cubiculum | Aurelia Laevina

  • In den Tagen nach der Hochzeit zog ich um. Nach und nach und tagelang kamen alle meine Kleider, Schreibsachen, Kosmetika und so weiter zur Villa Tiberia, in der ich ab sofort lebte.
    Durus hatte mir ein recht grosses Zimmer zur Verfügung gestellt, das nun noch etwas spärlich eingerichtet wirkte, da mein altes Zimmer und meine eigenen Besitztümer einem kleineren Zimmer und meinem Status als Tochter und nicht als Frau des Hauses angepasst gewesen waren. Nun schmückte eine grosse griechische Vase und einige andere Hochzeitsgeschenke mein Zimmer, doch etwas karg wirkte es immer noch.
    Eine Tür führte ins Haus hinein, Durus Arbeits- und Schlafzimmer waren in unmittelbarer Nähe. Auf der gegenüberliegenden Wand befand sich ein Fenster und eine Tür, die in den Innenhof führte. Dort war durch eine hohe Hecke ein Bereich mit einem kleinen Brunnen abgetrennt worden. So schien morgens die Sonne in mein Zimmer, nachmittags in "meinen" Garten und dennoch konnte ich dort und in meinem Zimmer ungestört von Blicken der sich im Garten aufhaltenden Sklaven und Familienmitglieder oder Gäste sein.
    Abends konnte ich oft nicht einschlafen und musste manchmal weinen, wenn ich allein war, doch gleichzeitig fühlte ich mich schuldig, dafür, dass ich mich so nach Hause sehnte. Denn Durus hatte wirklich alles versucht, um es mir hier so gemütlich und wohnlich zu machen, wie es möglich war. Neben diesem wunderbaren Zimmer hatte er mir auch einige sehr fähige Sklavinnen zur Seite gestellt - meine Frisuren saßen wie noch nie - und auch den nötigen Respekt hatte er versucht durch den Maior Domus den Sklaven einzuflössen. Immerhin war ich die neue Herrin - mochte ich auch noch so jung und unerfahren sein.
    Ich saß gerade am Tisch und schrieb einen Brief an Severa, wie ich es mir zur Angewohnheit gemacht hatte. Ich sah sie viel zu selten - sogar seltener als Prisca, der ich ebenfalls fast alles erzählen konnte. Oft, wenn ich nicht gerade von einer meiner Sklavinnen oder dem Maior Domus meinen Aufgaben näher gebracht wurde, verbrachte ich also meine Zeit damit, Briefe zu schreiben, was mich beruhigte und mir einige meiner Sorgen nahm.
    Ich suchte eben nach einer weiteren leeren Tafel, als der Sekretär Durus´ hineinkam um mich zu meinem Gatten zu bestellen. Ich nickte eifrig und folgte fast sofort.

  • Direkt nachdem sie das Tablinium von Durus verlassen hatte, begab sich Septima zum Cubiculum der frisch angetrauten Ehefrau des Hausherren. 'Bestimmt wird Laevina da sein.' dachte Septima bei sich und klopfte an die Tür der Aurelia.

  • Wie gewöhnlich war ich dabei, an die Wand zu starren, während ein unfertiger Brief vor mir lag. Erschrocken schob ich die Papiere zur Seite und blickte an mir herunter, ob ich zeigbar gekleidet war. Ganz ausser Atem riss ich schliesslich die Tür auf. Es war Septima, eine der Tiberae. Erleichtert atmete ich aus und sagte erschöpft: "Ach Du bist´s!" Dann musste ich spontan lachen, weil mir auffiel, dass der Grund meiner Hektik keinen tieferen Grund als meine noch anhaltende Anspannung gab, den ich verspürte, seitdem ich hier bin.
    Etwas fröhlicher aber dennoch vorsichtig bat ich Tiberia Septima herein.
    "Wie schön, dass Du vorbeikommst! Komm doch rein!"

  • Wie sie gehofft hatte, war Aurelia Laevina in ihrem Cubiculum, allerdings sah sie etwas angespannt und Septima musterte die junge Frau von Durus während sie eintrat. Das nachfolgende Lachen erwiderte sie mit einem Lächeln. 'Was bitte gab es denn jetzt zu lachen?' fragte sie sich.


    „Danke Laevina.“ Septima ließ ihren Blick durch das Zimmer der Aurelia wandern. „Wie ich sehe hast du dich schon eingerichtet? Hübsch.“ Na gut, vielleicht war das Zimmer etwas spärlich eingerichtet, aber jedes einzelne Möbelstück war von erlesenem Geschmack und alles passte sehr gut zusammen. Die Lücken würde Durus gewiss schnell für seine frisch angeheiratete Frau füllen können.


    Septima hörte auf das Zimmer zu betrachten und wand sich Laevina zu. „Findest du dich im Domus zu Recht? Ich meine... hast du dich schon eingelebt?“ erkundigte sie sich mit einem freundlichen Lächeln. „Ich war eben bei Manius, weil ich ihn fragen wollte, ob er sich morgen zu uns gesellen mag. Claudia Romana kommt morgen Nachmittag und ich wollte dich fragen, ob du uns nicht auch Gesellschaft leisten magst.“ Nun mußte die junge Tiberia nur noch auf das Anliegen der Haushaltsführung zu sprechen kommen.


    Sie räusperte sich kurz. „Hrrgghm... Als ich soeben im Tablinium war ist mir der Staub auf Manius Schreibtisch aufgefallen. Was hälst du davon, wenn wir, also du als Hausherrin und ich als deine Unterstützung, eine Runde durchs Haus gehen und mal nach schauen, ob die Sklaven nicht auch noch an anderen Stellen so stümperhaft gearbeitet haben. Immer sind die tiberischen Sklaven nun auch deine Sklaven.“ schlug Septima freundlich vor.

  • Tiberia Septima kam ins Zimmer und ich bat ihr einen Platz an. Sie schaute sich in meinem neuen Heim um und es schien ihr zu gefallen. Fröhlich antwortete ich: ""Vielen Dank! Ich finde es persönlich noch viel zu leer. Und vielleicht kann ich Durus noch zu einer anderen Wandfarbe überreden, irgendetwas freundlicheres."
    Natürlich hatte ich mich eingelebt... Selbstverständlich fühlte ich mich wie zu Hause. Das hatte ich Durus immer wieder beruhigend gesagt, wenn er mich gefragt hatte. Jetzt entschloss ich mich aber, Septima die Wahrheit zu sagen. Vielleicht konnte ich sie als Freundin gewinnen - zumindest aber musste ich aber gut mit ihr auskommen auch wenn mir noch nicht ganz klar war, welche Rolle sie in diesem Haus spielte.
    Und da war es hilfreich aufrichtig und ehrlich Auskunft zu geben.
    "Hmm, ehrlich gesagt habe ich manchmal ganz schön Heimweh..." Ich versicherte schnell: "Aber hier sind auch alle nett und Durus ist sehr gut zu mir und ich werde sicher ganz hier angekommen sein!" Ich schenkte ihr ein zuversichtliches Lächeln, das ich mir selbst gewünscht hätte.
    Einladungen nahm ich immer gerne an, so auch diese. "Oh wie schön... dass Du mich fragst! Sehr gerne würde ich mit dabei sein!!" Das würde mich für ein paar Stunden vom Briefeschreiben und grübeln entbinden und ausserdem waren solche Anlässe immer gut, Kontakte zu knüpfen. Ausserdem gefiel mir die Tiberia gut.


    Als sie allerdings zu ihrem nächsten Punkt kam, errötete ich etwas. "Oh, das tut mir Leid! Ich hätte mich sicher darum kümmern müssen." Das meinte ich vollkommen aufrichtig, schliesslich hatte ich hier jetzt die Aufsicht über die Sklaven. Aber wenig überraschend war ich einfach überfordert mit der Vielfalt der Aufgaben und auch bereits mit der Grösse des Hauses. Bisher hatte ich mich nur um mich kümmern müssen.
    Mir gefiel nicht, dass Septima mich kritisierte - aber lieber sie als Durus!
    Und dass sie mir anbot, mich durch das Haus zu begleiten und unmissverständlich aber sehr diplomatisch ihre Führung und Unterrichtung anbot, fand ich ausserordentlich freundlich von ihr und war entsprechend begeistert.
    "Ja, sehr sehr gerne! Vielen Dank :) Von mir aus können wir gleich anfangen!"
    Ich erhob mich und wartete ab, wo mich meine Führerin zuerst hingeleiten würde.
    Es war wirklich ein Glücksfall, dass sie sich so um mich kümmerte!

  • Erfeut vernahm Septima den Redefluss der Aurelia. Gewiss war ihre vorgefasste Meinung von ihr völlig falsch und Septima nahm sich vor, Laevina erst einmal richtig kennen zu lernen.


    „Ich habe mir erst kürzlich ein neues Wandgemälde im Cubiculum anfertigen lassen. Vielleicht wäre das auch etwas für dich?“ Die Tiberia blickte zur Tür Richtung Garten. „Mhm… vielleicht eine Grünlanschaft? Grün soll eine sehr beruhigende Farbe sein.“ war ihr Vorschlag für ein Gemälde. Außerdem könnte sie Laevina noch ein Hochzeitsgeschenk nachreichen, dass nur für die junge Frau war und ihren Besitz in ihrem Cubiculum mehren würde. Sie nahm sich fest vor, in den nächsten Tagen eine hübsche Kommode, oder anderes Möbelstück zu erstehen.


    Sie hatte Heimweh? ‚Wir haben uns bisher auch nicht ausreichend um sie gekümmert.’ schoss es Septima durch den Kopf und das schlechte Gewissen schlug voll zu. Wo war nur die Zeit seit der Hochzeit geblieben? Aber die Tiberia wusste es schon. Sie war viel spazieren gegangen, um auf dem Forum Romanum Neuigkeiten auf zu schnappen, oder sie hatte Octavius Macer besucht, oder sich mit den anderen jungen Frauen verabredet. „Du kannst selbstverständlich jeder Zeit zu mir kommen, oder einen Sklaven schicken, wenn irgend etwas ist, du Fragen hast, oder einfach nur Gesellschaft magst.“ Bot Septim ihr an und unterstrich ihre Worte mit einem gewinnenden Lächeln. Sie wollte, dass sich die junge Frau, die wohl kaum älter wie sie selbst war, hier wohl fühlte. Wie es für Laevina wohl war, mit Durus verheiratet zu sein und den ehelichen Pflichten nachzukommen? ‚Also wirklich Septima, nun sei nicht so neugierig!’


    Über die Einladung zum Treffen mit Claudia Romana freute sich Laevina sichtlich. „Kennst du Claudia Romana bereits?“ erkundige sie sich. Das würde die Vorstellungsrunde am morgigen Tag erheblich verkürzen. Wenn nicht, dann wäre das auch nicht schlimm.


    Als sie auf den Staub in Durus Tablinium zu sprechen kam, entschuldigte sich die Aurelia gleich. „Das macht doch nichts, Laevina. Niemand erwartet von dir, dass du dich sofort perfekt um einen großen Haushalt kümmern kannst. Wie kommst du denn bisher mit den Haussklaven zu Recht? Befolgen sie deine Anweisungen?“ Während sie sprach, erhob sich Septima von ihrer Sitzgelegenheit. „Na dann komm.“ forderte sie Durus Frau mit einer auffordernden Handbewegung zur Tür auf den Rundgang zu beginnen.


    Septima öffnete die Tür und sie traten hinaus auf den Flur.


    Edit: Link eingefügt

  • "Oh ja! Ein Wandgemälde ist wirklich eine gute Idee!", freute ich mich über den Vorschlag der Tiberia. Es versprach ein guter Tag zu werden. Zum ersten Mal seit meiner Hochzeit hatte ich wirklich das Gefühl, aufgehoben und ein wenig zu Hause zu sein.
    Grün? Ich mochte grün sehr sehr gerne, es war meine Lieblingsfarbe. Trotzdem hatte ich selten Zimmer gesehen, die in grün gehalten waren. Aber vielleicht war gerade das ausserordentliche das, was die positive und beruhigende Laune verbreitete.


    "Vielen Dank! Ich werde das Angebot sicher wahrnehmen. Ich war doch etwas einsam die letzten Tage, aber ich bin auch nie auf die Idee gekommen, dich einfach zu besuchen. Ich dachte, du hättest bestimmt viel zu viel zu tun.", ging ich auf Septimas Angebot ein. Es bedeutete mir viel, dass sie aussprach, dass sie für mich immer erreichbar sei.


    Ich überlegte kurz, ob die Claudia auf meiner Hochzeit gewesen war, konnte aber kein Gesicht zuordnen und dachte auch an das, was Corvinus vor der Hochzeit über die Claudier gesagt hatte - was aber offensichtlich nicht ganz geklappt hatte.
    "Nein, ich fürchte, ich habe sie noch nicht getroffen.", räumte ich ein. Ich kannte wirklich nicht viele Mitglieder von Roms Adel. Aber Septima würde schon in wenigen Tagen damit anfangen, das zu ändern.


    "Jaaa, sie hören schon auf mich. Manchmal hab ich das Gefühl, dass sie mich heimlich belächeln." Das liess sich sicher ändern - ich musste bloss ersteinmal herausfinden, was wirklich genau meine Aufgaben waren.
    Schliesslich forderte Septima mich auf, ihr zu folgen und ich folgte ihr bereitwillig und fröhlich lächelnd auf den Flur.
    Dort zögerte ich einen Moment. "Wo wollen wir beginnen?" Als mir bewusst wurde, dass diese Entscheidung vielleicht mir zukam, fügte ich eilig hinzu: "Was schlägst Du vor?"

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