Unter einem Baum jenseits der Straßen von Rom

  • Es war soweit, der Tag, der die Abreise von Phelan besiegelte, war gekommen.
    Der junge Duccier stand zum verabredeten Zeitpunkt am verabredeten Ort und wartete auf die Decima in die er sich unsterblich verliebt hatte. Würde sie kommen? Würde sie seine kleine Nachrricht ernst nehmen? Wenn nicht, könnte es bedeuten, dass er sie nie wieder sehen könnte und nie wieder mit ihr zu sprechen vermögen würde. Aber daran wollte Phelan gar nicht denken, so war Flava nicht, so hatte er sie nicht lieben gelernt. Lieben .. genau das war es, was er vielleicht los werden wollte. Naja, was heisst loswerden, eher würde es bei einer eindringlichen Andeutung bleiben.
    Der Ort war perfekt. Der Baum, der auf einem kleinen Fleckchen Wiese abseits des öffentlichen Gerangel Roms stand, spendete Schatten und die nötige Geborgenheit. Jetzt galt es nur noch zu Warten, dass Flava endlich erscheinen würde. Er hatte ein kleines Geschenk für sie gemacht, naja .. ein Geschenk wäre zu viel gesagt, es war eher ein Erinnerungsstück daran, dass es jemanden gibt, für den sie immer als die schönste Frau durch seine Träume wandern würde.

  • Nervös spielte Flava mit ihren Händen, während sie zu dem Baum ging. Sie hoffte, dass keiner ihrer Verwandten den Brief vor ihr gelesen hatte und ihr folgte, und immer wieder sah sie sich nervös über die Schulter. Aber sie konnte niemanden entdecken, nur die beiden Sklaven, die Meridius ihr damals freundlicherweise zur Verfügung gestellt hatte. In Rom war das tragen von Waffen verboten, aber die beiden waren groß und kräftig und würden sie notfalls auch so beschützen können.
    Flava näherte sich dem kleinen, öffentlichen Garten mit dem Baum. Ihre Palla war so großzügig über ihren Kopf und die Schultern geworfen, dass sie damit wohl beinahe verschleiert aussah. Aber auch das war ihr egal, ja, sogar ganz recht. So würde sie hoffentlich niemand erkennen.
    Verus würde abreisen, und das machte ihr das Herz so schwer. Sie hätte sich niemals verziehen, wäre sie nicht zu ihm gegangen. Die Worte, die er in dem Brief geschrieben hatte, sie waren so lieblich und sanft gewesen. Leider hatte sie den Brief verbrennen müssen, ehe Flavus ihn noch in die Finger bekam. Hoffentlich hatte er das nicht schon längst, sonst wäre das ganze hier eine schlimme Falle, und sie unwissentlich der Köder.


    Sie sah Verus, als sie auf das Grün trat, und winkte ihren beiden Sklaven zu, sie sollten zurück bleiben. Sie wollte nicht, dass jemand hörte, was vielleicht gleich besprochen wurde. Sie wusste dabei noch nicht einmal, was sie sagen wollte, alle Worte waren wie aus ihrem Gedächtnis getilgt. Sie ging noch ein paar Schritte auf Verus zu und blieb dann stehen, damit er sie bemerkte und begrüßen konnte. Ihr selbst fehlten die Worte und vielleicht auch ein wenig der Mut dazu.

  • Da war sie. Sie gleich einer zarten Elfe, umhüllt vom weißen Schleier des Traums, den Phelan jede Nacht träumte. Es war das letzte mal, das er sich so übermäßig über ihr plötzliches Erblicken freuen konnte, denn wenn sie sich verabschiedeten hatten, würde er sie eine sehr lange Zeit nicht mehr sehen können. Voller Freude ging er auf sie zu mit einem hastig großen Schritt.
    "Flava, du bist hier! Es ist so schön dich zu sehen!" Fast hätte er ihre Hände genommen, ja .. das hätte er auch gern .. aber das wäre zu forsch gewesen .. der Platz auf dem sie waren, war zwar ausserhalb der Öffentlichkeit, aber man wusste ja nie, ob sich nicht doch ein paar Ohren und Augen irgendwo versteckt hielten.
    "Wie du ja schon gelesen hast .. ich werde heute noch Rom verlassen. Es muss sein und ich wünschte .. glaub mir, ich wünschte wirklich es müsste noch nicht sein."
    Phelans Blick war voll Trauer, noch nie hatte er sich so elendig gefühlt wie in diesem Moment, er wollte sie nicht alleine lassen, aber das Schicksal, ließ ihm vorerst keine andere Wahl. Erst wenn ihr Vater wieder aufgetaucht sein würde, könnte sie ihn Besuchen kommen und bei den Göttern, wenn es zu lange dauern würde, wäre er nicht davon abzubringen noch einmal nach Rom zu reisen.


    "Ich hoffe deine Verwandten haben das Schreiben nicht gesehen ..."
    Es wäre schrecklich, würde sie observiert werden. Ein schlechtes Licht wollte er nicht auf sich werfen lassen, diese Situation hatte schon etwas Zwilichtiges für außenstehende Blicke.


    "Es gibt noch so viel das ich dir sagen möchte!"

  • Es ist auch sehr schön, dich zu sehen, Verus.“
    Gerne hätte Flava ihn kurz in einer vertraulichen Geste berührt, einmal noch kurz seine Hand gehalten, sich bei ihm Kraft geholt. Aber das ging nicht. Hier waren sie zwar unter sich, aber jede Wand hatte Ohren und jeder noch so versteckte Platz Augen.
    “Ja, ich habe deinen Brief gelesen. Ich wollte mich auch noch von dir verabschieden, bevor du gehst, und dir danken. …. Für den Besuch im Tempel, meine ich natürlich.“
    Eigentlich meinte sie etwas vollkommen anderes. Durch ihn und seine Gesten und Worte fühlte sie sich zum ersten Mal so leicht und begehrt und glücklich, wie sie es höchstens einmal gelesen hatte. Weil sie in seinen Augen versinken könnte wie in einem See, und glücklich darüber wäre. Weil sie sich bei ihm so wohl fühlte. Aber all das konnte sie nicht sagen.
    “Ich glaube nicht, dass ihn jemand gelesen hat. Er war noch versiegelt.“ Sicherheitshalber sah sich Flava aber trotzdem einmal um, aber da war immer noch niemand. Sie hoffte wirklich, das würde so bleiben. Sie wollte diese letzten Momente mit ihm noch einmal auskosten, denn es würde wohl das letzte Mal sein, dass sie ihn sah. Und schon jetzt machte ihr diese Tatsache das Herz unendlich schwer. Bei seinen Worten aber horchte sie auf und sah ihn wieder unumwunden an. Ein wenig ängstlich war sie, da sie nicht wusste, was er sagen wollte. Bislang hatten sie ja eigentlich doch so wenig miteinander gesprochen, und auf der anderen Seite doch so viel. Aber nichts, was anrüchig gewesen wäre oder Ärger heraufbeschwören konnte. Daher war sie über die aufrechte Heftigkeit seiner Worte sowohl erstaunt als auch erschreckt.
    “Was möchtest du mir denn sagen?“, fragte sie also etwas unsicher und sah sich noch einmal unauffällig um, ob auch wirklich niemand lauschte. Sie würde Verus auch gerne noch einige Dinge sagen, vor allem würde sie gerne seine Hand ergreifen, aber sie hatte Angst vor den möglichen Folgen.

  • Zu süß war es, als sie sich ein wenig verhaspelte. Ein breites Schmunzeln zeigte sich auf Phelans Lippen, dass aber keinesfalls bösartig war.
    Die Freude war so groß. Sein Atem stockte kurz, als sie ihn fragte, was er ihr sagen wollte. Er fasste sich ein Herz und griff er mit seiner linken Hand nach ihrer linken. Ohne eine längere Pause zu machen fing er an mit dem, was so unendlich tief in ihm war und endlich raus musste, nicht länger gefesselt bleiben wollte.


    "Liebste Flava, bevor ich nach Germania gehe möchte ich dich wissen lassen .." er schluckte kurz .. du bist die wundervollste Frau die ich je gesehen habe. Du hast ein warmes Herz, du bist so unendlich klug und interessant, dass mein Herz Luftsprünge macht, wenn ich nur an dich denke. Du bist von so atemberaubender Gestalt .. dein Antlitz bringt mich um jeden Schlaf in der Nacht .." es war ein hartes Stück Mut, was der Duccier da jetzt aufwand, aber es musste sein, nie hätte er es sich verzeihen können, wären deise Worte in seinem Herzen geblieben. ".. nun, es mag vielleicht unerwartet oder forsch erscheinen .. aber es ist die Sprache die mein Herz spricht, wenn mein es nicht die Worte zu sprechen vermag, würde es mir nie verzeihen, wenn ich ohne dich noch einmal zu sehen nach Mogontiacum gegangen wäre." Er griff mit seiner rechten Hand in seinen Lederbeutel, der an seinem braunen Gürtel befestigt war.
    Heraus zog er etwas rundes bronzenes. "Hier.." er legte es auf ihre Hand und verschloss sie, langsam glitten seine beiden Hände von ihr, so dass er mit seinen Fingerspitzen kleine Blitze auf Flavas Haut sendete. "Es ist das Zeichen meiner Familie, der germanische Wolf. Es soll dir als Erinnerung bleiben, an den kleinen Wolf - Phelan" Das kleine runde hatte er extra anfertigen lassen und glich ein wenig seinem Medaillion, das er immer an einem Lederriemen um seinen Hals trug. Kleiner Wolf, das war die Bedeutung seines Namens .. Phelan .. sie sollte es wissen, es war etwas sehr persönlich, noch keinem Römer hatte er seinen germanischen Namen anvertraut.
    Um Flava nicht völlig fassungslos und verloren stehen zu lassen versuchte er die Situation etwas zu lockern "Du ahnst gar nicht, wie viel der Mann haben wollte, um es rechtzeitig fertig zu stellen.. ein Lächeln setzte sich auf seinen Mund und er schaute in ihre wunderschönen Augen.

  • Er nahm ihre Hand in die Seine, und Flava hörte ihr eigenes Herz fast lauter als seine Worte. Ihr Atem beschleunigte sich, und sie fühlte sich so schwindelig. Er hatte sie einfach so berührt und hielt ihre Hand in der seinen. Und seine Worte erst! Oh, seine Worte, die er so eigentlich doch gar nicht sagen dürfte, die aber so süß klangen, dass ihr ganzer Bauch voller Schmetterlinge zu sein schien. Und dann drückte er ihr einen kleinen, bronzenen Gegenstand in die Hand. Es war ein kleines Medallion, auf dem ein Wolf abgebildet war. Flava sah sprachlos darauf, als er sie wieder losließ und sie ansah. Sie zitterte, so sehr, dass man es ihr ansehen konnte. Sie war vollkommen überwältigt von all dem gesagten, von dem, was er getan hatte, und von dem Geschenk. Das verstieß eindeutig gegen Sitte und Moral, ganz eindeutig, und doch merkte Flava, wie sehr sie sich danach gesehnt hatte.
    “Verus… Phelan… ich… ich möchte dir sagen, dass ich… auch… ich…“
    Flava sah einfach nur in seine Augen, und dann drehte sich plötzlich alles um sie herum. Er würde gleich gehen, sie würde ihn so lange nicht wieder sehen, und dabei hatte er ihr eben DAS gesagt und ihr sogar etwas persönliches geschenkt! Das war zuviel für die anständige, kleine, behütete Flava. Sie wollte ihm noch sagen, dass sie ebenso für ihn empfand, aber da wurde sie auch schon ohnmächtig.

  • Geschockt, erstaunt und auch verträumt schaute sie ihn an. Wackelig auf den Beinen hörte sie, was Phelan ihr zu gestehen hatte und das war nicht nur ein Geständnis, wie wenn ein Junge der Mutter die frische Milch vom Fensterbrett stibitzt hat, es ein Geständnis der Liebe.
    Als sie ihre Lippen spreitzte und ein paar Worte diese verlies, war der Pulsschlag des Ducciers mindestens vier mal so hoch, wie der auf einer römischen Kriegsgallere, um die Ruderer anzutreiben. Innerlich hoffte er nur das sie es sagen würde. Sag es, bitte .. oh Götter steht mir bei. Nunja, eher ihr hätten sie beistehen sollen, denn sie konnte ihre Worte nicht zuende sprechen, sie fiel in Ohnmacht. Flava drohte auf die Knie zu sinken und mit dem Rücken auf dem Boden zu landen doch nein! Der kleine Wolf war schneller, er schritt seitlich neben sie und fing sie sanft auf, sank aber zu Boden. Jetzt lagen sie da, eine Decima in den Armen eines Ducciers, welch Bild mag das wohl gegeben haben? Ein wunderschönes, wie Phelan fand, was andere Augen oder auch die Augen der Sklaven speziell sahen, war ihm egal, er zeigte ihnen, dass es nicht nötig sei sich zu nähern, denn sie waren schon einige Schritte aus Sorge näher gekommen.


    Leise flüsterte er ganz dicht mit seinen Lippen an ihrem rechten Ohr "Oh Flava .. wieso ist dieser Moment nicht zeitlos .. ich will nicht gehen, doch die Bürde treibt mich dazu .. " er hoffte sie würde bald aufwachen .. er hatte nicht mehr viel Zeit, bis Silko und Eila auf ihn warten würden. So strich er ihr über die Haare und gab ihr einen Schmetterlingskuss. Mit seinen Wimpern näherte er sich ganz vorsichtig ihrer Wange und blinzelte, in der Hoffnung das das Kitzeln ganz viele kleine Blitze auslöste, die sie wieder in den Zustand der vollen Wahrnehmung bringen würden.

  • Flava fühlte die ganz sanfte Umarmung und seine Wange an ihrer, als sie die Augen aufschlug. Ihr war, als würde sie träumen, als sie Verus so nah bei sich sah, wie er sie im Arm hatte. Sein blondes Haar fiel ihm über die Stirn, und noch völlig durcheinander fuhr Flava mit ihrer Hand einmal dort hindurch und spielte kurz leicht mit einer einzelnen, widerspenstigen, blonden Strähne.
    “Dein Haar ist so lustig“, meinte sie noch völlig verträumt und mit eindeutig verliebt klingender Stimme, als sie von dem verschreckten „Domina?“ ihrer beiden Sklaven aufgeweckt wurde. Erschreckt ließ sie sein Haar los und schaute zu den beiden, die näher gekommen waren und sorgenvoll zu ihr hinab blickten. Immerhin konnten sie ja nicht zulassen, dass sich ein Mann an ihrer wehrlosen Herrin zu schaffen machte. Aber sie hob die Hand, um zu zeigen, dass sie stehen bleiben sollten und schickte sie mit einer kurzen, winkenden Bewegung auch wieder auf Abstand.
    Sie drehte sich danach wieder schnell zu Verus um, kalkulierte allerdings den Abstand zwischen ihnen beiden etwas knapp, so dass sie mit den Nasen kurz zusammenstießen. Verschämt schaute sie runter, unfähig, ihm in die Augen zu blicken, und räusperte sich einmal.
    “Verzeih, ich muss wohl ohnmächtig geworden sein.“
    Bevor sie noch jemand so sah, wie sie so dicht beieinander waren, strich Flava einmal das Kleid über ihren Knien glatt und stand dann schnell auf. Sie wollte nicht, dass es deswegen noch Gerede gab. Sie hoffte inständig, dass dieser kleine grüne Fleck keine Augen und Ohren hatte, und dass vor allem ihr Bruder davon keine Kenntnis erhielt.
    “Ich…. Ich danke dir, für dein Geschenk. Ich finde es wirklich… wunderschön. Und ich möchte dir sagen…“
    Flava war ein wenig durcheinander und fand nicht die richtigen Worte. Sie wollte doch so gerne sagen, was sie fühlte, aber das durfte sie auf gar keinen Fall. Sie hatte kein recht, so etwas zu sagen, und schon gar nicht, darüber zu entscheiden. Das durfte nur ihr Vater, oder vielleicht allenfalls noch ihr Bruder. Aber sie gewiss nicht.
    Aber doch konnte und wollte sie ihn nicht einfach so ziehen lassen. Sie sah an sich herunter, und ihr Blick fiel auf den kleinen, goldenen Armreif, den sie trug. Sie hatte sonst nichts, was sie ihm geben konnte, also zog sie ihn schnell aus. Er war ihm wahrscheinlich zu klein, aber sie hatte sonst nichts, was sie ihm mitgeben konnte. Schüchtern hielt sie ihm den Reif hin.
    “Ich möchte ihn dir schenken. Damit du etwas dabei hast, von mir. Ich weiß, es ist nicht so schön wie dein Geschenk, aber…ich… schreibst du mir, wenn du in Germanien bist?“
    Den letzten Satz hatte sie eigentlich gar nicht sagen wollen, aber es lag ihr so auf dem Herzen. Flava war nicht gut im Abschied nehmen, und sie wollte Verus am liebsten gar nicht gehen lassen. Aber wenn sie so gar nichts mehr von ihm hören würde, das wäre noch viel schlimmer als all das, was jetzt schon so furchtbar für sie war.

  • Plötzlich schlug sie ihre Augen auf und er ruhte in all seinen Bewegungen. Erst ihr Griff nach einer seiner Haarsträhnen gab ihm die nötige Geborgenheit, das Wohlgefühl nichts falsch gemacht zu haben und sich nicht um irgendetwas um sie herum sorgen zu müssen.
    Als sie über Phelans Haare sprach musste er doch sehr schmunzeln.
    "So, lustig findest du sie also? Ich hab ja gehört, lange Haare machen durchaus atraktiv." noch breiter wurde sein Lächeln, als er mit seinen Fingerspitzen über ihre Wange strich.


    Glück - das, was er in diesem Moment hatte, empfand, fühlte.
    Dieses Glücksgefühl würde vielleicht bis an sein Lebensende halten, leider wurde ihm nur der Moment genommen, an dem das Glück am höchsten Punkt angelangt zu sein schien. Seine Handbewegung an die Sklaven brachte im Prinzip nichts. Erst als Flava ihre Hand erhob, traten die besorgten Männer wieder zurück und gingen auf Abstand.
    Nachdem sie ihr Kleid gerade gestrichen hatte stand sie wieder auf. Es war doch zu schön gewesen, aber wären sie noch länger so liegen geblieben, was sich der junge Duccier doch sehnlichst gewünscht hätte, wären eben jene bösen Augen erschienen und hätten den bösen Zungen befohlen es in die Öffentlichkeit zu tragen. Das wollte er nicht, schließlich wäre es eine Katastrophe, wenn ihr Bruder oder auch generell ihre Familie so von den beiden erfahren würde.
    "Ich war ja noch rechtzeitig da, um die aufzufangen." er strich sich mit der rechten Hand durch die Haare, sein Kopf war dabei gesenkt, um seine erröteten Wangen zu verstecken.
    Als die Decima anfing sich zubedanken schaute er sie erwartungsvoll an, würde sie vielleicht einen neuen Versuch wagen? Doch erst einmal viel er aus allen Wolken, sie gab ihm ihren Armreif, den sie gerade trug. So froh war er, auch ein Erinnerungsstück von ihr zu haben, dass er immer bei sich haben würde.
    "Ich danke dir von ganzem Herzen Flava .. er passt! Zwar nicht so locker aber auch nicht all zu fest, als dass es mir das Blut abschüren könnte .." er freute sich sehr, auch als sie ihn auf schreiben ansprach .. "Natürlich schreibe ich dir .. ich werde dir berichten, was ich jetzt, da wo ich sacerdos bin, in Germania für den Cultus erledigen werde.." natürlich würde er nicht nur davon schreiben "das lässt sich in genug Worte fassen .. allerdings werden meine Worte nie reichen, um auszudrücken was ich für dich fühle .." Verträumt und eindringlich sah er sie an. Er musste bald schon gehen, der Gedanke der Abreise plagte ihn sehr, aber es musste sein! Würde er sie noch länger sehen, diese wunderschöne Frau, dieses Mädchen, dass ihn so verzaubert hatte, würde er sich nie losreissen können.


    "Ich hoffe dein Besuch wird nicht all zu fern bleiben .."

  • Erleichtert nahm Flava zur Kenntnis, dass der Reif nicht so albern als Geschenk war, wie sie gedacht hatte, und auch, dass er versprach, ihr zu schreiben. Zwar sagte er, über den Tempeldienst, der sie in Bezug auf ihre Frage eher peripher interessierte. Aber schon im nächsten Satz redete er wieder von seinen Gefühlen, und Flava musste wieder den Kopf senken und betrachtete intensiv ihre Fußspitzen, während ihre Wangen anfingen, zu glühen. So etwas durfte er eigentlich gar nicht sagen, und sie sollte sich auch eigentlich so etwas gar nicht anhören. Aber dennoch war es wie Balsam für ihre Seele.
    “Ja, vielleicht, wenn ich auch Sacerdos bin, und mein Vater gerettet. Vielleicht gibt es ja einen Tempel der Diana, oder einen Schrein, der eine Priesterin für eine Weile braucht.“
    Sie durfte nicht sagen, dass sie ihn selbst besuchen und mit ihm Zeit verbringen wollte. So etwas durfte sie nicht entscheiden, es war ungebührlich. Auch wenn sie so fühlte. Sie hoffte, Verus würde es auch wissen, wenn sie es nicht sagte, und blickte nur einmal in seine tiefblauen Augen. Aus ihren Augen konnte sie die Wahrheit nicht verbannen, und sie hoffte, er würde auch all das aus ihnen lesen, was sie nicht sagen konnte.
    “Ich hoffe auch, wir sehen uns bald wieder… Phelan.“
    Der Name klang seltsam und fremd, und Flava musste leicht Lächeln dabei. Dann senkte sie wieder den Blick, aus Angst, sie könnte sich sonst noch der Peinlichkeit hingeben, und in der Öffentlichkeit beim Abschied weinen.

  • "Genau, wenn du sacerdos bist, da du eine gute und eifrige Schülerin und Orestes ebenso ein guter Lehrer ist, wirst du keine Probleme haben und schnell fertig werden. Die Zuversicht tilgt meine Sorge, dein Vater wird bestimmt schon bald wieder aufgetaucht sein." der junge Germane wollte nicht, dass Flava vor Beendigung ihrer Ausbildung nach Germania kommen würde. Nicht, weil er sie nicht sehen wollte, das wollte er nämlich mehr als alles andere in der Welt, sondern, weil sie ihre Ausbildung ordentlich zu Ende führen sollte, schließlich war das einer ihrer größten Träume.
    Als sie seinen germanischen Namen aussprach musste er freundlich schmunzeln. Er freute sich, dass Flava davon gebrauch machte und in Zukunft auch ein wenig öfter machen würde.
    Sie senkte ihren Kopf und die ganze Situation wendete sich mehr wieder dem Anstand zu, wie es schon im Tempelbezirk und auf dem Aventin gewesen war, nachdem sie sehr persönlich, intensiv und tiefsinnig waren.
    Das war das Zeichen für Phelan, so langsam aber sicher die Reise anzutreten.
    Die Reise, die er schon einmal umgekehrt gemacht hatte. Er würde jetzt wieder in seine Heimat zurückkehren und das tun, was er so oft in seinen Visionen und Erscheinungen gesehen hatte. Auf seine Familie, besonders auf Sontje, freute er sich natürlich imens, aber diese, konnte nicht den Abschied von der Decima vertrösten, die ihm die restlichen Tage in Rom so versüßt hatte. Phelan war kein Mensch, der an Zufall glaubte, alles passierte für ihn, weil es das Schicksal so wollte und es wollte Flava für Phelan. Hoffentlich, würde die große Distanz nicht all zu lange konstant bleiben..


    "Flava .. meine Liebste ... ich .. " er drehte sich kurz zur Seite und rieb sich kurz im Auge, noch wollte er keine Träne vergießen, nicht vor ihr .. "muss mich auf den Heimweg machen .. Eila und Silko warten schon auf mich ... der Abschied fällt mir so schwer und stimmt mich traurig, aber wenn ich an das Widersehen denke, erfüllt es mein Herz und lässt ein reges Glücksgefühl durch meine Adern pulsieren .. " Er ging etwas näher auf sie zu, strich mit den Fingerspitzen von ihrer Schulter hinab zu ihrer Hand. "Pass auf dich auf .. auf ganz bald Flava .. auf ganz bald.."

  • Ein wenig unsicher musste Flava blinzeln. Seine Worte klangen so wohl gewählt und hochgestochen, als hätte er wie ein Redner lange geübt, sie zu sagen. Die Wortwahl war zum einen sachlich, und dann doch wieder gefühlsbetont, so dass sie ein wenig verschüchtert war. Es war ein klein bisschen, als würde er ein Liebesgedicht für sie rezitieren. Flava fragte sich, ob er damit nur seine eigene Unsicherheit überspielen wollte, denn seine Körperhaltung und die kleinen Gesten sprachen eine ganz andere Sprache. Wenn er sich so durchs Haar fuhr oder sie schüchtern ansah, sich nicht traute, ihre Hand zu nehmen auf dem Aventin und ihr heimlich immer mal wieder einen Blick zuwarf, das fand sie so liebenswert an ihm. Seine Worte hingegen verunsicherten sie doch zusehends. Aber bestimmt war es nur, weil er sich ebenso unsicher fühlte, wie sie selbst.
    Und dann fuhr er mit seinen Fingerspitzen ganz sanft von ihrer Schulter hinab zu ihrer Hand und hinterließ so eine kitzelige, kribbelnde Spur der Glücks auf ihrer Haut. Ganz vorsichtig berührte sie mit ihren Fingern seine, ließ sie sich leicht verschlingen, mit ihnen spielen. Wirklich greifen durfte sie seine Hand nicht, aber seine Finger so sacht zu berühren, nur anzudeuten, sie könnten einander halten, war ihr ein Herzenswunsch. Das konnte sie nicht unterdrücken.
    “Ich werde zu Merkur beten, dass er unsere Wege bald wieder zusammenführt. Und dass er dich sicher bis nach Mogontiacum bringt, damit du mir bald schreiben kannst. Aber… mein Bruder liest manchmal meine Briefe, also… sei vorsichtig, ja? Pass auf dich auf, und schreib mir bald. Und…“
    Flava war schlecht im Abschied nehmen, vor allem, wenn sie es nicht wollte. Sie wollte ihn gerne einmal umarmen, ihn drücken, ihm einen Kuss auf die Wange geben und ihm alles Gute wünschen. Oder besser, ihn bitten, achwas, anflehen, er möge hier bleiben. Aber das durfte sie alles nicht, und so stapselte sie ihre Abschiedsworte so zusammen.
    “…auf bald, Verus. Phelan.“

  • Das ganze war vergleichbar mit einer Schatzsuche. Der Weg war steinig und schwer, Gefahren gab es, aber am heuten Tag, trafen ihre Finger auf seine, als sie sich verschlungen war der Schatz gefunden. Der Schatz der Liebe. Jener war zwar greifbar, aber man konnte ihn nicht behalten, noch nicht. Die Zeit würde kommen, aber jetzt war schon einmal klar, es gibt ihn.
    "Ich bin mir sicher das die Götter dafür sorgen werden das es nicht solange dauern wird .. " über die Sache mit den Briefen musste er schmunzeln "Keine Sorge, ich werde sie als geschäftliche Briefe decken und nicht zu ineressant aussehen lassen" er zwinkerte ihr zu und griff einmal kurz fester ihre Finger, als sie noch etwas hatte sagen wollen. Als sie sich dann auch verabschiedete, zog er ihre Hand langsam zu sich und gab ihr einen Kuss auf die Fingerspitzen.
    Danach verloren sich ihre Finger und er trat langsam ein paar Schritte zurück. Sein Herz schien immer mehr zu sterben, je weiter er sich von ihr entfernte. Der Gedanke, sich umzudrehen und einfach zu gehen wurde von seinen Gefühlen zu ihr viel zu stark bekämpft, als das er es einfach hätte machen können. Erst als er fast den grünen schönen Fleck voller Erinnerungen, auf die der Baum aufpassen würde, verlassen hatte, drehte er sich um und ging seiner Wege. Doch nach einigen Schritten blieb er wieder stehen, drehte sich noch einmal um. Er sah sie, seine schöne, kluge, atemberaubende und einzigartige Flava. Oh bei Odin, hoffentlich würden sie sich bald wieder sehen. Er flüsterte leise vor sich hin "Ich bitte dich Iuno, lege deine schützende Hand über sie .." er schaute Flava noch einmal eindringlich und tief in die Augen, wobei ihn die Distanz nicht darin einschränkte.
    Dann drehte er sich wieder um und lief in Richtung Casa Duccia. Er hatte sich nicht einmal um 45° gedreht, schon floß eine dicke schwere Träne aus seinem rechten Auge herunter und an seinen Bartstoppeln hängen.
    "Auf bald .. Flava ..." murmelte er.

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