• Endlich standen wir vor den Toren der Hauptstadt der Welt. Es war eine Wohltat, nach mehreren Wochen des Reisens per Schiff. Zusammen mit meinem Bruder Sabinus hatte ich mehrere Jahre an der Akademie in Athen studiert und wir hatten beschlossen, nach dem Abschluss der Studien gemeinsam nach Rom zu gehen, um die dortigen Verwandten zu besuchen.


    Die mehrwöchige Reise auf See war beschwerlich für mich gewesen und es war beruhigend endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.
    Von Ostia aus reisten wir mit einer Sänfte aus nach Rom, die auf jeder Seite von drei Sklaven getragen wurde.


    Gerade plauderte ich mit meinem Bruder über dies und das, als die Sklaven mit einem Ruck stehenblieben. Mein Bruder sah mich mit fragendem Blick an. Darauf schob ich den Vorhang zurück und wollte den Sklaven, der mir am nächsten stand laut anbrüllen, als ich den Grund sah. Wir standen in einer Schlange von Leuten, die alle am Stadttor Roms um Einlass baten.Und dabei war noch nicht einmal Feiertag. Der Festtag der Luna war doch zu Ende, ging mir durch den Kopf.


    "Sieh mal Sabinus, das kann ja heiter werden. Wenn all die Leute hier in die Stadt wollen, werden wir erst bei Einbruch der Dunkelheit in der Villa Claudia ankommen. Mit so einer Menschenmenge habe ich nicht gerechnet. Hast du eine Erklärung hierfür? Der gestrige Feiertag kann ja nicht der Grund sein."


    Mit diesen Worten wandte ich mich wieder meinem Bruder zu, der seinerseits seinen Vorhang etwas zur Seite geschoben hatte, um den Grund für das plötzliche Stehenbleiben zu erfahren.

  • Sabinus war bereits recht erschöpft. Die Reise war schließlich sehr weit und anstrengend gewesen. Wochenlang verbrachten sie auf diesem schaukelnden Holzkasten, welcher sich Schiff nannte. Tag und Nacht ging es hin und her. In der Nacht was es kalt und windig und am Tag brannte die Sonne gnadenlos auf das Deck. Dann roch es überall nach den stinkenden Seemännern und nach diesem grässlichen Salzwasser. Sabinus war sich sicher, dass er wohl nie gern zur See fahren würde. Angemessenes Wasser, so fand er, gab es nur in einem guten römischen Bad.


    Verus schien die Reise nicht so viel aus zu machen, denn immerhin plauderte er munter vor sich her. Sabinus antworten bestanden meist nur aus einem „Mhh...“ oder „Ahh, ja...“. Verärgert schnaufte er als die Sänfte so ruckartig stoppte und schimpfte: „Grr... dieses Sklavenpack... bekommen die den nichts hin?“


    Als ihm sein Bruder ans Herz legte aus dem Fenster zu schauen beruhigte sich der Claudier etwas und folgte der Empfehlung. Eine lange Schlange reihte sich vor ihnen auf. Schon kehrte die Verärgerung zurück: „Wie wundervoll! Natürlich klar das so etwas nach einer langen Reise auf diesem stinkenden Schiff passieren muss!“ Etwas ruhiger Antwortete Sabinus auf die berechtigte Frage seines Bruders: „Wohl kaum, dann würden die Leute ja aus der Stadt kommen und nicht in sei hinein gehen. Ob diese Leute vielleicht alle zur Megalesia wollen?“ Aber auch das war nicht besonders logisch, denn warum sollte man zwei Tage zuvor dazu schon in die Stadt gehen? Aber vielleicht waren es auch viele Menschen, welche einen Weg hatte und vor dem Rennen noch einen Tag rasten wollten. „Oder es ist der normale Berufsverkehr...“ setze Sabinus noch nachdenklich nach und frage sich ob die Erinnerung der Beiden an Roma schon so verschwommen war, dass sie sich an den Verkehr nicht mehr richtig erinnern konnten, schließlich war es schon recht lange her seit sie das letzte mal hier waren.

  • Ja, so eine wochenlange Reise mit dem Schiff ist nichts für Patrizier, dachte ich, als ich die Bemerkung von Sabinus über das stinkende Schiff hörte. Es war wirklich grässlich. Man musste auf alle Annehmlichkeiten verzichten und war den ganzen Tag auf dem kleinen Deck eines Schiffes eingesperrt.
    Hinzu kam noch, dass mir die ständige Schaukelerei gar nicht bekam und ich während der Überfahrt an Übelkeit litt. Wie froh war ich, als ein Matrose "Land in Sicht" rief und das Ende der Reise endlich abzusehen war.


    Hier auf dem Land fühlte ich mich wohl, und ich plapperte fröhlich drauf los. Schließlich hatte ich ja auch was nachzuholen, da ich während der Überfahrt selten in der Lage war, ein Wort zu sagen.



    "Wir müssen uns wohl noch etwas gedulden", entgegnete ich und machte es mir wieder in den Kissen bequem. Die Megalesia? Nein, das konnte ich mir nicht vorstellen. Zwei Tage vorher ein solcher Menschenauflauf wegen der Megalesia war nicht normal. Es musste einen anderen Grund geben."Nein Sabinus, ich kann mir nicht vorstellen, dass die Leute Tage vorher schon in die Stadt kommen, um die Megalesia zu feiern. Das ist eigentlich nicht normal. Es muss einen anderen Grund geben... Und der Berufsverkehr um diese Zeit? Na, ich weiß nicht.... Ah, schau, es geht wieder ein Stück voran. Was hältst du davon, einen Sklaven zum Stadttor zu schicken und die Stadtwache zu fragen?"


    Natürlich konnte es auch sein, dass ich mich täuschte. Vielleicht waren es bereits erste Ankömmlinge zum Fest der Kybele oder einfach nur der normale römische Verkehr. Schließlich war ich eine Ewigkeit nicht in Rom gewesen und die Erinnerung an früher verblasste langsam.


    Sim-Off:

    Falls jemand anderes noch mitposten möchte, kann er das gerne tun.

  • Sabinus Laune besserte sich nicht wirklich. Das Ganze hier nervte ihn, sie waren so kurz vor dem Ziel und nun hielt sie dieser Pöbel davon ab! Doch anstatt seine schlechte Laune nun auszuleben beschloss er die Ruhe zu bewahren. Es half ja alles nichts, besonders seine Launen nicht. Nervös trommelte er mit den Finger auf einer Holzfläche. „Ja, du hast recht, da brauchen wir wohl etwas Geduld. Aber du weißt ja, Geduld ist nicht unbedingt eine meiner Tugenden.“


    Die Beiden hätten sicher noch lange raten können warum es nun so voll war, aber ein Ergebnis hätte sich daraus sicher nicht ergeben, dachte Sabinus und stimmte dem Vorschlag seines Bruders zu.„Eine gute Idee, schick schnell einen vor zum Tor, er soll die Waschen fragen. Aber einen zuverlässigen, man weiß ja nie...“


    Am besten war es sich von dieser ungünstigen Lage abzulenken. Ohne größere Hintergedanken fragte der junge Claudier seinen Bruder: „Und? Was hast du vor, wenn wir daheim sind? Ich meine nach den ersten Begrüßungen.“ Schon beim Stellen der Frage geriet er selbst ins Grübeln, so recht hatte er darüber nämlich selbst noch nicht nachgedacht. Doch erst einmal wollte er hören was sein Bruder zu sagen hatte, vielleicht würde es „inspirierend“ sein.

  • Geduld war wirklich nicht gerade eine der Stärken von Sabinus. Aber auch ich war langsam aber sicher ziemlich genervt. So kam es mir gerade recht, dass Sabinus auch der Meinung war, einen Sklaven zum Stadttor zu schicken. Also schob ich den Vorhang wieder ein Stück zur Seite, beugte mich aus der Sänfte und rief nach Andronicus:


    "Lauf schnell zum Stadttor! Frag die Stadtwachen nach der Menschenmenge hier! Ich will wissen, warum so viele Leute hier stehen und warum das so lange dauert!"
    Im Laufschritt entfernte sich Andronicus. Er war mein griechischer Sklave und jetzt schon einige Jahre in meinem Besitz. Ich hielt ihn für den zuverlässigsten der sechs Sklaven, die uns begleiteten. Er war drei Jahre jünger als ich und mir immer sehr ergeben gewesen, weshalb ich mich darauf verlassen konnte, dass er seine Aufgabe schnell erledigte.


    Ich schaute Andronicus noch kurz nach, als auch schon mein Bruder die nächste Frage stellte. Etwas erstaunt dachte ich mir, dass wir darüber vorher eigentlich noch gar nicht gersprochen hatten.
    Entsprechend zögerte ich einen Augenblick bevor ich antwortete:


    "Mhh...Also weißt du, ich möchte eine politische Karriere anstreben. Der Cursus Honorum wäre mein Traum. Und du? An was hattest du gedacht? Vielleicht können wir beide uns gegenseitig bei unseren Plänen unterstützen. Was hältst du davon?"


    Vorausgesetzt Menecrates hatte hier in Rom nicht andere Pläne mit uns, ging es mir noch durch den Kopf. Schließlich waren wir Patrizier und mussten den Willen unseres pater familias respektieren.

  • Schnell entfernte sich der griechische Sklave, Sabinius war fast erstaunt, dass es einen so fleißigen Sklaven gab. Dann dachte er kurz über die Antwort seines Bruders nach. Scheinbar war er sich ziemlich sicher in seiner Sache. Er hatte schon immer einen Faible für die Politik und ihren Schimmer. Ihre schattigen Seiten nahm er scheinbar selten wahr, auch hatte Sabinus manch einmal den Eindruck, das sein Bruder dem Trugschluss aufsaß das Rom wirklich eine Republik sei. Wenn man jedoch wirklich darüber nach dachte und die Definitionen von Plato und Aristoteles mit der römischen Realität verglich war Rom heute wohl weit davon entfernt. Pessimistisch winkte Sabinius ab: „Ach... glaubst du in der Politik kann man wirklich etwas erreichen? Der Curus Honorum ist doch kaum mehr als ein Hürdenlauf den man durchschreitet um sich dann am Ende zu einer Gruppe alter Herren gesellen zu dürfen. Sicher ist ein Sitz im Senat eine große Ehre. Doch am Ende ist es eine Ehre, welche einem der Augustus gewährt und nur durch seine Duldung existiert diese alte Institution noch. Oder entsinnst du dich, dass de Senat in den letzten Jahren hätte etwas gegen den Willen des Augustus tun können, oder auch nur mit dem Gedanken gespielt hätte? Verstehe mich nicht falsch, es ist eine große Ehre im Cursus Honorum tätig zu sein und gar einen Sitz im Senat zu erhalten. Doch mal sollte beachten, dass eine solche Karriere immens viel Geld und Einfluss benötigt. Ich denke man muss heute darüber nachdenken ob diese Rechnung am Ende aufgeht. Zumal wir Claudier ja bereits einen Mann im Senat haben.“


    Sabinius wollte seinen Bruder jedoch nicht völlig demotivieren: „Aber du weißt ja... Ich bin ein Pessimist, lass dir von mir deine Träume nicht ruinieren. Aber auf jeden Fall solltest du dieses Vorhaben mit Menecrates absprechen. Meine Untersützung hast du auf jeden Fall, das weißt du.“


    Dann machte Sabinus ein nachdenkliches Gesicht. Was er machen wollte wusste er ja noch nicht wirklich. An sich waren ihm alle anstrengenden Aktivitäten zu wieder, besonders da ihm die meisten Arbeiten, welche es gab, fast völlig sinnlos erschienen. Das Problem war nur das man erwartete, dass ein Patrizier irgendwie eine prestigevolle Aufgabe erfüllte. Zu vernachlässigen war eben auch nicht das Einkommen, welche mit solch einer Beschäftigung einher ging. „Nun... ich werde mir wohl noch etwas überlegen müssen...“ Antwortete er schließlich ausweichend.


    Fast zeitlich mit den letzten Worten von Sabinus Antwort kam der griechische Sklave keuchend zurück. Er flüsterte Verus leise und außer Atem zu, dass es sich um einen großen Unfall mit mehreren verwundeten Personen handle und das die Vigiles bereits dabei seien die Unfallstelle zu räumen, danach würde es weitergehen.

  • Das war wieder typisch für Sabinus. Alles gleich schwarz malen. Mir hatte es die Politik schon immer angetan. Mir gefiel der Gedanke, Rom zu dienen. Auch wenn die Zeiten längst vorbei waren, in denen die politischen Ämter noch wirklich was bedeuteten. Denn das Sagen hatte in diesen Zeiten nur der Kaiser. Die Zeiten, in denen die Senatoren noch das Sagen in Rom hatten, waren längst vorbei. Doch es bedeutete immer noch Prestige, im Senat zu sitzen und der Gedanke gefiel mir.


    "Weißt du Sabinus, natürlich ist es heutzutage was Anderes, als zu den großen Zeiten der Republik, aber ich empfinde den Cursus Honorum als eine sehr große Ehre. Senator zu sein bedeutet immer noch was Besonderes. Nicht jeder Bürger ist berechtigt, Senator zu sein und als Senator ist man dem Kaiser und damit auch Rom nah. Es war schon immer mein Traum Rom zu dienen, wie du weißt. Und wozu sind wir denn Claudier, Sabinus, unsere Familie hat Geld und Einfluß, weshalb ich vielleicht meinen Traum verwirklichen kann."


    Und was das Reden mit Menecrates betraf fügte ich hinzu:
    "Menecrates will bestimmt wissen, was wir in Rom vorhaben. In den nächsten Tagen werde ich mit ihm über meine Zukunftspläne reden. Ich danke dir, dass ich mit deiner Hilfe rechnen kann.


    Sabinus wirkte etwas nachdenklich auf die Frage, was er in Rom vorhatte. So entgegnete ich:
    "Du hast ja noch etwas Zeit zu entscheiden, was du machen willst. Und wenn dir gar nichts einfällt, dann kannst du immer noch mit Menecrates reden. Aber ich werde dich auf jeden Fall nach Kräften unterstützen."


    Kaum hatte ich den letzten Satz fertig, da stand auch Andronicus schon wieder neben der Sänfte. Der Junge war ja völlig außer Atem. Er flüsterte mir leise etwas ins Ohr und meine Miene veränderte sich zusehends. Mit einer Schreckensmiene erläuterte ich Sabinus den Vorfall:


    " Sabinus, es ist etwas Schlimmes passiert. Mehrere Personen sind bei einem Unfall verletzt worden. Die Vigiles sind im Einsatz, um alles wegzuräumen. Sobald sie fertig sind, dürfen wir hinein. Vielleicht hören wir in der Stadt noch Genaueres. Und so etwas gerade am Tag unserer Ankunft. Hoffentlich ist das kein schlechtes Omen."


    Von früher wusste ich noch, dass Unfälle in Rom an der Tagesordnung waren. Die Stadt war einfach vollkommen überbevölkert und viel zu eng.

  • Manch einmal war Verus schrecklich mitfühlend und begeistert von bestimmten Dingen. Sabinus befürchtete das ihm das einmal nicht zum Vorteil gereichen würde. Gerade das Mitlied war eine schreckliche Eigenschaft. Aber so hatte jeder Mann seine Mängel. Auch die positive Betonung der Republik sollte er nicht in der Öffentlichkeit bekunden. Schließlich war die Republik einmal und das dem so war, daran hatten unsere Ahnen nicht gerade wenig Anteil. „Verus, deine Meinung über die Republik solltest du nicht jedem mitteilen. Schließlich steht der Gedanke im strengen Kontrast zu den Ansprüchen des Augustus. Auch solltest du beachten das es gerade unsere Vorfahren waren, welche das Prinzipat begründeten.“


    Rom Dienen, sicher ein guter Ansatz, aber ob eine Mitgliedschaft im Senat dazu der beste Weg war? Sabinus erschien der Senat oft wie ein Klub alter Männer, welche sich gern geschwollen unterhielten und sich dann an einigen Kleinigkeiten beweihräucherten, dabei aber nicht erkennnen wollten das sie mehr und mehr Macht verloren, an den Augustus und den Ritterstand. „Die Frage ist ob man als Mitglied des Senates Rom dient, oder zumindest ob man Rom mit dem gleichen Aufwand nicht besser dienen kann. Du wirst sicher nicht bestreiten können, dass gerade der Ritterstand in den letzten Jahren immer mehr Macht und eben auch Kompetenzen auf sich vereinigen konnte, da kannst du hinschauen wo du möchtest: In die Legionen, die Verwaltung oder auch den Hof des Augustus. Aber wie ich dir schon sagte, meinen Segen und meine Unterstützung hast du.“


    Menecrates kannte Sabinius nur flüchtig aus seiner Kindheit und einigen Briefen. Doch auch wenn er ihn nicht sonderlich genau zu kennen schien, so konnte er sich jedoch ohne jeden Zweifel auf ihn verlassen. Insgeheim hoffte er auch auf etwas Hilfe von ihm, bei seinen Orientierungsschwierigkeiten. „Menecrates wird uns beiden sicher eine große Hilfe sein, ich denke wir werden keinen größeren Verbündeten in Roma haben. Gespannt bin ich auch auf Antonia, gerade viel Kontakt hatten wir ja nicht mit ihr in den letzten Jahren. Ich hörte sie hat einen flavischen Priester geheiratet.“ Um ehrlich zu sein hatte Sabinus in den letzten Jahren gar keinen Kontakt mit seiner älteren Schwester, was für ihre Beziehung nicht gerade zuträglich war.


    Für das Mitleid seines Bruders hatte Sabinus wenig Verständnis. Die meisten Menschen hatten doch selbst Schuld an ihrem Leid. Es war doch völlig sinnlos dann mit diesen unfähigen Personen auch noch mit zu leiden. So wurden eben die schlechten Zweige des gesunden Römischen Baumes abgeschnitten, damit dieser gedeihen konnte. Zugegeben gab es auch Ausnahmen. „Verus... nun habe doch kein Mitleid mit dem Pöbel! Sicher haben die Leute selbst Schuld an ihrem Unglück und halten nun nur andere Menschen auf, welche sich nicht so ungeschickt angestellt habe. Nicht nur uns Patrizier, die wir eine harte Reise hinter uns haben, sondern auch ihre fähigeren Standesgenossen. Schade nur um das wertvolle Getreide das an sie verfüttert wurde. Ich hoffe nur es geht bald weiter!“ Fast zornig schleuderte Sabinus seinem Bruder diese „Lektion“ entgegen. Ehe sein Bruder antworten konnte ging es langsamen Schrittes etwas vorwärts.

  • Irgendwie war ich zu weich, was solche Vorkommnisse wie den Unfall betraf. Aber ich war noch jung, hoffentlich konnte ich diese Eigenschaften mit zunehmendem Alter noch ablegen. Es war eine Eigenschaft, die sich einfach für einen Patrizier nicht gehörte. Dessen war ich mir durchaus bewusst, aber ich konnte heute meine Zunge einfach nicht im Zaum halten.


    "Sabinus, ich bin eben manchmal unvorsichtig. Und besonders dann, wenn ich einige Zeit schweigen musste. Ich rede, seit wir wieder an Land sind, zuviel. Aber danke, dass du mich darauf aufmerksam machst. Und dir gegenüber kann ich eine solche Bemerkung machen, ohne dass du sie falsch verstehst. Es ist wahr, dass unsere Vorfahren an der Errichtung des Prinzipats beteiligt waren, es war einfach dumm von mir, so zu reden."


    Damit schaute ich Sabinus verlegen an und fuhr fort:


    "Die steigenden Kompetenzen des Ritterstandes in unserer Zeit möchte ich gar nicht bestreiten, es ist mir durchaus bewusst, aber jeder dient Rom auf seine Weise. Für mich ist es die richtige Entscheidung den Schritt in die Politik zu machen. Vorausgesetzt natürlich, Menecrates ist einverstanden.
    Die ganze Familie der Claudier hier in Rom wird uns sicherlich eine große Hilfe sein, Sabinus. Ich freue mich richtig alle kennenzulernen. Und auf Antonia freue ich mich ganz besonders. Ja, ich habe gehört, dass sie einen Flavier geheiratet hat, aber Näheres weiß ich auch nicht."


    Es war unheimlich lästig hier in der Nachmittagshitze in der Sänfte zu sitzen, das Ziel der Reise direkt vor Augen und es war kein besonders gutes Gefühl, nichts an unserer Situation machen zu können.


    "Auch ich hoffe es geht bald weiter. Aber ich habe doch kein Mitleid mit dem einfachen Pöbel, Sabinus, es könnten ja auch unsere Standesgenossen unter den Verletzten sein. Das ist immerhin möglich. Solche Unfälle sind in Rom an der Tagesordnung, die Stadt ist für meine Begriffe einfach zu voll und der Pöbel ist oft am Unglück der Oberschicht beteiligt, das macht mir Sorgen, Sabinus."


    Während ich diese Worte sagte, ging es wieder vorwärts. Die Vigiles schienen fast fertig zu sein, denn irgendwie stockte es nicht mehr so häufig. Als ich aus der Sänfte blickte, sah ich, dass die Stadtwachen vor dem Tor standen. Sie würden jetzt, die Leute vor uns kontrollieren. Jetzt konnte es sich nur noch um Minuten handeln, bis wir endlich an der Reihe waren.

  • Scheinbar hatte Sabinus seinen Bruder erfolgreich zurechtgewiesen. Nur seine Idee Senator zu werden, ließ sich Verus nicht ausreden. Langsam ging es Schritt für Schritt voran. Derweil unterhielten sich die Brüder weiter.


    „Die Verbindung Antonis mit dem Flavier kann sich durchaus als nützlich erweisen, denke ich. Besonders für dich, soweit ich weiß hat er ebenfalls einen Sitz im Senat.“ Aber auch Sabinus selbst hoffte daraus seinen Vorteil schlagen zu können. So war es in Roma nun einmal, heiratete ein Mann eine Frau, dann nahm er ihre ganze Familie mit dazu. „Sicher und wenn du meinst du kannst Roma am besten dienen indem du versuchst in den Senat zu kommen, dann akzeptiere ich das, wie schon gesagt.“ Auch, wenn Sabinus Versprechen um so ernster betont wurde, so war die Bissigkeit seines Kommentars nicht zu überhören.


    Schließlich erreichten sie dann das Tor selbst und eine Wache trat an Verus Seite der Trage und fragte ihn höflich wer in der Trage sei und was sie in Roma möchten. In dem Moment kam Sabinus der Gedanke das die Legion auch eine ehrenvolle Möglichkeit für einen Patrizier war. Wenn sie passiert wären, würde er seinen Bruder darauf ansprechen.

  • Wir kamen immer weiter vorwärts. Endlich! Bald würden wir in der Stadt sein und unser Ziel erreicht haben. Ja, da konnte Sabinus noch soviel reden, falls Menecrates nichts dagegen hatte, konnte mich niemand von meinem Vorhaben den Cursus Honorum zu durchlaufen abhalten.


    "Da hast du allerdings Recht, mein Bruder. Soweit hatte ich gar nicht gedacht, dass mir die Heirat Antonias noch von Nutzen sein kann. Und du, Sabinus, könntest genauso davon profitieren, vergiss das nicht."


    Auf den bissigen Kommentar meines Bruders über meine politischen Pläne konnte ich nicht mehr antworten, da wir in dem Moment am Tor angekommen waren. Die Stadtwache wollte wissen, wer wir waren und was wir in der Hauptstadt der Welt wollten.


    "Salve, wir sind Appius Claudius Sabinus und Marcus Claudius Verus und möchten hier in Rom unsere Verwandten besuchen", antwortete ich kurz und bündig.


    Die Wache schaute darauf misstrauisch zu Sabinus, dann zu mir, wieder zu Sabinus,nickte mir dann fast unmerklich zu und gab uns durch einen Wink zu verstehen, die Stadt zu betreten. Sein Benehmen kam mir so vor, als wäre er auf Patrizier nicht so gut zu sprechen.


    "Unfreundliche Leute gibts...", murmelte ich noch, bevor wir im Getümmel der Stadt verschwanden und uns auf den Weg zur Villa Claudia machten.

  • Sicher konnte Sabinus auch von der Heirat seiner Schwester profitieren, nur dazu wird er etwas finden müssen, dass er machen möchte und das wird sich als schwierige Aufgabe herausstellen. Also nickte er der Aussage seines Bruders einfach nur freundlich, aber etwas im Gedanken versunken, zu.


    Also die Wache in die Sänfte schaute, starrte Sabinus diese böse an, so etwas konnte er gar nicht leiden, aber was sollte man schon groß dagegen tun? Die Wachen hatten ja auch ihren Grund und ihre Daseinsberechtigung. Langsam ging es denn innerhalb der Stadtmauern weiter, wirklich frei war der Weg noch immer nicht. Aber so war es eben in Roma, Sabinus beschloss sich nicht weiter darüber aufzuregen.


    „So ist der Pöbel eben, aber wir brauchen ihn nun einmal.“ antwortete der Claudier auf die Anfrage seines Bruders. Dann stellte er die Frage, an welche er vorhin dachte. „Hast du eigentlich auch einmal darüber nachgedacht zur Legion zu gehen? Wenn man es realistisch sieht, wurden die Legionen mit dem Wachsen des Imperiums immer mächtiger und damit auch die Männer, welche sie lenken oder zumindest etwas in ihnen zu sagen haben. Das erkannten auch schon unsere kaiserlichen Vorfahren. Niemand wird Augustus ohne ein paar Legionen in seinem Rücken. Aber natürlich ist das Leben in der Legion nicht einfach... gerade zu Beginn...“ Und genau das Scheute Sabinius.

  • Anscheinend hatte Sabinus sich noch keine ernsthaften Gedanken gemacht, was er mit seiner Zeit in Rom eigentlich anfangen sollte. Oder wie sollte ich sonst das kurze Kopfnicken deuten.


    Endlich waren wir in der Stadt angekommen. Es ging zwar immer noch recht langsam vorwärts, aber das war um diese Zeit in Rom normal. Sich darüber aufzuregen brachte überhaupt nichts. Und so vertiefte ich mich wieder in das Gespräch mit Sabinus.


    "Ja, ich habe über eine Karriere in der Legion nachgedacht. Aber ich für meinen Teil kann mir das nicht vorstellen. Den ganzen Tag ion Feldlagern herumzuhängen und dann ständig diese Entbehrungen. Nein, das wäre nichts für mich. Und die armen Rekruten, die haben es wahrlich schwer. Natürlich hast du Recht, Rom wäre ohne seine Legionen nichts, Rom hätte nie im Leben ein so mächtiges Reich aufbauen können. Und du ziehst eine militärische Karriere in Betracht? Bist du dir sicher, dass das für Patrizier wirklich angemessen ist? Also, ich weiß nicht Sabinus. Aber du hast meine vollste Unterstützung bei deinen Vorhaben."


    Während ich redete musste ich immer wieder den Straßenlärm übertönen, der uns von allen Seiten umgab. Ich fühlte mich, als würde ich mich nicht mit meinem Bruder unterhalten, sondern als würde ich ihn anschreien.
    Gibt es nicht einen schnelleren Weg zur Villa? Ich dachte nach, aber mir wollte beim besten Willen im Moment keiner einfallen. Also wandte ich mich wieder an Sabinus:


    "Sabinus, weißt du nicht einen sehr schnellen Weg zur Villa Claudia, den du unseren Sklaven sagen könntest? Vielleicht müssen wir gar nicht durch dieses ganze Getümmel und den Lärm. Das ist ja nicht auszuhalten."

  • „Nun, wenn man sich etwas Vorkenntnisse aneignen würde, so würde man einen Patrizier sicher nicht durch den Schlamm kriegen lassen. Du verstehst was ich mein?“ So war es schließlich überall. „Doch ich glaube nicht das die Legion etwas für mich ist. Ich denke ich werde darüber einmal genauer nachdenken müssen. Wichtig ist es keine übereilten Schritte zu machen. Sie froh, dass du schon weißt wo du hin möchtest.“


    Einen schnelleren Weg zur Villa. Sabinus machte ein nachdenkliches Gesicht, ah da fiel ihm etwas ein! Er lehnte sich etwas nach draußen und schleuderte den Sklaven eine neue Wegbeschreibung entgegen. „Los!“ Setze er noch einmal nach.


    Sim-Off:

    Ich habe es einmal so schnell in Richtung Ende gedrängt, da ich ja schon recht lange habe auf mich warten lassen. Ich würde vorschlagen wir kommen jetzt an, damit wir eine Zeitebene weniger haben. Wir können uns ja wieder in der Villa unterhalten. Entschuldige noch einmal.

  • Sim-Off:

    Kein Problem. Werde diesen Thread dann jetzt beenden und an der Porta weitermachen.


    "Ja, da hast du Recht. Als Legionär würdest du bestimmt nicht dienen. Wohl eher mindestens als Zenturio. Denk nur in Ruhe darüber nach."


    Weiter kam ich nicht mehr, denn Sabinus rief einem Sklaven etwas zu und die Sänfte erreichte ein Tempo, dass ich vor Überraschung ganz perplex war.


    Wenn es in diesem Tempo weiterging, dann brauchten wir nicht mehr lange bis zu Villa Claudia.

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