Vivate Compitalia! - Die Erneuerung der Kreuzungsschreine

  • Bereits an seinem ersten Tag im Amt machte sich Curio an die bie Arbeit, um die weiteren gut erhaltenen Kreuzungsschreine zu säubern. Die Renovierung oder gar Ersetzung der baufälligen Schreine würde er im Laufe seiner Amtsschritt sukzessive vorantreiben. Die restlichen Schreine würde er, einen nach dem anderen während seiner Amtszeit reinigen und pflegen. Pro Tag wollte er grade zu Beginn jeweils einen Schrein einer Grundreinigung unterziehen, um danach immer wieder nach deren Zustand zu schauen.


    Wie schon zu seinem ersten Wahlkampftermin hatte er sich ein paar Unterstützer gesucht, darunter auch seinen Sklaven Acanthos und reinigten einen Schrein am östlichen Stadttor zu, Vicus Navaliorum hin. Sie entfernten Gestrüpp, brachten den alten Marmor wieder einigermaßen zum glänzen und pflegten auch die kleinen Votivfigürchen, die an dem Schrein zurückgelassen worden waren. Vorbeigehenden Menschen stand Curio zudem Rede und Antwort und würde auch erste Bitten, Gesuche oder Anmerkungen aufnehmen. Bürgernähe war hierbei sein Credo, denn er wollte als Magister Vici stets ein offenes Ohr für die Nöte der Einwohner haben.

  • Ein weiterer Schrein im Nordwesten der Stadt war da schon eine härtere Nuss. Nachdem Curio mt ein paar Helfern auch diesen gereinigt und vom Gestrüpp befreit hatte, wurde deutlich, dass die Malereien am schrein drigend erneuert werden mussten. Curio gab seinem Sklaven Acanthos eine Notiz, dass ein Maler kontaktiert werden solle, der die Malereien nachziehen sollte. Acanthos nickte und machte sich sofort auf den Weg zum Forum, um dort einen Maler ausfindig zu machen. Währenddessen unterhielt sich Curio wieder mit einigen Anwohnern. Langsam gewöhnten sie sich daran, dass der junge Magister Vici stets für sie ansprechbar war, besonders wenn er sein Wahlkampfversprechen bearbeitete und die Schreine innerhalb des Vicus reinigte. Daher kamen nun immer wieder Einwohner mit den verschiedensten Anliegen auf ihn zu. Ruhig und konzentriert hörte sich Curio ihre Sorgen an, gab Antworten wie diese vielleicht zu lösen seien und machte sich Notizen bei größeren Anliegen, die er bei Bedarf im Ordo anbringen konnte oder für die er Kontakt mit einem der lokalen Granden aufnehmen musste. So landeten immer wieder größere und kleinere Aufgabe auf seinen Tabulae, die er versuchen würde, abzuarbeiten.


    Zum Nachmittag erschien Acanthos mit einem Maler vom Forum. Curio unterhielt sich mit dem Künstler über die Erneuerung der Schreinmalereien und die beiden kamen schnell zu einer Übereinkunft. Der Maler würde den morgigen Tag nutzen, um die Malerei zu erneuern. Curio nahm sich daher vor, auch am kommenden Tag nochmal an diesem Schrein zu Erscheinen, um die Malerarbeiten zu beobachten und weiterhin ansprechbar für die Einwohner des Viertels zu sein.

  • Am nächsten Tag trafen sich Curio und Acanthos mit dem Maler und dessen Assistenten vor dem Compitalium im Nordwesten des Vicus. Sie wechselten ein paar Worte, Curio teilte dem Maler nochmal seine Vorstellungen mit - Nachzeichnen und Erneuern des bestehenden Bildes, kreative Freiheit, wo ein Nachzeichnen nicht mehr möglich ist - und schon machte sich der Künstler ans Werk. Konzentriert betrachtete er sich das bestehende Bild, das durch die fehlende Pflege arg mitgenommen war, skizzierte die bestehenden Reste auf einer Tabula und füllte, ebenfalls auf der Tabula, die leeren Flächen mit neuen Motiven. Den Vorschlag, einen kleinen Widderkopf als Zeichen für den Auftraggeber, in das Bild mitaufzunehmen nahm Curio begeistert auf, wusste aber noch nicht, ob das hinterher nicht allzu dick aufgetragen wäre. Als ihm der Maler dann schließlich seine Arbeitsskizze zeigte, in der der Widderkopf zwar deutlich erkennbar, aber nicht übermäßig penetrant wirkte, nickte der Helvetier zufrieden und beobachtete dann, wie der Maler begann, seine Skizze auf den nun flachen Stein des Compitaliums aufzutragen. Pinselstrich für Pinselstrich enstand das erneuerte Larenbild und bis zum Abenddämmerung war es fertig. Bis die Farbe vernünftig getrocknet war, wurde der Schrein mit Stofftüchern abgehängt. Am nächsten Tag würde Curio dann gemeinsam mit dem Maler das Bild enthüllen.


    Während der Maler sich dem Bild widmete, kam Curio erneut mit Bewohnern rund um den Schrein ins Gespräch. Viele Einwohner lobten die Renovierung des Schreins und erneut kamen einige Einladungen zum gegenseitigen Kennenlernen beim Essen - natürlich immer verbunden mit einem impliziten Aufforderung irgendein kleines, oder auch größeres Problem zu lösen. Curio ließ Acanthos jede Einladung notieren, gab aber auch immer zu bedenken, wie viele Einladungen ihn erreichten und dass er nicht alle erfüllen konnte, auch wenn er immer versuchte, so viele wie möglich anzunehmen. So erlaubte er sich einen kleine Ausweg, auch wenn nicht alle Einwohner gleich verständnisvoll darauf reagierten.

  • Am nächsten Tag traf sich Curio erneut mit dem Maler, um die neue Malerei zu enthüllen. Über die Nacht war sie gut getrocknet und konnte nun der Öffentlichkeit gezeigt werden. Der Helvetier hatte sich zwar für eine öffentliche, aber recht schmucklose Zeremonie entschieden. Curio würde kurz reden, der Maler würde die Stofftücher entfernen und dann stünde Curio wieder für Gespräche mit den interessierten Bürgern zur Verfügung. Die größeren und feierlicheren Eröffnungen würde es dann bei den beiden Compitalien geben, die komplett erneuert werden mussten.


    So stellte sich Curio gemeinsam mit dem Maler vor das Compitalium im Nordwesten, sein Sklave Acanthos sorgte für Ruhe und Curio ergriff das Wort.


    Liebe Einwohner!


    begann er, wobei er seine übliche Opferstimme gepaart mit guter Lautstärke aufsetzte.


    Gemeinsam mit dem Maler Rabanus habe ich das Bildnis der Laren an diesem Kreuzungsschrein erneuert. Ihm sei Dank für seine Arbeit ausgesprochen. Und nun möchte ich euch das neue Bildnis am Schrein präsentieren.


    Er gab Acanthos und dem Maler ein Zeichen und sie entfernten die Stofftücher vom Schrein. Zum Vorschein kam das neue Bildnis der Lares Compitales. Insgesamt drei Laren bot das Bild, doch mussten ihre Gesicht teils komplett neugestaltet werden. Am unteren rechten Rand war deutlich, aber nicht zu aufdringlich der Widderkopf zu sehen, das Emblem der Helvetier. Curio war sehr zufrieden mit dem neuen Bildnis, nickte dem Maler auch entsprechend zufrieden zu und mischte sich unter die Einwohner, die ihn, wie immer, mit ihren Anliegen eindeckten. Acanthous notierte sich die dringenden Anliegen und machte stets auf die Grenze der dreißig Sekunden aufmerksam, nach der sich der Helvetier einem neuen Gesprächspartner zuwenden musste, damit der Tagesplan eingehalten werden konnte.

  • Nachdem Alpina das Stadttor passiert hatte, machte sie sich auf den Weg durch die Straßen in Richtung auf den Vicus Apollinensis. Verwirrt von dem Reitertrupp unter einem Anführer, der Corvinus so ähnlich gesehen hatte, ging sie gedankenverloren auf eine Kreuzung zu, an der sich eine Menschenmenge versammelt hatte.
    Beim Näherkommen sah sie, dass einer der Schreine der Lares Compitales renoviert und wieder eingeweiht worden war. Die Malerein erglänzten in neuen Farben. Sehr schön! Mit einem Grinsen stellte sie fest, dass der kleine Widder einen Hinweis auf den Auftraggeber gab. Curio hatte es also geschafft, er war wohl Magister Vici geworden.


    Als sie sich durch die Menge zwängen wollte, um ihren Weg fortzusetzten, stieß sie beinahe mit einem Mann zusammen, der neben einem mit Toga bekleideten Mann stand, der sich angeregt unterhielt. Sie erkannte Acanthos. Erstaunt und ein wenig verlegen sah sie den Sklaven Curios an.


    "Salve, Acanthos. Ich bin es, Alpina. Erkennst du mich überhaupt?"


    Noch mehr aber war sie gespannt, ob Curio sie erkennen würde.

  • Acanthos stand wie immer einen Schritt hinter Curio, machte sich Notizen und gab ihm zu verstehen, wenn es Zeit war, sich dem nächsten Einwohner zuzuwenden. Da es doch jeweils mehr zu besprechen gab und auch nicht so viele Leute da waren, wir noch auf dem Forum, hatten sie sich irgendwann darauf verständigt, die Zeit zu verdoppeln, sodass nun insgesamt mehr Zeit investiert werden würde. Irgendwann jedoch wurde Acanthos überrascht, dass er plötzlich mit Namen angesprochen wurde. Normalerweise war es immer nur ein Hey! oder ein Du da!, mit dem die Umstehenden auf sich aufmerksam machen wollten. Salve, Acanthos! war daher definitiv was neues. Er drehte sich zu der Person um, die ihn so angesprochen hatte. Als er ihn... oder sie erblickte fühlte er sich an jemanden erinnert, die Gesichtszüge passten, doch Frisur, Teint und Kleidung stimmten nicht überein. Irgendwann ging ihm jedoch ein Licht auf.


    Bei allen Göttern...


    entfuhr es dem sonst so dezenten Sklaven und warf Alpina dann einen entschuldigenden Blick zu.


    Einen Augenblick, bitte...


    Er beugte sich an Curios Ohr und flüsterte ihm etwas zu. Der Helvetier jedoch ließ sich davon nicht aus dem Rhytmus. Er führte grade ein interessantes Gespräch über den keltischen Kult westlich der Stadt, entschuldigte sich aber irgendwann bei seinem Gesprächspartner, um sich seinem Sklaven zuzuwenden.


    Was gibts?


    Curio folgte der Hand von Acanthos, die auf Alpina zeigte. Er stockte kurz, seine Gesichtszüge versteinerten sich - zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt mitten auf einem öffentlichen Platz bei der Enthüllung des neuen Larenbildes - und er trat einen Schritt auf Alpina zu.


    Salve.


    grüßte er sie fast schon mit geschäftlicher Freundlichkeit, so wie er heute schon zig Leute begrüßt hatte und reichte ihr die Hand.


    Wir haben eine Minute, also was kann ich für dich tun?


    Der kurze Blick zu Acanthos machte dem Sklaven deutlich, dass der Helvetier es ernst meinte. Jetzt und hier würde er ihr genau jene Minute geben, die auch jeder andere bekommen würde.

  • Curio war ganz Magistrat. Er kümmerte sich um jeden Fragenden mit derselben Aufmerksamkeit. Als er sich Alpina zuwandte, konnte sie keine Veränderung in seinem Gesicht und seinem Verhalten feststellen. Ernüchtert von seiner Sachlichkeit, ja scheinbaren Gefühlskälte, nahm sie geistesabwesend die dargebotene Hand.


    "Salve, Magister Vici", erwiderte sie trocken. "Vielleicht kannst du mir ja bei Gelegenheit einen Termin in deinem ach so dichten Terminkalender einräumen. Oder aber mich in der Taberna Medica Alpina besuchen. Denn dorthin werde ich mich jetzt begeben. Vale bene."


    Enttäuscht und mit einem quälenden Gefühl im Bauch drehte sie auf dem Absatz um und bahnte sich ihren Weg durch die Menge. Sie legte einen Schritt zu. Nur schnell weg von hier...

  • Curio wurde stehen gelassen. Das hatte er seit seinem Wahlkampf auch nicht mehr erlebt, doch konnte er gut damit leben. Er wandte sich wieder dem nächsten Gesprächspartner zu, registrierte aber dennch das missmutige Gesicht von Acanthos. Was hatten sie denn aber erwartet? Dass er Alpina hier um den Hals fallen würde? Er hatte seine Lektion über Selbstkontrolle gelernt und würde sich in seinen amtlichen Pflichten nicht mehr in unerwartete Kontrollverluste mehr stürzen.

  • Unter der Aufsicht Curios begann am recht früh der Rückbau des Schreins am südlichen Stadttor. Der Schrein war, vor allem aufgrund seiner exponierten Lage, arg mitgenommen und so stark beschädigt, dass sich kleinere Schönheitreparaturen einfach nicht mehr lohnten. So hatte der Helvetier gemeinsam mit dem Architekten der Duccier entschieden, den Schrein komplett neuzubauen. Dafür musste natürlich erstmal der alte Schrein abgetragen werden, weshalb nun einige Arbeiter des Architectus damit begann das Material so auseinanderzunehmen, dass einige Teile davon auch für den Neubau genutzt werden konnte. Nun entstand eine kleinere Baustelle vor dem Schrein, wobei Curio im Auge hatte, dass die Hauptstraße nicht blockiert wurde und den Reisenden und Händlern nicht der Weg versperrt wurde. Dennoch würde wohl für jeden, der hier vorbeikam, deutlich, dass es sich um die Kompletterneuerung des vielgenutzten Kreuzungsschreins ging, sodass Curio hoffte, dass sie etwas geduldiger wären, als wenn es sich um irgendein Privatprojekt gehandelt hätte.


    Während die Arbeiter mit dem Rückbau beschäftigt waren stand Curio mit dem Architekten einige Schritte entfernt und sprach mit ihm die konkreten Bauplanungen ab. Für den Rückbau waren zwei bis drei Tage veranschlagt, ein weiterer Tag würde für die zeremoniellen Angelegenheiten benötigt und dir nächsten fünf Tage wollte sich der Architect Zeit für den Wiederaufbau nehmen. So wurden für das Gesamtprojekt großzügig geplant knapp zwei Wochen veranschlagt. Im Vorhinein hatte es bereits Absprachen zur Form und Malerein gegeben. Auch dieser Schrein sollte mit einem Widderkopf versehen werden, um auf den Auftraggeber hinzuweisen. Zudem sollte die Form des bisherigen Schrein im Großen und Ganzen beibehalten werden.


    Als alle offenen Fragen geklärt waren, hatte sich bereits wieder eine Menschentraube gebildet, die sich über die Folgen des zweiwöchigen Baus informieren lassen wollten. Curio stand ihnen ungefähr zwei Stunden Rede und Antwort, bevor er die Baustelle in die erfahrenen Hände des Architekten legte und selbst zu seinem nächsten Termin ging.

  • Einen Tag später als geplant war der Rückbau des Schreins abgeschlossen. Der Bauleiter hatte sich dafür entschieden, mehr Baumaterial wiederzuverwenden, als geplant, sodass die Arbeiter deutlich vorsichtiger beim Rückbau sein. Zudem sorgte der Bauleiter dafür, dass die rückgebauten Steine auch bereits für den Neubau zurechtgeschlagen werden sollten, was auch etwas mehr Zeit fraß. Nun aber war der Bauplatz leergeräumt und der Neubau konnte beginnen. Nach der Nachricht, dass der Neubau beginnen konnte, waren Curio und der Architecht erneut zusammen gekommen, um der Grundsteinlegung beizuwohnen. Auch wenn Curio in den letzten Tagen immer mal wieder vorbeigeschaut hatte, war er doch nie länger als eine halbe Stunde hier verblieben, um sich von dem Bauleiter auf dem neusten Stand zu halten. Heute musste er allerdings mehr Zeit einplanen, wodruch er auch mit dem einen oder anderen Arbeiter ins Gespräch kam.


    Als der Grundstein schließlich gelegt wurde, stand Curio neben dem Architecten und beobachtete die Bemühungen der Arbeiter, eine vernünftige Grundlage zu schaffen. In den nächsten Tagen würde der Schrein komplett neugebaut und für die Umgebung wieder deutlich ansehnlicher werden. Und natürlich konnten auch die Händler und Reisenden wieder an einem komplett intakten Schrein den Lares Compitales dieser Kreuzung opfern. Der Helvetier war zufrieden mit dem, was er sah, denn er mochte es, wenn Dinge vorankamen. Zwar hatte es einen Tag länger gedauert, doch waren in dem Bauplan von 14 Tagen bereits einige Puffertage eingeplant, sodass ihm auch nochmal vom Architect versichert wurde, dass die Bauplanung eingehalten werden würde. Curio freute sich schon darauf, den neuen Schrein mit einem kleinen Opfer einzuweihen. Denn das stand ganz am Ende des Plans für diesen Schrein.

  • Als Curio zwei Tage nach der Grundsteinlegung mal wieder etwas mehr Zeit für den Baustellenbesuch einplanen konnte, zeigte sich, dass die Bauarbeiten diesmal planmäßig voranschritten. In den ersten zwei Tagen war der massive Sockel des Schreins fertiggestellt worden, auf dem auch der Opferaltar Platz finden sollte. Viele der abgebauten Materialien waren dafür wieder nutzbar gewesen, auch wenn die Steinmetze vor allem dafür sorgten, die verwitterten Außenseiten wieder glatt und glänzend zu machen. Dadurch war allerdings auch einiges Material verlorengegangen, sodass auch noch zusätzliche Steine gekauft werden mussten. Die gute Nachricht daran war, dass es sich trotzdem alles innerhalb des vorhandenen Budgets bewegte. Interessiert ließ sich Curio über den bisherigen Fortschritt und die nächsten Schritte informieren. In den kommenden zwei Tagen sollten die kleinen Säulen und das Dach für den Opferaltar gefertigt werden, sodass der Schrein das übliche Aussehen eines Minitempels erhielt. Die nächsten ein bis zwei Tage würden für den Maler benötigt, der das Larenbildnis anfertigen würde. Erneut hatte sich Curio für jenen Maler entschieden, der auch bereits das letzte Larenbildnis am Schrein im Nordwesten des Vicus erneuert hatte. Hier würde er nun ein komplett neues Bildnis anfertigen können und natürlich auch hier wieder den Widderkopf darin aufnehmen.

  • Erneut besuchte Curio die Baustelle des Kreuzungsschrein, wo grade damit begonnen wurde, dass Dach auf die kleine Säulenkonstruktion aufzusetzen. Interessiert beobachtete er, mit welche Präzision die Arbeiter das Aufsetzen durchführten, denn jede Ungenauigkeit würde dazu führen, dass das Dach nicht richtig saß und womöglich schnell eine der kleinen Säulen überlasten könnte. So wagte es der Helvetier auch nicht, den Bauleiter in diese Phase der höchsten Konzentration zu stören, weshalb er nur ein paar Schritte hinter ihm stand und beobachtete, wie er laute Anweisungen gab und mit kleinen Bewegung die Richtung angab, wie das Dach aufgesetzt werden sollte. Es war schon erstaunlich wie gut es funktioniert, die Arbeiter genau so zu lotsen, dass das Dach letztlich mit einem leisen Knierschen auf die Säulenkonstruktion aufgesetzt wurde. Die Arbeiter traten zurück und der Bauleiter ging um den Schrein herum, um zu überprüfen, ob alles zu seiner Zufriedenheit war. Dafür ließ er sich viel Zeit, prüfte jeden Übergang und legte hier und da seinen Winkelmesser an. Gespannt nahm Curio jede Bewegung und jeden Blick des Bauleiters wahr und als er letztlich ebenfalls zurücktrat und zufriede nickte, atmete der junge Helvetier tief durch. Das war schon mal geschafft. Nun musste nur noch das Bildnis hineingemalt werden, bevor es dann schließlich zum kleinen Opfer für die Lares Compitales kommen würde.

  • Auch wenn die Stimmung Curios ob der unschönen Gerüchte über seine vermeintliche Vaterschaft etwas gedrückt war, freute er sich darauf, der kleinen, aber feierlichen Enthüllung des erneuerten Kreuzungsschrein am Südtor beizuwohnen. In den letzten Tagen waren die finalen Arbeiten noch erledigt worden. Das Kultbildnis war beendet worden und zeigte nun die beiden Kreuzungslaren mit ihren typischen Attributen und, in der unteren rechten Ecke das Abbild eines Widderkopfes, der die Leute daran erinnern sollte, wer ihnen diesen Schrein erneuert hatte. Danacht hatten die Bauarbeiten den Sockel, die Säulen und das Dach nochmal glattgeputzt und den ohnehin schon hellen Stein regelrecht zum Leuchten gebracht. So konnten Curio, der duccische Architekt Lysander und der Maler vom Forum den Schrein am heutigen Tage enthüllen. Hierzu hatte sich bereits eine kleine Menschentraube um den nun beendeten Bau versammelt, während Curio und die beiden Handwerker, und dahinter natürlich der allgegenwärtige Acanthos, neben dem Schrein standen und warteten, dass die Sonne hinter einer größeren Wolke wieder erschien. Nach einer kurzen Ansprache Curios sollte zudem ein kleines Opfer an die Lares Compitales dargebracht werden, um den Schrein damit auch endgültig seiner eigentlichen Aufgabe zu übergeben. Die Opfergaben lagen bereits in einem Korb bereit, den Acanthos neben seinen Füßen stehen hatte. Curio hatte sich von einem befreundeten Bäcker einen repräsentativen, also etwas größeren, Opferkuchen backen lassen und zudem eine kleine Amphore Wein besorgt. Auch fanden sich in dem Korb eine Patera, ein Kästchen mit Weihrauch sowie ein Schüssel für die Handwaschung.


    Curio schaute sich nochmal um, ob er bekannte Gesichter sah. Er hatte zwar keine expliziten Einladungen ausgesprochen, da er aber in den letzten Tagen über nicht viel anderes als die Einweihung des Schreins gesprochen hatte, hatte es wohl auch nahegelegen, dass er sich über das eine oder andere Gesicht eines Freundes gefreut hatte. Als erstes erkannte er Tullus, der quasi auf ihn zueilte und dann einen guten Platz in der ersten Reihe ergatterte.

  • Hatte Alpina aufgrund ihrer Reise ins freie Germanien die letzten Aktionen Curios an den Schreinen der Lares Compitales nicht begleiten können, so war sie doch dieses Mal zugegen. Sie erkannte viele bekannte Gesichter in der Menschentraube, die sich um die schmuck hergerichtete Aedicula versammelt hatten. Schmunzelnd betrachtete sie den kleinen Widderkopf, der sich ins Bild geschmuggelt hatte. Curio wusste, wie er sich dezent aber geschickt ins rechte Licht setzen konnte. Wenn da die blöden Gerüchte nicht wären...
    Gerade aus diesem Grund hielt Alpina sich im Hintergrund, versuchte nicht aufzufallen. Das ungemütliche Wetter brachte es mit sich, dass sie die Palla gänzlich um ihren Leib schlingen konnte.

  • Als Curio sich so umschaute, fiel ihm nach Tullus auch noch Alpina auf, die sich aber etwas weiter hinten aufhielt. Auch wenn er sich gefreut hätte, wenn sie dem kleinen Opfer von einem Platz weiter vorne beigewohnt hätte, war es ob der diversen Gerüchte wohl tatsächlich besser, dass sie sich etwas im Hintergrund hielt. Als letzte erschien nun auch noch sein Mitmagister Carsuleius Merula, der sich ebenfalls einen Platz ganz vorne einnahm. Danach wechselte Curio noch ein paar Worte mit dem Architekten und trat dann einen Schritt nach vorne.


    Werte Vicani des Vicus Apollinensis!


    eröffnete Curio nun mit seiner Ansprache die folgende kleine Zeremonie.


    Ich freue mich sehr, dass wir heute gemeinsam den neuen Kreuzungsschrein zu Ehren der Lares Compitales an dieser Stelle einweihen können. Der alte Kreuzungsschrein, der vorher an dieser Stelle stand, wurde sorgsam abgetragen und viel seines Materials findet sich nun auch im neuerrichteten Schrein, den ihr hier vor euch seht. Auf diese Weise habe wir einen guten Mittelweg gefunden zwischen der Erhaltung des ursprünglichen Schreins und seines kompletten Neubaus.


    Eine kurze Pause folgte, bevor Curio fortfuhr.


    Wie ihr seht, steht mit dem neuen Schrein nun wieder ein repäsentatives Bauwerk für die Lares Compitales an dieser prominenten Stelle, an der tägliche zahlreiche Menschen von nah und fern vorübergehen. Mit diesem Neubau ehrt unser Vicus die Laren dieser so wichtigen Kreuzung also wieder auf eine Weise, die ihnen zusteht.


    Erneut setzte Curio eine Pause. Der Schrein war ja vor allem eine Ehrung der Laren, hatte an dieser Stelle aber natürlich auch eine repräsentative Wirkung für alle möglichen Kurz- und Langzeitgäste im Vicus und der Stadt.


    In diesem Sinne werde ich mich auch weiterhin für die Renovierung und die Umbauarbeiten der Kreuzungsschreine in unserem Vicus einsetzen.


    Das war auch schon seine kurze Ansprache. Im Anschluss würde er nun das Opfer für die Laren vollziehen.

  • Nachdem er die letzten Worte gesprochen hatte, sammelte sich Curio einige Augenblicke, drehte sich um und zog sich die Toga über den Kopf. Sein Sklave hielt ihm zuerst die Handwaschschale hin, in der Curio seine Hände reinigte, und reichte ihm danach die Acerra mit dem Weihrauch, aus der der Helvetier mit drei Fingern einige Körnchen und in der Weihrauchschale am Schrein entzündete. Erneut wartete er einige Augenblicke bis der Rauch sich im von der Schale her ausbreitete, nahm die übliche Gebetshaltung an und begann mit lauter Stimme das Opfergebet.


    Hört mich, ihr Laren dieser Wegkreuzung!
    Ich beschützt diese Kreuzung und alle, die auf ihr gehen und stehen vor Unheil. Wie ihr seht habe ich, Iullus Helvetius Curio euren Schrein an dieser Stelle erneuert, damit euch die Vorbeischreitenden auch weiterhin Opfer darbringen können. Ich möchte heute der erste sein, der euch ein Opfer an eurem neuen Schrein darbringt.


    Er ließ sich die Opfergaben reichen, zuerst den Wein, den er aus der Patera heraus langsam auf den Boden fließen ließ, und schließlich den Kuchen, den er in die Aedicula legte.


    Nehmt daher diesen schmackhaften Opferkuchen und diesen fruchtigen Wein als Opfer an, auf dass ihr auch weiterhin die hier Vorbeischreitenden unter euren Schutz nehmt.


    Mit einer Wendung nach rechts beendete er das Gebet, hielt einen Moment mit geschlossenen Augen inne und trat schließlich einen Schritt vom Schrein zurück. Zufrieden blickte er zu seinem Sklaven, dann zum Architekten und dem Maler und wandte sich schließlich wieder den Versammelten Einwohnern zu, während er seinen Kopf wieder enthüllte. Nun konnten die Menschen hier an einem wieder hergerichteten Schrein ihre Opfer darbringen und wussten gleichzeitig, wem sie dies zu verdanken hatte.

  • Von ihrer Herrin mit Famas Flügeln ausgestattet, mischte sich Korone unter die Menschenmenge, die sich am Schrein der Lares Compitales am südlichen Stadttor versammelt hatte. Sie stieß die Frau neben sich mit dem Ellbogen an. Als diese sie ansah, ließ Korone wie beiläufig ein paar Sätze fallen.


    Ist das nicht Iullus Helvetius Curio? Der neue Magister Vici? Hast du schon gehört, dass er die Kräuterfrau Susina Alpina geschwängert hat? Sieh da! Da ist sie! Seit einem Jahr wohnt er bei ihr. Naja, war ja irgendwie abzusehen, oder? Wenn zwei so junge, ledige Leute unter einem Dach wohnen...


    Die Frau, die Korones Blick vom Helvetier zu der Hebamme und Kräuterfrau folgte, riss die Augen auf.


    Aber man sieht noch gar nichts. Woher weißt du, dass sie schwanger ist?


    Korone pfiff abfällig durch die Zähne.


    Das sieht man doch. Sie war doch immer so mager... naja, heute sieht man es tatsächlich nicht... aber unlängst in ihrer Taberna Medica. Und sie hat die Schwangerschaft nicht dementiert! Das sagt doch alles! Und jetzt bekommt sie ein Kind ausgerechnet von diesem jungen Mann, der immer so fromm und schüchtern tut. Aber so ist es eben. Die stillen Wasser gründen tief. Da tut er so fromm und dann kann er sich nicht beherrschen. Dabei ist sie doch die Abgelegte von dem neuen Aedil, von Titus Petronius Marcellus! Mit dem hatte sie doch auch schon so ein skandalöses Verhältnis. Sie ist wirklich eine Schande für den Vicus, findest du nicht?

  • Acanthos, der in seinem Rücken mal wieder das alte Gerücht hörte, drehte sich um und sah eine junge Frau, die das offenbar offensiv verbreitete. Er neigte sich vorsichtig zu Curio vor, flüsterte ihm etwas zu und mischte sich anschließend so unaufällig wie möglich in die Masse. Würde die junge Frau, die da so offensichtlich die Unwahrheit propagierte, an ihm vorbeikommen, würde er sich jederzeit umdrehen und entsprechend darauf reagieren. Ähnliches taten nun auch Tullus und Merula, die offensichtlich den jungen Helvetier unterstützen wollten, ohne dass er selbst einen Eklat herbeiführen musste.

  • Alpina hörte Curios Opfergebet. Er war so selbstsicher, so ganz anders als noch vor einem Jahr. Wie sehr hatte er an Selbstbewusstsein gewonnen. Sie bewunderte ihn für sein Auftreten. Er konnte zurecht stolz sein auf das was er in so kurzer Zeit erreicht hatte.


    Um zu sehen, wie alle anderen Zuschauer den Auftritt des neuen Magister Vici fanden, sah sich Alpina um. Sie entdeckte die Sklavin Phrynes, die sich flüsternd mit einer Frau unterhielt. Die Blicke dieser Frau und auch die einiger anderer, die in der Umgebung standen, waren eindeutig. Mal wieder machte die geflügelte Fama ihre Runde durch den Vicus. Alpina senkte ihren Blick, zog die Palla tiefer ins Gesicht und huschte davon. Wenn es so weiterging, würden die Leute sie bald meiden und ihre Taberna Medica auch. Irgendetwas musste sie gegen diese gemeine Schlange unternehmen, irgendetwas musste ihr einfallen.....

  • Nachdem der Neubau des Schreins am südlichen Stadttor abgeschlossen war, konnte nun auch der Schrein an der Porta Navaliorum erneuert werden. Auch dieser befand sich an prominenter Stelle, nämlich direkt am Stadttor zum Vicus Navaliorum. Hier kamen viele Menschen vorbei, die mit dem Schiff in Mogontiacum ankamen und dann den Weg zum Forum einschlugen. Deswegen war er auch, aufgrund der regelmäßigen und intensiven Nutzung, ziemlich mitgenommen und in Absprache mit Lysander hatte sich Curio entschieden, auch diesen komplett zu erneuern. Das Prozedere war nach der Vollendung des letzten Schreins bereits mit einer gewissen Routine verbunden: Die Bauarbeiten würden ungefähr vierzehn Tage dauern, die Anwohner wurden bei Baubeginn über die Arbeiten informiert, während der Bauphase würden Curio und Lysander regelmäßig vorbeischauen und schließlich am Ende ein kleines Opfer für die Laren darbringen.

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