Besuch des Legatus Augusti Pro Praetore

  • In der Regia herrschte hektisches Gewusel. Sklaven liefen hin und her, während lokale und regionale Beamte in stiller Nervosität herumstanden und dafür sorgten, dass der Raum nicht so leer war.
    Irgendwo dazwischen stand auch ich, rückte meine Tunika zurecht und wartete.

  • Der Tross hatte sich der Regia genähert und nachdem sich Meridius draussen umgesehen hatte, schwang er sich von seinem Pferd, klopfte kurz die Sandalen aus und begab sich dann in Begleitung der Offiziere in die Regia. Schon von weitem erkannte er die Comes, welche durch ihre elegante Aufmachung hervorstach.


    "Sei gegrüßt, Aelia!"


    sprach er sie an und wählte bewusst den privateren Namen.

  • Fast wie bei einer Legion, strafften sich unwillkürlich sämtliche Anwesenden, als die Tür sich öffnete.
    Aelia? Oi...hatte ich etwas ausgefressen? Hatte ich nichts ausgefressen? Ich runzelte kurz die Stirn...sollte ich ihn nun auch mit...nein, besser nicht.
    Nach einem kurzen Moment des Zögerns lächelte ich und trat vor.
    "Salve Legatus Augusti Pro Praetore.", begrüßte ich den Chef. "Willkommen in Colonia Claudia Ara Agrippinensium."
    Nach diesem Satz wäre ich dankbar für die Erfindung des Sauerstoffzelts, oder zumindest für die Hinrichtung desjenigen gewesen, der diese langen Titel und Städtenamen verbrochen hatte.
    "Ich hoffe, du hattest eine angenehme Reise?"

  • Meridius hatte die Comes erreicht.


    "Oh ja, die Reise war angenehm. Trotz der Hitze ging auf dem Rhenus doch ein kühler Wind. Mit dem Schiff zu reisen, dürfte wohl die angehmste Art des Reisens sein, zumindest zur Zeit."


    Er schmunzelte.


    "Die Stadt hat keine Mühen gescheut mich zu empfangen. Ich fühle mich in der Tat geehrt. Wenn alle Legati entsprechend empfangen werden, wird es in Rom über diese Regio nur Lobgesänge zu hören geben..."

  • "Ja...wem das Reisen per Schiff nichts ausmacht.", erwiderte ich und lächelte schief. Ich blieb nach wie vor bei meiner Abneigung diesen Dingern gegenüber.
    Mit einer Hand deutete ich auf die versammelte Beamtenschaft hinter mich.
    "Ich glaube, den Magister Scriniorum Matinius Fuscus kennst du bereits?
    Dies hier sind die beiden Duumviri Marcus Fabius Sextus und Gaius Labienus Epulo.", erklärte ich und wies auf die demetsprechenden Herren, die dem Legaten zunickten.
    So stellte ich nach und nach die Wichtigeren der Anwesenden vor und hatte anschließend das dringende Bedürfnis, mich zur Ruhe zu setzen.
    "So...äh...ja. Möchtest du vielleicht eine kleine Stärkung zu dir nehmen? Oder willst du lieber gleich die Regia und die Stadt besichtigen?"

  • Meridius hörte der Comes aufmerksam zu und nickte den vorgestellten Magistraten höflich zu. Dann, mit der Frage des weiteren Vorgehens konfrontiert, überließ er die Entscheidung der Comes.


    "Wie es Dir beliebt, Aelia. Ich habe viel Zeit mitgebracht, möchte aber zu bedenken geben, dass ein ausgiebiges Mahl bedeutet würde, die Besichtigung auf Morgen zu verschieben."

  • Und das, wo ich so entscheidungsunfreudig war. Seufz.
    Angesichts Meridius´ letzten Satzes, schloss ich, dass er wohl lieber zuerst besichtigen wollte.
    "Nun, dann würde ich sagen, beginnen wir mit der Führung.", erwiderte ich und wies mit ausladender Geste in eine Richtung.

  • Er nickte kurz zurück und wartete dann weiter im Hintergrund um sich dann bei Bedarf in die Reihe einzuordnen, die den Legaten durch die Gegend führen würde. Er beneidetet den Comes nicht um ihre Aufgabe, genoss dafür um so mehr den Müßiggang nur zuhören zu müssen und grübelte derweil über einige Dinge nach, denen er demnächst noch würde nachkommen müssen.

  • Langsam ging ich voran durch die weitläufigen Gänge der Regia. Durch seinen Status als Regiohauptstadt war CCAA zwar nicht ganz mit Mogontiacum vergleichbar, konnte sich allerdings dennoch eine Ausstattung seiner Gebäude leisten, die den Reichtum eines Handelsknotenpunkts zeigte.
    "Ich dachte mir, alle Officien der Beamten werden dich nicht interessieren, die dürften sich von den anderen im Imperium auch nur geringfügig unterscheiden.", erwiderte ich grinsend. Irgendwie war es auch beruhigend, dass Beamte überall gleich waren...oder war es deprimierend? 8)
    "Deshalb schauen wir nur in die Bankettsäle und die wichtigeren Abteilungen hinein und gehen dann weiter in die Stadt...es sei denn, du möchtest hier noch etwas Bestimmtes sehen?"
    Und schon waren wir im ersten Raum angekommen. Ein kleinerer Saal, in welchem zuletzt das Bankett anlässlich der Quinquatrus Mincusculae stattgefunden hatte.
    "So, da wären wir schon. Hier veranstalten wir meistens kleinere Empfänge und dergleichen. "
    Ich wies mit ausladender Geste in den Raum hinein.

  • Meridius hörte interessiert zu und nickte, als sie ihm den kleinen Saal zeigte. In der Tat war es auch hier wie in allen anderen römischen Städten und Verwaltungsgebäuden. Hatte man eines gesehen, kannte man alle. Nur hin und wieder unterschieden sich Nuancen. Das selbe betraf ja auch Castelle.


    "Wie ist die Lage zur Zeit in der Verwaltung? Gibt es irgendwo Probleme oder Handlungsbedarf? Welche Aufgaben wird die Stadt in nächster Zeit in Angriff nehmen?"

  • Ich schnitt eine Grimasse, ehe ich voranging und dem Gang weiterfolgte.
    "Nunja, die Lage ist unverändert. Eher noch schlechter, denn wir haben wieder einen Magistratus verloren...Gordianus...ich weiß nicht, ob du davon gehört hast?"
    Die Frage ließ ich im Raum schweben und fuhr fort.
    "Die Stadtverwaltung ist unterbesetzt, die Regioverwaltung könnte auch einige Mitarbeiter mehr gebrauchen...es fehlt ein Regionarius, oder wenigstens ein Centurio Statorum."
    Nach dieser Aufzählung schnappte ich erstmal nach Luft.
    "Deshalb wollen wir in den Provinzen wieder einmal Stellenanzeigen aushängen, sowie einige Anzeigen in der Acta veröffentlichen."

  • Meridius verstand und nickte. Dann blieb er stehen - und damit natürlich der ganze Schwung an Magistrate und Begleitpersonal. Er nahm die Comes etwas zur Seite.


    "Ich will nicht um den heißen Brei herum reden, denn diese Art liegt mir nicht besonders. Vielleicht liegt es daran, dass ich zu sehr Soldat bin, zu wenig Senator und noch weniger Diplomat."


    Er hielt einen Moment inne.


    "Was ist Deine Aufgabe hier in dieser Region?"

  • Ich blinzelte zweimal und runzelte die Stirn.
    "Meine Aufgabe?", wiederholte ich und legte den Kopf schief. War das nun eine Fangfrage? Der Legat wusste doch sicher, was ein Comes so machte -.^
    Ich beschloss, Lehrbuchmäßig zu zitieren.
    "Als Comes stehe ich allen Magistraten und Beamten der Regio vor, koordiniere deren Aufgaben, stelle Neue ein und entlasse Alte. In gewisser Weise, mache ich das Gleiche wie du, nur eben auf die Regio begrenzt, statt in der ganzen Provinz. Und ohne militärische Befugnisse, natürlich."

  • Meridius nickte. Sie hatte also verstanden.


    "Du hast es erfasst. Im Prinzip machst Du das selbe wie ich. Ich bin der Legatus Augusti Pro Praetore, Stellvertreter des Kaisers in dieser Provinz, an seiner statt hier, Kommandeur der Truppen, oberster Richter und Verwalter. Ich bin ihm direkt verantwortlich und er hat mir die Provinz Germania anvertraut."


    Wieder hielt er inne.


    "Als Comes bist Du MEIN Stellvertreter in dieser Region. Oberster Richter und Verwalter in diesem Bezirk und mir verantwortlich, wie ich es gegenüber dem Kaiser bin. Also sozusagen meine rechte Hand in diesem Gebiet, da ich ja unmöglich überall gleichzeitig sein kann..."


    Er schmunzelte.


    "Ich wollte Dich nur noch einmal daran erinnern, da die Berichte in den letzten Monaten etwas dürftig ausgefallen sind. Ich kann dieser Region schlecht helfen, wenn ich nicht weiß, was hier vorgeht. Und damit ich weiß, was hier vorgeht, und damit hier entsprechend reagiert und agiert wird, bist Du hier. So einfach sind die Dinge."


    Er lächelte.


    "Ich kann mich doch hoffentlich auf Dich verlassen. So wie sich der Kaiser auf mich verlassen kann, oder?"

  • Er hörte dem Gespräch zu und musterte den Mann eine Weile. Ah ja, in Ordnung dachte er bei sich und wusste von wo der Wind wehte. Na wenn er meint. Wobei er sich fragte, was er verpasst hatte, wegen den Berichten.

  • Die Antwort war knapp und die Comes lächelte. Etwas hintergründig, wie Meridius fand. Wieso war es mit diesen Verwaltungsmenschen eigentlich immer so kompliziert? Die Mechanismen innerhalb der Legion liefen da schon um einiges runder. Und ausser bei ein paar alten Herren im Senat, war eigentlich doch allen klar, wie die Maschinerie in einer Militärdiktatur zu laufen hatte.


    "Das freut mich, Comes."


    antwortete Meridius und nickte.
    Dann setzte sich die kleine Gruppe wieder in Bewegung.


    "Welches ist das größte Problem, das in dieser Region ansteht?"

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