• Labeo führte Luca in diese Taverne und bestellte sofort zwei Becher Weines. Man setzte sich und Labeo begann das Gespräch:


    "Luca, was bringt Dich dazu einfach so noch vor dem prandium auf dem Forum herum zu schlendern?"

  • Vor dem Essen ist nach dem Essen, grinse ich. Aber ich bin einfach zufällig über das Forum spaziert, nichts bestimmtes. War kurz in der Bibliothek der Schola und habe ein bißchen studiert, Rollen zurückgebracht. Momentan habe ich nicht viel zu tun, ich warte darauf, daß wieder Kurse angeboten werden.


    Ich bin aus Hispania, dort geboren und nun bei meiner Familie hier in Rom zur Ausbildung. Rom ist noch neu für mich, ein wenig Orientierung schadet nie, sonst ist man ja ganz verpeilt. - Prosit!


    Ich stoße mit Labeo aus, daß der Wein schwappt.

  • Bei 'vor dem Essen' begann Labeonis Magen sich zu regen. Er würde wohl auch etwas zu essen bestellen. Der gestürme Luca prostete Labeo zu und letzterer erwiderte es, er trank einen großen Zug und sprach:


    "Aus Hispania bist Du, welch ein Zufall ich auch. Meine Familie hat ihren Sitz in Tarraco. Und seit ein paar Tagen bin ich in der urbs um mir zu überlegen, wo es mit meinem Leben hingehen soll, die septem artes habe ich in Athenae studiert und jetzt frage ich mich, wie ich Roma dienen kann! Und darum bin ich nun hier.",


    er lachte und nahm einen weiteren Schluck aus seinem Humpen.

  • Bienvenido a Roma, compañero, kann man da nur sagen, was? Ich komme aus Flaviobriga, einer Veteranensiedlung, die unter einem meiner Vorfahren am Okeanos gegründet wurde. Da bin ich allerdings nie herausgekommen, bis eben jetzt. Erstens waren wir immer ziemlich klamm mit Geld und zweitens ist es der schönste Ort der Welt - den verläßt man nur, wenn's nicht anders geht.


    Ich bereite mich schon vor, mein Schicksal vor Labeo auszubreiten, naja, kurz halt, sowas interessiert ihn sicherlich auch nicht so wahnsinnig. Der Wein belebt mich, bei dem Becher bleibt es sicher nicht, in der Taberna Apicia kann man wirklich gut sitzen. Nicht so gut, wie bei Pedros Vater in Flaviobriga, aber schon in Ordnung. Kann man sich daran gewöhnen ...


    Wie ist Athen? Ich habe mir dies und das selbst beigebracht, meine Mutter hatte eine nette Sammlung verschiedener Schriften, ich habe ein bißchen Platons Dialoge gelesen und mir dabei immer vorgestellt, wie ich durch die Stadt wandele, den Gesprächen mit Sokrates lausche ...

  • "Dann bist Du ein Flavier? Meinen Glückwunsch zu dieser edlen Geburt"


    Labeo deutete leicht eine Verbeugung an, aber auch nur so viel dass er sich einigermaßen sicher war, dass sein Gegenüber es nicht missverstehen sollte.


    "Athen, fragst Du, nun gut. Wir alle haben ja einige romantische Vorstellungen, aber Athen ist - allein von Größe und Bedeutung nicht das, was es mal war. Dennoch sind natürlich die wichtigsten Philosophenschulen anwesend und ob Du Akademiker, Peripathetiker, Platoniker, Stoiker, Kyniker, Epikuräer oder Eklektizisten hören willst und mit ihnen diskutieren willst, bist Du in Athen am richtigen Ort. Der genius loci ist natürlich sehr bewegend und aufmunternd, wenn einem einmal die Lösung der syllogistischen Strukturen zuviel wird, ist ein Gedankenspiel man würde mit Sokrates, Platon oder Aristoteles ambulieren und philosophieren eine wirklich ermutigende Vorstelltung."

  • 'Syllogistische Strukturen', achdujemine, wie gruselig.


    Für seine Geburt kann man nichts, jedenfalls glaube ich nicht, daß wir uns die in einem früheren Leben verdienen oder überhaupt vor der Geburt eine Wahl haben. Man meldet sich ja nicht bei irgendeiner Torwache und sagt: "Hey, da bin ich - meine Geburt steht langsam an, ich hätte gerne dies, das, und jenes, und ein bißchen hiervon und davon" - sonst gäb's wohl nur römische Patrizier auf der Welt, nur Herren, aber keine Diener, nur Männer, aber keine Frauen. Verständlich, aber fad.


    Ich zweifele daran, ob man überhaupt eine Wahl hat, ob nicht alles durch den ewigen Willen der Götter vorherbestimmt ist.


    Und, Labeo, was willst Du nun machen? Weiter in den schönen Künsten, oder in die Politik? - Ich weiß noch nicht recht, die Flavier gehen ja alle in die Politik, das ist ja auch das Selbstverständlichste ...

  • "Die Politik wäre schon etwas, aber meine gens besteht auf einer militärischen Ausbildung, seit dem göttlichen Caesar. Aber das sollte mir nicht schaden mal 5 bis 10 Jahre um mir den Ritterstand zu verdienen, ohne den geht nicht viel. Außerdem gibt es keine wichtigere Pflicht für den römischen Bürger als den Staat und Kaiser zu verteidigen, finde ich."


    Bei dem Wort Pflicht musste er an zahlreiche Diskussionen mit seinen Lehrern zurück denken - officium -,


    "Nur weiß ich noch nicht in welche Einheit - in fast jeder Legion sind Verwandte, das macht es einem leichter, andererseits, muss ich mir dann später vielleicht anhören, dass ich nur durch Nepostismen Erfolg hatte.. - vielleicht doch eher etwas anderes."

  • Gegen eine ordentliche Prügelei habe ich auch nichts einzuwenden, aber eben nur mit Fäusten oder Füßen, je nach dem. Waffen ... ich hoffe, mir bleibt das erspart. Freiwillig würde ich sicher nicht zum Militär gehen, auch wenn Roms Größe von der Stärke seiner Soldaten abhängt und durch seine Legionen Rom so groß geworden ist. Flaviobriga ist eine Veteranensiedlung - die wenigsten dort schwärmen von ihrer Zeit als Soldat, die meisten sind ernüchtert, haben schlimme Dinge erlebt und sind oft auch völlig ausgebrannt.


    Aber wenn man Ritter wird, ist das vielleicht doch anders.


    Aber zur See fahre würde ich schon, ich habe daheim viel gefischt und bin mit, ja irgendwie im Meer aufgewachsen.


    He, guck' mal - aber nich' zu auffällig, da ist gerade der Mann vom Forum hereingekommen, der der die Brote verteilen ließ.

  • "Gefischt sagst, Du...hm vielleicht sollten wir doch auch etwas essen!"


    Labeo winkte jemanden mit Wein heran und bestellte auch etwas - Fisch - zu essen.


    "Den dort hinten meinst Du, achja. Wie hieß er noch: Octavius Marsala?"

  • Ich schlucke meinen Wein herunter; in diesem Falle mit vollem Mund zu sprechen, hätte das zarte Band zwischen Labeo und mir unnötig belastet.


    Wir sollten etwas essen, in der Tat - Wein ohne Fisch ist wie Fisch ohne Wein.


    Ich merke schon die ersten Wirkungsausläufer des Weines, sonst bin ich ja durchaus ein ernsthafter und nachdenklicher iuvenis. Marsala? Wein? Wer?


    Neein, Labeo, nicht Marsala, ich muß grinsen, Marsus heißt er - Octavius Marsus. Was meinst Du - ob er auch hier kostenlose Spenden verteilt? 'Eine Runde Marsala auf Marsus'?


    Etwas zu Essen wäre nicht schlecht, das neutralisiert den Wein - und den Hunger.

  • "Oh, Marsus!", :), "Da muss wohl irgendeine bacchische Verwirrung mein Herz ergriffen haben!,


    sagte Labeo und trank einen großen Schluck Weines, der - wie er jetzt bemerkte nicht verdünnt war. Und er fragte sich bei sich, wann es denn endlich etwas zu essen gäbe als eine recht kräftige Bedienung ihnen den bestellten Fisch brachte.


    "Du willst doch sicherlich auch etwas, Luca, von diesem, diesem ... wie heißt denn der Fisch?",


    fragte Labeo die Bedienung


    "Was ganz exquisitises gepölketer Fisch aus Aegyptus. Irgendwie Labeo-dingsda"


    "Labeo-dingsda?",
    und verschluckte sich fast - aber klar Labeo so hieß eine Karpfen- oder Barbenart. Man hatte ihn ja nicht nur nach dem berühmten Anthistius Labeo so genannt, sondern viel mehr weil er sich im Wasser so wohl fühlte und die gelegentlichen Wasserspiele so liebte.


    "Ja, mögt Ihr ihn nicht"


    "Doch doch alles in Ordnung", sagte er und spülte den Bissen mit einem Schluck Wein herunter,


    "und bring noch mehr Wein, aber ruhig etwas gemischt! Sonst ist unser schöner Tag gleich vorbei."

  • Gepöckelter Fisch? Uh. Na, wenn's schön macht? Gern, danke. :)


    Wie sage ich immer: ich esse alles, nur nicht wenig.- "Labeo-Dingsda", peinlich, Iulius Labeo wurde nach Lippenfischen benannt, habe ich sowas schonmal gefangen? Sehr lippig schaut Labeo aber nicht aus, jedenfalls ist es kein Spottname, sonst hätte er bös' geschaut, wahrscheinlich.


    Die nächste Runde zahle ich, sage ich.

  • Labeo hatte sich immer noch nicht gefangen und so schwamm seine Fassung immer noch herum und fragte sich wann sie ihrem Genius wieder ins Netz gehen würde. Der nächste Schluck Wein versprach Linderung, so dass Labeo den neuen Wein sich wieder in die Kehle laufen ließ. Danach sprach er halb zu sich selbst, aber trotzdem so, dass Luca ihn verstehen konnte:


    "Ist das nicht ein Zufall. Seit vielen Jahren denke ich nicht mehr daran, warum ich eigentlich heiße, wie ich heiße und dann bekomme ich hier eine Fisch serviert, der mich in meine fürhe Jugend zurückwirft?"


    Dabei stellte er den Humpen hin, stütze seinen Kopf auf seine Hand und wirkte immer noch nicht ganz anwesend.

  • "Nicht wirklich. Aber immer wieder wenn ein Fluss oder ein See es erlaubten sprang ich schneller rein, als meine Eltern es hätten verbieten können. Und wenn dann andere aus der familia es mir gleich taten, machten wir die üblichen Wasserkämpfe, die Kinder so zu tun pflegen - und meistens gewann ich. Da sagte man mir schnell nach ich sei ein Fisch - und da der einzige Fischname der kein Spottname war - er war nämlich geadelt wordne durch einen seiner Träger - kam anscheinend Labeo in Frage, zumal es diese Lippenfischartige Barbenart auch nur an wenigen Orten gibt, meistens sage ich aber, dass ich nach dem Rechtsgelehrten Antistius Labeo benannt sei - und hatte diese Barbenepisode schon fast vergessen",


    so langsam näherte sich der Verstand an die Obermacht über die Fassung zurückzubekommen, soweit das nach dem bisherigen Wein noch möglich war.

  • Bei mir war's nicht wesentlich anders, auch wenn ich weder nach einem Fisch noch einem Rechtsgelehrten benannt wurde, sondern nach einem Dichter, den meine Mutter verehrte. Ich bin am Meer aufgewachsen - sagte ich das nicht schon? - und war eigentlich täglich draußen, außer im Winter.


    Ich lange nach dem Fisch:


    Na, dann solltest Du zur Flotte gehen, wenn Du schon zum Militär willst. Und mit der ständigen Piratenplage auf den Meeren hat die Flotte sicherlich auch eine Menge zu tun, was? Bei uns in Nordspanien haben viele Piraten ihre Schlupfwinkel, um die Handelsschiffe nach Britannien an die gallische Atlantikküste abzufangen.


    Ich lache:


    Manche Veteranen aus Flaviobriga haben sich denen angeschlossen. Stell' man sich mal vor!

  • "Die Frage ist eigentlich nicht, was ich will, sondern was sich geziemt! Und auch ich werde den Gedanken nicht los, dass die Flotte vielleicht ein Weg ist - auch wenn das heißt, dass die Freiheit eines solchen Abends",


    en prostete Lucanus zu,


    "bald nicht mehr so ohne weiteres gegeben sein wird"


    Ein Stück FIsch und etwas Brot verschwindet in Labeos Mund, doch er spricht schneller weiter, als er es normalerweise tun würde, nicht, dass sich die Brocken über den Tisch verteilen, aber einige Essgeräusche mischen sich unter die sonst so wohlgeformten Konsonanten:


    "Dann kämpfe - *gng* - ich ja vielleicht bald - *schluck*- gegen Deine alten Nachbarn, ich hoffe Du nimmst es mir nicht übel?

  • Berufsrisiko, meine ich. Wer Pirat ist, fährt ja nicht zur See wie andere Leute auf den Markt gehen. Ein bißchen Spannung und Gegenwehr ist ja erwünscht, sonst langweilt man sich sicher irgendwas ganz fürchterlich.


    Ich sehe Iulius Labeo an. Ein Soldat wird er, ein Soldat zur See. Das kann man ihm ansehen und anhören. 'Rom erwartet, daß jedermann seine Pflicht tut' wird er rufen und irgendwann den Sporn seines Schiffes in das eines feindlichen Seglers bohren - und dann mit gezücktem Schwert entern.


    Oft ist das, was mann will, das, was man besonders gut kann. Ich weiß nicht, was ich gut kann. Jeder will wissen, was ich werden will, eine verzwickte Situation, ich freue mich, daß Du wohl schon Deinen Weg gefunden hast.


    Sim-Off:

    Hat leider länger gedauert, mea culpa.

  • "Berufsrisiko, das stimmt wohl! :D, hm ja ich glaube Du hast recht. Ich habe meinen Weg gefunden - jedenfalls erstmal. Und darauf sollten wir anstoßen!",


    Labeo erhob seinen Becher,


    "Auf Rom, seine glorreichen Legionen und Flotten! Auf den Kaiser und auf unsere Pflicht ihm zu dienen!",


    dann nahm er einen kräftigen Schluck des inzwischen gut verdünnten Weines.


    "Nur stimme ich mit Dir nicht überein, bei der Frage nach dem, was man will und dem was man kann. Die wichtige Frage ist doch was ist angemessen, was geziehmt sich, was man tun soll! Und dann kommt die Frage, was man tun kann und erst danach ob man das auch will, oder wollen kann. Also eigentlich"


    Labeo merkte, dass er sich gedanklich verhedderte,
    "kommt es doch darauf an, was man sollen können will, äh wollen können soll, oder müssen können will. Äh, du verstehst schon"


    Auch wenn sie noch nicht so viel getrunken hatten, Konstruktionen mit drei Modalverben schienen Labeo nach ein paar Bechern Wein nicht mehr zu liegen.

  • Auf unsere Familien! Auf die Wurzeln und die jungen Triebe! :D


    Der Wein ist nicht so stark, aber ein wenig - wenig? - angesäuselt bin ich schon ... junge Triebe ...


    Wollen tu ich schon können, aber können tu' ich nicht wollen - oder so. Nich'?


    Ich schüttele ernsthaft meinen Kopf und spreche ein wenig mehr zu meinem Becher als zu Labeo.


    Neineineinein, man muß auch wollen dürfen, es gibt viel, was man geziemend wollen kann und was sich willentlich geziemt, gerade, wenn es um den eigenen Lebensweg geht. Auf vielen Wegen kann man nützlich sein und was nützt es, wenn es sich geziemt, zur See zu fahren, wenn man nicht schwimmen kann? Oder in die Verwaltung zu gehen, wenn man nicht rechnen kann? Oder ans Theater, wenn man sich keinen Text behalten kann und ausschaut wie eine Mini-Ausgabe des Polyphem?


    Ich blicke meinem Gegenüber fest, aber ein wenig ungenau ins Gesicht.


    La ... Labeo, das, was einem Freude macht, macht man gut. Alles andere wird mittelmäßig. Ich kann fischen ... jetzt hab' ich Dich an der Angel.


    :D


    Blödes Geschwätz. Irgendwie redet mein Mund selbständig daher. Ich muß schauen, daß ich irgendwo Wasser herbekomme, sonst endet das bös.


    -.^

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