Büro des Marcus Vinicius Lucianus

  • ..... und so vernahm es auch Phaeneas, der sich gerade im richtigen Teil der Villa befand. Mit den Zwillingen war einiges an Trubel ins Haus eingezogen, aber für die war der Sklave ja zum Glück nicht zuständig, dafür gab es andere. Seine große Hauptaufgabe war und blieb Lucianus.
    Dass der ihn rief, traf sich auch insoweit gut, weil gerade ein tiberischer Bote einen Brief für ihn abgegeben hatte, den Phaeneas nun gleich mitnahm. „Hier, ein Schreiben für dich, Lucianus. Was gibt’s denn?“


    Ad
    M Vinicius Lucianus
    Roma



    M' Tiberius Durus M Vinicio Luciano consulari nobili s.p.d.


    Ich möchte Dich aufs Herzlichste zu einer gemütlichen Cena ANTE DIEM XIV KAL OCT DCCCLIX A.U.C. (18.9.2009/106 n.Chr.) zur 9. Stunde in meine Villa in Roma einladen. Selbstverständlich ist auch Deine werte Gattin geladen.


    Ich bitte Dich, mir im Voraus mitzuteilen, ob Ihr Euer Kommen einrichten könnt.



    Mögen die Götter mit Euch sein!
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  • Ich nahm den Brief und während ich in lass, vergass ich, warum ich Phaeneas überhaupt gerufen hatte und so gab es nur etwas zu dem Schreiben zu sagen...


    "Sag im Hause des Tiberius bescheid, dass ich die Einladung annehme, meine Gemahlin allerdings zu Hause unabkömmlich ist!"

  • Nickend nahm Phaeneas entgegen, was Lucianus ihm auftrug. Wie gesagt hatten der Sohn und das Töchterchen die Villa seit ihrer beider Geburt ganz schön durcheinandergebracht, aber dass Lucianus über den Brief hinaus nichts mehr sagte, entging Phaeneas nicht und der Bithynier verstand nicht, warum er nicht auch darauf einging.
    „Ja, und ansonsten?“, hakte er deshalb nach.
    Dass Vaterglück möglicherweise auch aufs Gedächtnis schlagen könnte, darauf kam er nicht. :D
    Na ja, diese Empfindung war für den Bithynier sowieso schwerlich nachzuvollziehen, er der er zusätzlich noch im Haus den Ruf als ewigen Junggesellen hatte. Was nicht daran lag, dass Phaeneas seine „Freiheit“ so sehr schätzte. Jedenfalls lag der Stolz, zwei gesunde Kinder bekommen zu haben, weit jenseits seines Vorstellungsvermögen.

  • Und dann schoss es mir wieder ein...


    "achja..... setzte einen Brief an meinen Bruder auf.... er muss erfahren, dass ich Vater geworden bin..... Setze einfach ein Grundgerüst auf und ich werde ihn dann vervollständigen!"



    Dann überlegte ich kurz


    "Und dann noch ein etwas offizielleres Schreiben über die frohe Nachricht, die wir dann als Sammelaussendung verwenden können....."

  • „Hm, auf Kreativität hat mein Lehrer in Germania eher weniger gesetzt, aber mal sehen, was ich machen kann ... Ich weiß ja, wie du deine Briefe üblicherweise zu schreiben pflegst.“ Phaeneas nickte. „Ich leg dir das Ganze dann vor.“
    Und er verabschiedete sich lächelnd mit einem „Bis nachher.“


    Phaeneas war Lucianus gern behilflich. Es war nur angemessen, wenn er als Sklave ihm Nutzen brachte. Und der seinerseits verlangte nichts, was der Bithynier nicht konnte oder nicht wollte.
    Aber das eigentlich Schöne war für ihn mit Lucianus zu tun zu haben. Lucianus, der mit Phaeneas redete, der ihm zuhörte, für ihn da war. Das war auch nach Jahren in seinem Besitz immer noch Balsam für seine verwundete Seele. Dementsprechend war die Nähe zu Lucianus das Beste, was der Sklave momentan hatte.

  • Mit zwei Wachstafeln in der Hand kam Phaeneas zurück und legte sie vor Lucianus ab. „Passt es so? Weil es einfacher war, habe ich einfach mal alles ausformuliert, du kannst ja immer noch am Stil feilen ...“, meinte der bithynische Sklave und betrachtete sein Werk.

    Salve mein Bruder,


    jetzt ist es geschehen: Ich bin Vater geworden und zwar am (...)



    Den erhofften Sohn haben die Götter mir tatsächlich geschenkt, aber ich durfte nicht nur Lucius Vinicius Massa in Armen halten, sondern auch seine Zwillingsschwester Vinicia Pietas.



    Paulina geht es den Umständen entsprechend gut




    Dein Bruder, Lucianus


    Marcus Vinicius Lucianus
    und
    Aelia Paulina


    geben die glückliche Geburt ihrer Kinder bekannt.


    Am
    (...)
    erblickten
    Lucius Vinicius Massa und Vinicia Pietas
    das Licht der Welt.
    Wir danken für die guten Wünsche,
    die wir vorab erhielten.



    Marcus Vinicius Lucianus
    et
    Aelia Paulina

  • Ich nahm die Tafeln entgegen und las....


    "Den Brief an meinen Bruder lass noch hier, den werde ich erweitern.
    Den anderen kannst du in Reinform bringen, verfielfältigen und an die Häuser Tiberia, Caecilia, Decima, Germanica, Octavia, Prudentia, Purgitia, Terentia, Valeria und natürlich in den Palast ins Haus Aelia bringen....."

  • „Mehr sagst du nicht?“, fragte Phaeneas – fast schon ein wenig enttäuscht, nachdem Lucianus seine Entwürfe begutachtet hatte, ohne einen zusätzlichen Kommentar abzugeben.
    Wenn der Bithynier hier diesen Einwand vorbrachte, ging es nicht um die Sache an sich, nicht um die Briefe. Wenn Lucianus sagte, dass Phaeneas die Sammelaussendung austragen sollte, dann schien es schon in Ordnung zu sein.
    Es ging darum, es aus Lucianus‘ Mund zu hören, um Streicheleinheiten für Phaeneas‘ kaum existentes Selbstbewusstsein, das durch gleichgültige und herablassende Behandlung arg gelitten hatte.
    An irgendwelche x-beliebigen Menschen seines Umfeldes stellte Phaeneas keine Forderungen, wie solche sich ihm gegenüber verhielten nahm er teilweise nicht einmal wahr; er ignorierte es einfach. Aber Lucianus war nicht irgend jemand ...

  • Schon über den brief gebeugt und nachdenkend sah ich nochmal hoch...


    "Wie?"


    Doch gleich erkannte ich die Situation


    "Achja.... Phaeneas, die Briefe sind sehr gut.... doch ich habe gar nichts anderes erwartet, als dass du die Kunst des Schreibens und Lesens so schnell erlernst, wie es der Fall war."

  • In den Momenten, die Lucianus zum Begreifen und Reagieren brauchte, hafteten Phaeneas‘ dunkle Augen förmlich auf ihm, beobachteten ihn, nichts wäre ihrer prüfenden Betrachtung in diesem Augenblick entgangen.
    Als der Herr des bithynischen Sklaven endlich sprach und die Situation klärte, legte sich Erleichterung über Phaeneas‘ Gesicht.
    Sofort erfolgte seine Reaktion: „Ah, gut, dann werde ich den zweiten Brief mal vervielfältigen gehen.“ Dass er kein bisschen auf Lucianus‘ Worte an sich einging, bewies ein weiteres Mal, dass ihm nur die Bestätigung wichtig gewesen war.
    So nahm er also die zweite Wachstafel wieder an sich und machte sich auf, zur Türe zu gehen. Dort drehte er sich noch einmal um, mit einem: „Vale, Luciane*!“


    Sim-Off:

    * lateinischer Vokativ (=Anredefall)

  • Petronilla war nun seit einigen Tagen in der Villa ihres Schwagers untergebracht und hatte mehr als genug Zeit gehabt, sich einzuleben. Gleichzeitig war die Villa so groß und ihr Schwager anscheinend so beschäftigt, dass sie sich kaum über den Weg liefen. Daher hatte sie sich kurzerhand entschlossen, dem Zufall Beine zu machen und stand vor Lucianus Büro.
    Sie hatte sich eine ihrer besseren, wenn auch gewiss nicht die beste, Tuniken angezogen, die Haare in großen Locken weich hochstecken lassen und ihre Lippen dunkelrot bemalt.
    So klopfte sie leicht an die Tür und steckte ihren Kopf mit einem Lächeln hinein.
    "Störe ich dich?" fragte sie dann mit weicher, sanfter Stimme.

  • Gerade über ein paar Papiere gebeugt vernahm ich die liebliche Stimme meiner Schwägerin.... sie war eine willkommene Abwechslung im Haus.... von daher schob ich die Schriftrollen beiseite und schüttelte den Kopf


    "Nein, gar nicht, komm nur herein..... was führt dich zu mir?"

  • Erfreut über die Antwort schlüpfte Petronilla nun ganz durch die Tür, wobei sie ein kleines Tablett gefüllt mit getrockneten Datteln, Oliven und Feigen. Langsam schritt sie auf den Tisch zu, ließ sich selbst auf einer Kante dessen, direkt vor Lucianus nieder und stellte das Tablett lächelnd vor ihrem Schwager ab. "Ich dachte, du willst eventuell etwas essen."


    Sie selbst nahm sich eine der Datteln, biss hinein, kaute und schluckte. "Um ehrlich zu sein... ich wusste so recht nichts mit mir anzufangen. Ich meine, die Villa ist sehr schön, doch in ihrer Größe doch sehr einsam. Ich kenne noch niemanden und es verlangt mich nach Gesellschaft..." Dann seufzte sie leicht.
    "Natürlich weiß ich, dass ein Mann wie du gewiss alles andere als Langeweile hat, so vielen Verpflichtungen wie er nachzugehen hat, aber dennoch wüsste ich nicht, an wen ich mich sonst wenden sollte."

  • Die Abwechslung war wohl eine Überraschung für mich, dennoch kam sie nicht ungelegen, zumal die libreizende Aufmachung das Ganze noch angenehmer machte.
    Ich nahm eine Dattel und lehnte mich zurück "Eine kleine Pause kann nicht schaden.... meine Gemahlin beschwert sich ohnehin, dass ich zu viel arbeite...... apropos, hast du sie schon kennengelernt, sie und die Kinder?"

  • Petronilla hatte gerade in eine Feige gebissen und musste nun aufpassen, sich nicht zu verschlucken, als ihr Schwager sie an die Existenz seiner Frau erinnerte. Das hatte sie beinah vergessen... obwohl man, bei dem doch ab und an in der Villa vernehmbaren Geschrei von Säuglingen diesen Gedanken kaum gänzlich verdrängen konnte.
    "Nein, leider nicht.", erwiderte sie. "Ich bin ihr in der Villa noch nicht über den Weg gelaufen, wollte sie aber, da du ja meintest, sie würde sich noch von der Geburt erholen, auch nicht stören."
    Dass ihr Interesse an dieser Begegnung nicht brennend war, wäre wohl unklug anzufügen gewesen und daher beließ sie es. Andererseits könnte es für sie auch von Vorteil sein, zu wissen, welcher Art und welchen Äußeres die Hausherrin war.
    "Wenn du aber meinst, dass sie soweit wieder bei Kräften ist, hole ich das gerne nach."

  • Ich lächelte "nun, es muss nicht unbedingt sein..... ich dachte nur, ihr wärt euch eventuell über den Weg gelaufen. Bei Gelegenheit könnte Phaneas sie dir vorstellen....."


    Dann Themawechsel


    "Und was deine Langeweile betifft..... nun, du hast doch schon begonnen, sie zu bekämpfen..... indem du dich um mich kümmerst....." ich lachte "..... und das finde ich einen äusserst gelungenen Zeitvertreib!" und zwinkerte ihr zu.


    "Doch wenn es dich in die Stadt treibt, dann soll Phaeneas die begleiten...... auf die Märkte vielleicht..... es wäre schön, wenn sich jemand um neue Sklaven kümmern würde. Ich komme so selten dazu, den Versteigerungen beizuwohnen."

  • Phaeneas war sich nicht sicher, wer von den Sklaven es geschafft hatte, die tiberisch gesiegelte Nachricht so lange verschlampt zu haben, aber sie hatten erahnen können, wie wenig begeistert der Leibsklave ihres Herrn darüber war. Die Sklavenschaft leitete Phaeneas ausschließlich über Erwartungen. Er erwartete, dass sich alle so verhielten, wie es sich gehörte. Er erwartete schlicht, dass alles vernünftig lief. Über Details ließ er sich gar nicht erst aus, hielt keine langen Moralpredigten, äußerte sich nicht zu haushaltstechnischen Kleinigkeiten. Er könnte es auch gar nicht.
    Phaeneas könnte niemanden zusammenstauchen, er könnte nicht laut das Wort erheben und er könnte sich nicht direkt, durch seine eigene Person, Respekt verschaffen.
    Also versuchte er’s auch gar nicht. Stattdessen stellte er Erwartungen an seine Mitsklaven, die bis zu einem gewissen Grade zu erfüllen waren. So gut wie nie Gefühle zu zeigen, hatte den Vorteil, dass andere Missmut und sonstige Emotionen nur zu erahnen glauben konnten – so auch in diesem Fall.
    Jedenfalls war das Schreiben jetzt in Phaeneas‘ Hände gelangt und nun auch zu Lucianus, nachdem sein Leibsklave das Arbeitszimmer betreten und ihm den Brief gereicht hatte. „Hier, von der Gens Tiberia!“


    INVITATIO


    Im Namen der Gens Tiberia und der Gens Aurelia laden wir Euch, Marcus Vinicius Lucianus und Aelia Paulina,
    am fünfzehnten vor den Kalenden des December Tiberio Vitorioque Coss. (17.11.2009/106 n.Chr.) in die Villa Aurelia.


    ~ ~ ~


    An jenem festlichen Tage werde ich,
    Manius Tiberius Durus,
    die keusche und fromme
    Aurelia Laevina
    in die Ehe führen.


    ~ ~ ~


    Wir wären erfreut, wenn Ihr mit uns diesen Freudentag begeht. Bitte gebt Nachricht in der Villa Tiberia, ob wir mit Eurem Kommen rechnen dürfen.


    Das Brautpaar


  • Ich nahm das Schreiben, las es und nickte.... "Gib bescheid, dass ich kommen werde...... und frag meine Frau, ob sie in der Lage ist, mich zu begleiten, ansonsten sag meiner schwägerin bescheid, dass sie mitkommen kann!"


    Natürlich war klar, dass Phaeneas dies alles etwas feinfühliger ausdrücken sollte.....

  • „Gut, Lucianus, kein Problem“, nickte der Bithynier. Diesmal, beschloss Phaeneas, würde er schriftlich zusagen. Wenn man es schon konnte, musste man es schließlich nutzen – und für ihn selbst war es auch angenehmer, weil er nicht durch halb Rom laufen musste. Solange er genug Zeit hatte, war Schreiben für ihn keine schwierige Angelegenheit – sein Lehrer in Germania hatte ihm selbstverständlich beigebracht, Offizielles immer nur in Schönstschrift zu verfassen. Und zu verhindern, dass die Buchstaben ungelenk oder gar krakelig wurden, das dauerte eben.
    So machte er sich gleich geschäftig an die Ausführung ...

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