Angetreten zum Appell

  • Wie angeordnet marschierten die Centurien nach und nach zur geforderten Stunde auf den Campus, um dort Aufstellung zu nehmen für den Appell. Es fühlte sich absolut ungewohnt an, nicht in der Rolle von einer von den vielen zu sein, die kontrolliert wurden... sondern zu den paar Hanseln, die kontrollierten. Aber die I war gut getrimmt, glücklicherweise, weswegen es für Hadamar nicht allzu viel zu meckern gab, und so liefen sie nacheinander auf dem Campus auf und bezogen ihre gewohnten Plätze, wo sie in Haltung stehen blieben. Und auf den Legat warteten.

  • Wie so oft in den vergangenen Tagen herrschte im Castellum alles andere als ein geruhsames Treiben. Der erneute Befehl zum Antreten auf dem Campus schürte die Spekulationen, die jedoch von den Offizieren im Keim abgewürgt würden. Allein die Dienstpflicht hätte jeden Soldaten doppelt schnell laufen lassen, aber die Neugier tat ihr Übriges. Selbst der Legat mitsamt Stabsoffizieren wartete nicht, bis die gesamte Legion angetreten war, sondern sie strebten bereits kurz nach Ertönen des Signals ebenfalls zum Campus - vorbei an eine gerade aufmarschierenden Centurie, gehörend zur sechsten Cohorte. Die Centurionen mahnten die Soldaten zur Eile, als sie den Legionsstab gewahrten. Der Tribunus Angusticlavius Manius Vibienus Crus wartete mit der Meldung, weil noch Truppenteile fehlten und noch keine Ruhe herrschte.

  • Die Centuria IV der Cohors II war mal wieder auf einem Übungsmarsch zwischen den Wachen gewesen als der Befehl zum antreten kam. Aus diesem Grund kamen sie als eine der letzten auf den Campus marschiert.
    Der neue Centurio war heute das erste Mal mitmarschiert und sich davon überzeugen können in welchem Zustand sich die Centurie befand. Corvinus hatte daher wieder den normalen Platz eines Optios während des Marsches und nun beim antreten eingenommen.
    Als die IVte auf den Campus marschierte sah er kurz Ferox. Er hatte ihn in den letzten Tagen nach dessen Versetzung und Beförderung gar nicht mehr gesehen und war darüber ein wenig enttäuscht. Bisher hatte dieser ihm noch nicht mal etwas von seiner Beförderung persönlich erzählt. Corvinus Verstand redete ihm ein das dies nur den momentanen Umständen geschuldet war und Ferox sicherlich, da er ja zur Iten befördert worden war da doppelt soviel zu tun hatte wie er. Und er selber konnte sich kaum noch retten, jetzt wo auch noch der neue Centurio diverse Fragen hatte. Aber ein kleiner Teil seines Ichs war doch etwas verstimmt.


    Mit diesen Gedanken nahm er, nach einigen kontrollierenden Blicken, seine Position ein und wartete auf das was der Legat ihnen mitteilen würde.

  • Die Turmae I, II, III und IV trafen ebenfalls auf dem Campus zum Appell an. Vespa führte seine Turma secunda an den vorgesehen Platz und wies die Männer an Stramm zu stehen. Seine Reiter waren aufgeregt, vermutlich gab es jetzt den Marschbefehl auszurücken oder den Befehl sich hier im Castellum zu verschanzen. Den Decurio interessierte es herzlich wenig, hauptsache es passierte etwas!

  • Dem Antreten und der eintretenden Stille folgte die Meldung des Tribuns, die Menecrates mit ernster Miene entgegennahm. Er nickte anschließend, um sich sodann den angetretenen Soldaten zuzuwenden.


    "Milites, es ist nur wenige Tage her, da habe ich euch vom Kaisermord berichtet und ein Bild der Zukunft gemalt. Ich kündigte an, dass der planende Kopf sich bald zeigen wird, weil er ein Ziel mit den Morden verfolgte: die eigene Thronbesteigung. Ich habe euch vorbereitet, dass dieser Frevler für sein Ziel Legionen und andere Einheiten um sich versammeln wird, denn er benötigt für den Aufstieg militärische Macht. Dieser Mann, er hat sich nunmehr zu erkennen gegeben. Und ein jeder von euch kennt ihn oder hat zumindest von ihm gehört."


    Einer Pause folgten weitere Erklärungen.


    "Rom hat einen neuen Kaiser", rief Menecrates aus, dann streifte sein Blick über die einzelnen Truppenteile. "Einen Kaiser, der das Testament unseres geliebten Valerianus eigenhändig von den Vestalinnen abholte und es erst Stunden später öffentlich verlesen ließ. Einer, der auch hier Vorsorge betrieb, damit nichts Falsches im Testament stand, das seinen Weg verstellte - einen Weg, der ihn geradewegs auf den Kaiserthron führen sollte. Wer gut plant und viele Helfer hat, erreicht in Zeiten wie diesen viel in Rom." Der letzte Satz klang bitter, bevor Menecrates‘ Stimme wieder anschwoll.


    "Unser Feind sitzt nunmehr auf dem Thron. Es ist Vescularius Salinator. Er hat sich ernennen lassen, aber nicht für lange, denn WIR stoßen ihn wieder herunter."
    Menecrates riss einen Arm nach oben und - wie vorher besprochen - begannen ausgewählte Soldaten, auf ihre Schilde zu schlagen. Der dumpfe rhythmische Klang verursachte bei dem einen oder anderen eine Gänsehaut.

  • Vescularius Salinator... der Praefectus Urbi...
    Corvinus war der Name und der Mann ganz rudimentär bekannt. Er war irgend ein alter Kampfgefährte des Kaisers und hatte ihn in den vergangenen Monaten und Jahren vertreten als der Kaiser sich erholt hatte.
    Nun es gab keinen Grund dem Legaten nicht zu glauben. Die römische Geschichte strotzte gerade nur von passenden Geschichten die dieses Beispiel glaubhaft machten.
    Ein Senator der mehr Macht wollte...
    die Gelegenheit einer mächtigen Posten verschafft von einem noch mächtigerem Freund der abwesend war...
    Verat an einen altem Freund und Kampfgefährten...


    Sowas war quasi Alltag in den höheren Schichten... jedenfalls glaubte Corvinus das.
    Hier und jetzt entschied er für sich das der Legat recht hatte und Salinator der Mörder des Kaisers war. Damit hatte er in seinen Augen die Berechtigung auf Leben und Gnade verwirkt und sollte er ihm vors Gladius kommen würde er keine Sekunde zögern egal welche direkten oder spätere Konsequenzen das für ihn haben würde.



    Als die Legionäre anfingen auf ihre Schilde zu schlagen stieg er sehr schnell mit ein, auch ohne das dies mit ihm abgesprochen war.

  • Mit einer Handbewegung gebot der Legat Ruhe, nachdem das Einfallen vieler Soldaten in das rhythmische Schlagen zu einem ohrenbetäubenden Lärm abgeschwollen war. Der aufgeputschte Herzschlag der Soldaten raste weiter, auch als die Schilde wieder auf dem Boden abgesetzt wurden.


    "Wir sehen nicht den Taten des Vesularius zu! Denn WIR werden den Tod unseres geliebten Kaisers Valerianus rächen, indem wir den Schuldigen zur Verantwortung ziehen! Wir, die Legio Secunda, stehen nicht hinter einem Testamentfälscher, der sich zum neuen Kaiser hat ausrufen lassen. Wir stehen hinter dem neuen, dem rechtmäßig von den Legionen in Germania und Syria ausgerufenem Kaiser…"
    Menecrates legte eine Atempause ein, bevor er losschmetterte: "...unserem neuen Imperator: Appius…Cornelius…Palma!"


    Wieder reagierten eingeweihte Offiziere und Soldaten zuerst. Sie schlugen wieder auf ihre Schilde, begannen die Jubelrufe, in die andere einfielen. Bald erschall ein Ruf, ein Rundgesang, Kanon-gleich:
    "Imperator Cornelius, Imperator Cornelius..."
    "Imperator Cornelius, Imperator Cornelius..."
    "Imperator Cornelius, Imperator Cornelius..."
    "Imperator Cornelius, Imperator Cornelius..."
    "Imperator Cornelius, Imperator Cornelius..."
    "Imperator Cornelius, Imperator Cornelius..."



    Menecrates musste sich anstrengen, um dagegen anschreien zu können, was kaum gelang, aber seine Stabsoffiziere nahmen die Worte auf und so machten sie die Runde.
    "Für Valerianus! Für Rom! Für unsere Kinder! Und mit dem Willen der Götter: Für Cornelius Palma!"

  • `Appius Cornelius Palma´ also... Corvinus war der Mann nicht wirklich bekannt. Aber er war ein Cornelier und von dieser Familie hatte er von seinem Vater, der ein Bewunderer von Sulla gewesen war, und auch so schon viel gehört. Letztendlich war es ihm auch egal. Er vertraute dem Legaten das er der richtige Nachfolger für Valerianus sein würde und das wichtigste war das sein Mörder und seine Helfer sterben würden.


    Aus diesem Grund fiel sein
    "Imperator Cornelius, Imperator Cornelius...", für seine Verhältnisse zurückhaltend aus während sein
    "Für Valerianus! Für Rom! Für unsere Kinder! Und mit dem Willen der Göter: Für Cornelius Palma!", wieder voller Inbrunst und Lautstärke kam.

  • Mit gemischten Gefühlen hörte Hadamar dem Legaten zu – zum einen war da nach wie vor das Gefühl, zu wenig zu wissen, um sich da wirklich eine eigene Meinung bilden zu können. Der Legat war einfach... er sagte so viel, und er drückte sich so gewählt aus. Und nutzte Begriffe, die Hadamar immer noch wenig sagten – wer oder was waren beispielsweise die Vestalinnen?
    Zum anderen war da aber auch die Stimmung... und die war sowieso bei einem Appell in gesamter Truppenstärke eine besondere – und war es umso mehr, wenn wie jetzt immer mehr Soldaten begannen, auf ihre Schilde zu schlagen, als der Legat zum Abschluss dann doch sehr klare Worte fand, die eindeutig waren: unser Feind sitzt auf dem Thron. Und wir stoßen ihn herunter. Hadamar brauchte einen Moment länger, fast eine Winzigkeit zu lang dafür, dass er nicht mehr irgendwo mitten in der Masse stand und darin unterging, aber dann schloss auch er sich seinen Kameraden an, und hörte erst auf, als der Legat nach Ruhe verlangte. Und verkündete, dass Cornelius Palma der rechtmäßige Kaiser war. Und wer auch immer Cornelius Palma nun war – Hadamar ging einfach mal davon aus, dass der Legat mit seiner Meinung schon Recht haben würde. Und stimmte in die Rufe der anderen mit ein. Schon allein, weil er ja jetzt Vorbildfunktion hatte und so. Nachdenken konnte er später immer noch, und sich vielleicht mit wem unterhalten... aber jetzt ging es doch erst mal um die Gemeinschaft, die Einheit der Legion. Und der Jubel, die Rufe nach ihrem Kaiser und die Schildklänge bauten durchaus eine entsprechend mitreißende Atmosphäre auf. „Für Cornelius Palma“, brüllte er und riss seine freie Faust in die Höhe.

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