[Probatio] Grundausbildung Titus Decimus Vestinus

  • Am ersten Tag nach dem Übungsmarsch begann nun also endlich die Ausbildung der neuen probati.


    Nachdem Licinus mit seiner Truppe vom Forum in der Mitte der castra durch die prosta prncipalis sinistra auf den campus marschiert war fing er an Anweisungen auszugeben:


    "probati ihr seht hier vor euch zehn rote Fähnchen. Hinter jedem dieser Fähnchen stehen weitere acht gelbe Fähnchen. Jeder von euch wird sich nun so aufstellen, dass er ein Fähnchen direkt links neben sich hat.
    Dabei ist es völlig egal, welche Farbe euer Fähnchen hat."


    Wollen doch mal gucken, wie lange es dauert, bis sie alle einen Platz haben, sagte er zu sich selbst.

  • Noch etwas erschöpft von den Strapazen des ungewohnten Übungsmarsches marschierte Vestinus am Morgen mit einigen anderen probati dem Centurio nach auf den Exzerzierplatz.


    Ein Blick in die Gesichter der anderen verriet ihm, dass er nicht der Einzige war, der sich wünschte, noch im Bett zu liegen.
    Es war zwar nicht so, dass sich die Betten besonders gemütlich anfühlten, doch war es deutlich weniger anstrengend, sich darauf aufzuhalten, als sich an einem brennend heißen Tag schon frühmorgens auf den campus zu begeben.
    Viel Zeit für derlei Gedanken blieb den jungen Männern allerdings nicht, denn kaum auf dem campus angekommen, bekamen sie schon den ersten Befehl.


    Auf den ersten Blick klang es nicht schwierig, was der Centurio da von ihnen verlangte, doch schon wenige Sekunden später sollten sie eines besseren belehrt werden, denn mit plötzlich erwachendem Feuereifer stürzten 80 Mann auf die Fähnchen zu.


    Niemand, so schien es, wollte besonders langsam oder unwillig erscheinen und sich am Ende vorzeitig den Zorn des Centurios zuziehen. Was eben noch Kameraden waren, schienen nunmehr wildgewordene Tiere, die sowohl links, als auch rechts an Vestinus vorbeistürmten, nur noch erpicht darauf, als erster einen der Plätze zu ergattern.
    Titus beeilte sich ebenfalls und fand schließlich einen freien Platz an einem der gelben Fähnchen in der vierten Reihe. Er stellte sich stramm hin und beobachtete das übrige Geschehen.


    Lächerlich sah es wohl aus für jemanden, der schon länger als ein paar Tage in der Legion weilte. Wie eine Ameisenkolonie, die panisch umherwuselte.
    Noch immer suchten einige probati nach einem freien Platz und zwar mit mehr oder weniger fairen Mitteln, wie Titus sich eingestehen musste, als er beobachtete, wie ein probatus in einer der hinteren Reihen einen anderen von dessen Platz zu schubsen versuchte, um diesen für sich zu beanspruchen.

  • Licinus kam, sah und traute seinen Augen nicht, jetzt war es schon soweit, dass die Frischlinge auf dem Exerzierplatz ihre ersten Schlägereien anfangen wollten. Mit einem extrem bedrohlichen Unterton in der Stimme und sich mit der vitis, deren Bedeutung jedem noch so neuen probatus wohl schon aus erzähöungen bekannt war, in die linke Hand schlagend
    "Was, bei allen Göttern der Unterwelt war das denn?!
    Und wenn ihr da hinten nicht sofort aufhört euch zu balgen wie räudige Hunde, dann setzt es was, verstanden?"


    Licinus wartete die Antwort gerate so ab um in alter Exerzierplatztradition danach zu brüllen:


    "Wie bitte?! Ich kann euch verdammt noch mal nicht hören!
    Also: Verstanden?!"

  • Die Stimme des Centurio schallte über den Platz und hatte die gleiche Wirkung wie ein Eimer Wasser, der gerade über eine Flamme gegossen wurde. Mit einem Mal verstummte alles Gemurmel und auch die wenigen Balgerein hörten auf.


    Als dann auch die letzten ihren Platz gefunden hatten, quetschten die Männer auf Befehl des Centurio ein zerknischtes "Verstanden." durch ihre Zähne.


    Ein definitiv minimal reuiges Gemurmel, das den Centurio dazu veranlasste, sich erneut und etwas lautstärker zu versichern, ob seine probati diesmal wirklich verstanden hatten.
    "Verstanden!" brüllten sie diesmal aus einem Mund.


    Danach kehrte wieder Stille ein und wie auch seine Kameraden, schaute Titus erwartend dem Befehl entgegen, der als nächstes kommen würde.

  • "Geht doch." blaffte Licinus als endlich alle probati standen.


    "So, ihr merkt euch jetzt, wer wo neben euch steht. Auf mein Kommando geht es zwei Runden um dem campus und anschließend tretet ihr genau so, wie ihr jetzt hier steht wieder nebeneinander an!"


    Licinus als guter centurio würde natürlich mitlaufen, zwei Runden waren für ihn, wie für alle Veteranen eher ein Klacks, aber für einige der probati dürfte es schon ein hartes Stück werden.


    Agite!!! ~ ausführen!
    rief er zum Abschluss der Anweisungen und lief in einem langsamen Tempo los

  • Laufen, sehr gut. Vestinus liebte diese Disziplin und war sich gewiss, dass er hier auf dem campus endlich richtig testen konnte, wo nun wirklich seine Grenzen lagen. Zu Hause hatte er schon fast keine Gegner mehr, die in einem Wettrennen gegen ihn antreten wollten.
    Er schaute sich um, prägte sich ein, an welchem Fähnchen er stand und wer neben ihm, dann setzte er sich, wie auch der Rest des Trosses, in Bewegung.
    Er atmete ganz gleichförmig und hatte so keine Schwierigkeiten, locker mitzuhalten. Nach wenigen Sekunden war er bereits an der Spitze angelangt, preschte aber nicht weit voraus, da er sich nicht gleich Feinde unter den Kameraden machen und am Ende als Schleimbeutel dastehen wollte.


    Während er genüsslich Schritt vor Schritt setzte, fiel ihm erst richtig auf, dass der Centurio sich ebenfalls in Bewegung gesetzt hatte. "Schau an." dachte er. "Der Centurio läuft ebenfalls. Das hätte ich nicht gedacht."
    Bisher beschränkten sich die Erfahrungen des jungen Decimer, die er mit Anweisung gebenden Personen gesammelt hatte, darauf, dass sie befahlen und andere ausführen ließen. Dieser Mann schien das anders zu halten. So anders, dass Titus nicht umhin kam, ihm eine stilles Lob auszusprechen.


    Ein paar Minuten später kehrten die probati an ihren Platz zurück. Völlig verschwitzt und hier und da keuchend und nach Luft schnappend. Einigen wenigen jedoch schien der Lauf nicht sehr viel ausgemacht zu haben. Mit Stolz, zu ebenjenen zu gehören, stellte sich Titus wieder stramm hin und wandte seinen Blick nach vorn.

  • Licinus hatte die probati während des Laufes genau beobachtet und war positiv überrascht, dass sich diejenigen, die mit dem Tempo keine Probleme hatten nciht nach vorne abgesetzt hatten, sondern bei der Gruppe geblieben waren.
    War das nun Bequemlichkeit oder Teamgeist, das galt es herauszufinden in den nächsten Tagen
    Fürs erste genügte es jedoch. Die Neuaufstellung ging ebenfalls vonstatten, ohne das es größere Schwierigkeiten gegeben hatte, weshalb Licinus in seinem Programm weitermachte:


    "Mmh, das war noch verbesserungswürdig" bewertete Licinus ncoh schnell die bisherige Leistung.
    "Nichts desto trotz kommen wir jetzt zu den Grundhaltungen:
    Davon kennt die legio zwei:
    Erstens die normale Haltung eines legionärs, sie sieht aus wie folgt. Füße auf Schulerbreite, Knie druchgestreckt, Arme am Körper hängen lassen.
    Zweitens die state Haltung, die automatisch im Gespräch mit einem Ranghöheren einzunehmen ist oder auf den Befehl "state" hin.
    Die Füße stehen nebeneinanden, Hacken zusammen, Brust raus, Bauch rein, Rücken gerade und die Handfächen eng an den Körper gepresst.
    Wir probieren das gleich mal aus."


    "Militeees staaate!" ~ Soldaten stillgestanden.


    Zuerst stand auch Licinus still, dann ging durch die Reihen und überprüfte die Haltung jedes einzelnen Soldaten, immer kommentierend, was er sah:
    "Was soll das denn? Zwischen deine Füße passt ja die ganze Meerenge von Messana!"
    "Ich sagte gerade, nicht so, dass die Gören aus Mantua im Winter auf deinem Rücken Schlitten fahren können!"
    "Und warum bei Mars hätst du deinen Kopf so schief, der gehört natürlich auch gerade! Es hat euch keiner das denken verboten!"


    Nach einer Weile hatte er alle milites durch und kehrte an seinen Platz vor eben diesen zurück.


    "Nun, auf den Befehl "movemini" nehmt ihr wieder normale Haltung ein."
    "Movemini!"
    ~ Rührt euch


    Licinus nahm ebenfalls wieder die Grundstellung ein und fuhr fort.
    "Ich versichere euch, schon in wenigen Tagen wird euch das ganze in Fleisch und Blut übergegangen sein."

  • Stille kehrte ein, als der Centurio durch die Reihen marschierte, um die Haltungen zu überprüfen, die seine probati eingenommen hatten, nur hier und da hörte man das Knirschen des Sandes, immer dann, wenn der Centurio einen Fuß vor den anderen setzte.
    Er tadelte, viel und oft, doch angesichts der Tatasache, dass die jungen Männer soeben ihren ersten Tag auf dem campus verbrachten, war dieses Verhalten wohl nur allzu notwendig.
    Zugegebenermaßen waren einige der Sprüche sogar recht lustig, zumindest dann, wenn man nicht derjenige war, an den die Worte gerichtet waren.


    Titus war mit seiner Haltung eigentlichen zufrieden. Seiner Meinung nach sah seine state Haltung genauso aus, wie der Centurio sie beschrieben hatte. Als er jedoch erfuhr, dass die Neigung seines Rückens einen guten Platz für eine Schlittenfahrt geboten hätte, errötete er leicht und versuchte, sich etwas gerader hinzustellen. Da war ihm doch glatt ein Fehler unterlaufen, aber immerhin sah er nicht annähernd so unruhig aus, wie der junge Mann vor ihm, der seinen Kopf beständig in alle ihm möglichen Richtungen drehte, vermutlich um herauszufinden, ob sich der Centurio schon in der Nähe seiner Reihe befand.


    Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte der Centurio sich alle angeschaut und gab ihnen den Befehl, sich wieder in normale Haltung zu begeben.
    Erleichtert entspannte Vestinus sich. Er war sich sicher, dass er es mit der strammen Haltung etwas zu ernst genommen hatte und seinen gesamten Körper beim nächsten Mal nicht so sehr anspannen sollte, wie bei diesem Versuch. Aber irgendwann würde es wohl von allein funktionieren, denn wie der Centurio sagte, so war auch Titus davon überzeugt, dass diese Haltung, vor allem im Umfeld eines Lagers, wohl bald in Fleisch und Blut eingehen würde.

  • Licinus ließ seinen Blick über die milites schweifen und befand es für unnötig nun auch noch die Grundhaltung der probati zu kontrollieren.
    Stattdessen kam er zum eigentlichen Thema zurück.


    "Probati, so wie ihr hier steht bildet ihr das, was wir eine centuria nennen. Eine centuria hat eine Sollstärke von 80 Mann unterteilt in 10 contubernia zu je 8 Mann. Die acht Mann eures Contuberniums sind eure Familie, ihr kocht zusammen, esst zusammen, arbeitet zusammen und, wenn es soweit ist, kämpft ihr zusammen.
    Desweiteren gehören zu einer centuria verschiedene Soldaten mit Sonderaufgaben. Zum einen der centurio, der Chef der gesamten Einheit. Erkennbar an der crista transversa wie ihr sie auf meinem Helm deutlich sehen könnt. Ich bin centurio der IV. centuria der IX. cohors.
    Zu den Cohortes kommen wir später.
    Desweiteren gibt es den optio, den Stellvertreter des centurios.
    Den signifer, der die Standarte der centuria trägt und die Kasse verwaltet, außerdem ist er eine Art Ansprechpartner für die unteren Ränge.
    Der tesserarius ist für das Gerät der legio verantwortlich, außerdem gibt er die Parole aus, wenn die Einheit Nachtwache hat, ist also dann auch Chef der Wache, wenn der centurio den Dienst nicht selbst übernimmt.
    Dann gibt es in jeder centuria noch die capsarii, das sind Sanitäter, die sich darum kümmern, dass ihr ins Lazarett kommt, wenn ihr verletzt werdet, beziehungsweise, das sind die, die euch im Gefecht aus dem Gefahrenbereich zerren und den medici überantworten, also verderbt es euch nicht mit ihnen!"

    Und wieder einmal war es Zeit für die Standardfrage:
    "Fragen bis dahin?"

  • Titus schloss die Augen, so wie er es immer tat, wenn es galt, viele neue Informationen auf einmal aufzunehmen. Prompt wurden ihm einiger der Begriffe etwas klarer und er freute sich, die bisher undurchsichtigen Bezeichnungen nun besser zuordnen zu können.


    Sein contubernium war also seine Familie. "Eine recht schweigsame Familie." dachte er. Hatten doch seine Kameraden am Abend zuvor und auch am Morgen dieses Tages nicht viel gesagt. Mit Sicherheit jedoch würden erste Konversationen entstehen, sobald sie etwas längere Zeit miteinander verbracht hatten.


    Als der Centurio geendet hatte, schienen keine Fragen übrig zu sein, denn auf die Frage hin, ob noch etwas unklar sei, kamen keine Reaktionen, mit Ausnahme des üblichen Schweigens, welches hier öfters herrschte, sobald Centurio Licinus vor ihnen stand.
    Titus war sich nicht ganz sicher, ob wirklich alle wirklich alles verstanden hatten oder sich nur nicht trauten, noch einmal nachzufragen, aus Angst, verspottet zu werden. Er jedoch hatte begriffen.

  • "Keine Fragen? Nun umso besser." reagierte Licinus auf das sich vor ihm ausbreitende Schweigen und fuhr fort.
    "Oberhalb der centuria rangiert die cohors.
    Eine cohors wird aus je sechs centuriae gebildet und von dem ranghöchsten centurio, dem pilus prior kommandiert."

    Licinus sparte sich die Erläuterungen, woher die Rangbezeichnung kam, das hätte die probati doch nur verwirrt und fuhr fort.
    "Eine Ausnahme dabei ist die erste cohors:
    Alpha: sie besteht nicht aus sechs, sondern nur aus fünf centuriae
    Beta: ihre centuriae haben die doppelte Mannstärke, also ein Soll von 160 Mann
    Gamma: der ranghöchste centurio heißt hier primus pilus und ist gleichzeitig der ranghöchste centurio der gesammten legio."

    Wenn man Licinus kannte, konnte man aus seiner Stimme hören, dass diesem Rang und dem Mann, der ihn bekleidete sein besonderer Respekt galt.
    "Über der cohors steht dann die legio als ganzes mit ihrem Kommandostab.
    Der Kommandeur der legio ist der legatus, in unserem Fall Tiberius Vitamalacus.
    Unter ihm dienen der praefectus castrorum, als Chef der Verwaltung und meist auch stellvertretender Kommandeur. Er ist immer ein primipilarius, also ein gewesener primus pilus. Um diesen Rang zu erreichen muss man allerdings deutlich über die normale Verpflichtungszeit hinaus dienen.
    Der tribunus laticlavius als oberster Stabsoffizier. Er ist, wie der legatus auch senatorischen Ranges.
    Als letztes bleiben noch die fünf tribuni angusticlavii, welche ritterlichen Stands sind und ihre Aufgaben vom legatus zugewiesen bekommen."

    Licinus schoss noch ein Kommentar zu den scribae der Verwaltung durch den Kopf, den er aber gewissentlich verschwieg.
    "Fragen?
    Und stellt sie jetzt, ich will später kein 'ich hab das nicht gewusst' hören, klar?"

  • Diesmal musste Titus eine noch höhere Aufmerksamkeit aufbringen als bei den letzten Informationen, die der Centurio über die Köpfe seiner probati hatte rieseln lassen.


    Er nahm sich einige Sekunden Zeit, um das Vernommene zu ordnen und versuchte, es gleich in sein Gedächtnis einzuprägen, schließlich wollte er später nicht dastehen und dann nicht wissen, wer wer ist, welchen Titel er trägt und was das zu bedeuten hatte.


    Zwei Fragen hatte er dennoch und nach kurzem Zögern traute er sich auch , diese zu stellen.
    "Mich würde interessieren, nach welchen Kriterien der pilus prior und primus pilus ausgewählt werden. Ich vermute, die Ränge werden nach Dienstzeit vergeben - oder liegt es an besonderen Leistungen innerhalb der Legion?" Er machte eine kurze Pause. "Ebenso würde mich interessieren, welche Aufgaben die tribuni angusticlavii haben."


    Er hielt inne und hoffte auf eine Antwort.

  • Aha, ein miles, der genauer Bescheid wissen wollte.
    Licinus freute sich ein wenig darüber, wissbegierige Soldaten waren immer ein Zeichen für denkende Soldaten und diese wiederum waren Licinus lieber, als solche, die sich stur an ihre Befehle hielten, selbst bei völlig veränderter Lage.


    "Das sind ja gleich zwei Fragen auf einmal.
    Also gut, zu Nummer eins:
    Der pilus prior wird sowohl nach Dienstalter als auch nach Verdiensten ausgewählt, der primus pilus genauso, allerdings sind die Kriterien hier nochmal deutlich höher, dazu wird noch ein höheres taktisches und auch strategisches Verständnis vorausgesetzt.
    Bei den Aufgaben der tribuni angusticalvii ist es schon schwieriger. Prinzipiell kann der jeweilige legatus sie einsetzen wie er will, allerdings ist es fast immer so, dass einer das Kommando über die Reiterei inne hat.
    Der Rest wird im Frieden mit Verwaltungsaufgaben betraut oder leitet größere Einsätze, wie Baumaßnahmen oder ähnliches. Im Kriege werden sie analog dazu mit dem Kommando über sondereinsätze einer oder mehrer cohortes betraut.
    Weitere Fragen?"

  • Nun, da der Centurio die beiden Fragen des jungen Mannes so ausführlich erläutert hatte, fühlte Vestinus sich etwas klüger und war sich sicher, dass all seine Fragen bis zu diesem Zeitpunkt zunächst geklärt waren.
    Er bedankte sich bei Centurio Licinius.


    Ein Blick in die Reihen der anderen ließ Titus erahnen, dass auch diese vorerst nichts weiter wissen wollten. Zumindest machte niemand in seiner näheren Umgebung den Anschein, momentan von Wissensdurst, zumindest theoretischer Natur, erfüllt zu sein.

  • "Militeees staaate!" hallte es durch seinen Kopf. Das war es. Kurz überlegt, tat Vestinus sein Bestes, um die gewünschte Haltung einzunehmen.


    Stramm hingestellt, Füße zusammen, Hände an die Seite, noch kurz nach links und rechts geblinzelt, um sich zu vergewissern, dass er das Richtige tat. Dann stand er und wartete.

  • "Na, ihr habt euch ja tatsächlich was gemerkt!" rief Licinus gespielt verwundert aus.


    "ABER, guckt mal auf eure Fußspitzen! Dafür dürft ihr ausnahmsweise euren Kopf mal bewegen, verdammt!" fügte er hinzu, als einige probati anstallten machten, zu versuchen auf ihre Füße zu sehen ohne den Kopf dabei zu bewegen.


    "Fällt euch an denen irgendwas auf?
    Richtig! Sieh stehen nicht in einer Linie. Einige von euch mögen jetzt der Meinung sein, der Unterschied sei doch nicht viel. Nun, ihr habt Recht, es ist nicht viel."
    Licinus lächelte süffisant, bevor er fortfuhr.
    "Aber es ist verdammt nochmal zu viel, wenn wir Parade stehen.
    Aber die legio wäre nicht die legio, wenn sie nicht auch hierfür eine Lösung gefunden hätte:
    Auf den Befehl "acies dirigite" hin macht ihr ganz kleine Schritte, bis alle Fußspitzen einer Reihe auf einer Linie sind."


    Eine kurze Pause und dann rief Licinus


    "Aaaaacies diiiiirigite!"

  • "Dieser Spott in der Stimme" dachte Titus mit ausdrucksloser Miene, als der Centurio begann, die Haltungen der probati zu bewerten. "Da stimmt sicher was nicht.


    Am liebsten hätte er noch einmal an sich heruntergesehen oder gar seinen Körper von außen betrachtet, um zu prüfen, ob bei ihm ein offensichtlicher Fehler vorlag. Doch beides scheiterte an der Umsetzbarkeit, denn zum einen wagte er nicht, sich zu bewegen, zum anderen hatte er bisher von niemandem gehört, der seinen Körper verlassen und anschließend erfolgreich wieder hineingeschlüpft war.


    Dann kam die Antwort. Die Füße, die verdammten Füße.
    Ja, es waren nur ein paar Zentimeter und zuerst hob den jungen Decimer dieser winzig kleine Unterschied nicht an, doch als der Iulier in lautem Ton zu verstehen gab, dass dies bei Paraden keinen guten Eindruck machte, dämmerte dem jungen Mann, dass es nicht nur auf Zentimeter, sondern auf Millimeter ankam, wenn es darauf ankam, sein Reich und den Kaiser zu repräsentieren.


    "Aaaaacies diiiiirigite!" sollte nun die Lösung bringen. Kaum ausgesprochen, scharrten achtzig tippelnde Sandalen auf dem Sand, die versuchten, ihre Füße nach denen ihrer Nachbarn auszurichten.
    Die dritte Reihe hatte sich in ihrer Bemühung, auf einer Linie zu stehen, so weit vorbewegt, dass ein Teil der probati ihren Vordermännern in die Hacken stieß. Überrascht tippelten sie wieder nach hinten. In einigen anderen Reihen hingegen sah es kurzzeitig danach aus, als ob die Linie eher schräger, als gerader wurde.


    Es dauerte - ein paar Minuten lang. "Viel länger, als es dauern sollte." dachte Vestinus, der eine dumpfe Ahnung davon hatte wie die nächsten Worte des Centurio wohl lauten würden.
    Doch dann endlich standen sie. Besser nun, ihrer Meinung nach.

  • Licinus spürte regelrecht, wie seine Fassung von erwartungsvoll zu angesäuert überwechselte, während er beobachtete, wie sich die probati anstellten.


    "Probati! Was zum Pluto war denn das?!
    Ich meine, ihr steht ja jetzt schön ordentlich da, aber in der Zeit hätte ja die ganze legio an euch vorbeiparadieren können.
    Ihr das ganze muss in wenigen Augenblicken vor sich gehen und nicht in wenigen horae."


    Dann stellte Licinus sich seitlich der dritten Reihe auf und dreht sich mit dem Gesicht zu den Männern, die bei der Befehlsausführung ihren Vordermännern fast in die Hacken gelaufen wären:


    "Und nun zu euch, meine Herren: Korrigieren der Reihen heißt verdammt nochmal nicht, dass ihr die Reihen schließen sollt, dass kommt später, viel später! Bleib nach Möglichkeit auf Position und bewegt euch nur soviel wie unbedingt nötig!


    Und jetzt runter und 10 Liegestütze, bevor wir von vorne anfangen!"


    Die Liegestütze erfüllten gleich einen dreifachen Zweck, zum ersten stärkten sie die Fitness der einzelnen Soldaten, zum zweiten verstärkte es das Fehlerbewusstsein der probati, wenn sie eine Strafe aufgebrummt bekamen, und drittens würden sie nach dem aufstehen wohl kaum wieder perfekt gerichtet dastehen und man konnte die Übung wiederholen.
    So war zumindest Licinus sicht auf die Sache, er war sich jedoch bewusst, dass einige der milites das ganz anders sehen würden und es als reine Schikane empfinden würden.

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