Caia allein unterwegs

  • Wie groß doch Rom war. Vieles war zwar noch so, wie sie es in Erinnerung hatte, aber es hatte sich auch so einiges geändert und immer wieder blieb sie Gedankenverloren stehen, betrachtete die prachtvollen Tempel, wunderbaren Brunnen und Gärten, welche mit viel Sorgfalt gepflegt wurden.
    Auf den breiten Straßen tummelten sich zwischen Eseln und Sklaven, auch einflussreiche Senatoren und hübsche Frauen auf der Suche nach vermutlich Dingen, die für sie selbst viel zu teuer waren.
    Diesmal hatte sie ihre alte Leibsklavin zurück gelassen, sie wollte ein wenig allein die Stadt erkunden ohne ständig ermahnende Blicke, welche oftmals Vorwurfsvoll waren, und das nur, weil sie nun einmal kein Kind mehr war und eben immer selbständiger wurde. Sie brauchte kein Kindermädchen mehr.


    Leise summend suchte sie sich ihren Weg durch die verschlungen Straßen und blieb dann auf einer Brücke, welche sich über den Tiber spannte stehen. Träumend blickte sie hinunter auf das verschmutzte Wasser. Irgendwie stellte das Wasser doch Rom auch wieder, eine so große Stadt hatte nicht nur ihre schönen Seiten, jeden Tag geschahen viele Verbrechen und es war nicht immer leicht für Ordnung zu sorgen.


    Sie ließ, ihre Gedanken treiben und störte sich nicht an der heißen Sonne, die auf sie herunter schien. Sie dachte an ihren Bruder und an ihren verstorbenen Vater, im Grunde war sie fast allein in dieser Metropole, einmal abgesehen von ihren Verwandten. Caia musste sich eingestehen, das sie selbige vermisste.
    Leise seufzte sie und betrachtete ein daher schwimmendes Blatt auf dem trüben Wasser.



    Sim-Off:

    Wer mag, darf gern mitmachen ;)

  • Sim-Off:

    Dann "mache" ich mal mit. =)



    Ennius Cerealis war auf seine Art wirklich ein charismatischer Mann. Nicht nur, dass mich seine Herzlichkeit und Freundlichkeit sofort für ihn eingenommen hatten; seine Kompetenz und die offensichtliche Liebe, mit der er seinen Beruf ausübte, hatten bei mir ein gewisses Interesse geweckt für die Materie, mit der dieser Mensch sich tagein, tagaus beschäftigte. Ein wenig hatte ich meine Nase schon in eine Schriftrolle über die Wasserversorgung Roms gesteckt; heute hatte ich mir eine Art Exkursion vorgenommen, die mich zur großen cloaca am Forum Boarium geführt hatte. Leider aber erging es mir hier so, wie es wohl Laien immer ergeht, wenn sie das begutachten, was nur das Auge des Fachmanns zu schätzen weiß: Den hässlichen Anblick und den üblen Gestank nahm ich wahr, die Angemessenheit der Konstruktion aber ging mir nicht recht auf.


    Nachdenklich wandelte ich mit meinem Sklaven Maron noch eine ganze Weile am Tiberufer entlang; wir sprachen kein Wort, denn ich war ganz und gar in Gedanken versunken. Wie mechanisch wandte ich mich irgendwann zur Seite und beschritt, gefolgt von Maron, eine Brücke, die über den Fluss verlief. Hier wurde ich nun schnell wieder in die Realität versetzt, denn auf der Brücke herrschte reges Gedränge von Passanten, Sänften und Karren. Umso auffälliger war ein junges Mädchen, das so nachdenklich, wie ich es bis vor kurzem gewesen war, in das Wasser hinunter sah. Sie schien ganz allein zu sein. In all dem dichten Gedränge erschien sie mir in ihrer Nachdenklichkeit wie eine Geistesverwandte; einen Moment noch zögerte ich, dann aber trat ich vorsichtig an sie heran:


    "Salve, ich möchte dich nicht stören, und zusammen träumt es sich oft nicht so schön. Aber ich werde oft ganz melancholisch, wenn ich in fließendes Wasser blicke, und bei dir sieht es so ähnlich aus, da wollte ich dich einfach gern begrüßen."


    Ich sah einen Moment in ihre braunen Augen, dann fügte ich hinzu:


    "Ich heiße übrigens Appius Aurelius Cotta."

  • Sim-Off:

    =)


    Caia ließ sich nicht im geringsten von den vielen Menschen stören, die an ihr vorbei drängten. Ihre Gedanken trieben mit dem Wasser hinaus aus Rom zum Meer, welches sie schon immer geliebt hatte. Die blauen Wellen die tanzten, mit dem Horizont verschmelzten und immer wieder Reisende in weite fernen lockte. Länder die voller Wunder und anderen Kulturen waren. Einige dieser Länder hatte sie ja bereits besucht, Ägypten, Germanien und Hispania, alles faszinierende Orte für eine junge Frau wie sie es war.


    "Salve!" sagte jemand zu ihr und blinzelnd kehrte sie zurück auf die Brücke wo sie stand in mitten von vielen eilenden Menschen und sah sich dann einem Fremden gegenüber, der sie grüßte. Freundlich lächelte sie, als er weiter sprach und sich dann anschließend vorstellte.


    "Salve, ich bin Germanica Caia! Fließendes Wasser lässt mich immer träumen, von fernen Ländern und von anderen Dingen die mich beschäftigen!" erzählte sie und lehnte sich dann mit dem Rücken gegen die steinerne Brüstung.


    "Woran denkst du, wenn du das Wasser beobachtest?" fragte sie, neugierig wie sie war und froh darüber, dass sie nicht mehr allein war.

  • Kaum hatte ich die junge Frau angesprochen, als ich mir genau deswegen auch schon wieder Vorwürfe machte. Zu glücklich hatte sie ausgesehen, als ihre Augen noch dem Fließen des Wassers gefolgt waren - und nun holte ich sie mit einem Male zurück in die Realität dieses gewöhnlichen Tages in Roma auf einer Brücke über den trüben Tiber. Ich sank fast ein wenig in mich zusammen, denn mir war klar, dass meine Worte oder Gesellschaft ihr nicht das würden wiedergeben können, was meine Störung ihr genommen hatte. Angestrengt suchte ich nach weiteren Worten, denn natürlich kam es trotz allem gar nicht in Frage, sie nun etwa hier einfach stehen zu lassen; da sprach sie selbst mich freundlich an und drehte sich sogar zu mir herum. Ihre Frage brachte mich dazu, mich nun meinerseits wieder ein bisschen vorzubeugen und dem Lauf des Wassers mit dem Blick zu folgen.


    "Wenn ich fließendes Wasser sehe, muss ich immer daran denken, wie sehr sich alles verändert. Was einem heute so sicher vorkommt, kann morgen schon anders sein - und das muss ja gar nicht mal etwas Schlechtes heißen. Was einem heute wichtig ist, hat sich morgen vielleicht schon von selbst gelöst."


    Langsam wandte ich mich wieder Germanica Caia zu und lachte.


    "Wenn ich allerdings von einer Brücke aus zu lange in fließendes Wasser schaue, wird mir schwindelig. Und das, obwohl ich eine Schiffsreise von Piräus nach Ostia ganz gut überstanden habe. Mehr als Athen habe ich von der Welt allerdings noch nicht gesehen; du scheinst dagegen weit gereist zu sein?"


    Erwartungsvoll sah ich die ungewöhnliche junge Frau an.

  • Neugierig hörte sie ihm zu. Also beschäftigte ihn der Fluss Zeit, die ewige Verwandlung der Zukunft in die Gegenwart und dann in die Vergangenheit. Der Kreislauf des Lebens mit all seinen Seiten, dem guten, wie schlechten Erinnerungen, die Taten und Handlungen der Menschen. Seine Antwort war so kurz gewesen und doch verriet sie mehr über ihn, als er sich vielleicht bewusst war. Sie kannte nur wenige, die sich so viele Gedanken über die Vergänglichkeiten machten, wie sie. Es schien wohl so, als habe sie einen gleichgesinnten gefunden.
    Nachdenklich nickte sie auf seine Antwort hin.


    “Das Leben selbst beschäftigt euch!” stellte sie schlicht fest und lächelte dann. “Und wie es sich verändert im Laufe der Zeit, die Veränderungen die ein jeder mit macht, die Begegnungen und Einflüsse denen wir tag täglich ausgesetzt,” fügte sie mit versonnen Lächeln hinzu. Ihr gefiel diese Einstellung. “Und das fließende Wasser ist im Grunde nur ein Beispiel für die Veränderungen die wir mit der Zeit durchlaufen!” philosophierte sie ein wenig und fühlte sich dann aber von seinem ehrlichen Lachen angesteckt.


    “Ich habe schon viel von der Welt gesehen, aber ich selbst finde, noch nicht genug. Ägypten, Germanien, Hispania, alles Länder in denen ich schon einmal war und doch scheint es mir immer so, als hätte ich noch nicht viel von der Welt selbst gesehen!” erzählte sie “Mein Vater hat mir diese Reisen ermöglicht, bevor er zu den Göttern gerufen worden ist!"
    Kurz hatten ihre Augen einen melancholischen Ausdruck angenommen, das sie ihren Vater vermisste, stand außer Frage.

  • Während ich gesprochen hatte, hatte Germanica Caia mich nicht unterbrochen, sondern einfach ausreden lassen. Ich selbst hatte einfach ins Wasser des Tibers geschaut, den Strudeln und leichten Wellen nachgeblickt und gar nicht so sehr darauf geachtet, ob ich nur wenig gesagt hatte oder unhöflich lange geredet. Die junge Frau aber hatte einfach nur zugehört mit der gleichen für ihr Alter ungewöhnlichen Ruhe, mit der sie auch schon vor meiner Ansprache dem um sie tobenden Lärm der Passanten widerstanden hatte.


    Und sie schien mir zugehört zu haben. Als ich sie wieder anblickte, nickte sie jedenfalls mit einer Nachdenklichkeit, die mir keinerlei Ähnlichkeit zu haben schien mit dem einstudierten cleveren und doch innerlich so gelangweilten Gesichtsausdruck, den sich so manche Dame der so genannten besseren Gesellschaft für solche Gespräche zugelegt hatte. Als Caia dann ihre eigenen Gedanken zu dem von mir Gesagten äußerte, merkte ich, wie gut sie mich verstanden hatte - und dass sie meine Reflexionen durchaus teilte.


    "Du hast ganz Recht, jede Erfahrung oder Begegnung verwandelt etwas in uns, stößt etwas Neues in uns an - auch unsere Begegnung heute, für die ich schon jetzt sehr dankbar bin."


    Ich lächelte sie auch dankbar an und hörte dann zu, was sie weiter über ihre Reisen erzählte. Dabei entging mir nicht ihr trauriger Blick, als sie ihren verstorbenen Vater erwähnte. Gerade in diesem Moment nun griff störend Maron ein, der es sicher nur gut gemeint hatte, denn er beugte sich zu mir vor und flüsterte mir den Namen von Caias Vater ins Ohr sowie Stichworte zu dessen Werdegang. Zugegebenermaßen hatte ich das alles nicht im Gedächtnis gehabt, doch war ich mir nicht sicher, ob diese Informationen in einem solchen Gespräch irgendwie dienlich sein konnten.


    "Was deine Reisen angeht, bist du mir um vieles voraus, denn ich habe nur in Athen studiert. Und dennoch sagst du, dir komme es so vor, als habest du noch nicht soviel von der Welt selbst gesehen? Sind es weitere Reiseziele, die du anstrebst, oder eher bestimmte Erfahrungen, die du ersehnst?"


    Kaum hatte ich diese Frage ausgesprochen, als mir klar wurde, dass sie eigentlich viel zu persönlich war. Aber nun war es zu spät.

  • Etwas verlegen lächelte Caia, als er meinte, er sei dankbar für diese Begegnung, dabei war sie selbst der Meinung, nicht unbedingt etwas kluges gesagt zu haben, sondern einfach mal wieder - ohne groß nach zu denken - los geplappert zu haben. Aber der Meinung war wohl Cotta nicht, er schien sehr angetan von ihren eigenen Ansichten zu sein und auch völlig begeistert, was sie doch ein wenig überraschte und dann freute. Nicht oft bekam sie die Gelegenheit ihre Ansichten dar zu legen und das ihr gegenüber sie dann auch ncoh verstand, das war schon etwas neu für sie, meist wurde sie nur nachsichtig belächelt, da sie ja noch recht jung war und man ihr wohl kaum so tief gehende Gedanken zu traute. Nach Meinung vieler Männer sollte sie nur Mode und Schmuck im Kopf haben, doch für solche Dinge, hielt sie sich selbst für viel zu Intelligent.


    "Begegnungen, Ereignisse in unserem Leben oder einfach nur der Ablauf der Zeit, alles hängt miteinander zusammen, wir lernen aus Erfahrungen, werden reifer und vielleicht sogar weiser!" sinnierte sie mit einem Lächeln auf den Zügen. "alles hängt miteinander zusammen und fügt sich im Kreislauf des Lebens dann zu einem Bild zusammen, welches dann jeden Menschen als Individuum darstellt. Diese Tatsache wird aber im Angesicht des Todes zu einer Nichtigkeit, das einzige was dann meist bleibt, sind die Taten und die daraus folgenden Veränderungen, welche Einfluss auf die Jüngeren hatten!" fast schon klang sie ein wenig Altklug, aber man merkte ihr an, das sie bei weitem nicht so oberflächlich war, wie die meisten von ihr erwarteten.


    Etwas neugierig beobachtete sie dann wie der Sklave, welcher Cotta begleitete ihm einige Dinge ins Ohr flüsterte. Nur zu gern hätte sie gewusst, was er nun erfuhr, hielt sich aber zurück und fragte nicht nach.


    "Die Welt ist größer, als sie uns erscheinen mag und ich habe bisher nur immer die großen Städte gesehen. Mir fehlt ein wenig der Eindruck über die einfachen Leute, die Bauern, die schließlich die Grundpfeiler jeder Republik sind, ohne sie würde es schließlich keine Nahrungsmittel geben!" erklärte sie auf seine Frage hin, was sie nun gemeint hatte, noch nicht genug gesehen zu haben. Nachdenklich blickte sie kurz wieder hinunter ins trübe Wasser.

  • Bei meinen Worten hatte sich auf dem Gesicht der Germanica Caia ein verlegenes Lächeln gezeigt, das sie mir nun doch wieder jünger erscheinen ließ. Ich war mir überhaupt nicht sicher, was ihr Alter anging, zumal es mir bei Frauen sowieso immer große Schwierigkeiten bereitete, ihr Alter einzuschätzen - und nicht nur ihr Alter. Im Falle meiner Gesprächspartnerin hier auf der Tiberbrücke aber war es besonders schwierig. Einerseits sah sie noch so jung aus, und ihr Lächeln ließ sie fast mädchenhaft erscheinen. Andererseits wirkte sie viel älter und voller Lebenserfahrung, wenn sie nur redete. Und vollends versetzte sie mich in Erstaunen, als sie nun sogar vom Tod zu sprechen begann. Sie stand doch nicht etwa deshalb hier so allein auf der Brücke? Einen Augenblick lang muss ich sie wohl ziemlich verwirrt angesehen haben, dann machte ich unwillkürlich einen Schritt auf sie zu und versuchte es ganz vorsichtig:


    "Dass du dein Leben schon jetzt vom Totenbett aus betrachtest, spricht für die gute Erziehung, die du genossen hast. Aber trotzdem bin ich ... Ich bin ehrlich gesagt, ein bisschen überrascht, solche Worte von einer so jungen Frau zu hören. Du bist bestimmt etwas jünger als ich - wenn ich fragen darf? Ich bin jetzt 21. Aber andererseits, du hast schon Recht, ich habe auch schon manchmal darüber nachgedacht, wie ich wohl mein eigenes Leben von meinem Tode aus betrachten werde."


    Vielleicht war es ja auch so, dass der Tod ihres Vaters, den sie eben erwähnt hatte, die junge Frau so reflektiert hatte werden lassen - das jedenfalls ging mir durch den Kopf, als mir nun wieder einfiel, dass Maron mir über ihren Vater ja einiges ins Ohr geflüstert hatte. Etwas derart Persönliches wollte ich Germanica Caia nun aber doch nicht fragen, zumal sie jetzt selbst unser Gespräch auf ein anderes Thema als den Tod brachte. Und auch damit gelang es ihr wieder, mich zu überraschen. Ihre Äußerung hatte etwas fast Politisches, und dies erinnerte mich schlagartig an das Gespräch zwischen meinem Onkel Sophus, Ursus und mir, in dem der Onkel uns so eindringlich davor gewarnt hatte, uns mit dem Volk gemein zu machen. Und doch, fand ich, folgte Germanica Caia hier der richtigen Spur. Denn es konnte doch in keinem Fall schaden, sich persönlich ein Bild davon zu machen, wie beispielsweise die Bauern lebten.


    "Ich selbst komme nicht aus Roma, sondern bin in Mantua aufgewachsen, das ja auch ein bisschen ländlicher ist. Mit Bauern oder überhaupt nur landwirtschaftlichen Betrieben hatte ich aber selbst auch noch keinen Kontakt. Besitzt du vielleicht so einen Betrieb? Du könntest doch dort einmal hinfahren und dir alles, was dich interessiert genau ansehen."


    Einen Moment stockte ich, denn ein neuer Gedanke kam.


    "Meine gens besitzt landwirtschaftliche Betriebe. Wenn du möchtest, könnten wir einmal zusammen zu einem von ihnen fahren."


    Schon wieder war mir etwas ziemlich Unbedachtes herausgerutscht.

  • Caia starrte ihn einen Moment irritiert an, hatte sie sich jetzt falsch ausgedrückt, oder hatte er sie falsch verstanden. Er schien wohl ihre Äußerung über Tod nicht ganz so aufgefasst zu haben, wie sie es eigentlich gemeint hatte.
    Die Verwirrung in seinen Zügen war offensichtlich und seine zaghafter Versuch, sie anscheinend von etwas ab halten zu wollen, entlockten ihr mit einem Male ein kurzes Kichern.


    “Ich glaube, du hast mich etwas falsch verstanden!” meinte sie auf seine Worte hin und musste sich einmal wieder eingestehen, das sie nicht alle Gedanken, die ihr im Kopf herum schwirrten, auch gleich aussprechen sollte, sondern ein wenig Zurückhaltung bei manchen Themen wohl angebracht wäre. Aber nun zu spät, ihre Worte waren ihr mal wieder schneller über die Lippen gekommen, als sie wollte und es lag nun an ihr, dieses kleine Missverständnis aus den Weg zu räumen.
    “Ich bin 18!” beantwortete sie ihm erst einmal seine Frage, bevor sie sich dann um Aufklärung bemühte. “Ich habe nicht gemeint, das ich mein Leben vom Totenbett aus betrachte, sondern, das man sich sehr genau überlegen sollte, was man denn nun mit seinem Leben macht, das man von den Göttern geschenkt bekommen hat. Es liegt an uns, etwas daraus zu machen und auch Veränderungen herbei zu führen. Man sollte nicht alles in Fortunas Hände legen, sondern selbst Dinge tun, die auch Einfluss auf andere haben!” hoffentlich hatte sie nun sich richtig ausgedrückt und er würde nicht noch weiter denken, das sie daran dachte sich selbst etwa an zu tun.


    Interessiert hatte sie ihm zugehört, wie er erzählte das er aus Mantua kam. Sie selbst war noch nicht dort gewesen, aber es hieß immer, es solle das sehr schön sein.


    Caia schüttelte den Kopf, als er dann nach fragte ob sie einen eigenen Betrieb hatte. “Ich führe noch keinen Betrieb und da ich erst seit einigen Tagen wieder in Roma bin, hatte ich auch noch nicht die Gelegenheit zu entscheiden, was ich denn nun mache! Ich bin jung und mir stehen fast alle Tore offen, nur habe ich mich noch für keinen Weg entschieden!”


    Auf seinen Vorschlag hin, sich einmal gemeinsam die Betriebe seiner Gens anzusehen, lächelte sie begeistert.
    “Das wäre eine schöne Idee. Mantua kenne ich noch nicht!”

  • Als das Mädchen Caia nun ein bisschen zu kichern anfing, erschien sie mir nicht nur schon wieder jünger als zuvor - in dieser Frage war und blieb ich einfach hin- und hergerissen -, sondern ich fühlte mich auch mit einem Schlage von der Tiberbrücke aus zurückversetzt in meine Zeit in Athen, wo der versonnene, vielleicht auch manchmal ein bisschen linkische Student, den ich dort wohl in den Augen weiblicher Kommilitoninnen darstellte, oft der Gegenstand von stillem Gespött und verstohlenem Gekichere gewesen war. Ich senkte meinen Blick für einen Moment, dann sah ich wieder in das fließende Wasser des Tiber in der Hoffnung, er möge diese Erinnerungen von mir fort und mit sich mit nehmen.


    Es war Germanica Caia selbst, die mich aus meinen Erwägungen riss und mir nun auch endlich Aufklärung über ihr Alter gewährte. 18 also, das traf sich in etwa mit dem, was ich von ihrem Aussehen her vermutet hatte. Innerlich aber kam sie mir immer noch sehr viel erfahrener vor, und dieser Eindruck bestätigte sich wieder einmal, als sie nun begann, über ihre Pläne zu sprechen. Dabei wurde mir nämlich schnell zweierlei deutlich: Zum einen stellte sie meine Aussagen über das Totenbett richtig - hatte sie mich etwa dahingehend durchschaut, dass ich für einen Augenblick in großer Sorge um sie gewesen war? Ich errötete, denn dieser Gedanke war mir nun irgendwie peinlich, obwohl er doch eigentlich nichts Schlechtes über mich verriet. Zum anderen ...


    "Ich muss dir ganz ehrlich sagen, Caia, dass es mich sehr beeindruckt, wie du schon in deinem Alter so verantwortlich über dein Leben nachdenkst. Das habe ich bei Menschen in deinem Alter noch nicht so oft erlebt. Nun ja, viele reden über so etwas, schon. Aber bei vielen klingt das nach Phrasen, die man ihnen beigebracht hat; bei dir klingt es echt."


    Und ganz bestimmt wäre dein Vater sehr stolz auf dich. - Doch den Satz sagte ich natürlich nicht laut. Stattdessen fiel mir zu ihren Plänen noch etwas anderes ein.


    "Hast du dich vielleicht auch in der Schola Atheniensis für den CRV eingeschrieben? Ich habe es getan, weil ich gehört habe, dass erst er so richtig viele Türen öffnet. Vielleicht begegnen wir uns ja einmal in der Schola."


    Was die offenen Türen anging, konnte ich ihr leider in einem bestimmten Punkt nicht auf ganzer Linie zustimmen, wollte das aber bei dieser unserer ersten Begegnung noch nicht ansprechen; ich wusste selbst nicht genau, warum nicht.


    "Und ja, einen Betrieb könnten wir uns gerne einmal zusammen ansehen! Leider weiß ich jetzt auch nicht, ob dieser Betrieb gerade in Mantua liegt oder nicht doch woanders, aber das finde ich heraus! Und dann würde ich dich benachrichtigen."


    Bei diesen Worten war ich wieder so richtig lebendig geworden und hatte meine Pläne lachend vorgetragen. Mir war dabei auch noch ein Gedanke gekommen.


    "Für eine Frau wie dich ist es meiner Erfahrung nach ein bisschen ungewöhnlich, so allein durch Roma zu laufen. Das ist ja immerhin nicht ganz ungefährlich. Können ich und mein Sklave dich vielleicht nachher noch irgendwohin begleiten?"


    Während ich das sagte, beobachtete ich, wie der Wind, der hier auf der Brücke besonders deutlich zu spüren war, mit den dunklen Haaren Germanica Caias spielte.

  • Kurz hatte Caia das erneute Gefühl, wieder etwas falsches gesagt oder getan zu haben, denn sie konnte ja nicht ahnen, das sie mit ihrem amüsierten Kichern, in ihm auslöste. Hatte sie doch diese Geste nicht Böse gemeint, sondern wollte ihn damit eher beruhigen und nicht verunsichern. Schließlich hatte sie ihn nicht auslachen wollen, sie hatte nur seine Sorge um sie zerstreuen wollen.


    Als er dann sein Kompliment aussprach errötete sie leicht, nicht oft bekam sie zu hören, das sie verantwortlich sein. Meist war es sogar ihre Leibsklavin, welche in ewigen Triaden ihr immer wieder vorhielt, sie solle sich mit anderen Dingen beschäftigen, als mit Politik oder Philosophie. Vielmehr solle sie sich ordentlich zurecht machen und nach einem passenden Ehemann Ausschau zu halten. Aber sie selbst hielt nicht viel von diesem oberflächlichen Dingen, sie wollte nicht eines Tages nur hübsches Beiwerk eines einflussreichen Mannes sein und Kinder in die Welt setzen. Irgendwie stellte sie sich mehr vor vom Leben.


    “Nicht immer hat geistige Reife, etwas mit dem Alter zu tun!” erwiderte sie ernt, aber mit einem kleinen Lächeln. “Nein, ich hab mich noch nicht in der Schola Atheniensis eingeschrieben. Wie gesagt, ich bin noch nicht lange in Roma, aber ich werde es sicher bald nach holen!“


    Caia freute sich sehr, das Catto einen Ausflug zu einem der Betriebe seiner Familie organisieren würde. Das würde sicher ein schöner Spaß werden und sie könnte mal wieder ein wenig mehr von der Welt sehen, als nur eine weitere große Metropole.
    „Ich bin auf jedenfalls dankbar, das du mich mit nehmen wirst zu einem eurer Betriebe!“ sagte sie mit einem aufrichtigen warmen Lächeln.


    Nun kam er darauf zu sprechen, das sie allein unterwegs war und sie musste verlegen lachen. „Ich bin meiner Leibsklavin entwischt! Ich hatte keine Lust auf ihre ewige Sauertöpfische Miene und ihren ewigen Vorwürfen, ich wäre zu Abenteuerlustig. Es ist schon fast schrecklich, wenn das ehemalige Kindermädchen einen immer noch auf Schritt und Tritt verfolgt!“ gab sie lachend zu.
    “Dein Angebot ehrt mich, aber ich hatte heute nichts mehr vor, außer das ich noch ein wenig durch die Straßen streifen wollte!” erzählte sie.

  • Meine ganze Jugend hindurch hatte man mir immer wieder zu verstehen gegeben, dass meine eigene Unsicherheit und mein linkisches Gehabe auch andere Menschen, insbesondere weibliche, an mir unsicher werden lasse. Die Folge davon sei, dass andere sich durch meine Unsicherheit langsam aber sicher selbst unsicher und schließlich auch unangenehm berührt fühlten.


    Die Wahrheit dieser Vorhaltungen hatte ich oft deutlich geahnt; so fast mit Händen greifbar gespürt wie heute hatte ich sie noch nie. Was auch immer ich sagte, schien völlig konterkariert zu werden durch meinen jeweiligen Gesichtsausdruck - so jedenfalls kam es mir vor. Oder konnte die ungewöhnliche junge Frau, die hier vor mir stand, etwa in meinem Gesicht lesen wie in einem Buch? Fast schon schien es mir so. Jedenfalls hatte sie sehr Recht mit ihrer Aussage, dass Reife nicht nur eine Frage des Alters sei, einer Behauptung, der ich in Anbetracht meines eigenen noch jungen Alters umso lieber zustimmte.


    "Ich glaube, dass Reife sehr viel damit zu tun hat, wie man die Erfahrungen, die man macht, verarbeitet. Du hast eben gesagt, dass uns jede Begegnung und jedes Ereignis verändert, und das finde ich auch. Wie genau, in welche Richtung es uns aber verändert, darauf haben wir vielleicht einen Einfluss. Ob wir daraus lernen oder eben nicht."


    Das hatte ich mit gesenktem Blick gesagt, um mir nicht schon wieder eine Blöße zu geben und meine Worte möglichst gut zu wählen; als ich meine Augen wieder zu Caia erhob, fragte ich mich aber, ob ...


    "Ich meine ... ich wollte dich jetzt nicht belehren, das klang jetzt vielleicht so! Du weißt selbst so viel, und eine gute Erziehung hast du zweifellos auch gehabt. - Schade übrigens das mit der Schola, vielleicht wären wir uns ja dort einmal über den Weg gelaufen! Aber diese Betriebsbesichtigung, da kommst du mit!"


    Mir fiel im Laufe unseres Gesprächs nun auch immer mehr auf, wie elegant die junge Dame zurechtgemacht war. Vielleicht war es auch das gewesen, was mich so stutzig gemacht hatte, als ich sie zuerst gesehen hatte. Denn eine solch anmutige Erscheinung so ganz allein, sogar ohne Sklavin, war in den Straßen Romas doch etwas Besonderes.


    "Wenn du noch durch die Straßen Romas streifen willst, möchte ich dich nicht aufhalten. Ich kann mir denken, dass du auch da deinen Gedanken allein freien Lauf lassen willst. Wenn du allerdings irgendwann nach Hause möchtest, können ich und mein Sklave dich auch gerne begleiten."


    Ich sah mich um, ob es nicht etwa schon anfing zu dunkeln, wir hatten schließlich keinen Sommer mehr.

  • Fast hatte es den Eindruck, das sowohl Caia, als auch Cotta ein wenig gehemmt waren, durch ihre eigene Unsicherheit, die sich in den vergangenen Jahren des Studiums und der Reise aufgebaut hatten. Zumindest hatte Caia das Gefühl, denn oft genug hatte sie selbst fest gestellt, das sie sich nicht so sicher in ihrem auftreten war, wie sie es anderen glaubhaft machen wollte. Wieder so ein Punkt, an dem ihre Leibsklavin sie vermutlich getadelt hätte, wäre sie nun hier gewesen.


    Oder aber, sie Beide verwirrten sich mit ihrem Verhalten gegenseitig, woran das aber nun lag, konnte sie beim besten Willen nicht beurteilen. Lag das nun an ihren Worten, ihrem Verhalten oder ihrem Auftreten.
    Aber zumindest schienen sie sich zu verstehen, was Reife und Erfahrungen betraf. Er reflektierte ziemlich gut, ihre eigenen Gedanken und auch Einstellungen und das trotz ihrer Jugend, schließlich waren sie beide kaum einmal den Kinderschuhen entwachsen und versuchten nun sich in dieser doch recht verwirrenden Welt zurecht zu finden.


    Zustimmend zu seinen Worten nickte Caia und sah dabei nachdenklich auf den Tiber hinunter, wobei sie nicht ganz so mit bekam, dass er den Kopf gesenkt hatte.
    „Du hast mich nicht belehrt,“ versicherte sie ihm. „Du hast mich schon richtig verstanden!“ fügte sie mit einem warmen aufrichtigen Lächeln hinzu. Sie hatte ihn und seine Einstellung zur Welt ins Herz geschlossen, irgendwie.


    „Und ich bin mir sicher es gibt noch andere Gelegenheiten wo wir uns wieder sehen, und sei es nur die Besichtigung!“ meinte sie schon fast hoffnungsvoll, selten hatte sie so einen interessanten Gesprächpartner gehabt und sie freute sich darauf, noch einmal so ein Gespräch mit ihm zu führen.


    „Wenn du magst, kannst du mich gern begleiten, ich würde mich über deine Gesellschaft freuen!“ sprudelten die Worte so nur aus ihr heraus. Am liebsten hätte sie nun ihre Worte zurück genommen, aber sie entsprachen nun einmal der Wahrheit und über seine Gesellschaft würde sie sich tatsächlich freuen.
    „Ich meine… wenn du Zeit und Lust hast!“ nun stieg ihr wieder ein wenig die Röte in die Wangen und sie fühlte sich verdammt unsicher. Jetzt war sie vermutlich zu forsch gewesen.

  • Als Germanica Caia sich nun wieder dem Wasser zu wandte und von Neuem in den Tiber schaute - befürchtete ich natürlich nicht mehr, dass sie sich etwa hineinstürzen wollte. Auch wenn ich in zwischenmenschlichen Angelegenheiten ab und an eine lange Leitung hatte, hatte ich hier doch begriffen, dass ich es mit einer ungewöhnlich zielstrebigen und lebendigen jungen Frau zu tun hatte, die sicher noch so manchen Plan verwirklichen würde. Und das, was ich für kurze Zeit für Schwermut bei ihr gehalten hatte, war nichts anderes als Tiefsinn und das Bedürfnis, hinter die Dinge zu schauen. Das waren Eigenschaften, die man auch mir oft zuschrieb.


    Als Germanica Caia nun also für eine Weile wieder zum Fluss hinabsah, dachte ich einen Moment lang zwar, sie langweile sich, weil meine Vermutung stimme und sie sich tatsächlich unangenehm von mir belehrt fühle. Als sie sich dann aber wieder zu mir wandte und mir versicherte, dass das nicht der Fall sei, hatte ich selber diese Befürchtung schon wieder aufgegeben. Und selbst als sie mir sagte, ich hätte sie verstanden, überraschte mich das nicht mehr, denn wir schienen einander wirklich ein bisschen zu ähneln. Es kam so weit, dass ich in genau demselben Moment zu lächeln begann, als auch sie mich mit einem herzlichen Gesichtsausdruck ansah. Und wenn Caia nicht selbst wieder angefangen hätte zu reden, hätte ich sie wohl noch eine ganze Weile so angeschaut. Zu der angesprochenen Betriebsbesichtigung nickte ich nur, denn von meiner Seite war dazu alles gesagt, ich bemerkte aber durchaus, dass Germanica Caia sich wirklich zu freuen schien. Schleunigst würde ich, wenn ich wieder in der villa Aurelia war, alles dafür in die Wege leiten. Ein anderer Weg schien nun aber noch für heute offen zu stehen, denn voller Freude ging Caia auf meinen Vorschlag ein, sie noch ein bisschen zu begleiten. Voller Freude? Hoffentlich redete ich mir da nicht etwas ein. Ich selbst aber war in jedem Fall voller Freude und sagte mit strahlendem Lachen zu ihr:


    "Ich fühle mich sehr geehrt, wenn ich dich noch ein bisschen begleiten darf. Heute erledige ich doch nichts mehr, und auch wenn ich mir noch etwas vorgenommen hätte, würde ich es verschieben. Wohin darf ich dich denn begleiten? Sollen wir vielleicht noch ein bisschen durch die Straßen schlendern, und dann bringen wir dich noch sicher nach Hause?"


    Vielleicht wollte Germanica Caia aber doch noch zu einer bestimmten Stelle. Sie sagte zwar, sie sei wie ich noch nicht so lange in Roma, aber wenn sie häufiger solche Touren unternahm wie heute, kannte sie wahrscheinlich sogar schon die subura. :P

  • Selten verstand sie sich mit einem Gleichaltrigen, auch wenn Cotta nun drei Jahre älter war als sie, so gut. Den meisten wirkte sie viel zu nachdenklich, die jungen Männer waren meist auf der Suche nach einer die den Mund hielt und ihnen zuhörte, während sie sich mit ihren scheinbaren Heldentaten brüsteten und die jungen Frauen interessierten sich meist nur für Mode, Schmuck und wie sie einen passenden Ehemann bekommen würden. Sie wollte nicht so recht in das Bild der schon vorgeprägten Jugend passen und irgendwie war sie auch stolz darauf, dass sie sich nicht wie all die albernen Gänse benahm. Wohl leider sehr zum Leidwesen ihrer Leibsklavin, die sich eigentlich auch dieses Bild von ihrem Schützling wünschte.
    In Cotta hatte sie hingegen jemanden gefunden, der ähnliche Gedanken, wie sie es tat, mit sich trug, der nicht einfach die Dinge so hinnahm, wie sie zu sein schienen und Fragen stellte.


    Ihr Lächeln wurde noch ein wenig breiter, als er dann darauf einging, sie zu begleiten. Über seine Gesellschaft freute sie sich wirklich sehr.
    “Dann bin ich beruhigt, das ich dich von nichts abhalte!” sagte sie lächelnd. “Ich weiß noch nicht wohin ich wollte, ich lass mich ganz gerne mal von den vielen Leuten treiben, einfach mal mit dem Storm schwimmen!” meinte sie. “Oder hast du einen besseren Vorschlag?” fragte sie und legte ihren Kopf ein wenig schief. Sie hatte tatsächlich keine Idee wohin sie gehen sollten und das Forum erschien ihr zu langweilig, vielleicht fanden sie ja unterwegs ein Paar Schauspieler oder Akrobaten die ihre Künste vorzeigten. Rom war schließlich auch in Kultureller Hinsicht eine wahre Pracht und es gab so einige Plätze wo sich dann eben jenes buntes Volk traf und übte für einige Münzen.


    “Vielleicht treffen wir ja auf Akrobaten oder so!” sprach sie dann auch ihren Gedanken aus. "Rom ist schließlich voller Wunder und Überraschungen!" fügte sie lachend hinzu.

  • Gespannt hatte ich Germanica Caia angeschaut, und als sie dann doch nicht einen Ausflug in die subura vorschlug, sondern lediglich nach Akrobaten oder Schauspielern fragte, grinste ich erleichtert. Vor allem aber führte ihr strahlendes Lachen meine Mundwinkel in ganz ungeahnte Breiten, und ich war mir allmählich auch sicher, dass ich mir das nicht alles nur einbildete: Sie freute sich wirklich! Einen Moment lang überlegte ich nun, wohin wir uns wenden könnten, und bei dieser Überlegung stellte sich wieder einmal heraus, dass das Gute oft so nah liegt. Nicht ganz ohne Stolz verkündete ich Caia nun das Ergebnis meines Grübelns:


    "Ich glaube, wir können beides miteinander verbinden. Von hier aus ist es gar nicht weit bis zum Palatin, und zwischen Circus Maximus und dem Amphitheatrum Flavium ist eigentlich immer etwas los. Und außerdem gehen auch die meisten Leute auf dieser Brücke in die Richtung und nicht in die Gegend jenseits des Tiber, so dass wir uns auch einfach dem Strom anschließen können."


    Als ich meinen Vorschlag zu Ende gebracht hatte, genierte ich mich schon wieder etwas für den offensichtlichen Stolz, mit dem ich das alles vorgetragen hatte. Caia sollte mich doch für einen ernsthaften jungen Mann halten und nicht für irgendeinen von diesen selbstgefälligen Gecken.

  • War sie vielleicht etwas zu voreilig gewesen mit ihrem Vorschlag einfach nur herum zu schlendern und sich dem Strom der Menschen anzuschließen, oder dachte er einfach nur nach. Sein Schweigen machte sie ein wenig nervös, wusste sie doch nicht so recht, was sie davon halten sollte. Um so erleichterter war sie, als er ihren Vorschlag aufnahm. Eifrig nickte sie, seinen Stolz bemerkte sie nicht wirklich, sonder fasste es einfach als Freude und Euphorie auf.
    Sein Vorschlag zum Palatin zu gehen klang wirklich gut und verlockend.


    “Warum nicht! Klingt gut!” kurzer Hand hakte sie sich bei ihm unter und steuerte recht zielstrebig dann den Palatin an, wobei sie sich einfach unter das Volk mischten und sich vom Strom treiben ließen.


    “Sag einmal, hast du denn schon eigentlich Pläne für die Zukunft?” fragte sie neugierig, schließlich hatte sie ja schon eine Menge über sich erzählt und nun wollte sie auch mehr über ihn erfahren.

  • Sich von unserem Brückenstandpunkt aus in Richtung Palatin zu begeben, war wirklich keine Kunst, war es doch in der Tat so, dass sich die Masse der Passanten, die die Brücke überquerten, stadteinwärts begab. Umso schwerer fiel es mir, nicht vollkommen rot zu werden, als Germanica Caia meinem Vorschlag nicht nur zustimmte, sondern ihn auch flugs in die Tat umsetzte, indem sie sich kurzerhand bei mir einhakte und mich mit sich zog in den Strom der Menschen hinein. Und höchstwahrscheinlich gelang es mir auch nicht ganz, die Veränderung der Farbe meines Gesichts zu verhindern, denn schon spürte ich ein verräterisches Glühen in den Wangen, das ganz sicher nicht auf das Tempo unseres Gangs zurückzuführen war. Auf die wirklich wichtigen Dinge im Leben hat man doch erstaunlich wenig Einfluss ...


    Einen etwas größeren Einfluss versuchten dagegen ich und mein Sklave Maron auszuüben, um die Sicherheit Caias zu gewährleisten. Weil sie sich ja bei mir eingehakt hatte, war ihre eine Seite durch den Patrizier abgedeckt; auf die andere Seite hatte sich ganz selbstverständlich und ohne, dass es dazu eines Wortes bedurft hätte, der Sklave begeben, womit diese Seite Caias definitiv besser abgedeckt war als durch mich. Das war alles nicht ganz unwichtig, weil sich dort, wo Akrobaten auftreten und Menschengruppen ihnen zuschauen, ja nicht selten auch Diebe und ähnliche Zeitgenossen tummeln. Während Maron also die Augen offen hielt für Caias Schutz, diese vielleicht für Akrobaten und Künstler und ich für Caia und so jedermanns Augen ein passendes (Such-)Objekt gefunden hatten, lieh ich meiner Begleiterin natürlich auch mein Ohr. Ihre Frage nach meinen Plänen versetzte mich zunächst in nicht geringe Verlegenheit, weil ich die ehrliche Antwort für ein bisschen langweilig hielt; dann aber besann ich mich sofort wieder darauf, wie ungewöhnlich meine Gesprächspartnerin war, ganz sicher anders als so manche andere Frau, und dass sie offenbar ja auch einige meiner Interessen teilte.


    "Ich gehöre ja dem Patrizierstand an, und unsere Traditionen verlangen bestimmte berufliche Einschränkungen. Von den für mich überhaupt nur möglichen Karrierewegen reizt mich am meisten der politische: Wenn ich den CRV bestanden habe, möchte ich den cursus honorum beginnen."


    Ich blinzelte ein bisschen verschämt zu ihr hinüber, denn es kam mir schon seltsam vor, nach so tiefschürfenden Reflexionen nun über Karrierewege zu sprechen. Aber Reflexionsfähigkeit und Karriere schlossen sich ja nicht unbedingt aus.



    Sim-Off:

    Sorry, habe aus Versehen viel zu früh den Antwortbutton erwischt - und als edit einfach nur den sonst sinnlosen Text zu Ende geschrieben.

  • Mehr oder weniger Zielstrebig schlenderten sie durch Roma, wobei wohl eher Caia die initiative ergriffen hatte und ihn doch recht bestimmt lenkte, auf ihre eigene Sympathische Art und Weise. Ihre eigene Verlegenheit und Befangenheit war erst einmal verschwunden, das sie ihn aber mit ihrem Übermut ein wenig in Verlegenheit brachte, ging ihr irgendwie nicht so sehr auf.


    Maron, Cottas Sklave tauchte auf ihrer anderen Seite auf und behielt aufmerksam die vielen Menschen im Auge. So flankiert konnte sie sich mehr als sicher fühlen, wobei sie eigentlich meist doch recht blauäugig ihre Ausflüge unternahm, meist war sie einfach nur in dem Glauben, ihr würde schon nichts passieren, das dies vielleicht ein wenig naiv war, war ihr bewusst, aber so war sie nun einmal, eben ein wenig Abenteuerlustig. Sie schenkte auch dem Sklaven ein kurzes Lächeln, bevor sie sich wieder dem Gespräch zuwandte.


    “Politik, also!” nahm sie den Faden auf und ließ ihren Blick schweifen. “Dann willst du später einmal also Einfluss haben und im Senat sitzen!” sie fand nichts verwerfliches an dieser Laufbahn, im Gegenteil, wenn man seine Macht und seinen Einfluss richtig einsetzen konnte, konnte man viel bewirken. Aber es gab natürlich auch so einige Männer die ihre Macht missbrauchten, aber sie glaubte kaum daran, das Cotta sich in diese Richtung entwickeln würde, dazu waren seine Ansichten, zumindest den Eindruck, den sie über selbige schon bekommen hatte, zu verschieden, von einem skrupellosen, Geld gierigen Politiker.
    “Hast du schon Vorstellungen davon, was du umsetzen möchtest?” Caia war höchst interessiert und vermittelte nicht den Eindruck einer gelangweilten Dame. “Oder lässt du das erst einmal alles auf dich zukommen?” hakte sie nach.


    Sim-Off:

    Kein Problem, passiert mir hin und wieder auch mal ;)

  • Mit energischen Schritten, denen man wohl gleich die Unternehmungslust ansehen mochte, hatten wir drei bald den Palatin erreicht und insbesondere das Gebiet, in dem meinen Informationen zufolge immer wieder gerne Künstlergruppen ihre Künste oder das, was sie dafür hielten, zum Besten gaben. Informationen dieser Art bezog ich vorzugsweise über Maron; ich selbst hatte noch gar keine Gelegenheit gehabt, mich diesem Teil des römischen Kulturlebens zu widmen. Aber darauf hatte mich ja nun Caia gebracht mit ihrer Initiative und ansteckenden Energie, und je länger wir gingen, desto mehr behagte es mir geradezu, wie sie sich bei mir eingehakt hatte. Und ganz wie ich gehofft hatte, schien sich Germanica Caia auch gar nicht beim Thema Politik zu langweilen. Im Gegenteil stellte sie mir eine Frage dazu, über die auch ich mir schon seit langer Zeit den Kopf zerbrach, angefangen von meinen Studienjahren in Athen, besonders aber auch seit dem Gespräch mit meinem Onkel Sophus im Schatten der villa Aurelia in Roma. Germanica Caia hatte dabei durchaus Recht, dass ich natürlich einiges würde auf mich zukommen lassen müssen; bestimmte Grundzüge aber zeichneten sich immer deutlicher ab. Ausgerechnet diese schienen mir nun nicht besonders dazu geeignet zu sein, mir den Beifall dieser jungen Frau zu sichern, waren sie doch vom Fundament her konservativ, und das betraf auch solche Dinge wie die, dass ein Patrizier niemals eine Plebejerin würde heiraten können - ein Prinzip, das schon lange und so auch in der Gegenwart in Geltung war und an dem ich nicht zu rütteln gedachte. Etwas zögerlich sagte ich daher einstweilen nur:


    "Ich glaube, es gibt bestimmte Dinge, die Rom groß gemacht haben, und dies sind meiner Meinung nach auch die Dinge, die Rom der Welt zu geben hat. Sie möchte ich bewahren."


    Noch dachte ich darüber nach, ob Caia wohl mit dieser Antwort etwas würde anfangen können, als eine Art Bühne in Sicht kam, die man auf einem kleinen Platz zwischen zwei stattlichen Häusern aus Kisten, alten Truhen und Brettern errichtet hatte. Davor hatte sich eine kleine Menschenansammlung gebildet, und als wir näher kamen, war auch ein dicklicher, älterer Mann zu erkennen, der auf dem Bretterverschlag stand, offenbar zu den Umstehenden redete und dabei theatralisch gestikulierte. Ich sah Caia an und fragte sie lächelnd:


    "Na, wollen wir uns auch unter die Zuschauer gesellen?"

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