• Der Ritt durch den kühlen Morgen war angenehm, doch die Männer hingen ihren Gedanken nach. Immer wieder tauchten Geländepunkte auf welche in ihnen Erinnerungen wachriefen.
    Bald wurde ihr Ritt gestoppt,...Primus ließ halten und sie standen vor einer Schwarz-Grünen Wand.
    Sein Blick glitt von Rechts nach Links,...er erblickte die Stelle durch die sie damals in das Dickicht eingetaucht waren. Vor seinen Augen tauchten die Bilder wieder auf, es war ihm als fühle er die Angst, den Schweiß, als sähe er das beruhigende Lächeln von Sergius,...als höre er das leise Knacken der Äste,...die gedämpften Kommandos von Reatinus,...damals noch Optio...
    Er riss sich zusammen und machte das Zeichen für eine Reihe,....welches die Equites sofort ausführten. Dann wies er nach vorn und die Männer gaben ihren Pferden die Fersen und tauchten unter im Dickicht des Waldes. Es war als tauche man in eine andere Welt ein,...eine düstere, naßkalte Welt, bewohnt von allerlei geschöpfen die sich ängslich oder empört davonmachten,...aber auch bewohnt von den geistern der Vergangenheit,...hunderte sind damals hier gestorben...
    Der Wald war seit dem wieder dichter geworden,...die Orientierung litt etwas darunter aber Primus erkannte manchen Baum an seiner besonderen Form wieder und führte seine Männer in die Richtung des Waldlagers der Briganten.
    Der dichte Wald forderte seinen Tribut,..die Reihe zog sich immer weiter auseinander, weil die Männer umgestürzten Bäumen oder teifhängenden Ästen ausweichen mußten.
    Da tauchten die Überreste einer Umzäunung vor Primus auf und er ließ sammeln.
    Er sandte zwei Späher aus und ließ, nachdem sie zurückkamen absitzen. Die Pferde wurden angebunden und die Equites machten sich auf das Gelände zu Fuß zu erkunden, während zwei Mann bei den Pferden blieben.
    Primus ging mit Lupus durch die Überreste des Lagers. Überall lagen Ausrüstungsgegenstände und verblichene Knochen. Hier fanden die heftigsten Kämpfe statt.
    Sie kamen an eine Stelle an welcher die Palisade vollkommen zerstört war und Primus meinte,


    " Hier sind wir reingegangen,...in Testudoformation,..."


    Er lächelte,...war doch die Testudo der einzig wirksame Schutz gegen das Bombardement aus Pfeilen und Steine welches auf sie hereinbrach. Sein Lächeln verschwand als er eine Stelle erblickte und langsam darauf zuging.

  • Lupus folgte Primus und sah wie dieser sich bückte und etwas aufhob. Primus blieb in der Hocke und betrachtete den Gegenstand in seiner Hand.
    Rings herum durchsuchten die Männer das alte Lager, welches eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Marschlager der Legion hatte. Die Führer der Briganten waren also aller Wahrscheinlichkeit nach EX-Legionäre...Primus hatte sich erhob und wandte seinen Blick in Lupus´Richtung.
    Der Blick war betrübt und es schien Lupus als wären seine Augen ein wenig feucht.
    War hier die Stelle?
    Es war ihm als höre er auf einmal Gefechtslärm und sah sich um,...jedoch gingen die Kameraden ruhig suchend umher. Ein Schauer lief ihm über den Rücken. Er wandte sich an seinen Cousain und fragte,
    Primus,...was ...?

  • Er hatte die Stelle genau wieder erkannt,...genau hier hatte es Sergius erwischt,...ein kurzer Blick aus der Testudo heraus,...das Scutum kurz angehoben, ein verirrter Pfeil bohrte sich in sein Auge,...Sergius war tot bevor er zu Boden fiel. Damals schockierte Primus die kalte Funktionalität der Testudo,...die Lücke welche sein Tod riss wurde sofort geschlossen,...von hinten rückte ein Kamerad nach und sie stampften über Sergius Leichnam hinweg,...weiter...zogen den Stein- und Pfeilhagel auf sich um den Einzelkämpfern die Gelegenheit zum Angriff zu geben.
    Später erst, nach Stunden fand er die Zeit sich zum Körper seines Freundes zu begeben. Es schien als würde er schlafen,...das verbliebene Auge war geschlossen und in seinem Gesicht fand sich keine Spur von Entsetzen, es ist wohl zu schnell gegangen.
    Primus kniete sich damals zu ihm herab und legte ihn in einer geraden Position...fand noch Zeit ihm zwei Münzen auf die Augen zu legen nachdem er den Pfeil entfernt hatte.
    Dieser Pfeil, damals angewidert weggeworfen war nun das einzige Bindeglied zwischen ihm und seinem Freund,...quasi das einzige was von ihm blieb.
    Es war kein Problem ihn zu erkennen, er hatte eine merkwürdige Spitze, versehen mit Widerhaken...und in unmittelbarer Nähe lag eine der Kupfermünzen, welche er Sergius auf die Augen gelegt hatte. Sie mußte wohl beim Abtransport herunter gefallen sein.
    Primus rieb den Dreck von der Münze und warf den Pfeil wieder fort,...die Münze war ein würdigere Relikt als der Gegenstand seines Todes...
    Auf Lupus Frage hin sah er diesen an und meinte,...


    "Ach,...Erinnerungen an einen toten Freund..."


    In diesem Moment kam eine hohle Stimme aus einer der halbverfallenen Unterkünften.


    Ja,...ein toter Freund,...aber du hattest noch einen, auch wenn du ihn vergessen hast Primus!


    Ein Schauer des Entsetzens rann über Primus Rücken. Er wandte sich dem Ursprung der Grabesstimme zu, sah wie auch Lupus seine Spatha zog und einige Kameraden herbeieilten.

  • Lupus schalte sich einen Feigling als ihm die Stimme den Hals zuschnürte,...als probates Mittel dagegen zog er seine Spatha und stellte sich sofort vor seinem Offizier und der Gestalt die sich aus dem Halbdunkel bewegte.
    Die Muskeln und Sehnen seines Schwertarms spannten sich als er die Spatha in Position brachte und rief,
    Halt,...bis hierher und nicht weiter!
    Ein kurzer Ausfallschritt genügte und der Mann wäre einen Kopf kürzer...
    Irgendwas an ihm gab ihm zu denken,...war es dieser merkwürdige Gang?
    Wo hatte er es schon mal gesehen?
    Da fiel es ihm ein,...heute Nacht am Stadttor,...der Mann den man eingelassen hatte,...auch der zog ein Bein nach.

  • Primus sah in ein wettergegerbtes Gesicht, alte, aber zweckmäßige Kleidung verhüllte einen mageren Körper.
    Primus nickte erkennend und meinte,


    " Rufus,...so also sieht man sich wieder!"


    Beruhigend mahnte er die Männer die Waffen sinken zu lassen und legte Lupus die Hand auf die Schulter.


    "Rufus,...du weißt schon, daß du ein Deserteur bist?!...ich könnte dich jetzt und hier exekutieren!"


    Rufus lachte rauh auf und entgegnete,
    Der pflichtvergessene Terentier,...Primus Primus,...denkst du tatsächlich in solch einseitigen Dimensionen?


    Primus trat auf ihn zu und sagte,


    " Einseitige Dimension?...du hast dich damals davongemacht!"


    Rufus entgegnete keck,


    Siehst du das so?...nun,...der nette Bauer, bei dem ihr mich zurück gelassen habt, versuchte mich abzumurksen,kaum daß ihr weg wart!


    Primus sah den alten Kameraden ernst an und entgegnete,


    "Es gibt Regeln Rufus,...als Probatus hättest du zur Legion zurückkommen müssen!...zumal der Artorier damals ein Kommando geschickt hat um dich zu holen..."

  • INzwischen waren auch die Kameraden zu ihnen getreten und sahen den Fremden,..."Rufus" mit ernsten Gesichtern und gezückten Waffen an.
    Doch diesen schien das nicht sonderlich zu beeindrucken.
    Verächtlich musterte er die Umstehenden.
    Lupus musterte den Mann,...kaum zu glauben, daß er zusammen mit Primus in der Grundausbildung war...er wirkte wesentlich älter.
    Gespannt wartete er darauf, was Primus nun befahl...

  • Rufus schüttelte den Kopf und stieß haßerfüllt hervor,
    Regeln?...die Regeln machen die Starken und die Schwachen halten sie ein!
    Er warf seinen Umhang zur Seite und riss ein Gladius hervor. Mit verzerrtem Gesicht sprang er auf Primus zu. Noch bevor die Männer reagieren konnten zog Primus die Spatha, machte einen Ausfallschritt und das Gladius Rufus´stieß ins Leere.
    Primus´Spatha hingegen schlug mit flacher Klinge auf den Nackenbereich Rufus´.
    Zornbebend knurrte der,
    Willst du mich demütigen Primus?...so wie damals?
    Primus schüttelte unmerklich den Kopf und sah Lupus scharf an,...pfiff ihn auf diese Weise zurück.
    Wieder rannte Rufus auf Primus zu, wieder wich dieser aus und ließ die Spatha auf den Oberschenkel des Angreifers klatschen.
    Zornbebend und mit hocherhobener Waffe drang Rufus nun auf Primus ein und kassierte eine flache Klinge auf seinen Bauch und einen mörderischen Haken gegen die Wange, sodaß er benommen zu Boden sank.
    Primus trat das Gladius ausser Reichweite und meinte,


    "...ich habe dich nicht gedehmütigt,...du hast dich stets überschätzt...Rufus,...lass es nun gut sein!"


    Rufus versuchte auf die Beine zu kommen war aber zu benommen um sein Gleichgewicht zu finden. Was er jedoch fand war ein versteckter Dolch,...er holte aus und Primus, gewarnt durch seine Männer wandte sich um und warf dem Knienden Mann seine Spatha entgegen. Der glänzende Stahl drang in Rufus´Brustkorb als sei er aus Butter. Ungläubig starrte dieser auf den Knauf und setzte sich auf seine Fersen.
    Er versuchte zaghaft das Schwert aus sich heraus zu ziehen, jedoch verließen ihn zusehends die Kräfte. Und während die Männer wortlos um ihn herumstanden hockte Primus sich vor ihn hin und hob Rufus´Kinn an. Mit sterbenden Augen sah er Primus an, erkannte ihn ...da legte sich ein friedlicher Ausdruck über seine Züge und er fiel nach vorn gegen Primus und starb.
    Primus ließ Rufus´Leichnam auf den Boden gleiten und legte ihn würdig hin. Er stand auf und meinte,


    "Bestattet ihn,...er hat es verdient!"


    Rufus war kein schlechter Mensch,...er war eigentlich immer nur zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen.

  • Ein wenig betreten starrte Lupus auf den Leichnam. Primus ging weg und Lupus beugte sich zu dem Toten hinab. Sein gesicht war völlig entspannt so als hätte er endlich gefunden wonach er suchte.
    Er zog ihm Primus´Spatha aus der Brust und meinte,
    GUt, ihr habt den Decurio gehört,...Cotta,Titus,Felix, Nepos,...ihr begrabt den Mann hier...der Rest sieht sich weiter um...abite!
    Die vier Ausgewählten traten an den Leichnam hoben ihn an und schafften ihn weg, während die übrigen Equites sich weiter in der zerstörten Banditenfestung umsahen.
    Lupus reinigte Primus´Spatha und machte sich auf der Suche nach ihm.
    Er fand ihn bei den Pferden,...gedankenverloren kraulte er Orcus hinter den Ohren, was dieser sichtlich genoß.
    Er trat zu den beiden und hielt Primus die Waffe hin.
    Hier Primus,...deine Waffe...
    Lupus ahnte was in seinem Cousain vor sich ging und er fragte sich wie er fühlen würde wenn er einen seiner Kameraden aus der Grundausbildung...

  • Primus wandte sich zu Lupus um. Er sah auf die dargereichte Waffe wie auf einen Fremdkörper, griff mechanisch danach.
    Er hielt sie in der Hande und starrte darauf, fing sich jedoch schnell wieder und steckte die Waffe zurück in die Scheide.
    Er straffte sich kurz und meinte,


    " ...ich denke wir sind hier durch Lupus,...wir werden jetzt noch eine Meile im Umfeld den Wald untersuchen und dann zurück zum Lager reiten,..."


    Er blickte auf die Männer die das Brigantenlager untersuchten und fragte,


    "Wo habt ihr Rufus hingeschafft?"


    Er wollte dieses Kapitel seines Lebens ein für allemal abschließen.

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