links, rechts, geradeaus - Du bist im Labyrinth

  • War sie am diesen Haus nicht schon einmal vorbei gekommen? Vilja konnte es wirklich nicht genau sagen. Alles sah für sie gleich aus. Wieso musste man auch gerade sie los schicken? In der Villa Aurelia hatte sie sich zwar eingelebt, aber von Rom kannte sie so gut wie nichts und jetzt hatte sie den Schlamassel: Sie hatte sich verlaufen.
    Unsicher blickte sie sich um, drehte sich immer wieder langsam um sie eigene Achse… irgendwo musste es hier doch einen Weg geben, an den sie sich erinnerte und wieder zurück nach Hause führte. Sie biss sich auf die Unterlippe, das war doch einfach wieder typisch für sie. Vor sich her träumen und sich nicht merken wo sie abgebogen war. Warum musste diese Stadt auch so verwirrend sein? Nur hatte sie gar kein Recht dazu auf die Stadt wütend zu sein, es war ja schließlich ihre eigene Schuld gewesen, dass sie jetzt hier ratlos da stand.


    Ihr blieb keine andere Wahl, als nach den Weg zu fragen, nur wen? Alle sahen so beschäftigt aus, dass sie sie nicht stören wollte. Gut, dass stimmte eigentlich nicht. Sie fürchtete eher, dass man sie anschrie und sie zurecht wies. Sie hatte zwei Optionen: Fragen oder Stunden nach dem Weg suchen. Da sich der Tag allmählich gen Abend neigte, fiel die zweite Option für sie weg. So schluckte Vilja ihre Ängste hinunter und blickte sich nach einer geeigneten Person um, die sie Fragen konnte.
    „Ent…“ weiter kam sie nicht, da die erste Person einfach an ihr vorbei rauschte. Seufzend ließ sie den Kopf hängen. Wenn es so weiter ging, dann würde Fragen ja noch länger dauern, als den Weg aus eigener Kraft zu finden.



    Sim-Off:

    wer mag? Beiß auch nicht :)

  • Sein Hausarrest war endlich vorbei und so kam es vor, dass man Marcus auch mal wieder auf den Straßen Roms erblickte. Nie alleine natürlich, das hatte er sich gemerkt. Heute sah man ihn in Begleitung Bias durch die Straßen spazieren. Der junge Germanicus hatte so lange genörgelt, bis sie seinem Flehen klein bei gegeben hatte.
    Ganz ohne Ziel, aber mit der Auflage, dass er ihr immer zuzuhören hatte, wenn sie ihm etwas über eines der Gebäude zu erzählen wusste, waren sie also zu einem Spaziergang durch die Straßen Roms aufgebrochen.


    Schließlich hatte sich des Kindes‘ Durst nach Menschen, Farben und Geschehnissen gelegt. Sie hatten vieles gesehen und er das Gefühl zurück gewonnen, ein Teil dieser bunten, lauten Welt zu sein und nicht nur ein Zuschauer, der den sicheren Schoß der Casa nicht verlassen durfte. Sein Weltbild war wieder gerade gerückt – niemand hatte ihm etwas Böses getan. Er war einfach nur ein kleiner Junge gewesen, der keine große Aufmerksamkeit bekam. Eben nichts Besonderes. Ein rettendes Gefühl für Marcus.


    Das lange Gehen hatte sich bezahlt gemacht. Marcus war nun ein ruhiger Begleiter; kein unruhiges Nervenbündel, das stets von einem Rand des Weges zum anderen hüpfte, und das stets mit irgendwem zu kollidieren drohte. Nein, nun lief er gesittet und achtsam, wenn auch manchmal etwas gedankenverloren.


    Sie wie jetzt. Plötzlich stand er vor einem Hindernis, zu dem er hinauf sah. Er blickte geradewegs in das verzweifelte Gesicht einer jungen Frau mit blondem Haar. Ihrer Kleidung schenkt er keine Beachtung. Der Dreikäsehoch, aufgeschlossen wie er war, zeigte ein Lächeln. “Salve! Warum stehst du denn hier so rum?“

  • Es schien einfach Hoffnungslos. Keiner wollte auch nur einmal kurz anhalten, um sie aussprechen zu lassen. Waren alle Leute hier so unhöflich oder hatte sie nur einen schlechten Tag erwischt? So langsam dämmerte es Vilja, dass sie wohl auf sich selbst gestellt war und den Weg alleine finden musste oder es zumindest erst mal alleine versuchen musste.


    Schmunzelnd sah Vilja auf, um am stand der Sonne die Zeit einzuschätzen, ob man sie bereits schon vermisste… oder man würde glauben, sie sei geflohen. Beide Theorien versprachen allerdings reichlich ärger. Ärger den sie eigentlich vermeiden wollte.


    Sie wollte sich schon wieder auf den Weg machen, als sie vor sich einen kleinen Jungen bemerkte, der zu ihr hinauf sah und lächelte. Bei seiner Frage musste sie selbst lächeln. Es war irgendwie einfach schön, ein freundliches Gesicht zu sehen. Langsam ging Vilja in die Hocke, um etwas auf gleicher Höhe mit ihm zu sein. „Ich suche den Weg nach Hause. Irgendwie habe ich mich wohl etwas verlaufen.“ Gab sie ehrlich zu. Vielleicht konnte der Kleine ihr ja weiter helfen.

  • Marcus betrachtete die junge Frau, die ihm eröffnete, dass sie sich verlaufen hatte. Da wurde der Blick des gut gekleideten Knaben ernst. Es war noch gar nicht so lange her, da man ihm eingebläut hatte, dass Rom zu groß und gefährlich war, um sich ohne kundige Begleitung all zu weit von den bekannten Gefilden zu entfernen. “Das ist nicht gut. Du solltest dich nicht so weit von deinem zu Hause entfernen, es ist gefährlich. Es gibt Menschen, die habgierig sind und die dich an böse Menschen verkaufen könnten.“ Sedulus‘ Worte hatten ganz offensichtlich ihren Weg in das Gedächtnis des Kindes gefunden. Dieses zuckte nun aber doch sehr ungerührt mit den Schultern, straffte seine Haltung und sah die Frau freundlich an. “Wo ist denn dein zu Hause?“

  • Sie hätte sich lieber Jemanden mitnehmen sollen, der sich in den Straßen von Rom auskannte. Doch alle schien so beschäftigt gewesen zu sein, dass sie einfach nicht stören wollte. Bei den Worten des jungen musste Vilja lächeln. „Jeder wird aber sehen, dass ich bereits Jemanden gehöre. Ich bin nur noch nicht lange in Rom und kenne mich hier noch nicht aus.“ Wenn sie wenigstens Leute hätte fragen können, aber wie man gesehen hatte, wollte ihr ja keiner zuhören… außer einem kleinen Jungen.


    „Ich wohne in der Villa Aurelia, kennst du die?“ Es wäre wirklich so schön, wenn sie wüsste wohin sie gehen müsste oder zumindest wo sie sich genau befand. Sich so hilflos zu fühlen, wie jetzt, das war etwas das sie nicht mehr wollte.

  • Bia hielt sich im Hinterund, solange Marcus sich anständig benahm. Sie war neugierig darauf, wie der Knabe mit den ihm fremden Menschen umging und wollte ihm die Möglichkeit lassen, die Dinge auf seine Art zu lösen, solange er sich in einem gewissen Rahmen bewegte.


    Marcus kam sich ungemein groß vor. Endlich konnte er mal jemandem helfen. Er ahmte unbewusst Sedulus nach, stand stolz erhobenen Hauptes und dachte an die Lektion, die Laevina ihm kürzlich erst beigebracht hatte. Als sie das Wort gehören aussprach, betrachtete der Knabe die Frau nun doch einmal von oben bis unten und stellte dabei fest: “Du bist eine Sklavin. Wo ist deine Heimat?“ Er dachte kurz nach, musterte sie, und entschied sich etwas über sich preiszugeben, um ihr zu zeigen, dass sie ihm vertrauen konnte. “Ich bin nicht in Rom geboren. Sondern in Pisae.“


    Schließlich nickte er und an Stelle des beherrschten Gesichtsausdruckes trat ein freudiges zahnlückiges Strahlen. “Natürlich kenne ich die Villa Aurelia! Du musst nicht mehr traurig sein, ich kann dich zurück bringen, denn ich habe schon ein paar mal mit meiner Freundin Sabina ganz nah bei euch gespielt!“ Dann wandte er sich an Bia. “Ich möchte sie nach Hause bringen. Darf ich?“ Die Kinderfrau nickte sanftmütig und ergeben, wusste sie schließlich, dass eine anders geartete Antwort den Knaben in einen mittelschweren Tobsuchtanfall gestürzt hätte. “Wie heißt du?“ fragte er die Sklavin sodann und ging los, wahrlich wie ein großer Römer.

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