Kandidatur zum Cursus Honorum [06/09] – Marcus Decimus Livianus

  • Wieder einmal standen Wahlen zum Cursus Honorum an und wieder einmal war der Senat deshalb zusammengekommen, um sich die Bewerbungsreden der Kandidaten anzuhören und die Männer zu befragen, die ein öffentliches Wahlamt anstrebten.




    Einer der beiden amtierenden Consuln rief sie auf und unter den Kandidaten war auch:
    “Marcus Decimus Livianus, Sohn von Quintus Decimus Mercator, Senator und ehemaliger Legatus Legionis der Legio I Traiana, geehrt mit der Corona Obsidionalis und erst vor kurzem nach Rom zurückgekehrt, wie ihr alle wisst.
    Marcus Decimus Livianus kandidiert als Praetor und wird jetzt zu euch sprechen.“

  • Nach dem offizielle Empfang am Forum Romanum durch den Consul und den römischen Senatoren und dem anschließenden Bericht, den Livianus und seine Gefährten dem Senat vorgetragen hatten, war dies das erste Mal, dass der Decimer wieder an einem Sitzungstag teilnahm. Der Termin war nicht zufällig gewählt und Livianus Ärzte hatten ihm geraten sich noch etwas zu schonen, doch der Senator, der sich noch nie zu jenen zählte, die bereits bei den kleinsten Wehwehchen das Bett hüteten, ließ es sich nicht nehmen, alle Ratschläge auszuschlagen und seinen Kopf durchzusetzen. So kam es auch, dass er sich lieber wieder in die Arbeit stürzen wollte und nach einer neuen Aufgabe suchte, anstatt sich auf Sommerfrische zu begeben und nach den Strapazen der letzten anderthalb Jahre so richtig zu entspannen.


    Es war ein merkwürdiges Gefühl gewesen, die Heiligen Hallen der Curia Iulia zu betreten und seinen angestammten Platz in den Bankreihen der Senatoren einzunehmen. Bei seinem Empfang durch den Senat fühlte er sich mehr als Gast als tatsächlich als Mitglied dieses Hauses. Doch heute war das anders. Er wurde bereits vor der Curia von einigen Senatoren in Empfang genommen und herzlich begrüßt und war schließlich zu Sitzungsbeginn mit allen Anderen in die Halle eingezogen. Auch wenn er nicht jeden Blick erwiderte, so konnte er regelrecht spüren, wie die meisten der Anwesenden neugierig in seine Richtung blickten. Dies hatte vermutlich nicht nur mit seiner unerwarteten Rückkehr zu tun, sondern auch mit der Tatsache, dass sich sein Name bereits am ersten Tag seiner Anwesenheit auf einem der Tagesordnungspunkte wieder fand. Sicher ungewöhnlich, doch für die meisten vermutlich nach einigem Überlegen auch irgendwo verständlich und nachvollziehbar. Ein Mann der sein Leben lang eine Aufgabe inne und Ziele verfolgt hatte, der konnte nicht von einem Tag auf den anderen abschalten und sich zur Ruhe setzen. Schon gar nicht, wenn er einen derartigen Schicksalsschlag erleiden musste, wie es bei Livianus der Fall war. Als der Consul schließlich auf die Wahlen zu sprechen kam und den Namen des Decimers aufrief, erhob sich Livianus von seinem Platz und trat in die Mitte der Halle. Mit einer dankenden Geste nickte er dem Consul zu und wandte sich dann an die Senatoren, die ihn bereits teilweise nachdenklich musterten.


    "Consul, ehrenwerte Senatoren!


    Über meine Laufbahn, meine gesellschaftliche Stellung oder meine vergangenen Taten möchte ich heute kein unnötiges Wort verlieren. Ich denke, dass all diese Punkte einem jeden einzelnen von euch bestens bekannt sind. Im Gegenteil trete ich heute vor euch, nicht als Kommandeur einer Legion, nicht als Feldherr oder als Statthalter, sondern als einfacher Bürger Roms, der sich und seine Kraft nach langer Zeit des Ausharrens und der Hoffnung wieder zurück in den Dienste Roms stellen möchte.


    Ich hatte in den letzten Monaten vermutlich länger Zeit mir über die Zukunft - über meine Zukunft, die meiner Mitmenschen und die unseres Reiches - Gedanken zu machen als die meisten anderen vor mir, und glaubt mir daher wenn ich euch sage, dass trotz allem was mir widerfahren ist, nichts erstrebenswerter sein könnte, als auch weiterhin und vielleicht sogar mehr als je zuvor unserem Kaiser, dem Senat und dem gesamten Volke Roms zu dienen.


    Meine Kandidatur ist nicht leichtfertig oder unüberlegt und auch wenn mir die meisten von euch, wie auch meine Ärzte, eher raten würden nach all den erlebten Strapazen der Gefangenschaft und der anschließenden Flucht noch für einige Zeit leiser zu treten, so kann ich euch versichern, dass ich mich bereits jetzt stark genug fühle um den Aufgaben eines Praetors gewachsen zu sein.


    Diese Kandidatur ist für mich zugleich ein Zeichen, dass wir nicht nur dem Volke Roms, sondern auch all unseren Feinden setzen sollten. Ein Zeichen das verdeutlichen soll, dass Rom durch keine Macht der Welt aufzuhalten oder unterzukriegen ist und dass es einzig und allein die römischen Götter sind, die über die Zukunft der gesamten Welt entscheiden. Die Parther haben den Krieg der nun knapp anderthalb Jahre zurück liegt weder gewonnen weil sie uns überlegen waren noch überlebt weil sie uns zurückschlagen konnten. Rom allein hat entschieden, sich in seiner unvorstellbaren Trauer um den verstorbenen und zu den Göttern aufgestiegenen Kaiser Ulpius Iulianus zurückzuziehen und den Shah in Shah samt seinem barbarischen Volk zu verschonen. Und die römischen Götter waren es auch die in ihrer unendlichen Weisheit entschieden haben, dass ein Senator und Feldherr der römischen Truppen im Feldzug gegen die Parther nicht in Feindeshand verbleiben, sondern zurück nach Rom kehren soll. Mir wurde damit ein zweites Leben geschenkt, doch könnte es nicht auch zugleich bedeuten, dass uns die Götter damit klar zu verstehen geben wollen, dass der Pax deorum zwischen ihnen und dem römischen Volk nach wie vor unangetastet fortbesteht? Ich denke schon und was könnte nach all diesen Begebenheiten und Erfahrungen von mehr Symbolkraft zeugen, als meine Kraft und meinen Tatendrang wieder in die Dienste Roms zu stellen und der Welt damit zu zeigen.....


    Ich lasse mich nicht unterkriegen!


    Ebenso wie sich das römische Volk niemals niederringen oder unterkriegen lassen wird. Ich glaube fest daran und habe während meiner Gefangenschaft viel über Recht und Unrecht am eigenen Leiben erfahren müssen. Daher bin ich überzeugt, dass ich Rom ein gerechter Praetor und dem Senat ein würdiger Magistrat wäre.


    Ich danke euch."


    Livianus hatte diese flammende Rede sichtlich bewegt. Er glaubte fest an das was er gesagt hatte, an den Willen der Götter und an seine Pflicht, die ihm mit dem Geschenk seiner Freiheit auferlegt worden war. Es sollte allen zeigen, dass Rom nicht unterzukriegen war und ein rechtschaffener Römer vorrangig an das Wohle Roms dachte, egal was er dafür erdulden oder erleiden musste. Für ihn war es selbstverständlich, wieder zurück in die Dienste des Reiches zu kehren – nach knapp drei Jahrzehnten als Soldat, Tribun, Legat, Stadtpräfekt von Rom und nicht zuletzt Magistrat im Cursus Honorum kannte er es nicht anders und es war aus seiner Sicht noch lange nicht Zeit sich zur Ruhe zu setzen.

  • Es war eine Weile still, nachdem der Decimus den Senat mit seiner Kandidatenrede berieselt hatte. So recht viel Avarus auch keine Frage ein, die es lohnte zu stellen, denn er war mit Sicherheit der Meinung das diese Kandidatur richtig war. Als er noch ein Augenblick gewartet hatte, erschien ihm doch noch eine Frage auf den Lippen:


    "Welchen Praetorposten favorisierst du, Decimus Livianus. Den eines Praetor Peregrinus, der über das Recht und Unrecht jener Streitfälle richtet an denen Peregrini beteiligt sind oder ist es eher der Richterstuhl des Praetor Urbanus, der dich mehr interessiert?"


    Sollte es eine Möglichkeit geben, das später nach den Wahlen der Senat eine Entscheidungsgrundlage benötigte, war es oft einfacher die Posten ideal zu besetzen, wenn man die Wünsche der Kandidaten schon von vornherein wußte.

  • "Ich favorisiere das Amt des Praetor Urbanus. Auch wenn die Rechtsprechung über Perigrini einen ebenso wichtige Rolle im römischen Rechtsystem darstellt, fühle ich mich doch eher den rechtlichen Anliegen der römischen Bürger verpflichtet."


    Livianus drehte sich langsam im Kreis und ließ seinen Blick über die Sitzreihen der Senatoren gleiten. Vielleicht gab es ja noch weitere Fragen oder Anmerkungen, die jemand vortragen wollte, ehe der Consul zum nächsten Tagesordnungspunkt überging.

  • Sedulus wußte nicht ob er sich nun zu Wort melden sollte oder nicht, aber er tat es.


    Nun denn Senator Marcus Decimus Livianus wirst du mir auch sagen können was man deiner Meinung nach mit Menschen die von Milites der CU bei frischer Tat und mit einer Waffe in der Hand welche sich im Pomerium befinden und sich der Verhaftung widersetzen macht?


    Dabei verschränkte Sedulus seine Arme und blickte starr und kalt den Senator an welchem er diese Frage stellte und war auf die Antwort gespannt.

  • Livianus versuchte es zwar anfänglich zurück zu halten, konnte jedoch ein kleines Schmunzeln nicht unterdrücken, als er diese ausgesprochen ungeschickt formulierte Frage aus den Reihen der Senatoren hörte. Er sammelte sich kurz und suchte nach den richtigen Worten, um nicht all zu amüsiert bei seiner Antwort zu klingen.


    "Nun Senator. Würde ich für das Amt des Praefectus Urbi kandidieren, das jedoch meinem Wissen nach immer noch direkt vom Kaiser besetzt wird, so könnte ich dir vermutlich darauf antworten. Als Kandidat um das Amt des Praetors muss ich dir leider sagen, dass mich ein solcher Vorgang erst interessieren würde, wenn jemand mit konkreten Anschuldigungen vor der Stella Curulis erscheint und einen Rechtsspruch fordert. Die CU wird vermutlich am besten wissen, wie sie mit jemanden umgeht, der sich ihren Verhaftungsversuchen widersetzen möchte."

  • Naja, da liegst du leider Falsch Senator. Aber das macht auch nichts.


    Aber was würdest du mit Leuten machen die einen Gefangenen aus dem Carcer holen welcher dort eben wegen jenem Verbrechens welches ich schon angeführt habe und nebenher noch Diebstahl und Mordversuch einsitzen? Was sollte man mit solchen Leuten machen die dies nur können weil sie z.B. Legaten sind und meinen das Gesetz brechen zu können nur weil sie eine gehobene Position inne haben? Wie würdest du dort verfahren? Und ich möchte wissen was du tun würdest!


    Sedulus ließ dich Knöchel seiner Finger knacken als er diese zu einer Faust ballte. Einige seiner Nachbarn zuckten ob dem Geräuch zusammen.

  • Livianus Lächeln verschwand aus seinem Gesicht. Nun wurde es ihm zu bunt. Wer war dieser Senator und was wollte er eigentlich? Diese Frage stellte sich der Decimer einige Male, als er den deutlich jüngeren Mann mit seinen Blicken musterte und sich zugleich eine Antwort zu Recht legte. Seine erste Frage war schon ein Widerspruch in sich. Die Täter widersetzen sich den Ausführungen nach der Verhaftung und sind also de Facto nicht verhaftet. Was sollte man also auf eine solche Frage antworten, die derart ungeschickt gestellt worden war.


    "Ich denke eigentlich ganz und gar nicht das ich falsch liege und um ehrlich zu sein weiß ich nicht wohin uns dieses merkwürdige Frage und Antwort Spiel führen soll. Ich glaube nicht das die römische Rechtssprechung derart einfach ist, dass man anhand einiger in den Raum geworfenen Tatbestände einen Rechtsspruch erwarten kann und ich hoffe innständig, dass auch du nicht einer solchen Meinung bist, da ich ansonsten deine Eignung als Mitlied diese altehrwürdigen Gremiums anzweifeln müsste.


    Deine bisherigen Angaben, sowohl zu deinem ersten, als auch zu deinem zweiten Beispiel reichen nicht einmal annähernd aus um überhaupt bestimmen zu können, in welchen Zuständigkeitsbereich diese Delikte fallen und welches Iuridicum sich damit zu befassen hat. Handelt es sich bei deinen Tätern um Römer, um Perigrini, wo findet das ganze überhaupt statt, hat der Legat römische Truppen für diesen Ausbruchsversuch eingesetzt oder als Privatmann gehandelt…… ach……"


    Livianus winkte in Richtung des Senators ab, der diese Diskussion angezettelt hatte.


    "Wenn du dich in der römischen Rechtspflege nicht auskennst Senator, belästige bitte jemand anderen mit deiner Unwissenheit, aber verschone mich und diese heiligen Hallen damit."

  • Nun Senator Livianus meine Meinung steht hier nicht zur Debatte. Aber da du für ein solches Amt kandidieren möchtest, so hat mich eben deine Meinung interessiert und ich denke mit recht.


    Warst nicht DU es der einen Gefangenen deinen Neffen? aus dem Carcer geholt hast welcher genau diese Verbrechen die ich soeben angeführt habe begangen hat und laut Gesetz hätte verurteilt werden müssen?! Ich war damals noch Optio aber ich kann mir Gesichter relativ gut einprägen so wie auch diverse Szenarien und dieses hier werde ich wohl nie vergessen!


    Die Würfel waren gefallen.
    Sedulus wandt sich nun an den Rest des Gremiums.


    Väter Roms nun frage ich euch. Sollte man einen solchen Mann der das Recht mit Füßen tritt zu einem Richter machen der über Gut und Böse, Richtig oder Falsch urteilen soll? Sind wir schon so weit gesunken? Ich hoffe doch nicht!


    Sedulus blickte starr in die Gesichter der anwesenden Senatoren.

  • Livianus ballte seine Hand zu einer Faust und starrte verärgert und plötzlich auch entsetzt in die Richtung des Mannes, der eben diese ungeheuerlichen Vorwürfe gegen einen anderen Senator vor versammeltem Haus geäußert hatte. Was hatte er eben gesagt? Er sah den Mann eindringlicher an und erkannte ihn plötzlich. Es lag bereits Jahre zurück und Livianus hatte dieses Ereignis bisher vollkommen verdrängt, bis es ihm nun wie Schuppen von den Augen viel. Dennoch versuchte er die Haltung zu waren und die Ruhe zu bewahren. Seine Stimme war dennoch ungewöhnlich hart und aggressiv.


    "Hat der Senator denn auch Beweise um diese Anschuldigungen zu untermauern?"

  • Nun so wie du zur Zeit drein schaust Senator, scheint ja einiges dran zu sein. Jemand mit weißer Toga würde wohl anderst schauen.


    Aber zu deiner Frage. Leider wird es wohl keine Beweise mehr geben.
    Doch ich hoffe dem hohen Haus reicht das Wort des Sohnes des Traianus Germanicus Sedulus. Und aus dem Nichts stammt meine Anschuldigung auch nicht. Im Allgemeinen habe ich nichts gegen die Decimer. Mein Onkel der ehrenwerte Senator Avarus ist mit einer Decima verheiratet und ich habe einen guten Freund aus dieser Gens. Warum sollte ich grundlos sogar noch einen Senator solcher Machenschaften bezichtigen? Es springt ja noch nicht ein mal etwas für mich dabei heraus!


    Mehr hatte Sedulus nicht zu bieten. Das Messer mochte wohl noch wo in der Castra sein aber Fingerabdrücke gab es zu dieser Zeit noch nicht. Aber...


    Einen Beweis gibt es sicherlich noch. Hättest du ihn nicht aus dem Carcer geholt und er wäre verurteilt worden, so würde man ihn mit Sicherheit noch im Carcer vorfinden oder er wäre in die Verbannung geschickt worden!

  • Der Sohn des Germanicus Sedulus also und damit auch der Neffe von Avarus. Welches merkwürdige Spiel das Schicksal hin und wieder mit einem trieb. Ausgerechnet vom Neffen des Mannes vor dem versammelten Senat derart in Verlegenheit gebracht worden zu sein, dem Livianus letztlich ebenso seine Freiheit zu verdanken hatte wie seinen eigentlichen Befreiern. Der Senator hatte nun zwei Möglichkeiten. Die eine war es die Angelegenheit einfach abzustreiten, die andere war es die ganze Sache richtig zu stellen. Ersteres wäre vermutlich problemlos möglich gewesen und hätte dem Decimer wohl nicht einmal besonders viel Mühe gekostet, doch einerseits lag es nicht in der Natur des Senators, noch konnte er damit leben, einen Zweifel an seiner Person im Raum stehen zu lassen.


    Er nickte dem Senator daher anerkennend zu. Dieser Schachzug war einfach brillant gewesen. Eine derart alte und eigentlich harmlose Geschichte wieder aufzurollen und sie noch dazu auf eine Art und Weise ins Negative zu rücken, die einem Schausteller gerecht wurde. Das war wahrlich die große Kunst der Politik, die Livianus nach wie vor nicht beherrschte und eigentlich auch nicht beherrschen wollte. Schließlich wandte er sich an die Senatoren, die nach diesem Vortrag von Sedulus in wildes Gezeter und Gerede verfallen waren. Livianus hingegen wirkte wieder besonnen.


    "Senatoren! Ich bitte euch.


    Ich muss euch gestehen, dass in dieser Geschichte, so wie in fast allen Geschichten und Legenden, ein kleiner Funken Wahrheit steckt, der jedoch von Senator Germanicus schamlos verdreht und manipuliert wurde. Ich möchte diese ungeheuren und haltlosen Anschuldigungen nicht einfach so im Raum stehen lassen und mich dazu äußern."


    Bisher hatte Livianus mühe gehabt die Senatoren zu übertönen, doch nun kehrte wieder nach und nach Ruhe in der Senatshalle ein und der Senator konnte mit seinen Worten fortfahren.


    "Wahr ist, dass mich die Cohortes Urbanae vor mehreren Jahren darum gebeten hatte, mir einen Mann anzusehen, bei dem es sich Vermutungen zu Folge um einen Decimer handelte. Wie sich heraus stellte, war es tatsächlich mein Neffe, der sich von der Familie abgewandt hatte und……. sagen wir einmal…… in schlechte Gesellschaft geraten ist.


    Ich verweigere mich jedoch vehement der vorgebrachten Anschuldigung damit wider unserer Gesetze gehandelt zu haben. Mein Neffe wurde mit Einverständnis der Cohortes Urbanae in meine Obhut übergeben. Senator Germanicus versucht es nun so hinzustellen, als hätte ich ihn gar mit Waffengewalt aus dem Gefängnis befreit. Nein! Die CU hat mir meinen Neffen, der wegen kleineren Delikten in Gewahrsam genommen wurde, aus freien Stücken übergeben mit dem gleichzeitigen Versprechen, dass meine Familie für alle vermeintlichen Straftaten geradestehen, mein Neffe sich gegebenenfalls auch vor Gericht dafür verantworten wird und ich ihn damals selbst unter Hausarrest gestellt habe. Was der Senator dabei unerwähnt lässt ist die Tatsache, dass es bis heute weder zu einer Anklage noch zu einem Gerichtsverfahren gekommen ist. Allein daraus ist zu erkennen, dass es sich bei den Delikten um Bagatelle gehandelt hat. Dumme Jugendstreiche meines Neffen, aus denen mir Senator Germanicus nun einen Strick drehen möchte um meine Glaubwürdigkeit in Frage stellen zu können. Manches hat sich wohl tatsächlich nicht geändert."


    Livanus schüttelte den Kopf und wandte sich angesprochenen Germanicus kurz zu, um ihn mit einem vorwurfsvollen Blick zu bedenken. Mit einem solchen Untergriff gegen seine Integrität hatte er wahrlich nicht gerechnet und war sichtlich enttäuscht. Doch solche Rundumschläge gehörten heute wohl zur aktuellen Politik und man konnte sich ihrer nicht erwehren, ganz egal welche Ehren man sich im Laufe seines Langen Lebens erarbeitet hatte. Dann wandte er sich wieder zu den Senatoren, fast als hätte er etwas vergessen zu sagen und wollte es nun noch hinzufügen.


    "Und eines noch wehrte Senatoren. Das es sich nicht um einen Schwerverbrecher handelt, den ich, so wie Senator Germanicus es gerne sehen würde, gesetzeswidrig aus dem Gefängnis geholt habe, möchte ich noch anmerken, dass es sich bei besagten Neffen um Decimus Serapio handelt, der mittlerweile selbst einer der besten Offiziere der Cohortes Urbanae ist und soweit ich weiß vom Kaiser mit der Ritterwürde geehrt wurde. Wenn ich mich nicht täusche und meine Informationen richtig sind wurde er vor kurzem sogar vom römischen Volk und der Acta als eine Art Held des Alltags gefeiert. Es beweist mir, dass ich wohl damals richtig gehandelt habe.


    Ich hoffe das zeigt euch, wie Lächerlich die Anschuldigungen des ach so pflichtbewussten und ehrenwerten Senators ist, der merkwürdiger Weise mit seinen haltlosen Offenbarungen und zusammen gesponnen Anschuldigungen bis zu einem Zeitpunkt gewartet hat, wo er mir persönlich am meisten schaden könnte. Eine Schande ist das."


    Livianus neigte sein Haupt und schüttelte es, um damit seine Verständnislosigkeit auszudrücken, die er für diese neue Generation an Senatoren empfand, die keine Möglichkeit ausließen, einen möglichen politischen Gegner zu verunklimpfen oder mit allen Mitteln in ein schlechtes Licht zu rücken. Vermutlich war er nicht der einzige der kein Verständnis für diese Vorgehensweise hatte. Doch nun hoffte er auf das Verständnis der Senatoren, die vermutlich ebenso gehandelt hätten.

  • Sedulus zog eine Augenbraue hoch und lächelte nur als er von Livianus hörte ach wie harmlos dies alles gewesen sein soll.


    Was sind bei dir Senator Livianus denn erst schwerere Vergehen wenn denn Widerstand gegen die Staatsgewalt, Mordversuch und Waffentragen im Pomerium unter wie du es nennst dumme Jugendstreiche und harmlos einstufst? Ich kann mir nicht vorstellen das du damit als Praetor sehr glaubwürdig rüberkommen würdest. Und was dieses Einverständnis angeht... Ich war mit einem Kollegen der verantwortliche Offizier dieses Falles und mein Einverständnis hattest du mit Sicherheit nicht. Oder glaubst du ich lasse Verbrecher die mich ermorden wollten einfach mal eben so ziehen und weil der Onkel mit irgendeinem Wisch herumwinkt? Ich glaube nicht!
    Mag sein das er jetzt als großer Mann dasteht dein ach so sauberer Neffe werter Senator Livianus, doch bedenke, all das könnte oder wäre er nicht wenn man ihn seinerzeit seiner gerechten Strafe zugeführt hätte ob er nun Ritter, Held des Alltags oder sonst was ist. Seine Vergangenheit wird immer einen Schatten auf ihn und wie du selbst siehst auf dich werfen.
    Die werten Senatoren mögen das vielleicht vergessen, aber das er mich mit einem Messer und noch dazu im Pomerium ermorden wollte, das werd ich in meinen Lebzeiten nicht vergessen, das sei dir gewiss!


    Und was die Sache mit der Anklage angeht... Wie soll man eine Anklage einreichen, wenn der zu Anklagende von seinem Onkel aus dem Gewahrsam entfernt und so wo hin geschleift wurde. Ein wenig paradox nicht?


    Sedulus ballte erneute eine seiner Hände zu Faust.


    Die Frage ist hier doch werte Senatoren was hier lächerlicher ist, meine wie der "werte" Senator Livianus dort euch glauben machen will nicht haltbaren Anschuldigungen oder seine Kandidatur als Praetor!
    Ich habe keinen versuchten Mörder aus dem Carcer befreit, das war der Mann, der nun meint das Recht vertreten zu wollen. Das ich nicht lache!


    Der Diebstahl mochte eine Sache gewesen sein, das wäre Sedulus egal gewesen. Aber der Anschlag auf sein Leben, das bei den Göttern war dann doch ganz was anderes.

  • Sedulus konnte es anscheinend einfach nicht sein lassen und Livianus wirkte bereits äußerst genervt über die ständig neuen Einwürfe und Anschuldigungen des Senators. Er wandte sich diesen also wieder zu und setzte eine fragende und fast amüsierte Mine auf. Nun wollte er den Spieß einmal umdrehen.


    "Vielleicht möchtest du dem Senat auch erklären wie ich dann mit meinem gefangenen Neffen, einem Schwerverbrecher, wenn man deinen Ausführungen glauben schenkt, die Castra Praetoria verlassen konnte, wenn ihr, die verantwortlichen Offiziere, nicht einverstanden damit wart? Du sprichst die ganze Zeit davon, dass ich ihn befreit habe. Ich habe ihn mitgenommen, ja. Aber befreit? Ich bitte dich Senator. Habe ich mich etwa in Luft aufgelöst oder mir den Weg an euch vorbei gekämpft?


    Und vielleicht könntest du dem Senat auch danach gleich deine Gründe darlegen, die dich dazu veranlasst haben mit diesem Wissen nicht sofort zum Praetor oder sogar zum Kaiser zu gehen oder dich einfach an deine Vorgesetzten zu wenden, sondern damit Jahre zu warten, ehe du sie hier nun vorbringst. Ich selbst war zwar zwischenzeitlich in parthischer Gefangenschaft, aber mein Neffe hat hier in Rom ein nicht gerade unauffälliges Leben gelebt, wie ich selbst erst vor kurzem erfahren habe – und schließlich ist es doch er, den du hier wie einen Schwerverbrecher hinstellst.


    Wie konntest du es nur zulassen, dass ein solcher Mann wie du ihn eben beschrieben hast vor deinen Augen sogar Offizier bei der Cohortes Urbanae und schließlich vom Kaiser zum Eques ernannt wird. Selbst als du über ihn in der Acta lesen konntest und er dort als Held gefeiert wurde hast du deine Anschuldigungen für dich behalten. Was sollen den Senatoren nun davon halten Senator? Was sind deine Beweggründe für diese merkwürdige Vorgehensweise und wie steht es in dieser ganzen Geschichte nach diesen Fragen nun um deine Integrität?


    Und wenn du mit deinen Ausführungen fertig bist, wäre es auch endlich angebracht mir konkrete Anschuldigungen zu nennen, die du hier vor dem Senat gegen mich vorbringen möchtest. Bisher haben wir nur abenteuerliche Geschichten gehört, aber keine stichhaltige Straftat, die ich in deinen Augen begangen haben soll und die mich nun für das Amt des Praetors disqualifizieren. Glaube mir Senator, abenteuerliche Geschichten habe ich bereits zu genüge selbst erlebt. Dazu brauche ich kein Vatersöhnchen, das sich bisher vermutlich keine hundert Meilen aus Rom heraus gewagt hat. Ich will endlich hören was ich deiner Ansicht nach getan habe, außer meinen Neffen von der Castra Praetoria abzuholen."


    Einige Senatoren die hinter Livianus standen, konnten sich ein Lachen zu seinem übertriebenen Auftritt und seiner Anspielungen nicht verkneifen und sahen gespannt zu Germanicus Sedulus, der nun an der Reihe war Stellung zu beziehen. Ein zurück gab es nun für keinen der beiden Kontrahenten.

  • Wie schon erwähnt Senator war ich zu der Zeit Optio um deinem Gedächtnis nur mal eben auf die Sprünge zu helfen solltest du es vorhin nicht mitbekommen haben. Was würdest also du tun wenn ein Legat in voller Montur vor dir stehen würde und dir irgendwelche Geschichten auftischen würde? So nanntest du es eben doch nicht wahr? Aber sollte ich irgendwann einmal die Möglichkeit haben dies wieder gut machen zu können und mag es in meinem nächsten Leben sein, so werd ich dir und das kannst du mir glauben mein Gladius in den Oberschenkel rammen!


    Und zu deiner Information Senator, war ich beim Praetor. Aber leider muß ich wohl dort gerade zur falschen Zeit erschienen sein, oder ich war ihm ein noch zu kleines Licht oder was auch immer. Irgendwie meinter er nur, wo kein Gefangener so keine Anklage... Und wir wollen es doch nicht übertreiben, der Imperator hat wohl anderes zu tun als Verbrechern hinterher zu jagen.


    Sedulus winkte ab.


    Glaubst du vielleicht ich hätte nichts anderes zu tun als die Acta zu lesen? Senator, wo lebst du eigentlich?


    Scheinbar hatte er in der Gefangenschaft ein klein wenig gelitten.


    Und glaube mir, wenn es nach mir gegangen wäre, wäre dein doch so sauberer Neffe kein Eques geworden. Aber leider erfährt man so etwas ja dann immer erst wenn es zu spät ist!


    Wer hat denn hier von einer Straftat gesprochen mein lieber Senator Livianus? Ich wollte den werten Senatoren nur vor Augen führen wie mancher mit unserem Recht umgeht und es nach seinem Gusto missbraucht?
    Und was deine Abenteuer angeht, so habe ich auch einige hinter mir. Und glaube mir Senator Livianus, deine Kandidatur ist eines der Größten bei welchem ich teilhaben durfte. Somit gebührt dir sogar noch meinen Dank!


    Sedulus verneigte sich ein klein wenig um dies auch zu unterstreichen.


    Ach, und was das Vatersöhnchen angeht, so bist du noch schlechter informiert als ich dachte bzw. kannst du einfach nicht zuhören. Da ich in Mogontiacum geboren wurde als mein Vater dort Statthalter war, du erinnerst dich vielleicht, ich hatte seinen Namen eben schon erwähnt, war ich sehr wohl weiter als nur deine läppischen hundert Meilen von Rom entfernt und bin wohl auch schon in jungen Jahren mehr herumgekommen als du es jeh schaffen wirst!


    Nicht nur ein Sentor Livianus konnte übertreiben, nein ein Senator Sedulus konnte dies auch. Und so kicherten auch bei seinen Worten einige Senatoren.
    Nun mochte auch Sedulus nicht mehr. Was er zu sagen gehabt hatte, ist er losgeworden. So setzte er sich also wieder.

  • Es war eigentlich eine unglaubliche Fügung des Schicksals, die diese alte und in Livianus Augen unbedeutende Geschichte am heutigen Tage wieder mit einem Paukenschlag zurück in die Gegenwart gebracht hatte. Für einen kurzen Moment flammte der Zorn in Livianus auf, doch von anderen unbemerkt, hatte er sich sofort wieder unter Kontrolle und ließ das eben geführte Wortgefecht noch einmal ohne eine Spur von Hass oder Wut vor seinem geistigen Auge Revue passieren. Er hatte in den letzten Monaten zuviel erlebt um sich über eine verbale Auseinandersetzung übermäßig zu ärgern oder sich gar zu vergessen. Ganz im Gegenteil war er erschüttert, als er die letzten Wortmeldungen des Senators hörte. Er gab hier vor aller Augen und Ohren des versammelten Senats offen seinen Wunsch zu, Livianus mit einem Gladius durchbohren zu wollen. Auch die Anmerkung mit dem nächsten Leben, was die damit verbundene Straftat einer Bedrohung in keinster Weise abschwächte, entsetzte den Decimer aus tiefstem Herzen.


    Was war nötig um in einem Menschen derartig tiefe Hassgefühle auszulösen, dass er offen solche Drohungen und undenkbaren Wünsche aussprach? Bis auf diese bereits ausgiebig breitgetretene Begegnung in der Castra, war er weder diesem Senator, noch seinem Vater je begegnet. Sein Onkel war mit einer Verwandten verheiratet und auch sonst viel Livianus nichts ein, dass der Gens Germanica oder diesem Mann jemals angetan haben konnte, dass eine solche Reaktion rechtfertigte. Er konnte sich also beim besten Willen nicht vorstellen, was Sedulus zu einer derart unüberlegten und aggressiven Aussage hinreißen konnte. Wäre Livianus der Heißsporn von früher gewesen, hätte er vermutlich erwidert, dass Sedulus nicht bis zum nächsten Leben warten musste um seinen Wünschen freien Lauf zu lassen, doch hatte ihm vermutlich das Alter und die Erfahrungen der Gefangenschaft zurückhaltender und auf eine gewisse Art und Weise vernünftiger werden lassen, als er sich meistens eingestehen wollte. Als römischer Bürger einen Römer zu töten oder sein Leben zu bedrohen war mitunter das unverstellbarste, was es in der römischen Gesellschaft gab. Selbst einen Mörder oder Schwerstverbrecher musste der formelle Prozess gemacht werden, ehe man eine Todessprache aussprechen konnte, sofern es sich um einen römischen Bürger handelte. Dieser Mann jedoch machte selbst vor einem Senator nicht halt.


    Und nun, wo Senator Germanicus endlich offen einräumte, dass Livianus als solches eigentlich keine Straftat begangen hatte, war diese aggressive Haltung noch unerklärlicher als zuvor. Livianus war sprachlos. Er konnte nichts mehr darauf erwidern und sah den jungen Senator einfach nur mit einem Ausdruck aus Mitgefühl und Besorgnis an. Selbst das sonst so oft gebrauchte Kopfschütteln in merkwürdigen oder bedenklichen Situationen war nicht bei dem Decimer zu sehen, der Mitten in der Halle des Senats stand und die Welt nicht mehr verstand. Er wirkte sichtlich geschockt über das eben gehörte. War das der Senat dem er sein Leben lang gedient, sein Wirken gewidmet und fast sein Leben geopfert hatte? War das der Respekt und der Dank einer jungen Generation von Senatoren die allem Anschein nach nichts mehr mit Begriffen wir Tugend, Ehre oder Respekt etwas anzufangen wussten? War das die Art Auseinandersetzung die nun als hier in den heiligen Hallen des Senats an der Tagesordnung standen? Livianus starrte noch eine Weile Fassungslos in die Richtung des Germanicus, selbst als dieser sich längst gesetzt hatte, bis er sich wieder halbwegs aus seinen Gedanken reißen konnte und fast wie in Trance seinen Blick durch die Reihen der Senatoren gleiten ließ.

  • Bei seiner Nennung wäre Germanicus Avarus gern im Boden versunken oder mit einen Schnippen unsichtbar geworden. Über den ganzen sich immer weiter aufschaukelnden Disput hinweg stieg sein Blutdruck stetig mit. Vor wenigen Tagen auf dem Forum hatte er seinen Neffen noch zum Einhalt geboten und irgendwie hatte er auch gehofft, das Sedulus den Friedensgedanken in sich trug. Jetzt da er wie eine Furie durch den Senat gepoltert war, kochte sein Onkel vor Wut und hatte Mühe den Mund geschlossen zu halten. Zu Hause sollten sie sich sobald nicht über den Weg laufen!

  • Für Durus war diese Kandidatur eine Überraschung gewesen. Kaum hatte der Decimer seine Rückkehr nach Rom gefeiert, schien er bereits sofort in das öffentliche Leben einsteigen zu wollen, ohne dass er überhaupt wissen konnte, welche neuen Entwicklungen sich in den letzten Monaten ergeben hatten. Auch die Rede konnte dies nicht erklären, sondern wirkte eher pathetisch und...gewöhnlich.


    Doch mit einem Male wurde Angelegenheit doch noch interessant, als sich Sedulus zu Wort meldete: Eine Rechtsbeugung wurde vorgeworfen! Das war ein starkes Stück, besonders, wenn man Derartiges mitten im Senat äußerte! Zwar war Durus nicht unbedingt ein besonders guter Freund von Livianus, dennoch überwog letztendlich doch der Zorn über die Respektlosigkeit des Germanicers. Auch Durus hatte sich damals um Antoninus' Freilassung bemüht - obwohl sich dieser als sehr undankbar erwiesen hatte und er ihn weder damals, noch heute mochte. Man sperrte eben keine Verwandten einflussreicher Senatoren ein!


    Aber offensichtlich ließ Livianus sich nur kurzzeitig provozieren, denn plötzlich verzichtete er auf eine Erwiderung und setzte sich. Als ihre Blicke sich kreuzten, war Durus' Blick eher aufmunternd als tadelnd. Zu einem Wortbeitrag ließ er sich jedoch nicht hinreißen - dafür war er nicht gut genug mit dem Decimer befreundet.

  • Die ganze Kandidatur war für Macer schon eine Überraschung gewesen und diese Debatte wurde es nicht weniger. Erst schaffte es Germanicus Avarus, in dieser doch eher außergewöhnlichen Situation eine der gewöhnlichsten Fragen überhaupt zu stellen und dann leitete Germanicus Sedulus ein Rededuell ein, wie es die Curia Iulia und vermutlich auch so manche Basilica, in der Gericht gehalten wurde, in den letzten Monaten nicht erlebt hatte. Macer kam nicht umhin, sich genussvoll zurück zu lehnen und einfach zuzuhören. Die beiden Kontrahenten lieferten sich wirklich einen erstklassigen Schlagabtausch.


    Aber auch das schönste Duell musste einmal zu Ende gehen und Macer nutzte die entstehende Stille für einen eigenen Bietrag. "Decimus Livianus, nachdem wir nun gerade in aller Ausführlichkeit ein punktuelles Detail deiner Vergangenheit erörtern mussten und du dabei meines Erachtens ein verzügliches Gedächtnis für die Ereignisse jener Tage bewiesen hast, möchte ich gerne auf die jüngeren Vergangenheit zurückkommen. Während deiner Abwesenheit aus Rom wurde vielleicht das eine oder andere Gesetz geändert, über dessen Auslegung du als Praetor zu befinden haben müsstest. Können wir und sicher sein, dass du in der Kürze der Zeit die nötige Einarbeitung leisten kannst, um gerecht zu urteilen?"

  • Allem Anschein nach hatten die meisten Senatoren aufgrund des großen Redeschwalls die eindeutige Drohung überhört, die Mitten in Sedulus Sätzen herauszuhören war. Anders konnte sich Livianus nicht erklären, dass keiner der Senatoren oder der Consul darauf einging und den Germanicer in die Schranken wies. Ganz im Gegenteil meldete sich Senator Macer zu Wort und setzte die Befragung fort, als wäre in den letzten Minuten nichts Aufregendes passiert. Livianus beschloss die Sache vorerst auf sich ruhen zu lassen und sich ebenso wieder seiner Kandidatur zu widmen. Er brauchte wenige Momente um sich zu sammeln und seine Gedanken neu zu ordnen, ehe er auf die Frage Macers eingehen konnte. Trotz allem wirkte er immer noch leicht verstört über das eben erlebte.


    "Wenn ich mich nicht irre Senator, ist es keine Vorraussetzung für das Amt des Praetors alle Gesetzestexte auswendig zu können. Zu meinem generellen Fachwissen in diesem Bereich hat sich in den letzten Jahren wohl nichts Grundlegendes verändert und so wie jeder Advocatus, bereitet sich auch jeder Praetor von Fall zu Fall neu auf die Eigenheiten des jeweiligen Themas vor bzw. hat die Möglichkeit die Gesetzesschriften zu konsultieren. Aber ich kann dir dennoch versichern, dass ich mich, so weit es möglich sein wird, über große Änderungen in den Gesetzestexten bereits im Vorhinein informieren werde."

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