konnte. Sie musste auch lachen, so heftig das ihr Körper mit auf und abwippte, da sie sich vorstelte, wie die Made anfing zu grinsen mit verschmiertem Maul. War das wirklich hier so angenehm, fragte sie sich. Na, das werde ich schon noch heraus finden, spätestens beim Bestehen meines ersten Auftrages!
    >Ein wenig<, gestand sie, als Chrysea sie nach ihren Aufgaben fragte. Doch gleich darauf sagte sie noch: >Aber ich bin nicht nur Hilfe in Küche, ich bin Leibwächterin als Hauptaufgabe!< Sie grinste, denn die Stimme von Chrysea war angenehm warm und wohlwollend und Gytha merkte so langsam, das es ihr hier viel besser gefallen würde als bei all den anderen Herren, die sie vorher gehabt hatte. >Es mir hier sehr gefällt, Chrysea. Es ist wunderschön hier, tolle wie alle sie mich behandeln. Danke für das Herzliche!< Das meinte sie aufrichtig und ehrlich.

  • Chyrsea schmunzelte nur still, als Gytha ihr Wohlgefallen bekundete. "Du wirst dich schnell einleben. Als Leibwächterin wirst du vermutlich sehr viel herumkommen, Aviana ist hier diejenige, die alle Fäden in den Händen hält und alles organisiert. Manchmal frage ich mich wirklich, wie sie das schafft. Sie ist doch selber noch so jung und unerfahren." seufze die dickliche Sklavin und legte, nachdem sie fertig war, das Messer zur Seite. Das Waschen schien Gytha ziemlich gut alleine erledigen zu können und so ließ sich Chrysea auf einen Schemel nieder, um der jüngeren Sklavin noch ein wenig Gesellschaft leisten zu können. "Nun ist aber genug gedankt. Kommt auch noch genug Arbeit auf dich zu. Heut ruh dich mal noch etwas aus, aber morgen wirst du schön mit anpacken, wenn die Domina dich nicht gerade selber braucht." kündigte sie an. "Du kannst mir beim Fleisch schneiden helfen - und beim Backen. Ich kümmere mich hier nämlich um die Küchenarbeit weißt du. Und so wenig hungrige Mäuler wir auch zu stopfen haben, sind diese Mäuler doch sehr gutes Essen gewöhnt. Hast du denn noch Fragen?" erkundigte sie sich.

  • Gytha blickte verwundert, als Chrysea sagte, das alleine Aviana die Fäden in den Händen hielt. Zu spät wurde ihr bewusst, dass die Überraschung auf ihrem Gesicht überdeutlich zu sein schien. >Keine Männer, die leiten die Familie<, fragte sie überrascht und dabei so schnell, das sie selbst erst die Worte hörte, als es schon zu spät war um sie wieder zurück zu nehmen und herunter schlucken zu können. Sie lief rot an, doch dann wurde ihr wieder bewusst, wo sie nun gerade war und lächelte schüchtern. >Entschudigung wegen Neugierde. Ich kenne nicht all das hier wie ihr lebt<, versuchte sie sich zu rechtfertigen. Musste sie sich rechtfertigen, fragte sie sich im nächsten Augenblick.
    Als Chrysea etwas von Arbeiten erwähnte, flammte in Gytha unerwartet Hoffnung und Freude auf. Tatsächlich schien das hier um einiges besser zu sein als alles andere, was sie bisher außer in ihrem Elternhaus, erlebte hatte. Sie strahlte regelrecht bei den Worten der Mitsklavin. >Küche? Fleisch schneiden?< Plötzlich entglitten ihr die Gesichtszüge und es war ihr unangenehm, Chrysea weiter anzuschauen. Leise flüsterte sie >Ich weiß nicht mehr, wie es ist zu kochen und zu backen, Chrysea. Ich alles vergessen<, flüsterte sie leise. All das, was ihr bei ihrem früheren Herren eingeprügelt worden war, hatte sie tatsächlich vergessen. Denn jeder hatte ihr etwas anderes gesagt und sobald sie in der Küche stand, war sie mit den Aufgaben überfordert gewesen. Nun, nach langer Gefangenschaft in brutalen Händen, wusste sie nur noch, wie man sich verteidigte, kämpfte, andere beschützte und ungesehen durch die Gegend schleichen konnte. Vorsichtig blickte sie beschämt wieder Chrysea an und wurde rot. >Ist... ist das sch-schlimm<, stotterte sie und hatte plötzlich wieder Angst, geschlagen zu werden. Werde ich diese Angst denn nie los, fragte sie sich und wurde innerlich wütend auf sich selber, doch ließ sie sich nichts anmerken. Das hoffte sie jeden Falls.

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