• Assindius fehlte vorn und hinten, weil nicht nur erhebliche Volksmengen unterwegs waren, sondern der Überblick auf den Märkten für Frauen, die von allerlei Passenten überragt wurden, doch recht schwierig war. Bei Lebensmitteln hätte man ja nun der Nase nach gehen können, aber Tuniken hatten keinen Geruch, dem man hätte folgen können und so streifte ich - von Aintzane gefolgt - einen Gang nach dem anderen in der Hoffnung durch, irgendwann auf einen Kleiderstand zu treffen.

  • Aintzane, die in solchen Situationen den Vorteil hatte, dass sie recht groß war, stellte sich leicht auf die Zehenspitzen und erspähte ein Ladenschild, auf sie zweifelsfrei das Wort "Kleidungsstand" entziffern konnte. Sie stieß ganz leicht Deandra von hinten an. "Da drüben!", rief sie und bugsierte einen hünenhaften Mann beiseite, der den Weg verstellte. Nun müsste auch Deandra den Laden sehen können.

  • Verfluchte Scheiße, ich hab verpennt. Die Herrin und Aintzane sind schon auf den Markt verschwunden. Einen Tag frei und halte Winterschlaf. Na geil, das gibt Ärger.


    Ich beeilte mich in Richtung Markt zu kommen. Auf dem Weg dorthin rannte ich mehrere Leute über den Haufen, die sich dann auch lautstark beschwerten, ich aber nicht weiter beachtete. Japsend auf dem Markt angekommen versuchte ich erst einmal sie auf Anhieb zu sehen. Klappte natürlich nicht. Da hatte ich ja wieder einen Hals, wie sollte ich die denn jetzt hier finden? Ich drängte durch die Reihen und teilte wie gewöhnlich kräftig aus dabei. Aber heute war meine Laune beschissen. Als sich eine aufregte das ich ihm seinen Kopf an die Seite drückte, regte der sich auf. Schlecht gelaunt wie ich war stieß ich ihn zu Boden und sagte:


    „Wenn ich gez mehr Zeit hätte würde ich den Boden mit dir wischen!“


    Dann ging ich weiter. Da kam schon der nächste, weil er meine Ellbogen in seinem Rücken gespürt hatte. Ich fauchte erst ihn an dann seine erschrocken starrende Begleiterin:


    „Probleme oder was. Du kannst gleich noch ein haben. Und du Kröte solltest nicht so starren, sonst kriegst du auch eine!“


    Nach eine Weile fand ich dann aber die Beiden und stellte mich schweigend dazu.

  • Der Angestellte an den Ständen war gerade damit beschäftigt die Oberaufsicht über das Verladen neuer, frischer Waren zu führen. Sie waren erst eben eingetroffen, feinste Tuniken, sauber verstaut in handlichen Holzkisten und vom entsprechenden Wert, so daß er sich persönlich um diese kümmerte.
    Sie stammten aus der tylusischen Schneiderei eines vermögenden Importeurs und der Auftraggeber mochte es gar nicht, wenn seine Ware aus Unaufmerksamkeit verschwand.


    Als sich jene Patrizierin, deren Herkunft an ihrem eleganten Äußeren leicht auszumachen war, mit ihren zwei Sklaven dem Stand näherte, blickte dieser Angestellte auf und widmete sich den potentiellen Kunden.


    "Salve hohe Dame, wie kann ich euch dienlich sein ?"

  • Ich wusste gar nicht, worauf ich zuerst achten sollte: Da schaffte es meine Sklavin doch tatsächlich über die Köpfe der Marktbesucher hinwegzusehen. Und nicht nur das ... sie schob offensichtlich mit Leichtigkeit einen stattlichen Mann aus dem Weg. Mein überraschter Blick streifte sie.


    "Du willst doch nicht etwa Assindius Konkurrenz machen?" Nur ein Teil der Frage bestand aus Humor, der andere war blankes Staunen. “Ja, dann mal los!", forderte ich sie unternehmungslustig auf, als ich jedoch ein deutliches Schnaufen in meinem Rücken hörte und zunächst nachschaute, wer da so außer Atem war.


    "Ah, Assindius. Wohl zu tief ins Glas geschaut und heute morgen nicht aus dem Bett gefunden", begrüßte ich meinen Leibsklaven. "Dort vorn ist unser Ziel." Mein Arm wies in schräger Richtung über den Platz und ich war ehrlich gespannt, wie sich nun Aintzane verhalte würde. Möglicherweise waren die beiden ja ein gutes Gespann. Oder aber sie waren Konkurrenten und behinderten sich gegenseitig ...
    Jedenfalls irgendwann kamen wir an und sogleich erfolgte die Nachfrage des Händlers. Ich holte tief Luft, weil alles so überraschend schnell ging, sodass ich kaum zum Nachdenken kam.


    "Dienlich am besten mit einer Tunika der besseren Qualität und zwar für meine Leibsklavin", antwortete ich dem Händler. "Die Tunika soll sie von anderen Sklavinnen anderer Häuser abheben, sichtlich abheben, aber ohne mich auszustechen, versteht sich. Was kannst du mir diesbezüglich anbieten?"

  • "Einen schönen guten Morgen, Assindius!", meinte Aintzane zum riesigen Germanen, der nun den Weg zu ihnen gefunden hatte.
    Aintzane war von der Frage etwas verblüfft. "Nein, wieso sollte ich mit Assindius konkurrieren?" Der Mann war sowieso freiwillig zur Seite gegangen, als ihn Aintzane gestoßen hatte - es wäre unmöglich gewesen, ihn à la Assindius beiseite zu drücken.
    Sie ging neben Deandra hin zum Marktstand und durchforstete mit ihren Augen sein Angebot.

  • Zitat

    Original von Claudia Aureliana Deandra
    "Dienlich am besten mit einer Tunika der besseren Qualität und zwar für meine Leibsklavin", antwortete ich dem Händler. "Die Tunika soll sie von anderen Sklavinnen anderer Häuser abheben, sichtlich abheben, aber ohne mich auszustechen, versteht sich. Was kannst du mir diesbezüglich anbieten?"


    Der Angestellte wirkte recht zuvorkommend.


    "Das ist überhaupt kein Problem." betonte er mit gespielter Leichtigkeit. "Ich habe soeben eine neue Lieferung frischer Tuniken erhalten. Tylusische Qualität, die zeichnet sich im allgemeinen sowieso durch eine höhere Qualität aus."


    Er ging zu einer der eben eingetroffenen Kisten, öffnete den Deckel mit einem Ruck und griff die erste Tunika heraus.


    "Bitte, wenn Ihr euch selbst überzeugen möget. Schön in der Verarbeitung, doch ohne unnötigen Pomp und sonstige Spielereien."


    Er reicht der Patrizierin die Tunika.

  • So tief sind die Gefässe die Römer doch nicht. Außerdem hab ich doch fast gar nichts getrunken. Aber einen Schädel hab ich trotzdem, als ob ich mir die ganzen Nacht Met in die Figur geschüttet hätte. Das ist bestimmt das Wetter.


    Als ich auf den Stand zuging stand mal wieder einer im Weg und ich fauchte ihn grimmig blickend an:


    "Weg!" Dann stieß ich ihn an die Seite, was ihm nicht gefiel, so dass er sich auf mich zu bewegte. Ich stampfte auf ihn zu, hohlt mit der Rechten aus und ließ sie vor seinen Augen in den linken Handteller knallen. Erschrocken zuckte er einen Moment und ich stieß ihn zu Boden.


    "Verpiss dich du Wicht!"


    Dann blickte ich zu Aintzane rüber und grüßte zurück:


    "Moin"

  • "Ist man heute wieder gut aufgelegt...", meinte Aintzane, als Assindius den armen kleinen Mann verprügelte.
    "Und, gestern über den Durst getrunken? Ich habe, fürchte ich, auch etwas zu viel erwischt."
    Dann begab sie sich schnell zum Mann hin, der am Boden lag. "Alles in Ordnung?" Der Mann nickte, stieß einen barbarischen Fluch auf persisch hervor und stolperte wieder in die Menschnemasse hinein.

  • „Hau bloss ab, du Penner“ rief ich dem Kerl hinterher.


    „Gestern hab ich doch kaum was getrunken. Betrunken war ich auch nicht. Ich bin schlecht gelaunt, weil ich verschlafen haben. Das ist mir noch nie passiert. Außerdem dröhnt der Schädel“

  • "Du bist schlecht gelaunt? Was du nicht sagst.", meinte Aintzane fröhlich.
    "Wer's glaubt, wird selig.", kicherte sie auf seine Ansage hin, er hätte "kaum" etwas getrunken. "Was bringt dann wohl den Schädel von einem Kerl wie dich zum Dröhnen?" Sie legte ihre Hand auf seine Stirn. "Bist du krank?"

  • Tylusische Qualität war in der Tat eine gute, also waren sie an diesem Stand schon einmal richtig. Ich nickte Aintzane zu, die offensichtlich ein gutes Gespür besaß, ohne Umwege den besten Zielhafen zu finden. Prüfend strich ich über den Stoff, warf einen Blick auf die Nähte und war durchaus zufrieden, was nicht gleichbedeutend mit einem sofortigen Kaufentschluss war.


    „Ich möchte die Tunika an meiner Sklavin sehen. Ein Anhalten dürfte reichen, die Wetterverhältnisse erlauben nicht mehr. Der Stoff muss weich fallen, damit die gute Qualität auf Anhieb sichtbar ist.“


    Nicht dass ich die Meinungen meiner Sklaven grundsätzlich berücksichtigen würde, aber möglicherweise gab es Überlegungen praktischer Art, die ich als Herrin kaum einzuschätzen vermochte, also war ich durchaus für Kommentare aufnahmebereit.

  • "Ja Mami, ich bin krank. Mir tut schon der ganze Tag der Kopf ein bisschen weh. Außerdem ist mir etwas kalt und ich habe ein drücken im Hals." sagte ich mit absichtlichem leisen und schüchternem Ton.

  • "Das kommt davon, Sohnemann, du darfst halt nicht in dieser Kälte ohne Schaal herumlaufen! Ach wie oft habe ich es dir schon gesagt..." Aintzane konnte sich ein Lachen kaum verkneifen.
    In dem Augenblick wollte Deandra die Tunika an ihr sehen. Aintzane fuhr herum voll Schrecken, dass sie sich jetzt ausziehen müsste, aber sie musstes sie, den Göttern sei Dank, nur anhalten. Also tat sie das.
    Der Stoff fiel weich an ihr herunter, es schien so, als ob er nicht kratzen würde. Ihr schoss der Gedanke durch den Kopf, dass sie in diesem Gewand gar nicht schlecht aussehen würde.

  • Bezalel warf einen prüfenden Blick auf die Sklavin. Er hatte von sich aus keine Beanstandungen. Die Tunika würde passen. Aber vielleicht hatte die Herrin noch etwas anderes im Auge und daher wartete er auf die Reaktion jener Dame.

  • Was schwatzte Assindius heute so viel? Und auch Aintzane beteiligte sich munter an der Konversation. Ich drehte mich flüchtig zu den beiden um, erhaschte den Ausdruch „Sohnemann“ und blickte dann doch reichlich verdutzt.


    „Habe ich irgendwas verpasst?“, fragte ich scheinheilig, denn praktisch umsetzen ließ sich die soeben vernommene Beziehung der beiden nicht: Aintzane war dafür „ein klein wenig“ zu jung. Gleichwohl war ihr aber eine erzieherische Ader zueigen. Nun, vielleicht – irgendwann in weiter Ferne – würde ich einmal Kinder haben und neben allerhand Gelehrten konnte ein Kindermädchen nicht schaden. Aber erst einmal abwarten, zu welchen Mitteln Aintzane bei Assindius noch so greifen würde. Ich bedachte meinen Leibsklaven mit einem schelmischen Blick, wandte mich dann aber wieder dem Händler zu, nachdem ich die Tunika ausreichend an Aintzane betrachtet hatte.


    „Hm, ich finde, diese Tunika fällt etwas kurz aus. Vielleicht liegt es aber auch nur daran, dass meine Sklavin von etwas größerer Statur als eine Römerin ist. Welche Farben haben wir denn überhaupt zu Auswahl?“

  • [Blockierte Grafik: http://img404.imageshack.us/img404/1890/marktis3.th.jpg]
    Nach dem ich zum Ritter ernannt worden war führte mich mein erster Gang zu einem Schneider. Ich war in zivil und außnahmsweise auch nur in einer Tunika ohne Rüstung unterwegs. Man kam sich dabei gleich vielleichte vor. Trotzdem gut gesichert schritt ich über die Märkte um mir eine Toga abzuholen mit dem Latus Angusticlavius [das ist der kleine, rote Streifen an dem Rand]. Ich kannte einen hervorragenden Schneider irgendwo auf dem Markt. Ich grüßte eine Patrullie, worauf sie sich erst wunderte, mich dann aber erkannte und eilig zurück grüßte, was ich allerdings abtat, da ich ja zivil war.
    [Blockierte Grafik: http://img404.imageshack.us/img404/4762/hndlerwt1.th.jpg]
    Schließlich kam ich am Stand an. Vor mir war wohl eine patrizische Dame, wie ich es an dem Sklaven aufkommen schätzte. Ich betrat trotzdem den Laden und grüßte alle die Dame mit einem Lächeln und einem "Salve!". Das Lächeln behielt ich gleich als ich mich in den hinteren Teil des Ladens verzog um mit einem der Angestellten zu sprechen.

  • Zitat

    Original von Claudia Aureliana Deandra
    „Hm, ich finde, diese Tunika fällt etwas kurz aus. Vielleicht liegt es aber auch nur daran, dass meine Sklavin von etwas größerer Statur als eine Römerin ist. Welche Farben haben wir denn überhaupt zu Auswahl?“


    Wenn es nach dem Angestellten gegangen wäre, dann hätte diese Tunika genau die richtige Länge, wenn die Sklavin luftig, frei im Sommer im Park springt und man durch die hüpfenden Bewegungen nicht zu viel und nicht zu wenig erhaschen konnte. 8)


    "Das ist überhaupt kein Problem, lieber ein wenig zu lang, kürzen kann man sie dann ja immernoch." betonte er légère, während er eine zweite Tunika hervorholte und dabei die Frage der Patrizierin beantwortete.


    "Die Farbwahl lässt kaum Einschränkungen zu. Wie ich den Damen schon oft geraten, die Modefarbe dieses Jahres ist Grün, blass odr etwas kräftiger, je nach Teint der Hautfarbe. In Damaskus und Antiochia sieht man die Dame und den Herrn bereits in diesen Farben herumlaufen.
    Aber auch andere Colorationen sind denkbar, rot, braun, blau oder orange."


    Dann gab er dem gerade angetroffenen Kunden, den er im Augenwinkel erspähte, mit einem Nicken zu verstehen, daß er sogleich dran sei und er sich gedulden möge.

  • Mit einem kurzen schnellen Nicken gab ich wiederum zu verstehen, dass es nicht eilte. Also lehnte ich mich zurück und schaute mich ein wenig im Laden um. Angenehm war es den Geruch von Stoff anstatt Eisen in der Nase zu haben.

  • Fasziniert schaute Aintzane auf die Tuniken. Antiochia, Damascus... die Namen dieser Städte klangen exotisch und aufregend. Ein Gefühl von Fernweh umfasste sie. Besonders gefiel ihr jenes blassgrüne Gewand, welches auf der Theke lag, sie fixierte ihre Augen darauf.
    Da sah sie, dass ein anderer dazugekommen war. An der Art, wie sein Gürtel gebunden war, konnte man erkennen, dass es ein Soldat war. Freundlich lächelte sie ihm zu.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!