Cubiculum - Marcella

  • Mimithe lauschte vor der Tür zu Marcella Zimmer. Nichts. Kein Laut drang durch das dicke Holz. Sie klopfte an, wie es sich gehörte und wartete.


    "Mimithe da", rief sie in ihrem gebrochenen Latein und dem seltsamen Akzent, der ihr eigen war. Wie jeden Morgen würde sie Marcella beim Haare richten helfen, beim Anziehen und zurecht machen. Aber immer noch war es still im Zimmer, sodass Mimithe schließlich die Tür lautlos öffnete und ihren Kopf ins Zimmer steckte. Prüfend musterte sie das Etwas unter der Bettdecke, drückte die Türe dann ganz auf und stemmte die Hände in die Hüften.


    "Frühstück! Kalt wird sonst. Du besser nicht lang schlafen, so! Macht gräääässlich Falten und der Haare fällt aus. Aufstehen, jetzt?" neckte sie Marcella, als sei sie ihre Mutter. Letztendlich zog sie ihr sogar noch die Bettdecke weg. Das hatte sie während der einen Woche die sie nun hier war noch nie gemacht, aber Mimithe hoffte, dass Marcella nicht böse sein würde. Schließlich kitzelte Mimithe sie noch an den Füßen.


    "Naaa? Aufstehn besser, sonst ich kitzel bis du fällst aus dem Bett!"

  • Ach, hatte sie friedlich und fest geschlummert. Ihr wahr mollig warm, es war ruhig, sie hatte keine Verpflichtungen an diesem Tage, nichts. Also durfte sie getrost ausschlafen.
    Dachte sie.
    Ihre Sklavin, ein Mädchen etwa in ihrem Alter, war da scheinbar anderer Meinung. Mit ihrer hohen Stimme und dem verstümmelten Latein tauchte sie scheinbar aus dem Nichts auf und versuchte lautstark, ihre Herrin zum Aufwachen zu bewegen. Da diese sich jedoch weigerte und sich einfach auf die andere Seite drehte, als würde sie damit die Geräusche einfach abstellen können, wurde ihr schließlich die Decke weggezogen. Wie frech! Wie gemein!
    "Mimithe, es ist noch viel zu früh..." murmelte sie verschlafen und schrimte mit den Händen die lichtempfindlichen Augen. Im nächsten Augenblick hatte die Sklavin sich schon nächste Gemeinheit ausgedacht und kitzelte Marcella. Und damit hatte sie eine Art der Folter gefunden, die bei Marcella Wunder bewirkte. Sie war sehr kitzelig.
    "Mimithe!" quietschte sie da, saß urplötzlich aufrecht in ihrem Bett und blinzelte aus müden Augen heraus. Aber ehe sie sich wachkitzeln ließ, stand sie lieber auf. Oder tat zumindest erst einmal so, denn immer noch war sie der Meinung, dass es fürs Aufstehen noch viel zu früh war.
    "Was gibt es denn?" fragte sie schlaftrunken und versuchte sich die Decke wieder zu angeln.

  • "Frühstück gibt!" krähte Mimithe und verschränkte aufmüpfig die Arme vor der Brust, nachdem sie alle vorherigen Einwände seitens Marcella ignoriert und munter weitergekitzelt hatte. Ha, das war einfach gewesen! Obwohl, wenn sie es sich recht überlegte... Marcella angelte bereits wieder nach der Decke. Mimithe grinste breit und setzte sich kurzerhand aufs Bett. Und damit auch auf die Decke, die Marcella sich wiederbeschaffen wollte.


    Die kleine Sklavin schaukelte mit den Beinen und strich verwundert über die weiche Liegestatt.
    "Oooooh", machte sie und überlegte nach einem Wort, das auf treffende Art und Weise die Weichheit des Bettes beschrieb. Natürlich wählte sie prompt das falsche.
    "Das sanft! In Raum für die Sklaven, die Bette nicht so sanft ist."


    Sie musterte Marcella ausgiebig und fragte dann mit einer Ernsthaftigkeit, die wohl jeden zum Stutzen gebracht hätte:
    "Mal tauschen du willst, dieses Nacht?"
    Dann aber verriet das kecke Grinsen um die sommersprossige Nase der Sklavin, dass es wohl nur ein Scherz war.

  • "Und wenn ich noch gar keinen Appetit habe...?" murmelte Marcella und gähnte herzhaft, womit ihr dunkles Haar noch wirrer um ihren Kopf fiel. Mimithe schnitt ihr den Weg zur Decke ab, was sie mit einem Murren und gequälter Miene quittierte. Dann war es einen Moment lang ruhig, Marcella glaubte schon, sie würde gleich wieder ihren Träumen nachjagen dürfen, da hörte sie einen Laut der Verwunderung von ihrer Sklavin und zuckte leicht zusammen. Mit nur einem offenen Auge folgte sie dem Blick der Sklavin auf das Betttuch.
    Sanft? Marcella musste nun das erste mal an diesem Tage lächeln, schüttelte leicht den Kopf und rieb sich dann über die Augen. Mit dem Schlafen würde eh nichts mehr werden. Und dann sah Mimithe sie musternd an und Marcella hielt im Augenreiben inne. Zuerst nur, weil sie den ersnten Blick des Mädchens nicht zu deuten wusste, dann aber auch wegen dem, was sie fragte. Sie brauchte einen Moment, um wirklich zu verstehen, dann blinzelte sie einmal und wurde den Göttern sei Dank von Mimithe erlöst, die wohl nur Schabernack mit ihr trieb.


    "Das heißt nicht sanft, sondern weich. Das Bett ist weich. Sanft können Berührungen sein." erklärte sie dem Mädchen und sah es nachdenklich an. Natürlich würde es gerne einmal in einem Bett wie diesem hier liegen. Marcella wollte gar nicht wissen, wie hart die Pritschten in den Unterkünften der Sklaven sein mochten.
    "Ich überleg mir das mit dem Bettentausch mal." antwortete sie schließlich noch, lächelte Mimithe vertrauensvoll an und mühte sich aus dem Bett.
    "Ist denn überhaupt schon jemand wach?"

  • "Ach", winkte Mimithe ab. "Wenn wir sind fettig, dann hat du Hunger. Hm, wie sagt man? Krautdampf? War doch mit Gemüse was."
    Ruhig ließ sie sich von Marcella das richtige Wort liefern, dann nickte sie.
    "Wa-ich."


    Kurz sah sie ziemlich verwirrt drein, dann schüttelte sie den Kopf, zuckte mit den Schultern und murmelte:
    "Latina me wic stehenasel za wii."


    Sie seufzte und erhob sich. Dass Marcella mal das Bett mit ihr tauschen wollte, konnte sie gar nicht recht glauben. Sicher hatte sie das nur so dahergesagt, um ihre Ruhe zu haben. Aber da hatte sie die Rechnung ohne Mimithe gemacht! Denn die grinste nun und meinte:
    "Erinnern, dich werd ich! Hm, wach? Du, ich, Koch ist wach."


    Ihr Grinsen wurde noch breiter.

  • Wie sollte man denn da noch ernst irgendein Vorhaben verfolgen? Marcella sah Mimithe entgeistert an, lachte und schüttelte den Kopf.
    "Kohldampf?" lieferte sie ihr auch dieses Wort nach und streckte sich dann ausgiebigst, immer noch halb auf dem Bett sitzend. Hatte das Sklavenmädchen es mal wieder geschafft, sie ruckzuck aus den Federn zu vertreiben. Und das auf eine so angenehme Art und Weise. Marcella wusste hinterher immer gar nicht, ob sie Mimithe böse sein konnte oder nicht.


    Wieder musste Marcella schmunzeln, als die Sklavin ihr versprach, sie würde sie an den Bettentausch erinnern. Dem war Marcella sich gewiss.
    "Das hatte ich mir gedacht..." Es war also wirklich noch keiner wach und sie hätte auch noch tief und fest schlafen können. Mimithe fand das lustig. Natürlich fand sie das.
    Ehe Marcella aufstand, hatte sie ein Kissen genommen und warf das nun auf Mimithe. Hinterher grinste sie.

  • Mimithe grinste breit und verzichtete dieses Mal darauf, das komische Wort zu wiederholen. So sah sie Marcella nur beim Strecken zu und grinste noch breiter, als ihre Herrin sich das so gedacht hatte. Und ehe sie sich versah, hatte sie etwas weißes, wattiges vorm Gesicht und machte erschrocken "Uh!"


    Dann fiel das Kissen herunter von ihrem Gesicht und Mimithe gluckste fröhlich. Natürlich nahm sie das Kissen wieder auf und warf es mit Karacho zurück auf Marcella, die sich eben erst aus dem Bett gekämpft hatte.
    "Du atta...dingst mich? Oh, ich böses Germanin die zeigen werd wie echtes Germane tut kämpfen! Ruuuaaaaaaaarrrrrr!!!" rief Mimithe und stürzte sich auf Marcella, schnappte sich das Kissen kurzerhand und verpasste Marcella eine wattige Kopfnuss damit.

  • Marcella grinste selbstgefällig, dann jedoch sah sie was weißes zurückfliegen und fing das Kissen gerade so noch mit Müh und Not. Amüsiert lupfte sie über den Rand des Kissens hinweg, da rauschte Mimithe schon auf sie zu. Im Grunde genommen konnte Marcella nichts anderes mehr tun, als ihrem Ende mit großen Augen und zuckenden Lidern entgegensehen. Dann hatte die Sklavin ihr das Kissen schon weggeschnappt und es ihr auf den Kopf gehauen.
    Im ersten Augenblick noch sichtlich verdattert, griff nun Marcella nach dem Kissen und versuchte es Mimithe wegzunehmen.
    "Na warte!" drohte sie ihr dabei und zerrte und machte, bekam das Kissen aber nicht aus der Hand der Germanin, dafür aber noch eine Kopfnuss oben drauf.
    Nun war Marcellas Kampfesgeist wiedererweckt. Sie schnappte sich ein zweites Kissen und pfefferte es mit Schmackes um die Ohren ihrer Sklavin.


    "Ätsch!" quietschte sie vergnügt und grinste Mimithe, das Kissen in ihrer Gewalt als Schutzschild nutzend, siesgessicher an.

  • Mimithe balgte gern herum. In Germanien hatte sie das mit den Hunden ihrer Familie immer gemacht. Da war sie schon Sklavin gewesen. Sie kannte nichts anderes und war vielleicht deshalb so fröhlich mit ihrem Sklavendasein. Marcella kannte sie kaum, wobei 'kaum' sich auf sechs Tage und sieben Nächte belief. Na gut, die Nächte zählten nicht, denn natürlich schlief Mimithe nicht bei Marcella im Zimmer. Im Großen und Ganzen hatte sie mehr als nur Glück gehabt, dass Marcella sie von diesem ständig besoffenen Sklavenhändler fortgeholt hatte.


    So in Gedanken, entglitt ihr schließlich irgendwie ihr weißes, flauschiges Schlagwerkzeug. Dafür hatte Marcella nun die einmalige Gelegenheit, es Mimithe heimzuzahlen. Was sie auch tat. Sie schlug ihr das Kissen um die Ohren, dass die Sklavin um ihren Kopf bangen musste. Zum Glück war es nur ein Kissen und kein gladius.


    Einige Minuten später fand sich Mimithe in einem Lachkrampf windend am Boden wieder. Sie keuchte und kreischte fröhlich, die Haare so zerstrubbelt, dass es wohl eine Ewigkeit dauern mochte, sie wieder glatt und geschmeidig zu bürsten. Irgendwie bekam sie einen Zipfe der weißen Bettdecke zu fassen und wedelte wie wild damit über ihrem Kopf herum.


    "Aufhören, aufhören! Ich übergebe mich!!"

  • Bei Marcella waren es meist die Brüder gewesen, die sie ins Balgen mit einbezogen hatten. Zumindest in den sehr frühen Jahren. Später hatten sie es sich anscheinend nicht mehr getraut, denn dann hatte Marcella irgendwann angefangen zu kreischen und alles zu petzen, wenn man sie nicht schnell wieder in Ruhe gelassen hatte. Und das war in der Regel bei drei Brüdern, die nicht wussten, wann Schluss ist, beinahe immer der Fall.


    Als Mimithe sich "übergab" (Marcella hatte vorher schon Schmerzen im Bauch gehabt, aber jetzt wurden sie noch schlimmer!), kniete Marcella mit ihren zwei flauschigen Waffen bei ihrer Sklavin, die ohne ein Kissen völlig ausgeliefert gewesen war. Das Schwenken der Decke als Zeichen der Kapitualtion akzeptierend, japste Marcella nach Luft und grinste hinterher ihre Sklavin an.
    "Wenn dann ergibst du dich..." verbesserte sie und strich sich die Haare hinter die Ohren. "Niederlage anerkannt. Dann kannst du ja gleich deine Schuld als Unterlegene begleichen und meine Haare bändigen."
    Marcella grinste und schüttelte den Kopf, sodass struppige, dunkle Strähnen wild umherflogen. Am Ende grinste sie zwischen ihnen hindurch Mimithe an. Na, das würde heute sicherlich ziepen.

  • Mimithe nickte künstlich panisch, doch der Schalk sprach das Gegenteil aus ihren Augen, wie sie da so auf dem Rücken lag und zu Marcella aufsah, die sie weiterhin mit den beiden Kissen bedrohte. Scheinbar glaubte sie dem Frieden nicht ganz. Mimithe jedoch rappelte sich auf, nachdem ihr eine Haarpracht entgegen kam, die jener der Medusa zur Ehre gereicht hätte, und nickte eifrig.


    "Gewiss, Herrin", sprach sie grinsend und sah zu dem Stuhl, der vor einer schmalen Kommode stand.
    "Aber erst anziehen, sonst alles ist für die Kuh und ich muss anfangen noch mal", sprach sie und deutete auf den Schrank und die Truhe, in der Marcellas Kleidung aufbewahrt wurde. Während sie darauf wartete, dass Marcella ihren Kleidungswunsch äußerte, um danach mit Herzenslust durch die vielen verschiedenen tunicae zu wühlen und die Wunschfarbe der Herrin zu suchen, musterte Mimithe den Raum, trat zum Fenster und zog mit einem kräftigen Ruck auch noch die Vorhänge zurück. Gespannt beobachtete sie Marcellas Reaktion und kommentierte ihr Tun mit:


    "Weil du jetzt wach, wir dafür müssen sorgen dass nicht du noch mal einschlafen tust...."

  • Ihr Geist war eigentlich schon vom Boden aufgestanden, hatte sich eine Farbe ausgedacht und wartete darauf, dass Mimithe ihr die passende Tunika reichte. Ihr Körper jedoch verweilte auf dem Boden und ertarrte, als Mimithe die Vorhänge aufriss und gleißendes Licht ins Zimmer fiel. Reflexartig kniff Marcella die Augen zu, aber bald hatten sich ihre Augen an das Hell gewöhnt.
    "Keine Angst, Mimithe, ich bin ganz bestimmt hellwach..." kommentierte nun Marcella Mimithes Tun und erhob sich, denn der Boden war kühl. Dann ging sie zu einer Schüssel und wusch sich das Gesicht.
    "Emmm... Welche Farbe trug ich gestern?" fragte sie mehr sich selbst, als sie sich das Gesicht trocknete und sah sich um. "Ah, ich sehe. Dann werde ich heute.... heute weinrot tragen. Weinrot?"


    Das war dann also der Startschuss für die Sklavin, der Herrin die Tunika rauszusuchen, ihr beim Ankleiden zu helfen und sich hinterher an ihren Haaren zu schaffen zu machen. Marcella war schon gespannt, ob Mimithe das schaffen und wie lange es dauern würde, bis alles passabel saß.

  • Mimithe grinste schadenfroh und gab einen meckernden Laut von sich, der entfernt an ein Lachen erinnerte. Sie verfolgte die mühselige Bewegung ihrer Herrin, die ihren trägen Körper vom Boden aufraffte und ihn irgendwie zu der Waschschüssel schleppte, um sich den Sand aus den Augen zu waschen, und grinste dabei weiterhin. Dann bekam sie eine Aufgabe: Eine weinrote Tunika suchen. Mimithe nickte und stürzte sich ins Getümmel.


    Weinrot. Das gehörte zu rot und rot gab mit blau gemischt lila. Lila war die Farbe, die braun am nächsten sah und lag zusammen mit den grünen tunicae im Schrank. Also musste sie in der Truhe suchen. Gesagt, getan. Mimithe klappte den Truhendeckel auf und fand nach drei Handgriffen eine weinrote tunica und hielt sie freudestrahlend und triumphierend hoch. Sie hatte eben ihr eigenes System der Ordnung. Marcella selbst fand wohl nach der Neusortierung durch Mimithe nichts mehr wieder.


    "Weiße palla?" fragte sie eifrig.

  • "Warum nicht. Weiße Palla." antwortete Marcella ihr gut gelaunt mit einem Nicken und einem Lächeln. Weinrot und weiß war eine schöne Farbkombination und sie hatte ihr immer ganz gut gestanden.
    Marcella legte das Handtuch beiseite und sah einen Moment hinaus. Die Sonne stand schon am Himmel und es versprach schon wieder ein sehr warmer Tag zu weren. Dieses Sommer hatte es in sich.
    Beinahe eine Woche lang war Mimithe nun ihre Sklavin. Crassus, Marcellas Onkel, hatte sie ihr gekauft. Eine bessere Sklavin hätte sie sich nicht wünschen können. Mimithe war etwa in ihrem Alter und stammte zwar aus ganz anderen Verhältnissen, war dafür aber eine ganz excellente Gesellschafterin. Wenn Langeweile aufkam, brauchte Marcella nun nur noch Mimithe rufen, zusammen fiel ihnen dann schon eine Beschäftigung ein. Ja, sie war ein Gewinn.

  • Mimithe legte die palla schon mal zurecht und kam mit der tunica in den Händen zu Marcella, um ihr beim Anziehen zu helfen. Gestern hatte sie sich einen Spaß daraus gemacht, Marcella die tunica über die Arme zu ziehen und sie dann so stehen zu lassen. Mimithe hatte breit gegrinst und eine ganze Weile gewartet, bis sie Marcella wieder befreit hatte. Das war ein Spaß gewesen! Heute würde Marcella sicher besser achtgeben, damit Mimithe den Spuk nicht wiederholte.


    So trat die Sklavin an ihre Herrin heran und wartete auf ein Zeichen zum Anziehen. Dann streifte Mimithe Marcella die tunica über und strich die Falten glatt. Den kleinen Klopf im Nacken schloss sie mit großer Sorgfalt. Dabei sah sie Marcellas Haare und Mimithe machte ein bestürztes gesicht.


    "Oh weh!" rief sie dramatisch.
    "Guck nur die Haar! Sie schaut aus wie... wirres Näharbeit! Nicht gut. Marcella, Kind, nichts mehr toben für dir!"

  • Marcella war aus ihrem einfachen Nachtgewand geschlüpft und hatte die Sklavin ihre Tunika anlegen lassen. Bevor Mimithe den Stoff glatt strich, raffte sie den weichen Stoff unter den Brüsten und in der Taille mit je einem Band, sodass alles regelkonform saß. Und dann musste der Blick der Sklavin unweigerlich auf den Knoten fallen, der Marcella vom Kopf fiel. Tat er auch, wie Marcella am dramatischen Ausruf der Germanin erkannte und sich deshalb zu ihr drehte.
    "Das ist ganz allein deine Schuld, Mimithe! Wenn du mich nicht so gemein geweckt hättest, müsstest du auch nicht wieder so viel in Ordnung bringen müssen." antwortete Marcella ihrer Sklavin mit gespielter Entrüstung, grinste dann verspielt und setzte sich vor die kleine Kommode, auf der ein großer Spiegel stand. Mimithe würde sich sogleich hinter sie stellen und damit beginnen, ihr Haar zu pflegen. Sonst genoss sie diese Minuten immer, aber heute würde sie wohl einige Haare lassen. So ein Pech aber auch.


    Mittendrin fragte sie ihre Sklavin: "Magst du mir etwas über deine Heimat erzählen? Germanien. Wie ist es dort, wo du herkommst?"

  • Mimithe sah natürlich sofort bestürzt drein, griff aber trotzdem nach der Bürste und begann vorsichtig, zuerst die Spitzen zu entkutzeln. Recht schnell (nach nachdem sie Marcella einige Haare ausgerupft hatte) merkte sie, dass die Bürste eher schadete als nutzte. So legte sie sie kopfschüttelnd weg und griff stattdessen nach einem grobzinkigen Kamm. Damit ging das alles schon viel besser!


    "Aber sieh, Herrin: nur frühes Vogel fängt Wurm. Noch dazu, lange Schlaf macht grässlich Falten. Und wie du willst mit tiefe Wassergraben in deine Gesicht eine tolles Mann beeindrückt? Na naa, schon gut, dass ich dich geweckt hab früh!"


    Mimithe nickte sich selbst bekräftigend zu und ging dann auf ihre Frage ein.
    "Wie es ist, in die Heimat?" fragte sie und ließ den Kamm kurz sinken. Sie zuckte mit den Schultern und nahm das Kämmen wieder auf.
    "Kühler wie hier. Aber auch größer und nicht so viel Menschen. Nette Menschen. Hmm... Sind nicht so wie manche Römer. Manchmal, ich habe hier Schmerz wenn ich an das Heimat denke", sagte Mimithe und legte ihre Hand aufs Herz. Für einen Moment sah sie bekümmert aus, dann aber hob sie den Kamm wieder, kämmte weiter und war wieder fröhlich.
    "Am besten es ist, wenn du fragst was du willst wissen über Germanien."


    Dann gelangte sie an einen wirklich störrischen Knoten. Haarsträubend, im wahrsten Sinne des Wortes. Sie verbrachte eine ganze Weile damit, ihn irgendwie zu lockern, ließ dann aber den Kamm verzweifelt sinken und sah durch den Spiegel in Marcellas Augen.
    "Ich mich fürchten, Marcella, dieser Knoten nicht rausbekommt. Ich glaube, ich muss einen Schere holen."

  • Während ihr Kopf beständig bearbeitet wurde, sah Marcella grimmig in den Spiegel und dort in Mimithes Gesicht. Die Sklavin war wohl von Natur her jemand, der den Tag so früh es ging begann.
    "Ich bin doch aber gar kein Vogel..." maulte sie im Scherze und seufzte dann geschlagen, schmollte gar ein wenig. "Ich müsste ja schon ganz schlaffe Haut haben, wenn das mit den Falten stimmt, wie du sagst.... Bevor du meine Sklavin wurdest, habe ich nämlich immer länger geschlafen. Und? Hat es mir geschadet? Ich find nicht." Sie sah sich genaustens im Spiegel an, kniff ihre Augen abwechselnd zusammen und stubste die Nase an. "Oder?"


    Marcella beobachtete Mimithe mit einem mütterlichen Lächeln, als sie vom Heimweh sprach und einen Moment tatsächlich so aussah, als würde sie leiden. Sie betrachtete die junge Frau einen Moment nachdenklich, dann sah sie irgendwo anders hin. Ehe sie aber irgendetwas über Germanien fragen konnte, zupfte Mimithe in ihren Haaren herum.
    "Abschneiden?" rief sie entgeistert und ertastete den Knoten. "Nie und nimmer. Wie sähe denn das dann aus? Mit einer so zerrupften Frisur könnte ich wirklich niemanden mehr beeindrucken. Versuch es bitte nochmal, Mimithe. Irgendwie muss das auch ohne die Schere zu machen sein. Ein paar Haare weniger, in Ordnung. Aber nicht gleich so viel weniger!"
    Was für ein Morgen. Marcellas Herz klopfte schon ganz schnell vor Aufregung.

  • Mimithe betrachtete Marcella immer mal wieder kurz im Spiegel. Als diese meinte, der lange Schlaf hätte ihr bisher nicht geschadet, und das auch noch von Mimithe bestätigt wissen wollte, kämmte die Sklavin einfach weiter und warf lediglich einen laaange, bemitleidenden Blick in den Spiegel. Zehn Sekunden später war allerdings ein kurzes Glucksen zu vernehmen: Mimithe, die breit grinste und nun artig den Kopf schüttelte, um Marcella damit also beizupflichten.
    "Nein, Herrin. Natürlich nicht. Du bist keine Vogel. Früh aufstehen aber trotzdem ist gut!"


    Was den Knoten anging, seufzte die blonde Sklavin nur und hob den Kamm wieder, damit Marcellas Finger von dem Wirkungsort des Kämmgeräts vertreibend.
    "Ist nicht Deckhaar, ist drunter", gab die Sklavin zurück, als sei Marcella ein Haustier im Fellwechsel.
    "Niemand wird sehen, wenn wir schneiden einfach die Haar ab da. Nur für hochstecken...nicht gut. Hm. Aber lass mir sehen was ich tun kann."


    Und es ziepte gar schräääcklich!
    Mimithes verbissenes Kömpfen mit Marcellas Zottelmähne war im Spiegel sicher gut zu erkennen, wenn Marcella überhaupt etwas sah und nicht vor Schmerzen Wasser in den Augen hatte. Um sie etwas abzulenken, fragte Mimithe:
    "Und, du was wissen willst über meiner Heimat?"

  • Was zum Hauen! Marcella sah hektisch umher und schob dabei das Kinn ein wenig vor, bis sie schließlich die Bürste in den Händen hielt und damit blindlinks nach hinten ausschlug, natürlich nicht doll. Wenn man die beiden so sah, konnte man sich glatt täuschen und denken, es wären Geschwister.
    "Bleib mir mit der Schere fern! Da wird nichts abgeschnitten, auch nicht vom Unterhaar." bestand Marcella. Sie war doch kein Schaf oder sonst ein puscheliges Tier, bei dem so ein Loch nicht auffiel. Für diese Anordnung folgte die Strafe zugleich. Mimithe ruckelte an ihrem Kopf herum, dass Marcella in der Tat die Tränen in die Augen stiegen. Immerhin verstopften ihre Ohren nicht, sodass sie Mimis Frage noch verstand.
    "Habt ihr... Autsch! Ob ihr zum Beispiel auch so große Häuser wie diesesdort habt. Au! Und wie groß eure Dörfer sind. Was machen Mädchen in meinem Alter in Germanien?"

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!