Spaziergang auf der Tiberinsel

  • Ein Wagen im Golf von Tarentium
    Wird ihr seine Reise den für sie bestimmten Weg zeigen?


    Wie oft hatte ich schon darüber nachgedacht?
    Was konnte es bedeuten?
    Was war mein Weg?

  • Die Pons Fabricius lag vor mir.
    Sie reizte mich.
    Die Balustrade reizte mich.


    Ich kletterte hinauf.
    M
    eine Tunika wehte im Wind, meine Haare gerieten durcheinander. Ich balancierte auf dem Brückengeländer bis zur Mitte der Brücke...

  • Zu meinem Glück war es vom Aventin bis zur Tiberinsel nicht weiter als ein Steinwurf, zudem verlief der Großteil des Wegs abschüssig zum Tiber hin.


    Erholt erreichte ich die Pons Fabricius die vom linken Tiberufer aus ihre Bögen auf die Insel schlug.
    Gemächlichen Schrittes machte ich mich daran sie zu überqueren. Augenblicklich hielt ich meinen Atem an,
    meine Füße versagten mir den Vorwärtsgang.


    Was ich sah, war SIE!

  • Einen kurzen Moment später hatte ich mich wieder gefaßt!
    In IHREN Balanceakt vertieft hatte sie mich noch nicht bemerkt.
    Langsam schritt ich auf SIE zu.
    Einen Schritt hinter IHR blieb ich stehn,
    immer noch war SIE meiner nicht gewahr.


    Leise und sanft flüsterte ich IHREN Namen,
    "Sinona"

  • Ganz nah war ER bei mir,
    ich sah zu IHM herab und reichte IHM meine Hand.
    Gemeinsam setzten wir uns auf das Brückengeländer.
    Unsere Beine baumelten zum Tiber hinunter,
    unsere Knie berührten einander.
    Seine Hand suchte meine, doch ich legte meine in meinen Schoß.


    "Schön das Du gekommen bist..." brach ich mein Schweigen

  • Meine Hand griff ins Leere,
    sie zog IHRE zurück.
    Wie konnte ich nur so törricht sein!?
    Hier in der Öffentlichkeit war Vorsicht geboten!


    So erwiederte ich ergriffen IHR tief in die Augen blickend


    "Es tut gut Dich wieder zu sehn!" deutlich verspührte ich den schneller werdenen Herzschlag in meiner Brust
    "Gerne bin ich Deinem Schreiben nachgekommen,
    wenn gleich ich noch nicht sicher sein konnte,
    dass ich Dich hier antreffen würde.
    Meine Freude ist nun umso größer!"

  • Mein Herz wurden weich als ER mir in die Augen blickte.
    So lieb, so treu.
    Doch wie sollte es gehen? Jetzt schon gehen?


    "Ich habe meine Berufung, Creticus, meinen Glauben.
    Ich habe ein Versprechen gegeben.
    Wie könnte ich Allekto entkommen, Megaira entfliehn,
    mich vor Tisiphone verbergen?"


    "Ich träume von Ihnen,
    von geflügelten Wesen,
    mit in den Haaren eingeflochtenen Schlangen, Fackeln und Geißeln.
    Blutstropfen treten aus ihren Augen,
    sie gehen mit Brüllen und Bellen einher."


    "Und doch... " ich biss mir auf die Lippen

  • Wie Donner hallten mir IHRE Worte wieder obwohl sie doch so lieblich gesprochen.


    "Um Deine Berufung, wie auch um Deinen Orakelspruch weiß ich,
    allein zu Deiner Bestimmung werden Dich wie auch mich die Götter leiten.
    Mit ihrem Willen und unter ihrem Schutz läßt sich allzeit ein Weg erkennen.


    Hadere nicht mit dem Schicksal,
    ergreife es selbst und folge dem was Dein Innerstes Dir sagt!"

  • Was sagte mein Innerstes? 'NIMM IHN' sagte die eine Stimme
    Schwer wischte ich den Gedanken weg. 'DIENE MIR' die andere
    Ja das war mein Plan gewesen. 'JA UND?' sagte die eine Stimme
    Und ich wollte ihn erfüllen. 'SO IST'S RECHT' die andere


    Zweifelnd besah ich mir die Fluten des Tiber...


    "Was ist mein Schicksal Creticus? Was ist Dein Ziel?
    Ich bin hin und her zwischen Vesta und DIR,
    hin und weg von DIR, nur von DIR, doch kann ich die Furien versöhnen? Was ist mein Ziel?"


    Erkennend besah ich mir die Fluten des Tiber...


    "Ich muss den Knoten lösen um Asien zu gewinnen.
    Ich hoffe DU kannst schwimmen..."


    sagte ich schicksalsergeben und sprang hinunter in den Fluss.

  • IHRE Fragen standen noch im Raum, SIE ließ mir keine Zeit zu antworten schon ward SIE hinabgesprungen.


    Konnte ich schwimmen!?
    Ich wußte es nicht,
    schien gar nichts zu wissen.


    Doch eines wußte ich mit Bestimmtheit,
    die Liebe meines Herzens drohte unter mir in den Fluten zu ertrinken.


    Keine Sekunde des Zögerns,
    ich sprang IHR hinterher!



    Ließen sich Furien, Dämonen, Götter versöhnen und beschwichtigen!?
    Wann sollte es sich weisen wenn nicht jetzt durch UNSER beider Überleben!



    Mit lautem Klatschen tauchte ich in Vater Tiber ein und gelangte nach einigen Armzügen wieder an die Oberfläche des Wassers. Sinona trieb etwa zwei Körperlängen von mir entfernt die Fluten hinunter.
    Wild mit meinen Armen vorwärtsrundernd versuchte ich SIE einzuholen. Gerade noch rechtzeitig war ich auf IHRE Höhe gekommen bevor SIE mir unter meinen Händen ins Dunkel der Fluten zu entgleiten drohte!


    Ich hielt SIE fest,
    hielt SIE so fest ich konnte!
    Bei allem was mir heilig war,
    die Sterne konnten vom Himmel fallen,
    die Welt vergehn,
    nur nicht SIE!
    Bei den Göttern,
    SIE darf nicht von mir gehn!


    Nach weiterem unbarmherzigen Kämpfen mit dem Fluten zeigte sich Vater Tiber gnädig und entließ UNS aus seinen Todeskrallen.
    Beinah der letzten Kraftreserven beraubt wurden WIR am Ufer angespült. Mit letzter Anstrengung zog ich SIE auf die rettende Böschung, kniete mich SIE im Arm haltend, verzweifelnd flehend neben SIE.



    "Meine Liebste!
    DU mein Sein, meine Rettung,
    atme!"



    Hin- und herwogend hielt ich SIE fest!
    Nach bangen Momenten öffneten sich endlich langsam sich IHRE Augen!

  • "DU" sagte ich mit letzter Kraft bevor ich wieder das Bewusstsein verlor.
    Wasser lief in einem stetigen Fluss aus meinem Mund

  • SIE drohte mir wieder zu entgleiten, was sollte ich tun!?


    Schlagartig kehrte mein Verstand wieder zurück und ich besann mich der Stelle wo wir gestrandet waren!


    Die Strömung des Tiber hatte uns auf die Ausläufer des Aventin zugetragen, meine Casa war nur eine kleine Anhöhe entfernt.
    Ich mobilisierte meine letzten Kräfte hob SIE vom Boden auf und trug SIE die Böschung hinauf auf die Strasse.


    Glücklicher Weise kamen gerade zwei Sklaven des Wegs, die einen Karren schoben.
    Ohne zu fragen legte ich Sinona ab, Eile war geboten!
    Noch immer von Wasser triefend hieß ich die Sklaven an sie mögen mir das kurze Stück den Hügel hinauf beim Schieben helfen was sie umgehend und ohne zu fragen taten.


    Nach kurzem Weg trafen wir bei der Casa ein.

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