[Tablinium] Eine Bitte und eine Nachricht | Vitamalacus et Helena

  • "Taranis, gehst Du da wohl weg!" schimpfte die Iulierin mit dem neugierigen, hochgewachsenen, aber durchaus zahm zu nennenden Tier, das gerade wieder einmal Anstalten gemacht hatte, eine Pflanze mit den Zähnen aus einer Vase zu zerren, um dann auszuprobieren, ob man mit der Vase spielen konnte. Doch zumindest eines hatte das Tier inzwischen begriffen: Dass nicht nur der Hausherr zornig werden konnte, sondern auch sein Weibchen, und dass sie tagsüber weitaus öfter in seiner Nähe war als der Hausherr - und man es sich nicht unbedingt grundsätzlich mit ihr verderben sollte, wenn man nicht immer aus den verschiedenen, interessanten Ecken des Praetoriums vertrieben werden wollte.


    So zog der Luchs dann auch recht schnell Leine, während Iulia Helena die Zierpflanze mit einem leisen Seufzen betrachtete. Die meisten Pflanzen des Haushalts hatten unter Luchsbefall zu leiden, aber gerade dieses Gewächs war ihr wegen der rotgeäderten Blätter ans Herz gewachsen - sie würde es wohl in ihr cubiculum bringen lassen müssen, wenn sie wollte, dass die Pflanze überlebte. Aber den Luchs von seiner Neugierde abzuhalten war nicht ihr eigentliches Ziel gewesen, und so setzte sie ihren Weg alsbald fort, um schließlich an die Tür des tabliniums zu klopfen, wohl wissend, dass sie ihren Verlobten dort zu einer gewissen Zeit zumeist antraf, dann trat sie ein, um nachzusehen, ob die Vermutung denn auch den Tatsachen entsprach. "Salve, Quintus," sprach sie lächelnd, als sie ihn am Schreibtisch sitzend entdeckte und trat näher. "Ich hoffe, Du hast einige Momente Zeit für mich?"

  • Taranis verschwand um die nächste Ecke, er wuste einfach, wann er das Feld räumen musste und wann nicht. Und bei der Iulierin musste er es definitiv, zumindest wenn er Dinge tat, von denen er wusste, das er sie nicht tun durfte, aber die er trotzdem tun wollte. Doch der Luchs brauchte nicht lange, sein nächstes Opfer zu finden, einen jungen Sklaven, der dabei war, einen der Gänge zu fegen. Immer, wenn dieser ein grösseres Stück über den Boden schob, sprang Taranis darauf zu, fing es und verteilt den restlichen Schmutz wieder im Gang.


    Im Tablinium hingegen fand Helena einen Verlobten vor, der ihr sogleich alle Aufmerksamkeit schenkte. Kaum hatte sie es betreten, hatte er schon die Schriftrolle hingelegt, war auf gestanden und schon ein paar Schritte auf sie zugegangen.


    "Für dich doch immer, meine Liebe," sagte er, während er ihr beide Hände reichte. Für seinen Geschmack hatten sie sicin der Letzten Zeit zu selten gesehen, obwohl sie doch unter einem Dach wohnten. Eine Tatsache, die er vornehmlich auf seinen Dienst schob.

  • Still lächelte sie, als er sich sogleich erhob. Dass es noch immer so war, dass er ihr noch immer mit so viel Aufmerksamkeit entgegen trat, war für die Iulierin ein Geschenk der Götter. So mancher Verlobte oder Ehemann ließ sich allzu bereitwillig von seinen Pflichten fesseln und vergaß seine Familie darüber völlig - aber auch wenn Quintus nicht der Prototyp eines Familienmenschen darstellte, hatte er sich dieser Verpflichtung immer gewidmet und sein Bestes getan. Es ließ für die Zukunft vieles hoffen, und diese Hoffnung, dessen war sie sich sicher, würde sich in großen Teilen erfüllen. Sanft drückte die Iulierin die Hände ihres Verlobten und schmiegte sich dann in seine Arme, mit ihren Händen die seinen um ihren Körper ziehend, bis er sie so hielt, wie sie es mochte. Ein solch stiller Augenblick der Nähe war ihnen beiden nicht allzu oft vergönnt, tagsüber war er selten zugegen und sie hatte mit dem Haushalt genug zu tun - oder sie waren schlichtweg nicht alleine. Vor den Sklaven hielten beide wenig von zuviel Gefühlsduselei.
    "Das ist schön. Ich muss doch darauf achten, dass Du Dich nicht überarbeitest und am Ende gar nicht mehr fähig bist, mich zu unserer Hochzeit zu begleiten," scherzte sie mit einem Lächeln auf den Lippen und blickte zu ihm auf. Seine Größe tat ihr übriges dazu, dass sie sich bei ihm wohl und geborgen fühlen konnte.


    "Aber ich will Dich nicht lange aufhalten, ich weiss doch, wieviel Du zu tun hast - und sicher stürmt gleich irgendein Offizier herein, der Dich ganz dringend braucht." Sie zwinkerte ihm vergnügt zu, um den Worten jeglichen Vorwurf zu nehmen - denn vorwerfen würde sie ihm dies sicher niemals, es gehörte schlichtweg zu seinem Alltag, zu seinem Amt. "Es gibt da allerdings etwas, das Du dringend wissen solltest, auch ohne Offiziere und Soldaten."
    Eine kurze Pause entstand, in der sie mit ihrem Blick in seinem Gesicht nach Anzeichen der Neugierde forschte. "Es betrifft uns beide, und vielleicht auch unsere Familien. Wir werden in absehbarer Zeit eine neue Sklavin kaufen müssen, die Mania bei der Arbeit entlasten kann, einer so alten Frau sollte die Sorge um ein Kind nicht alleine aufgebürdet werden." Und sollte der Sesternz immernoch nicht gefallen sein, so fügte sie noch an, etwas leiser, dafür umso inniger: "Unsere Wünsche haben sich erfüllt, Quintus, ich bin schwanger."

  • Selten war ein Senator, Patrizier und Legtus irgendwo wirklich allein, immer war eine oder mehrere dienstbare Geister in seiner Nähe, bereit ihm zu Diensten zu sein. Es war der Preis, mit dem man sich den komfortabeln Lebensstil erkaufte. Und schenkten die meisten Menschen seines Standes Sklaven eben nicht mehr beachtung, als dem Tisch an der Wand oder der Karaffe darauf. Selbst wenn so mancher oder so manche sein oder ihr Lager mit einer Sklavin oder einem Sklaven teilte, waren Sklaven eben nicht mehr Wert als ein Gegenstand oder ein Haustier, oftmals sogar weniger.


    Und auch Tiberius Vitamalacus unterschied sich da nicht besonders, auch wenn es ein paar Sklaven gab, die er mehr schätzte als die meisten seiner Standeskollegen. Doch was er wirklich schätzte, waren Momente in den er mit seiner Verlobten allein war, wirklich allein. Und das wussten auch die Sklaven in seiner nähe, so das sich das Tablinium von all diesen dienstbaren Geistern leerte und sich die Tür leise schloss, nur den Legatus und seine Verlobte zurückliess.


    "Langsam sollten wir einen Termin festlegen, bevor noch irgendein Barbarenvolk auf die Idee kommt, einen Aufstand zu proben," entgegnete er mit einem Lächeln. Es tat ihm gut, sie in seinen Armen zu halten und mit ihr zu scherzen. Zärtlich strich er ihr über den Kopf während er ihren Worten lauschte. Etwas verwunderte es ihn schon, das sie extra zu ihm kam, um nur den Kauf einer Sklavin zu besprechen und so antwortete er ganz automatisch.


    "Wenn du meinst, meine Liebe, dann sollten wir das tun. Wir könnten den hiessigen Skalvenmarkt aufsuchen, um eine geeignete Kandidatin zu fin...." Erst dann wurde ihm klar, welche Nachricht ihm seine Verlobte in diesem Moment überbrachte und er verstummte mitten im Wort, etwas das eigentlich so gut wie nie vorkam.


    Vor Jahren hatte man ihm schon einmal mitgeteilt, das er Vater werden würde. Damals hatte er die Nachricht gleichgültig entgegen genommen, er hatte sich nicht anmerken lassen, wie erleichtert er gewesen war, das er mit seiner ersten Frau seine Pflicht erfüllt hatte und das er nun nicht mehr ihre Nähe suchen musste. Doch jetzt war es anders, in Helenas Nähe war der Panzer, der sein Inneres abschirmte, einfach nicht da. Und so blickte er in ihr Gesicht, ein ungläubiges "Bist du dir sicher ?" kam von seinen Lippen.


    Die Worte mochten wie sein Gesichtsausdruck ungläubig klingen, doch es schwang auch grosse Freud mit darin. "Natürlich bist du dir sicher," fügte er unmittelbar danach an und auf seinem Gesicht zeigte sich ein glückliches Lächeln. Er verspürte wirklich freude, beugte sich zu ihr herunter und küsste sie. Er spürte den Wunsch, sie ganz fest an sich zu drücken, aber auch die Angst der werdenden Mutter und seinem ungeborenen Kind damit zu schaden.


    Und genauso widersprüchlich war dann auch seine Umarmung...

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