[Quartier] Lucius Annaeus Florus

Nachdem ich mich von Magnus verabschiedet hatte, ging ich dem Kasernenblock entlang, in welchem die Manschaft untergebracht war und kam so zu meinem Quartier. Dort waren die Trossknechte bereits damit beschäftigt, das Material der Offiziere in ihre jeweiligen Zimmer zu bringen.

Meines war zum Glück schon da, so dass ich mich erst einmal darum kümmern konnte. Ich packte alles aus den grossen Truhen aus und verstaute es fein säuberlich neu. Alles was gewaschen werden musste, landete auf einem Haufen, den ich morgen gleich in die Wäscherei geben würde.

Dann zog ich mir meine schönste Tunika an, dazu ein würdevolles Pallium und die schönen hohen Schuhe und machte mich auf, den Tempelbezirk von Tarraco zu suchen.

Als ich nach dem Fest zurückkehrt, war mein Kopf voller komischer Gedanken. Ich holte aus dem grossen, schweren Gepäckskoffer die Urne mit der Asche meiner einzigen mir bisher bekannten weiblichen Verwandten hervor. Von Scipio hatte ich auch schon länger nichts mehr gehört und machte mir daher Sorgen. Ich hoffte, er würde heute bei der Inspektion wieder auftauchen, aber irgendetwas sagte mir, dem würde nicht so sein.

So hockte ich mich mit der Urne auf mein Bett und flehte sie an, mir zu sagen, was ich tun sollte. Ich war so verwirrt. 2 schöne Frauen, zweimal Gefühle die mir nicht bekannt waren, 2 Soldaten die mir in die Quere kamen, ich wusste einfach nicht, was ich tun sollte.

Zurück aus Rom! Meine Familie kennengelernt, einen Triumphzug erlebt, eine Corona exploratoria erlangt und frisch zum Ritter ernannt. Nun, soviel kann man innerhalb von wenigen Wochen erleben.

Nun, als Ritter gehörte ich ab sofort zur gehobeneren Schicht des römischen Volkes. Trotzdem hatte ich nicht gross Lust, die Freundschaft mit meinen Plebejischen Kollegen abzubrechen, aber eine gewisse Distanz erwartete man von mir. Es würde in der nahen Zukunft für alle schwer werden.

Auf dem Tisch stapelten sich die Listen mit den Schadensmeldungen. Diese würden jetzt gleich als erstes behoben werden müssen. Danach würden sicherlich viele Probati einrücken, welche eine solide Grundausbildung benötigten. Es gab also mehr als genug zu tun!

Nun, erst mal auspacken und dann einen Apell durchführen, um zu sehen, ob die 4 Vermissten noch aufgetaucht seien.

Mit dem Tribunen Livianus kam ich in meinem Quartier an. Ich öffnete die Tür und liess ihn eintreten.

Setzt euch, Tribun, nehmt Platz.

Wenige Momente später kam auch schon der Soldat mit dem Wasser und den Feigen.

Ihr seid sehr direkt, Tribun! muss lachen und nutzt die entstehende Pause, um Wasser in zwei schlichte Tonbecher zu giessen und seinem Gast anzubieten.

Nun, ich möchte, falls das jemals möglich wird, in den Senat kommen. Dazu dachte ich mir, dass es nur gut sein kann, wenn ich mich erst noch in der Legion oder einer Ala hochdiene, um dann erst nach einer glanzvollen Karriere die nötigen Ämter im CH zu belegen.

Ich war nun doch einigermassen überrascht. Meridius hatte zwar immer gesagt, er wolle mich fördern, aber dass er gleich soweit gehen würde, mich einer anderen Legion zu empfehlen, das konnte ich kaum glauben.

Nun, ich würde mich sehr geehrt fühlen, aber an welche Legion hatte er denn gedacht? Ich meine, welche Einheit würde einen unerfahrenen Praefectus Castrorum akzeptieren, der erst nach aus einer anderen Provinz zu ihnen versetzt wird?

Germanien?? Ich soll an die Front nach Germanien, zur IIten, die uns beim Triumph so blamiert hat? Das kann Meridius doch nicht ernst meinen?

Ich war fühlte mich zwar schon geehrt, dass Meridius mich für fähig hielt an der Front dem Imperium zu dienen, aber bei der IIten?

Ich überlegte eine kurze Weile, während ich genüsslich an einer Feige nuckelte und meinen Becher leerte.

Gut, ich gehe nach Germanien, aber nur wenn ich einen Antrag für meinen Nachfolger stellen darf.

Natürlich dachte ich dabei an meinen Freund Magnus, aber das war noch nicht der Zeitpunkt, um dies zu offenbaren. Dennoch wollte ich sicher sein, dass die Ala in guten Händen ist, wenn ich weg bin, immerhin diente mein Cousin hier!

Gut, denn ich möchte diese hervorragende Einheit in guten Händen wissen!

Ich schlage deshalb den Vexillarius Decimus Magnus für meine Nachfolge vor. Er hat die nötige Erfahrung, ist tapfer und ein guter Anführer. Er wird die Ala in meinem Sinne weiterführen.

Nein, das heisst doch. Ich werde doch noch einen schriftlichen Versetzungsbefehl erhalten?

Gut, und ich werde alles Notwendige organisieren und packen.

Ich erhob mich und wir verabschiedeten uns voneinander. Danach sass ich einige Minuten da und dachte an nichts.