Literatur

Aus Theoria Romana
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Die römische Literatur bezeichnet hier die Gesamtheit der lateinischen schriftlichen Erzeugnisse zur Zeit des römischen Reichs.

Epochen der römischen Literatur

Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten die römische Literatur zu periodisieren. Häufig wird eine Periodisierung bevorzugt, die sich eng an die historisch-politische Unterteilung knüpft. Jedoch sind die Epochenschwellen der römischen Literatur, die Zäsuren, die sich innerhalb der Entwicklung feststellen lassen, nicht unbedingt nur von der politischen Lage abhängig. Vieles ist auch von innerliterarischen Abläufen bedingt. Eine nach diesem Kriterium ausgerichtete Epochenfolge würde zu drei großen literarischen Zeiten führen: 1. Die archaische Zeit der Vorklassik (von der Mitte des 3. Jahrhunderts v. Chr. bis zum Ende des 2. Jahrhunderts v. Chr., von Livius Andronicus bis zum Satiriker Lucilius); 2. Die Klassik (von den neunziger Jahren des 1. Jahrhunderts v. Chr. bis zum Tode des Augustus, von Catull, Lukrez und Cicero bis Livius und Ovid); 3. Die Nachklassik (von Tiberius bis zum Zusammenbruch des Prinzipats in der Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr., von Seneca bis zum Erlöschen der literarischen Produktion).

Die Vorklassik (Mitte des 3. Jahrhunderts v. Chr. bis zum Ende des 2. Jahrhunderts v. Chr.)

Die römische Vorklassik zeichnet sich aus durch ihre Abhängigkeit und Gebundenheit, einerseits vom zeitgenössischen Kanon und der griechischen Literatur, andererseits von den gegebenen politischen und kulturellen Verhältnissen Roms. Die Werke sind noch kein Audruck individuellen Erlebens oder individueller Überzeugungen. Die wichtigste instituionelle Voraussetzung für die Vorklassik war die Theaterbühne. Die beginnende Redekunst ging ebenfalls aus festen Gegebenheiten hervor; sie hielt sich an die Volksversammlungen und den Senat als althergebrachte Instanzen öffentlicher Wirksamkeit.

Einigen subjektiven Spielraum wusste sich die Literatur der Vorklassik allerdings im Bereich der politisch-gesellschaftlichen Kritik zu verschaffen: Die Historiographie, das historische Epos und die Satire jener Zeit sind am deutlichsten von den Impulsen und dem schöpferischen Engagement Einzelner geprägt. Außer den institutionellen Voraussetzungen engten die ständischen Konventionen das literarische Hervorbringen ein: Die Prosa war Sache der führenden Schicht; die Dichtung blieb im Wesentlichen den kleinen Leuten überlassen, die sich teils adliger Protektion erfreuten, teils in unabhängiger Stellung die szenischen Spiele mit Stücken versorgten.

Die Vorklassik begnügte sich auch mit einem eingeschränkten Repertoire an Gattungen. Im Bereich der Dichtung hatte das Drama eine dominierende Stellung inne; außerdem entstanden einige Epen, jedoch noch kein repräsentatives Lehrgedicht. Eine besondere Schöpfung war die Satire des Lucilius; Lyrik wiederum blieb noch aus. Im Bereich der Prosa konzentrierte man sich auf die Geschichtsschreibung, außerdem trat die öffentliche Rede in die literarische Phase ein: Man begann sie schriftlich auszuarbeiten und zu verbreiten. Die Philosophie fand noch keinerlei Pflege und die fachliche wissenschaftliche Schriftstellerei kam über erste Versuche nicht hinaus.

Die Gattungen, Versmaße und Stilmittel waren griechischer Herkunft. Von dieser Folie hebt sich der wichtigste Beitrag der Vorklassiker, die Formung der lateinischen Sprache, stark ab. Die Pioniere des 3. und 2. Jahrhunderts v. Chr. fanden geradezu eine Tabula rasa vor. Das Latein dieser Zeit, zumal sein lautlicher Zustand, war noch nicht zu einem festen Regelsystem geronnen, und man kannte fast nur das praktisch gehandhabte, an die jeweilige Situation gebundene Wort. Die Vorklassiker haben diese Ausgangslage in zweifacher Hinsicht geändert: Sie brachten die Fluktuation der Sprache zum Stillstand, und sie prägten für die von ihnen gepflegten Gattungen und damit für die Literatur überhaupt einen Fundus von Konventionen, an den die Klassiker anknüpfen konnten. Es bedurfte eines zähen, über Generationen sich erstreckenden Bemühens dieses Ergebnis einer klaren Syntax, einen verbindlichen Prosastil, einen nuancierten poetischen Wortschatz, zu erzielen.

Die Literatur der Vorklassik wirkte, da die Entwicklung der Sprache in lautlicher, lexikalischer und syntaktischer Hinsicht zunächst noch im Fluss war, auf die Nachgeborenen von der Zeit des Augustus an archaisch und veraltet. Deshalb sind die Werke ihrer Autoren in den folgenden Jahrhunderten immer seltener geworden und schließlich größtenteils untergegangen. Was blieb, ist ein verstreuter Haufen von Zitaten in erhaltenen Schriften späterer Autoren.

Nur eine Gattung, die Komödie, hat das Schicksal der übrigen Literatur nicht geteilt: Plautus und Terenz. Diese berühmten Repräsentanten blieben mit einer stattlichen Anzahl an Stücken erhalten, vielleicht weil es mit der Komödie in der beginnenden Klassik bergab ging und diese Schriftsteller deshalb umso mehr herausstachen.

Die Klassik (von den neunziger Jahren des 1. Jahrhunderts v. Chr. bis zum Tode des Augustus)

Das letzte Viertel des 2. Jahrhunderts v. Chr. war eine Zeit des Übergangs. Die Produktion hatten abgenommen; das Drama und zum Teil auch die Geschichtsschreibung befanden sich in den Händen von Epigonen. Andererseits fanden sich in einzelnen Bereichen neue Ansätze, etwa in der rechtswissenschaftlichen Schriftstellerei und in der Satire. Doch erst mit dem Jahre 90 v. Chr. begann eine neue Epoche feste Konturen anzunehmen. Ein wichtiges äußeres Kennzeichen dieser großen Epoche ist die Tatsache, dass nach einem langen Vakuum seit etwa 150 v. Chr. ab 90 v. Chr. für jedes Jahrzehnt Werke überliefert sind.

Die Autoren der Klassik waren allesamt Kinder des Revolutionszeitalters (133 v. Chr. bis 31 v. Chr.). Kein anderes Jahrhundert der römischen Geschichte hat in einer solchen Fülle literarische Talente hervorgebracht. Ein besonderes Merkmal ist die stark ausgeprägte Individualität. Die Literatur blieb zwar wie zuvor auf den Staat und die Gesellschaft bezogen, aber sie war nicht mehr auf gegebene Institutionen oder äußere Anlässe angewiesen. Die römischen Klassiker zeigten stark differierende Haltungen zur Politik ihrer Zeit, sie stritten oder wichen aus. Ihnen war es indes bei allen Gegensätzen gemeinsam, dass sie irgendwelche Bindungen eingingen, entweder an eine politische Richtung, einen Revolutionsführer oder an eine philosophische Lehre. Die Klassik trägt deshalb programmatische, doktrinäre Züge, worin auch Schroffes und Radikales nicht fehlt.

Die ständischen Schranken, die während der Vorklassik das literarische Schaffen beherrscht hatten, verloren erheblich an Verbindlichkeit. Man musste nicht mehr der führenden Schicht angehören, wenn man ein historisches Werk verfassen wollte, und die Dichtung erfreute sich jetzt als Bildungsgut eines so hohen Ansehens, dass sie auch von Aristokraten gepflegt wurde.

Die griechischen Muster dienten jetzt als Orientierungsmarken selbstständigen Hervorbringens. Es wurde die Regel, dass man die Formen von den Inhalten löste: Man übersetzte und bearbeitete nicht mehr, sondern transponierte die griechischen Gattungen in die einheimische römische Welt. Das Repertoire der Gattungen zeigte nun eine schrankenlose Mannigfaltigkeit. Das Drama, das bislang eine führende Stellung inne hatte, verlor allerdings an Bedeutung. Die Produktion von Tragödien nahm nach dem Todes des Accius (um 85 v. Chr.) erheblich ab und die Komödie degenerierte zu anspruchslosem, derben Amüsement. Die Epik jedoch stand in hohem Ansehen. Man verfasste historische und mythologische Epen (Vergils Aeneis ist beides zugleich), ferner Lehrgedichte und vor allem Kurzepen, sogenannten Epyllia. Man wandte überhaupt den kleinen poetischen Gattungen eine intensive Pflege zu: Die Klassik war die Zeit der Lyrik und der Elegie. Außerdem nahm sich Vergil der Idylle (des bukolischen Gedichts) und Horaz des Jambus, der Satire und der Versepistel, an.

Die Geschichtsschreibung blühte in mancherlei Formen: Man wagte sich an annalistische Gesamtdarstellungen, schrieb Monographien über exemplarische Ereignisse und veröffentlichte Kriegsjournale. Die Beredsamkeit erreichte mit Cicero ihren Höhepunkt, und derselbe Cicero begründete durch seine fruchtbare literarische Tätigkeit die philosophische Prosa in lateinischer Sprache. Schließlich gedieh jetzt auch die Fachschriftstellerei und Rom verfügte noch einige Jahrzehnte über eine umfangreiche wissenschaftliche Literatur (sei es in der Jurisprudenz, Grammatik, Rhetorik, Landwirtschaft oder Architektur).

Die Klassik vollendete die Literatursprache und die Adaption griechischer Metren. Man verwarf die saloppe Behandlung von Stil und Vers, wie man sie in den älteren Werken feststellen zu können glaubte, und wandte viel Mühe auf, den selbstgesetzten strengen Maßstäben der Glätte und Eleganz zu genügen.

Die klassische Periode lässt deutlich zwei sich überschneidende Phasen erkennen, die sich als ciceronische und augusteische Zeit bezeichnen können. Die beiden Phasen heben sich durch markante Unterschiede von einander ab. In der ciceronischen Zeit hatte die Prosa Vorrang, unter Augustus hingegen dominierte die Dichtung. Vor allem rief der Kontrast der äußeren Verhältnisse, die in einem Fall die Bürgerkriege und im anderen Fall die Pax Augusta darstellten, gegenläufige Tendenzen hervor. Die Revolution veranlasste für den Literaten manchmal ein Wirken abseits des Staates und einer Zurückgezogenheit in die Philosophie und eine Konzentration auf die nähere Umgebung zu bewirken. Diese Privatheit wird mit Augustus nicht ganz aufgelöst, doch gelang es ihm führende Geister seiner Zeit, wie Vergil und Horaz, an die von ihm begründete Staatsform zu binden und eine neue Einstellung zu Rom wurde das große Thema der klassischen Literatur.

Die Nachklassik (von Tiberius bis zum Zusammenbruch des Prinzipats in der Mitte des 3. Jahrhunderts)

Die Nachklassik blieb den Fundamenten der ciceronisch-augusteischen Zeit verpflichtet. Die Rezeption der griechischen Vorbilder war in der Nachklassik im Wesentlichen abgeschlossen. Man besaß eine reiche eigene Literatur, man hielt sich an die Sprache, die Verstechnik und die Gattungen, die man dort vorfand. Jegliche Art literarischer Betätigung erfreute sich eines hohen Ansehens und wurde sowohl von den Kaisern als auch von den Angehörigen der Senatsaristokratie nach Kräften gefördert. Es gab nach wie vor keine Konvention, die es den Mitgliedern irgendeines Standes vorgeschrieben hätte, sich schriftstellerisch zu enthalten.

Im Bereich der Gattungen fanden einzelne Veränderungen statt, jedoch kein entscheidender Wandel. Mit erhöhtem Eifer wurde das Epos - das mythologische ebenso wie das historische - gepflegt. Die starke Abhängigkeit von Vergil führte manchmal zu epigonenhaften Leistungen. Das Theater hatte für die Literatur kaum noch das Gewicht. Senecas Tragödien wurden wohl nur von der kaiserlichen Hofgesellschaft aufgeführt. Die kleinen poetischen Formen, die Satire, das Epigramm, die Bukolik, erfreuten sich kaum geringerer Beliebtheit als zuvor. Phaedrus fügte dem Vorhandenen die versifizierte Tierfabel hinzu. Anderereits erlosch mit Ovid die Elegie, und die lyrischen Maße wurden von den bedeutenden Autoren nur wenig verwendet.

Die Geschichtsschreibung behielt ihre Anziehungskraft. Die monarchische Verfassung des Staates bedingte, dass nunmehr Kaiserbiografien mit dem annalistischen Werk konkurrierten. Die philosophische Schriftstellerei fand mit Seneca ihren prominentesten Hauptvertreter. Die Fachwissenschaften standen unverändert in hoher Blüte, nur dass die Jurisprudenz, das überragende Phänomen auf diesem Gebiete, nun jetzt in ihr klassisches Zeitalter eintrat. Die unterhaltsame Erzählung, der Roman, darf als die wichtigste Neuheit der Epoche gelten. Mit der politischen Beredsamkeit im eigentlichen Sinne war es unter dem monarchischen Regime vorbei. Ihr Erbe trat die Panegyrik an, die Lobrede auf die Kaiser, sowie die Deklamation, die Schulrede, die mit ihren fingierten Beispielen der Übung des Vortragenden und der Unterhaltung des Publikums diente.

Die nachklassische Literatur war eine überaus künstliche Erscheinung. Sie verstand sich offenbar vor allem als Form, als Stil, und suchte in der Abwandlung oder Überbietung aller Möglichkeiten der Form und des Stils auszukosten. Hierbei gab die kaiserzeitliche Rhetorenschule die feste institutionelle Basis ab. Sie diente, durch den Untergang der politischen Rede ihrer ursprünglichen Aufgabe beraubt, als Vermittlerin einer Bildung, die die Fertigkeit und die Handhabung des Wortes zu einem nicht geringen Teil um ihrer selbst willen kultivierte. Sie übte durch ihren Unterricht starke Wirkungen aus, sie repräsentierte und prägte mit ihrem Streben nach Pointen, Raffinement und Phantastik den Geschmack des Zeitalters.

Seit der Zeit Hadrians ging die literarische Produktion zurück, mit der einzigen Ausnahme des rechtswissenschaftlichen Schrifttums. Bedeutende Dichter traten nicht mehr hervor, und lediglich Apuleius erbrachte mit dem Goldenen Esel noch ein Werk von weltliterarischem Rang. Um das Jahr 240 n. Chr., zu Beginn der großen Krise des Reiches, scheint die literarische Tätigkeit nur noch eine sehr marginale Rolle gespielt zu haben.


Gattungen der römischen Literatur

In der römischen Literatur gab es bereits eine Vielzahl an Gattungen, seien es poetische Formen, wie das Drama, das Epos oder das Epigramm, oder Prosaformen, wie die Geschichtsschreibung, die Fachliteratur oder die Rhetorik.

Drama

Die Anfänge des römischen Dramas liegen im Dunkeln. Anfangs hatte das römische Drama jedoch einen spezifisch griechischen Charakter, der erst nach und nach eine eigene römische Form fand. Die Theateraufführungen hatten jedoch häufig einen rituellen Rahmen. Diesen gab es in Form von Triumphen, Tempelweihen, Leichenbegräbnissen und vor allem staatlichen Festen. Die Anlässe für den Theaterbesuch waren zahlreich. Die Hauptarten römischer Dramen hießen: Fabula Praetexta, Fabula Palliata, Fabula Togata, Atellane und Mimus.

Fabula Praetexta ist eine einheimische dramatische Gattung der Römer. Benannt ist sie nach der gesäumten Toga der Senatoren. Sie war hauptsächlich eine feierliches panegyrisches Schauspiel mit römischen historischen Stoffen. Sie ist insbesondere von einer rhetorisch-pathetischen Ausdrucksweise gekennzeichnet, die sie von der klassischen Tragödie trennt. Sie ist eine national-römische Tragödie, die in Ermangelung eines einheimischen Heroenmythos historische Stoffe bearbeitete. Sie wurde fast ausschließlich von Dichtern bearbeitet, die auch Tragödien mit griechischem Stoffe und nach griechischen Originalen verfassten. Form und Charakter waren der Tragödie nachgebildet. Innerhalb dieser Gattung gab es eine Neigung zu reichhaltigen Stoffen und ausführlicher Handlung und spannenden Aktionen (Vertreter: Marcus Pacuvius, Lucius Accius, Gaius Iulius Caesar Strabo). Die Palliata ist eine römische Dramengattung der Komödie. Sie entwickelte sich aus der Übertragung von griechischen Komödien. Im Gegensatz zur griechischen Neuen Komödie wurde die klassische Akteinteilung der vier Chor-Intermezzi in fünf Akten durch die Palliaten-Dichter aufgebrochen, so dass die Szenen ohne Unterbrechung gespielt wurden. In der Wahl der Versform sind die römischen Komödiendichter weitgehend der sich gleichzeitig entwickelnden Tragödie gefolgt, indem sie zwar grundsätzlich das griechische Versmaß übernahmen, jedoch nicht zwei Versfüße durch wechselnde Freiheit der kurzen Silbe des Iambus oder Trochäus zu einem Metrum verbanden, sondern alle Versfüße bis auf den letzten gleichmäßig behandelten (Vertreter: Titus Maccius Plautus, Publius Terentius Afer, Luscius Lanuvinus). Die Fabula Togata ist eine Gattungsform des Dramas, die nach der typischen römischen Bekleidung benannt wurde und im römischen (Stadt)-Milieu spielte. Sie ist eine an italischen Schauplätzen oder von Trägern lateinischer Namen gespielte Komödie und knüpfte an die Palliata an. In der Togata durften – anders als in der Palliata – der Sklave für gewöhnlich nicht klüger als sein Herr dargestellt werden. Die Togata zeigte außerdem Ansätze von Gesellschaftssatire. Wie die Atellanen wurden auch die Togaten mit weniger Schauspielern aufgeführt als die Togaten. Sprachlich haben die Togatendichter zu keinem eigenen Stil gefunden. Sie zeichnete sich wohl durch einen derberen Ton als die Palliata aus. Auch das weibliche Geschlecht spielte in dieser Form eine stärkere Rolle (Vertreter: Titinius, Titus Quinctius Atta, Lucius Afranius). Atellane ist der lateinische Namen für das oskische Maskenspiel, dessen Heimat die kampanische Stadt Atella gewesen sein soll. Sie ist ein ursprünglich oskisches Schauspiel. Es galt als sehr improvisiertes Schauspiel, welches meist recht kurz ausfiel. Die Atellana kannte mindestens vier feste Figuren bzw. Masken, die Oscae personae, die aber wohl alle nicht bei jedem Stück auftreten mussten. Diese sind Maccus, Bucco, Pappus und Dossennus. Sie hatten wohl feste Eigenschaften, die immer wieder gespielt wurden. Der Witz war derb, die Gebärden lebhaft und gern schmutzig, die Sprache volkstümlich (Vertreter: Lucius Pomponius, Novius). Der Mimus war eine von ästhetischen und moralischen Schranken unbehinderte Darstellung der Alltagswirklichkeit. Besonders anstößige Worte und Handlungen waren Teil dieser Gattung. Das Spektrum reichte wohl von archaischen kultischen Waffentänzen über die Darstellung derber Alltags-Szenen und die tänzerische Pantomime mythischen Inhalts bis zur Tierimitation. Die Stoffe der Mimoi, in denen anders als in der Komödie auch Frauen und alle Darsteller ohne Maske und in Alltagskleidung auftraten, waren teils erotisch, teils burlesk oder abenteuerlich-unheimlich. Mit der Literarisierung konnte der Mimos auch zu einer metrischen Form finden, jedoch wurde keine Versform gattungstypisch.

Epos

Das römische Epos steht nominell in der Nachfolge Homers, faktisch aber zumeist in der des historischen Epos der hellenistischen Zeit. Mit Ennius ist das altlateinische Epos schon in der ersten Phase der römischen Literatur zur Vollendung gelangt. In spätrepublikanischer Zeit gestaltet Catull ein Kleinepos hellenistischer Art. Technisch bedeutet die Tätigkeit dieser Dichter die Durchdringung der epischen Form mit verfeinerter alexandrinischer Technik und mit Elementen der Rhetorik. Ohne diese Vorarbeiten hätte die Aeneis nicht entstehen können. Das republikanische Epos vollendet die Ansätze des Hellenismus, bleibt aber noch diesseits der vollen Homer-Rezeption stehen. Erst in augusteischer Zeit entsteht das Epos von Weltrang und findet seinen Höhepunkt in den Werken Vergils und Ovids.

Rhetorik

Die Rhetorik ist eine der ältesten literarischen Gattungen. In der römischen Republik lebt die Kunst der Rede als Form politischer und rechtlicher Auseinandersetzung lange bevor sie literarisch wurde. Bedeutende Reden werden jedoch bereits früh schriftlich veröffentlicht, so die des Appius Claudius Caecus gegen das Friedensangebot des Pyrrhus (280 v. Chr.). Für einen homo novus wie Cicero war die Publikation von Reden ein Weg, sich als Anwalt und Politiker zu empfehlen. Wahrscheinlich spielte auch das Bedürfnis mit, der Jugend Stoff zur Belehrung zu bieten.

Die römische Rede hat noch bei Cicero keine stereotype Form: Ihre Struktur ergibt sich aus der Sachlage. Eine detaillierte schriftliche Ausarbeitung der Reden wird nicht immer für nötig befunden und sie geschieht meist nachträglich. Erste Schritte der Literarisierung sind in Rom bereits früh festzustellen. Auffällige Partien oder auch inhaltlich heikle Passagen arbeiten die Redner zur eigenen Sicherheit schriftlich aus.

Dem Zweck der einzelnen Teile der Rede entsprechend herrschen Stildifferenzen: Die schmuckreiche Schreibart des Prooemiums lässt sich schon bei dem alten Cato studieren, die im Gegenteil gerade durch Schlichtheit besonders packende Kunst der Narratio bei Gaius Gracchus. Exkurse allgemeinen Charakters sind für Gaius Scribonius Curio (Ende des 2. Jh. v. Chr.) bezeugt. Anmutige Digressionen zur Erholung der Zuhörer soll nach Ciceros Zeugnis Servius Sulpicius Galba eingeführt haben. Derselbe appelliert auch durch eine in Rom neuartige pathetische Commiseratio mit Erfolg an das Mitleid des Volkes. Die innere Geschlossenheit der Rede, etwa durch vom Anfang bis zum Ende durchlaufenden Affektivierung, ist eine besondere Leistung Ciceros.

Die prakisch-politische Bedeutung der Rede wird in der Kaiserzeit eingeschränkt. Dafür blühen in diesem Rahmen andere Formen der Rede auf: Als Lobrede auf den Kaiser erlangt der Panegyricus neue Bedeutung. In der Rhetorenschule pflegt man die Deklamation. In der christlichen Kirche führt die Predigt die Redekunst zu neuen Ufern.

Geschichtsschreibung

Die Geschichtsschreibung war anfangs die einzige standesgemäße Form der Schriftstellerei, z.B. waren Cato, Cincius Alimentus, Fabius Pictor allesamt Senatoren. Lateinische Geschichtsschreibung ist eine Form der Auseinandersetzung im Innern der römischen Gesellschaft. Meist präsentiert sie sich als Vermittlung der Erfahrung alter Politiker an die jüngere Generation. Dementsprechend sind die Geschichtsschreiber zum größten Teil Senatoren. Erst seit der sullanischen Zeit treten auch Klienten der großen gentes als Autoren hervor. Überhaupt erhielt die römische Geschichtsschreibung einen starken Impuls durch das Geltungsbedürfnis römischer Feldherren und ihrer Gentes. Allein schon die Tatsache, dass so viele Werke ab urbe conditia beginnen, beweist, dass es bestimmten Geschlechtern darum ging, ihre Legitimation aus der legendären Frühzeit herzuleiten.

Die Geschichtsschreibung hat mit dem Anbruch der augusteischen Zeit eine neue Warte gewonnen und kann somit einen umfassenden Rückblick versuchen. In ihrem Hauptvertreter Titus Livius, den Augustus fördert, obwohl er ihn als Pompeianer durchschaut, löst sich die Historiographie nicht zufällig vom senatorischen Milieu, dem in der älteren Generation Sallust und Asinius Pollio noch angehörten, und wird zur Domäne des Berufsschriftstellers. Die jüngeren Geschichtsschreiber aus augusteischer Zeit, wie Titus Livius und Pompeius Trogaus, sind keine Senatoren mehr. Als Berufsschriftsteller stehen sie der praktischen Politik fern. Beide eröffnen einer neuen Generation zwei komplementäre Wege: Livius schaut nach innen auf Rom und vermittelt unter der Maske der heimischen Vergangenheit ein zukunftsträchtiges Ethos: Römertum wird zum Menschentum umgestaltet. Trogus lenkt den Blick nach außen. Er überdenkt die ökumenische Weite und die weltgeschichtliche Stellung des Imperiums.

Die römische Geschichtsschreibung ist in der Regel patriotisch, also nicht unparteiisch. Sie ist moralisierend, also nicht empirisch. Sie folgt auf weite Strecken fabulösen Traditionen, genügt also nicht dem Wahrheitsanspruch, und ist in ihrer Darstellungsweise vielfach vom Drama beeinflusst, ersetzt also oft das historisch Wahre durch das literarisch Wahrscheinliche.

Dem Stoff nach unterscheidet man zwischen Annalistik, Zeitgeschichte und historischer Monografie. Die Annalistik ist die chronikartige Aufzeichnung von Fakten. Der eigentliche Bericht geht meist jahrweise vor, läuft also meist Gefahr größere Zusammenhänge aus dem Auge zu verlieren. (Vertreter: Fabius Pictor). Manche Autoren beschränken sich allein auf die Zeitgeschichte. Man versuchte in der Antike das Wort historiae teils auf Zeitgeschichte (wegen der persönlichen Erfahrung), teils auf pragmatische, d.h. politische und begründete Geschichtsschreibung festzulegen. Das Merkmal der Zeitgeschichte (historiae) war also entweder, dass der Schreibende die Zeit noch selbst miterlebt hatte, über die er schrieb, oder dass mit der annalistischen Darstellungsweise gearbeitet wurde, allerdings nach Gründen und Zielen von Geschichtsverläufen gefragt wurde. (Vertreter: Sisenna) Die historischen Monografien erheben in besonderer Weise einen literarischen Anspruch. Hier wirkt eine auf Affekterregung ausgehende Darstellungsweise herein, die sich zum Teil an der aristotelischen Tragödientheorie orientiert. (Vertreter: Coelius Antipater). Daneben existieren noch Universalgeschichten, die ihren Stoff geografisch organisierten (So z.B. bei Lutatius Daphnis, Varro oder Pomeius Trogus). Der Commentarius wird beispielsweise von Caesar angewandt, indem er sein eigenes Vorgehen innerhalb des Gallischen Krieges schildert und begründet.

Literatur

Albrecht, Manfred von: Geschichte der römischen Literatur - Von Andronicus bis Boethius, Bd. I+II, Berlin 1992.
Fuhrmann, Manfred: Geschichte der römischen Literatur, Stuttgart 2005.
Schanz, Martin: Geschichte der römischen Literatur - Bis zum Gesetzgebungswerk des Kaisers Justinian, 4. neubearbeitete Auflage, München 1959.