[Schiff] Penelope

  • Die Penelope lag nun schon über ein Jahr in Ostias Hafen. Eigentlich erwarb Furianus die Yacht, als er nach Hispania aufbrach, um sich dort seinen Tätigkeiten zuzuwenden. Doch in dem Jahr der Ruhe war das Schiff stets gepflegt worden, so dass es wie neu aussah. Die Besatzung war jedoch die alte geblieben und viele der Matrosen wurden in diesem einen Jahr fast schon in Ostia heimisch, vermissten das offene Meer jedoch ungemein.


    An jenem frischen Morgen wurde die Penelope wieder beladen, man ging auf Reisen. Die Befehle wurden über das Deck geschrien und Matroesen liefen umher, überprüften noch einmal die Segel und Taue.


    Nach etwa ein bis zwei Stunden kam der Eigentümer an Bord, vor dem die Mannschaft natürlich besonders glänzen wollte - solch eine begehrte Stelle war umkämpft, denn die Reichen bezahlten gut und man musste fast nichts dafür tun im Vergleich zu einem kaufmännischen oder Transportschiff.


    Furianus nahm Claudia bei der Hand und geleitete sie sicher über die schmale Brücke auf´s Deck. Lächelnd blickte er auf das weite Meer hinaus.


    "Willkommen auf meinem Schiff, Liebste. Ich habe sie auf den Namen Penelope getauft. Dies nicht von ungefähr, denn der legendäre Seefahrer und König von Ithaka, Odysseus, trotze auf seiner Penelope vielen Gefahren. Ich hoffe, du kennst die Sagen um ihn."


    Er hatte damals mit dem Gedanken gespielt das Schiff Argo zu taufen, doch das legendäre Schiff verbrannte letztendlich vor den Augen des Jasons - sein Schiff sollte nicht brennen.

  • Claudia hatte das Schiff vom festen Boden des Hafens aus skeptisch betrachtet. Noch immer hegte sie den Wunsch lieber auf dem Landweg zu reisen, doch wollte sie ihrem Verlobten gegenüber diesen Wunsch nicht artikulieren. So liess sie sich mit einem Lächeln an Bord geleiten.


    "Ich wusste nicht, dass du ein eigenes Schiff besitzt." sagte sie völlig ohne jeden Unterton.


    "Ja, ich kenne die Sagen um Odysseus. Und ich hoffe, dass uns bei dieser Fahrt nichts ähnliches passiert."

  • Gegen ein Abenteuer hätte Furianus eigentlich nichts einzuwänden, doch Rücksicht musste er dennoch nehmen und würde für eine sichere und schnelle Überfahrt opfern.


    "Wenn es mir die Zeit und das Alter erlaubt, so hoffe ich das ganze Reich bereisen zu können. Würdest du auch gerne sehen welch Schätze die anderen Provinzen besitzen?"


    Sagte er leicht lächelnd über die Reling schauend. Bald würden sie in See stechen können und er wäre wieder einigermaßen frei von Verpflichtungen.

  • "Sicherlich würde ich das gern, doch muss dies nicht unbedingt auf einem Schiff sein." sagte sie, während sie ihren Blick über das Schiff schweifen liess.


    "Ich hoffe, dass die Schätze noch zu meinen Lebzeiten nach Rom kommen."

  • Furianus lächelte und stützte sich mit den Händen an der Reling während er in die Ferne sah.


    "Materielle Schätze vielleicht, doch es gibt weitaus wertvollere, die man nicht nach Rom bringen könnte."


    Dann wandte er sich wieder seiner Verlobten zu.


    "Aber ich sehe schon, dass du meine Begeisterung für diese schwimmenden Transportmittel nicht teilst, auch wenn ich es mir wünschen würde."


    Also musste er im Greisenalter alleine die Meere besegeln. Ein Tod auf dem Schiff war für ihn nicht minder tragischer, als einer im warmen Bette auf Misenum.

  • Claudia hatte sich mittlerweile an das sanfte Wiegen gewähnt und schaute ihren Zukünftigen mit einem Lächeln an.


    "Diese Schätze kann man sicherlich auch auf dem Landweg erreichen." sagte sie.


    "Vielleicht werde ich irgendwann Gefallen an diesen Dingern finden, doch derzeit teile ich die Meinung vieler anderer Römer, dass wir kein Volk von Seefahrern sind."

  • Vergnügt schaute er sie weiterhin an.


    "Das Meer ist sanft, die Strasse uneben - vorausgesetzt es gibt überhaupt eine."


    Erwiderte er, denn er wusste, dass sie beide auf ihrer Meinung beharren würden, so gut kannte er sie mittlerweile doch schon.


    "Dein Argument ist Rom und die allgemein bekannten Vorurteile. Die Meinung Roms wird von Männern gebildet, die ihre eigene vertreten. Ich stelle meine Meinung vor die Roms, denn wer anders, als ein Mann Roms, führt Rom zu Glanz und Ehre? Dieser Mann sollte nicht Rom folgen, denn Rom folgt immer - Rom ist das Volk und das Volk braucht einen starken Mann.
    Daher halte ich auch, entgegen den üblichen Vorstellungen und Sitten, an meiner Meinung fest und schätze die Seefahrt und das Meer.
    Doch wenn man recht darüber nachdenkt, so brachte uns dieses Vorurteil den Sieg über das stolze Karthago - welch folgenschwerer Fehler anzunehmen Römer seien unbeholfen auf dem Wasser."

  • Diesen Verallgemeinerungen konnte er sich zwar nicht anschließen, doch dagegenhalten wollte er nicht allzu sehr. Schließlich würde man bald in See stechen und er wollte die Reise nicht mit einer heftigen Diskussion beginnen.


    "Dies mag schon sein, Liebste. Gedenkst du hier auf Deck zu bleiben oder werde ich dich hier oben die ganze Reise über nicht zu sehen bekommen?"


    Ein mildes Lächeln umspielte seine Mundwinkel.

  • "Natürlich, ich möchte nicht, dass du aus Zwang auf Deck stehst."


    Sie teilte seine Leidenschaft für das Weite und Unbekannte nicht und er hatte dies zu akzeptieren. So lächelte er leicht und blickte kurz in Richtung einer kleinen Treppe, die nach unten führte.


    "Unter Deck ist ein Zimmer für dich vorbereitet worden, ich hoffe es gefällt dir und bietet dir den nötigen Komfort für diese Reise."

  • "Danke." sagte sie und trat etwas näher an ihn heran. Sie hauchte ihm einen Kuss auf die Wange und machte sich dann mit den Worten "Ich werde später wiederkehren." auf den Weg unter Deck.

  • Mit einem Lächeln auf dem Gesicht ließ er sich küssen und verabschiedete seine Verlobte. Die Zeit, die sie ihm liße, musste gut genutzt werden, so dass er sofort anordnete das Lamm auf das Deck zu schaffen.
    Dieses wurde schon an Land durch Beimischung von Farbmittel blau gefärbt, so dass es den Ansprüchen Neptuns genügen musste. Einen Priester brauchte man für gewöhnlich nicht, da er keine Wahl hatte, er musste in See stechen. Mercurius hatte ja sowieso bei einem Opfer für ihn nichts dagegen gehabt, nun musste Neptuns das Lamm nur nehmen.
    Als Eigentümer des Schiffes und leidenschaftlicher Kapitän musste Furianus den Part des Opferherren übernehmen. Dies Ritual sollte auch die leichtgläubigen Matrosen von einer glücklichen Überfahrt überzeugen, so dass er jeden antreten ließ.
    Mit dem Opfermesser in der Hand sprach er sogleich laut und feierlich.


    "Großer Neptun, Vater der Seefahrt, Herrscher über die Große Grüne, über das Mare Nostrum.
    Ich bitte dich um Gnade und Wohlwollen, Herrscher des Wassers. Geleite mein Schiff sicher bis nach Misenum, schütze es vor den schrecklichen Winden der See und kreuze nicht unseren Weg, erwähle einen anderen."


    Dass Neptun unter Schiffen vorbeischwomm und diese immer von den riesigen Wellen verschlungen wurden war allen Beteiligten bekannt. Wenn Neptuns den Weg kreuzte, so wurde der Himmel schwarz und das Wasser wuchs zu verschlingenden Bergen - kein Schiff konnte dem standhalten.
    So unterbrach Furianus und sprach noch im Flüsterton für sich, damit dies nicht die Matrosen zu hören bekamen.


    "Und ich bitte dich meine Verlobte nicht zu erwählen. Sie ist die Frau meiner Erben, sie soll bei mir leben. Das Meer ist ihr verhasst, großer Neptun, dein Reich würde ihr niemals gefallen. Erwähle eine andere, lass mir meine."


    Neptun war ein Gott und doch nur ein Mann. Frauen waren auf Schiffen daher nicht gerne gesehen, denn Neptun, wie jeder Mann, erwählte sich ab und zu neue Frauen, die er in sein Reich unter dem Meer nahm.
    Danach sprach er wieder laut und feierlich.


    "Um meine Bitte zu bekräftigen und dir Tribut dafür zu zahlen, großer Neptun, nimm dieses Lamm an dich. Es soll dich nähren, dir schmecken. Ich gebe, damit du gibst, Gott der Meere."


    Danach strich er dem Tier mit dem Messer leicht über den Rücken und versetzte dem Lamm danach den tödlichen Schnitt am Hals. Das Blut wurde sofort aufgefangen und die Innereien nach dem Ausbluten begutachtet. Da keine Anomalien festgestellt werden konnten, übergab man alles dem blauen Element. Auch wenn etwas festgestellt worden wäre, Furianus würde sowieso den Befehl zum Ablegen geben - die Zeit drängte auch ohne das Wohwollen der Götter.


    Danach ging er unter Deck, um sich die von Blut durchtränkte Tunika zu wechseln.

  • Neptun nahm das Opfer mit wohlwollen an. Auch wenn er es selbst nicht wusste, so war dem Römer eine ruhige Überfahrt sicher, bei der kaum eine Wolke am Himmel zu sehen war und ein kräftiger Wind die Reise erheblich beschleunigen würde. Ein guter Kapitän würde diese Geste des Gottes sofort erkennen, wenn der Wind beim Auslaufen des Schiffes die Segel aufbäumte und es mit einem starken Ruck vorwärts bewegte.

  • Claudia hatte es sich in ihrem kleinen temporären Heim einigermassen gemütlich gemacht und von ihrer Sklavin das wenige Gepäck verstauen lassen.
    Nach einem kleinen Gebet zu Mercurius, von dem sie Schutz bei dieser Reise erbat, setzte sie sich an einen kleinen Tisch, an dem ihre Sklavin einen kleinen Imbiss vorbereitet hatte. Sie wusste, dass Lucius sich ihre Anwesenheit an Deck gewünscht hätte, doch wusste sie ebenso, dass Frauen an Bord von Schiffen nur ungern gesehen wurden. Daher nahm sie sich vor nach Möglichkeit die gesamte Reise hier unten zu verbringen.


    In der einsamen Gesellschaft ihrer Sklavin speiste sie ein wenig.

  • Die Penelope schwamm, mit der Gunst des Neptun, an der Küste Italiens und würde durch den günstigen Wind alsbald am Ziel ankommen. Besonders in der Nacht fiel ihnen der Wind in den Rücken, so dass die Fahrt an Schnelligkeit nur zunahm, manchmal sogar die Segel eingeholt werden musste, da es zu schnell ging.
    Neptun war ihnen hold und so erreichten sie nach etwa einer Woche Fahrt Kampanien und das schöne Misenum.



    Die See in diesem Gebiet war nicht äußerst rau, so dass das Anlegen am portus Misenums problemlos durchgeführt wurde. Während der ganzen Fahrt traute sich Furianus nur selten unter Deck, genoss statt dessen die Fahrt in vollen Zügen und erfreute sich an der Landschaft des doch so schönen Vaterlandes.
    In Misenum wurden sofort die Gepäckstücke von Bord getragen und Furianus ging unter Deck, um seiner Verlobten von der glücklichen Ankunft zu berichten.
    Nach merhmaligem Anklopfen wurde er hineingelassen.


    "Claudia, wir sind angekommen."


    Sprach er freudestrahlend aus.

  • Zitat

    Original von Lucius Flavius Furianus
    Während der ganzen Fahrt traute sich Furianus nur selten unter Deck, genoss statt dessen die Fahrt in vollen Zügen und erfreute sich an der Landschaft des doch so schönen Vaterlandes.
    In Misenum wurden sofort die Gepäckstücke von Bord getragen und Furianus ging unter Deck, um seiner Verlobten von der glücklichen Ankunft zu berichten.
    Nach merhmaligem Anklopfen wurde er hineingelassen.


    "Claudia, wir sind angekommen."


    Sprach er freudestrahlend aus.


    Claudia hatte sich während der Reise nur widerstrebend einige wenige Male aus ihrer Kabine hinausgetraut um etwas Zeit bei ihrem Verlobten an Deck zu verbringen. Jetzt, als das Schiff sein Ziel erreicht hatte, war ihre Sklavin damit beschäftigt die wenigen Dinge, die ausgepackt worden waren, wieder einzupacken und Claudia sass mit einem Becher Fruchtsaft an dem kleinen Tisch und lass auf einer Schriftrolle einige Dinge über Misenum.


    Als die Sklavin Furianus hinein liess legte sie die Rolle beiseite und lächelte ihn an.


    "Das freut mich sehr." erwiderte sie und erhob sich. "Ich nehme an, wir werden unverzüglich aufbrechen?"

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