Ptolemaier

Aus Theoria Romana
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Die Ptolemaier (griech. ptolemaioi), bzw. Ptolemäer oder auch Lagiden, waren eine griechisch-makedonischen Dynastie, die von 304 bis 30 v. Chr., über Ägypten herrschte. Vor allem in der Spätphase regierten die Ptolemäerkönige oft gemeinsam mit ihren Frauen, die – auch das typisch für diese Dynastie – häufig die leiblichen Schwestern waren.


Die Anfänge im Gefolge des Alexanderzugs

Das griechisch-makedonische Zeitalter Ägyptens wurde im Jahr 332 v. Chr. eingeläutet, als Alexander der Große die Perser vertrieb und das Land besetzte. Nach seinem Tod im Jahr 323 v. Chr. war die Zukunft des von ihm eroberten, riesigen Reiches ungewiss. Zwar blieb das Reich zunächst formell eine Einheit, doch wurden seine Teile als Satrapien (Großprovinzen) unter den Heerführern Alexanders aufgeteilt. Ägypten fiel dabei an Ptolemaios, den Sohn des makedonischen Adligen Lagos (weshalb die Ptolemaier gelegentlich auch als Lagiden bezeichnet werden).

Im Jahr 304 v. Chr. ließ sich Ptolemaios als Ptolemaios I. Sotêr zum König über Ägypten krönen. Mit diesem Schritt vollzog er die Abkehr von der Idee des aus Satrapien bestehenden Großreichs, hin zu einem auch formal selbstständigen ägyptischen Staat unter seiner Herrschaft und die seiner Nachkommen. Andere Diadochen beschritten in dieser Zeit denselben Weg, so z. B. Seleukos im ehemaligen Kernland des Persischen Reiches, Kleitos in Lydien, Antigonos in Phrygien, Lysimachos in Thrakien und Antipatros im makedonischen Kernland. Von diesen Diadochenreichen war Ägypten eines der wichtigsten und reichsten.

Die Hochphase ptolemäischer Herrschaft

Die ersten drei Ptolemäerkönige, also der bereits erwähnte Ptolemaios I. Sotêr, sein Sohn Ptolemaios II. Philadelphos und dessen Sohn Ptolemaios III. Euergetes I., werden auch als die bedeutendsten Herrscher der Dynastie angesehen. Zeitweise hielten sie neben dem ägyptischen Kernland auch Syrien, Zypern und Teile Kleinasiens und sie versuchten in Griechenland Fuß zu fassen. Das südliche Syrien gehörte bis um das Jahr 200 v. Chr. fast ununterbrochen zu ihrem Herrschaftsgebiet, ebenso Judäa. Die nordafrikanische Kyrenaica (im heutigen Libyen) gehörte bis in das Jahr 98 v. Chr. zum Ptolemäerreich.

Unter Ptolemaios I. und seinen Nachfolgern entwickelte sich das von Alexander dem Großen 331 v. Chr. gegründete Alexandria zu einer der bedeutendsten Metropolen des Mittelmeerraums und zu einem führenden Zentrum der Philosophie und antiken Naturwissenschaften. Viele bedeutende Philosophen und antike Naturforscher lebten und arbeiteten in dieser Zeit im museíon, der berühmten Bibliothek von Alexandria, und wurden von den herrschenden Ptolemaiern gefördert. Dazu zählten unter anderem der Mathematiker, Geograph, Historiker und Philologe Eratosthenes, die Philologen Zenodotos, Aristophanes von Byzanz und Aristarchos von Samothrake, der Mathematiker Apollonius von Perge und der Ingenieur Ktesibios.

Die Ptolemäer reorganisierten die Verwaltung des Landes, ohne das dabei das althergebrachte ägyptische Föderalsystem mit seinen seit Jahrtausenden bestehenden, rund 40 Gauen geändert wurde. Allerdings war die Amtssprache im Ptolemäerreich Griechisch. Zudem genossen Makedonen und Griechen gegenüber der ägyptischstämmigen Bevölkerungsmehrheit eine privilegierte Stellung und dominierten den Staatsapparat. Bereits in der Hochphase der ptolemäischen Herrschaft kam es, wohl nicht zuletzt aufgrund dessen, zu gelegentlichen Aufständen.


Der Niedergang unter römischem Einfluss

Konnten die immer wieder aufkeimenden Rebellionen der ägyptischen Ursprungsbevölkerung die Dominanz der griechisch-makedonischen Minderheit und der Dynastie der Ptolemaier lange Zeit nicht entscheidend gefährden, änderte sich das gegen Ende des 3. Jh. v. Chr. Ein Wendepunkt stellte der Vierte Syrische Krieg (219 bis 217 v. Chr.) gegen das Reich der Seleukiden dar. Erstmals vertraute ein ptolemäischer König (es war Ptolemaios IV. Philopator) nicht nur einem aus Makedonen und Griechen bestehenden Heer mit persischen, medischen, nabatäischen und arabischen Hilfstruppen, sondern setzte auch reguläre Soldaten ägyptischer Herkunft ein. Nunmehr waren Teile der ägyptischen Bevölkerung militärisch geschult und bewaffnet. Bereits im Laufe des Jahres 217 v. Chr. kam es zu einem Aufstand im Norden des Landes, der nicht wie frühere schnell niedergeschlagen werde konnte, sondern sich zu einem langjährigen und zermürbendem Partisanenkrieg entwickelte. 206 v. Chr. kam es dann zu einer Revolte in Oberägypten. Zwei aufeinander folgenden Gegenkönigen (Haronnophris und Chaonnophris) gelang es, ein separates Reich mit der Hauptstadt Theben zu erobern und bis etwa 187 v. Chr. zu halten.

Unter Ptolemaios VIII. Euergetes II. kulminierte der fortschreitende Niedergang schließlich ab 130 v. Chr. in einem langjährigen Bürgerkrieg, der das Land weiter schwächte. Das gab den Römern ab 116 v. Chr. die Gelegenheit, direkt in Ägypten einzugreifen. Ptolemaios XI. Alexander II. kam 80 v. Chr. bereits nur noch mit römischer Hilfe an die Macht, die er dann jedoch rasch wieder verlor. Unter Ptolemaios XII. Neos Dionysos (auch bekannt als Ptolemaios Auletes – "Ptolemaios der Flötenspieler") wurde eine formelle Allianz (foedus) zwischen Ägypten und Rom geschlossen. Das hinderte letztere jedoch nicht daran, im Jahr 58 v. Chr. das ägyptische Zypern zu erobern und dem Römischen Imperium als Provinz Cyprus einzuverleiben. Die Autonomie der ptolemäischen Herrschaft war inzwischen so gering geworden, dass Ptolemaios XII. dies nicht nur hinnehmen musste, sondern das Volk von Rom, bzw. die Römische Republik zu seinem Testamentsvollstrecker ernannte.

Damit hatte Ägypten einen Großteil seiner Unabhängigkeit eingebüßt und stand unter römischer Hegemonie. Aber auch umgekehrt bestand ein Abhängigkeitsverhältnis, denn die Römer benötigten die ägyptischen Getreidelieferungen um eine ausreichende Versorgung, insbesondere der stadtrömischen Bevölkerung zu gewährleisten.

Nach Ptolemaios’ XII. Tod im Jahr 51 v. Chr. war Rom nunmehr direkt in die Auseinandersetzung zwischen Kleopatra und ihrem Bruder und Ehemann Ptolemaios XIII. involviert. Das Imperium intervenierte in Person von Gaius Iulius Caesar 48/47 v. Chr. zugunsten Kleopatras in dem Konflikt. Ptolemaios XIII. starb Anfang 47 v. Chr. auf der Flucht und Caesar begann seine berühmt gewordene Liaison mit der ägyptischen Herrscherin aus der ein gemeinsames Kind hervorging: Ptolemaios XV. Caesar (auch Caesarion genannt).

Die Nachfolge von Ptolemaios XIII. als Mitregent und königlichem Ehemann Kleopatras übernahm ihr jüngerer Bruder Ptolemaios XIV.. Er überlebte seinen Bruder nur um etwas mehr als drei Jahre, bevor er unter dubiosen Umständen starb. Wohlmöglich war er auf Betreiben seiner Schwester vergiftet worden, denn sein Nachfolger wurde ihr erst dreijähriger Sohn Caesarion. Nach der Ermordung Caesars hatte Kleopatra Rom verlassen müssen. Obwohl ihres wichtigsten römischen Unterstützers beraubt, gelang es ihr die Lage in ihrem Land zu stabilisieren. Statt auf Caesar setzte sie ihre Hoffnungen nun auf Marcus Antonius und wurde seine Geliebte. Das Paar hatte mit Kleopatra Selene eine gemeinsame, 40 v. Chr. geborene Tochter. Mit seiner Hilfe wurden sie und ihr Sohn 35 oder 34 v. Chr. zu gemeinsamen Herrschern von Ägypten und Zypern gekrönt. Mit dem endgültigen Bruch zwischen Octavian und Antonius und der Niederlage im darauf folgenden Bürgerkrieg kam auch Kleopatras Ende. Sie starb gemeinsam mit ihrem Geliebten Antonius im August 30 v. Chr. Ihr inzwischen 17jähriger Sohn und Mitregent Caesarion wurde kurz darauf auf Octavians Befehl hin umgebracht.

Damit endete die Dynastie der Ptolemaier und Ägypten wurde zu einer römischen Provinz mit einem Praefectus Aegypti an der Spitze.

Stammtafel Ptolemaier.gif

Bekannte Angehörige der ptolemäischen Dynastie







Literatur:
Wikipedia
M. C. Howatson (Hrsg.), Reclams Lexikon der Antike, ergänzte Ausgabe 2006