[Latium] Tarracina



  • Tarracina ist eine wohlhabende Hafenstadt in


    Latium und liegt 63 römische Meilen,


    bzw. 3 Tagesreisen von Rom entfernt.


    Tarracinas wichtigstes Bauwerk ist der Tempel


    des Iuppiter Anxur auf dem Mons neptunius, einem


    steil aufragendem Felssporn an der Küste.


    Hier treffen die volskischen Hügel auf das Meer,


    die Stadt ist im Nordwesten umgeben von den


    Pontinischen Sümpfen.


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    Er roch das Salz in der Luft bereits lange bevor er es hörte, oder es in Sicht kam, nach gut einem Jahr würde Carbo endlich wieder am Meer sein!
    Ihm war das erst so richtig bewusst geworden, als noch einige Meilen vor der Stadt über ihm plötzlich eine Möwe kreischend ihre Runden gezogen hatte. Trotz der Nähe Roms zur Küste war er seit seiner Landung in Ostia doch nie mehr dazu gekommen einmal wieder hinzufahren und die Füße ein wenig in die schaumige Gischt der Wellen zu stecken. Ein Umstand, den er heute in Tarracina nachholen wollte. Ihm war seine Überfahrt von Massilia nach Ostia noch lebhaft in Erinnerung, irgendwie war ihm ja doch einmal wieder nach einer kleinen Schiffahrt. Carbo fasste daher den spontanen Beschluss, dass er in Cumae jemanden auftreiben würde, um das gemietete Pferdegespann zurück nach Rom über dem Landweg zu schaffen, während er selbst sich eine Passage über das Mare Tyrrhenicum buchen würde. Das konnte er schon machen, Land und Leute lernte er ja jetzt auf seinem Hinweg kennen, auf der Rückreise wäre das alles nur bloße Wiederholung.
    So war das also beschlossene Sache und er freute sich schon ziehmlich darauf!


    Eine weitere Sache die seinen Tag erhellte war die Tatsache, dass er mit erreichen Tarracinas endlich diese vermaledeiten Sümpfe hinter sich lassen würde, endlich ein Ende von deren Eintönigkeit. Tarracina wirkte um einiges größer als Aricia, doch der typisch latinische Landstil war trotzdem noch unverkennbar, wenn er auch mit mediterraner Küstenatmossphäre durchsetzt war. Eine überaus interessante Mischung. Hier mündete auch der Kanal ins Meer, der Carbo von Forum Appii an die ganze Strecke über durch die Pontinischen Sümpfe zu seiner rechten begleitet hatte. Zu seiner linken erhoben sich jetzt die mächtigen Hänge der volskischen Hügel und dort ganz oben und hinten konnte er sogar die Silhouette des tarracinischen Wahrzeichens, des Tempels des Iuppiter Anxur, erkennen. Nachdem er etwas gegessen und ein Quartier für die Nacht gefunden hatte, würde er den Mons Neptunius hinaufsteigen und Iuppiter ein kleines Dankesopfer darbringen.

  • Carbo stellte sein Gefährt wieder in einem Stall nahe des Stadtrands ab und erkundete danach die Stadt auf der Suche nach einer guten Taverne. Fündig wurde er ziehmlich schnell in der Nähe des Hafens mit dem Lokal "Neptuns stolze Töchter". Der Wirt darin war ein korpulenter Mann mit dröhnender Stimme, doch dafür mit dem Gesicht eines Säuglings, den man oft lachen hörte. Er hieß Galeo Herdonius Arbiter.
    Nachdem der Junge sich ein Zimmer gemietet hatte, bekam er die besten lukanischen Würstchen vorgesetzt, die Carbo jemals verspeist hatte. Direkt danach folgte noch ein Braten auf Ostienser Art (um auch den kleinen Hunger zu stillen). Abgeschlossen wurde das ganze mit einem Stückchen Brot mit etwas Moretum darauf. Nach diesem Festmahl musste er sich zuerst einmal auf sein Zimmer zurückziehen und ein Verdauungsschläfchen halten, er wollte ja nicht völlig überfressen sein kleines Opfer darbringen. Eine gute Stunde ruhte Carbo, ehe er wieder aufstand, um den langen Weg den Mons Neptunius hinauf anzutreten. Zwischendurch besorgte er auf dem Forum noch ein paar Opfergaben und dann ging die Kletterpartie auch schon los.
    Die Straße führte in weitschweifigen Serpentinen den Hügel hinauf und trotz der großzügigen Kurven war es immer noch ziehmlich steil. Carbo bewunderte die Aedituui die dort oben Dienst taten, sie mussten Lungen aus Eisen haben. Oder sie lebten auf dem Berg in einer eigenen kleinen Behausung, das konnte natürlich auch sein.
    Oben endlich angekommen, betrat Carbo ein wenig außer Atem, aber dennoch neugierig den Tempel des Iuppiter Anxur. Eigentlich unterschied er sich nicht viel von denen die er aus Rom kannte, wie er zugeben musste. Nun gut, dies hier war sein zweites eigenes kleines unblutiges Opfer an eine römische Gottheit. Mal sehen, was er so alles vom kultischen Unterricht beim ehemaligen Aedituus Iulius Caesoninus behalten hatte. Was kam als erstes dran? Achja, die Waschung!
    So ging er also zu der dafür vorgesehenen Stelle und wusch sich gründlich sauber. Danach schlüpfte er aus seinen Sandalen, um das Opfer barfuß vollziehen zu können. Als Peregrinus durfte Carbo keine Toga tragen, weshalb er folglich auch nichts zum überziehen hatte, deshalb fand er konnte er dem Götterkönig wenigstens durch seine barfüßigkeit Respekt und Ehrfurcht zollen. Als alles nötige an ihm gewaschen war, begab er sich ins Innere.
    Vor dem Kultbild des Iuppiter stand der foculus, bereit seine Gaben anzunehmen. Ein wenig mulmig wurde Carbo schon, als er darauf zuging. Ob er draußen von einem Blitz getroffen werden würde, wenn er jetzt einen Fehler machte? Doch bleib standhaft!, rief er sich innerlich selbst zu.
    Wenn er sich richtig erinnerte musste er jetzt Weihrauch entzünden und den Gott Ianus anrufen, nun gut also los. Der Junge entzündete den Weihrauch und hob dann mit beiden Handflächen nach oben zum Gebet an. "Pater Ianus, du Wächter von Anfang und von Ende, ich flehe dich an die Tore zu den Göttern aufzustoßen, damit Iuppiter mein Opfer sehen und wahrnehmen kann." Mit einer Wendung nach rechts schloß Carbo das Gebet ab.


    Jetzt folgte das Hauptgebet. Er legte seine zwei besorgten Honigkuchen und zwei Votivfiguren auf den foculus und hob wieder seine Handflächen. "O Iuppiter, du König aller Götter! Herr von Blitz und Donner, höre mein Gebet! Ich, Norius Carbo, Sohn des Viridomarus Voccio, stehe heute hier in deinem Heiligtum und bringe dir diese guten Opfergaben dar. Ich bitte dich, behüte mich auf meiner weiteren Reise nach Cumae und sorge dafür, dass die Pythia eine mir wohlgewogene Prophezeiung für mich haben wird. Dafür will ich dir auch weiterhin opfern." Mit einer Wendung nach rechts schloß Carbo das Gebet ab.
    Zum Abschluss seiner kleinen Respektsbezeugung vollführte er noch ein Trankopfer, indem er etwas Wein über einer Patera vergoß.

  • Für den Göttervater selbst stellte der Besuch dieses Tempels trotz seiner Lage keine andere Anstrengung dar als der Besuch jedes anderen Tempels, denn er musste glücklicherweise nicht den steilen Weg nehmen, den die Sterblichen zu erklimmen hatten. Das hieß aber nicht, dass er nicht um die Mühen des Aufstiegs wusste und umso wohlwollender blickte er auf jene, die diese Mühen auf sich nahmen. Da verzieh er dann auch, dass ihnen der steile Berg nicht nur den Atem, sondern auch die Kreativität geraubt hatte, denn Kopfbedeckungen waren schließlich wirklich leicht zu improvisieren. Aber der Göttervater wollte deshalb nicht gleich zürnen, zumal die Bitte eher leicht zu erfüllen war. So deuteten dann auch alle Anzeichen darauf hin, dass das Opfer angenommen wurde. Und der massive Muskelkater in den Oberschenkeln, der den armen Sterblichen am nächsten Tag heimsuchen würde, lag ganz gewiss nur am steilen Aufstieg und dem nicht minder anstrengenden Abstieg, während die weitere Reise tatsächlich unter dem Schutz des Göttervaters stand.

  • Erfreut darüber, dass das Opfer angenommen war verließ Carbo den Tempel wieder und stieg den Berg hinab und zurück in die Stadt. Dort verbrachte er noch eine angenehme Zeit, ehe es für ihn wieder daranging weiterzuziehen.


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