Eines Morgens, in aller Frühe... - Gardisten im Gebirge

  • Bis Comum waren sie zu Pferd unterwegs gewesen. Dort wurden die schweren Lasten – all das Werkzeug, die Manuballisten, die Fässer... - auf Maultiere geladen, und es ging zu Fuß hinauf ins Gebirge. Kundschafter eilten voraus. Das Blau des Larius Lacus verschwand in der Tiefe hinter den Prätorianern in Zivil, die, ihrem Centurio folgend, zügig den Saumpfad hinaufstiegen. Fichtenwälder durchquerten sie, marschierten über Hochweiden, atmeten den würzigen Duft des Sommers in den Bergen. Dann wurde der Pfad steiniger, gesäumt von Geröllhalden, die Bäume spärlich. Tagsüber blendete die Sonne, nachts wurde es eisig. Sie näherten sich den Pässen.

  • Centurio Appius Cilnius Apicius


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    Der Centurio war nicht mehr der jüngste, und dennoch, das was ihm an jugendlichen Elan fehlte, glich er mit unbedingtem Willen und seinem Kampfgeist aus. Er keuchte und schnaubte, und der Schweiß lief ihm unter der dicken Wolltoga herunter, Zivil stand ihm einfach nicht.
    Aber was sein musste, musste sein, und so kraxelte er auch die steinigen Abhänge hinauf, neidvoll auf die Maultiere blickend welche die Höhen mit einer Leichtigkeit nahmen, wie er es zuletzt in seinen Tagen als junger Legionär zutun vermochte...


    Er blickte hinauf auf die felsigen Klippen, und deutete mit seinen Händen zwischen die schroffen Abhänge..
    Dort oben, seht ihr? Irgendwo dort oben werden wir auf sie warten.


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    [SIZE=7]Bildquelle: http://www.mickbaltes.de/af/me…ori/cmm_praetorianer2.jpg[/SIZE]

  • http://www.kulueke.net/pics/ir…/f-roemer-soldaten/08.jpg Wie in jedem guten römischen Heer gab es auch in dem der Rebellen eine traditionelle Hackordnung, die in jeder erdenklichen Situation ihre Anwendung fand. Als mitten im Lager der nordgermanischen Legionen Propagandablätter aufgetaucht waren, die kaum einen einfachen Soldaten erreicht, dafür aber verdammt viele Offiziere angepisst hatten, war erst einmal der Teufel los gewesen. Dass irgendwer es des nächtens ins Lager geschafft und mit Papier um sich geworfen hatte, strahlte in zwei Richtungen ab, die der genaueren Beleuchtung bedürfen:


    Erst einmal von unten nach oben: natürlich waren die Wallwachen dumm dran, denn während ihrer Wache war das Malheur geschehen. Die Centuriones der Wallwachen waren ebenfalls peinlich berührt, immerhin hatten sie ihre Leute nicht gut genug gedrillt. Der Tribun, dessen Cohors gerade Wache hatte, war natürlich auch angepisst.. weil es so erschien, als würde gerade seine Cohors es bei der Wache nicht bringen. Und der Tribunus Laticlavius war noch weniger darüber erbaut, denn es machte auf seiner bisher obzessiv sauber gepflegten Armeeführungsweste hässliche Flecken, die er vor dem Feldherrn nicht unbedingt vorzeigen wollte.. und der fand es wenig prickelnd, sich in Propagandatexten als Schergen bezeichnen zu lassen.


    Was folgte, zeigt sich am besten von oben nach unten: der annaeische Feldherr gab dafür dem duccischen Tribunen auf den Deckel, welcher den Rüffel gleich an den Tribunen weitergab, dessen Cohors die Wache verbockt hatte. Jener schalt dann seine wachhabenden Centuriones zu mehr Einsatz... und diese ließen ihre Soldaten den ganzen Morgen Scheisse schrubben. So zerbröselt der Keks nunmal.


    Die Männer der Ala Prima, die seit Vindonissa als Späher des Heeres dienten, waren ebenfalls nicht amüsiert. Natürlich waren sie mit den Spähern des niedergermanischen Heeres in Kontakt, die in sehr dünner Streuung den Osten auskundschafteten und die Augen auf das Heer hielten das von ihnen ausgemacht worden war. Dass sie in direkter Nähe des Heeres, also in weniger als sieben Tagesritten Abstand, nun sowas zugelassen haben stand ihnen nicht gut zu Gesicht. Entsprechend hatten auch sie was von dem Rüffel abbekommen.. und übten sich in besonderer Vorsicht, gerade was alles gen Süden anging. Schwer war das nicht, denn sobald sich das Heer nach Curia begeben hatte, gab es für die Späher eigentlich nur noch Norden und Süden. So hatte sich schon vor dem Malheur an einigen Ortschaften an der Via über die Alpen ganze Turmae der Ala Prima Flavia Singularium, die die Späher der Vorhut stellten, niedergelassen.. und wechselten so stetig ihre Leute im Felde.. bzw. im Berge.. aus, die in freier Natur die Augen offenhielten und sich die meiste Zeit einfach nur zu Tode langweilten.


    Der Decurio Nysa hatte mit seiner Turma Stellung in der kleinen Ortschaft Clavenna bezogen, die für sie kaum zwei Tagesrittes nördlich von Comum und einen halben Tagesritt nördlich des Larius Lacus bezogen und erkundete von dort immer wieder mal die Gegend.


    Heute war, wieder einmal, die Ortschaft Summus Lacus an der Nordspitze des langen Sees fällig, und nachdem sie wieder einmal die üblichen Fragen gestellt hatten, zu denen sie wie immer die üblichen Antworten bekommen hatten war es ein kleines Mädchen, das Nysa am Stiefel zog, just als dieser sich wieder auf sein Pferd geschwungen hatte.


    "Verschwinde, Wicht, ich hab nichts für dich...", schickte der Decurio das Kind von dannen, erntete dafür aber nur einen beharrlichen Ruck an seinen Stiefelriemen.
    "Ich habe Männer gesehen, die ich noch nie gesehen habe...", gluckste das kleine Kind und strahlte den Mann mit tiefgrünen Augen an.
    "Eh... ja. Schön für dich...", brummte der Soldat, und wollte das Kind schon wieder abschütteln als ihm einer seiner Männer nen spöttischen Blick zuwarf: "Wer weiß in welche Gestalt sich Fortuna heute für dich gekleidet hat, Nysa. Vielleicht rettet die kleine dir gerade den Arsch, damit du überhaupt was zu melden hast..."
    Auch wenn Nysa sich schwer damit tat das zuzugeben: eine Meldung nach einem Rüffel war besser als keine Meldung nach einem Rüffel, also nickte er dem Mädchen zähneknirschend aber aufmunternd zu: "Was waren das für Männer?"
    "Was weiß ich, ich bin doch nur ein Kind.", blaffte die kleine mit zuckersüßem Lächeln, "Ich weiß nur, dass Mama diese Leute unheimlich waren, weil sie die Straße hinauf in die Berge ritten und wenig später wiederkamen, ohne etwas dabei zu haben..."
    "Wie, ohne etwas dabei zu haben?", schaute der Soldat irritiert drein.
    "Na, kein Handelsgepäck, wie die meisten es haben... und im Moment reiten sowieso nicht viele in die Berge... dort soll ein großes Heer warten, sagt man.", strahlte die kleine unverdrieslich weiter.
    "Wie, ein großes Heer.. wer sagt sowas?", stockte Nysa der Atem.
    "Woher weiß die kleine das?", hakte einer seiner Männer nach.
    "HALT DIE KLAPPE DU IDIOT!!", bellte Nysa den Trottel an, was der Kleinen ein lautes Lachen entlockte: "Das hat der eine von den beiden auch gesagt... Halt die Klappe.. du Idiot..."
    Ein Moment der Stille kehrte ein, in der Nysa angestrengt nachdachte, bevor er sich an den Gürtel griff und einen Dupondius herauszog, den er der Kleinen hinhielt: "Du kriegst noch einen davon, wenn du mir sagen kannst, wo die Männer hingeritten sind."
    "Das ist einfach...", grinste die Kleine und hielt die Hand auf, "...nach Süden, gen Comum."
    "Na großartig..", grummelte Nysa, "..das hätte ich mir auch selber denken können."
    "Hast du aber nicht...", gluckste die Kleine und tanzte mit ihren beiden Münzen davon.

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