Der Cursus Publicus auf Inspektion

  • Vom Hafen kommend, bewegte sich die Gruppe des Cursus Publicus langsam aber bestehtig auf den Markt zu. Avarus dachte nach, was sie für opfergaben angemessener Art würden kaufen und achtete dabei weniger auf das Volk am Straßenrand, die sie in ihren rausgeputzten römischen Kleidungsstücken manchmal argwöhnisch, andermal neugierig begutachteten.


    An seiner Seite führte er Lucilla, die Tabellarii gingen mit ihren Ortskenntnissen voraus und vier Seeleute zur Bewachung waren auch dabei. So erreichten sie wenige Minuten später die Märkte. Welche vorallem vom reichhaltigen Angebot des Meeres zu profitieren schienen.


    Er schaut Lucilla an und wartete darauf, das sie eine passende Auswahl traf. Vielleicht konnte der Senator sich damit der Pflicht entziehen. 8)

  • Mit dem Haufen an Gepäck war es wahrlich nicht einfach zu laufen, zwar halfen ihnen die Seeleute so gut sie konnten, doch führte der Weg hinauf zur Mansio. Eine steile Straße, wie sie in Rom nie genehmigt worden wäre. Doch was sollten sie tun... so keuchten sie hinauf und brachen vor der Tür fast zusammen...

  • Lucilla kommt aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Eigentlich ist alles gar nicht sehr viel anders zu Rom oder auch Tarraco, aber irgendwie ist es vollkommen anders. Sie muss aufpassen, den Mund nicht allzu lange offenstehen zu lassen. Als sie den Markt erreichen, wird es noch schlimmer, Lucilla weiß gar nicht mehr, wo sie zuerst hinsehen soll. Zum Glück führt sie Draba recht geschwind bis zu den Viehhändlern, sonst wäre sie augenblicklich um viele Sesterzen leichter.


    Als sie die Kleintierabteilung erreichen sondiert Lucilla mit geübtem Einkaufsblick die Angebote. Schwarze Lämmer sind nicht gerade häufig und es dauert etwas, bis sie einen Händler gefunden haben, welcher nicht nur ein schwarzes, sondern auch ein weißes in seinem Pferch hat. Kaum stehen sie an der Umrandung und Lucilla deutet auf ein kleines weißes Lamm, da steht schon der Händler vor ihnen. Er hat eine ausgeprägt kantige Nase, buschige schwarze Augenbrauen, einen rechten Wohlstandsbauch, und trägt zu dem auf seinem Kopf gewundenen Tuch eine weite Tunika, die ihm bis zu den Knöcheln reicht.


    "Salvete die Dame und der Herr." beginnt er in akzentbehaftetem Latein. "Ihr sucht ein Lamm, da seid ihr genau richtig! Und es beweist dazu euren guten Geschmack, dass ihr mein bescheidenes Angebot ausgewählt habt. Meine Lämmer sind die Besten weit und breit, sie grasen auf den saftigsten Wiesen vor Caesarea und ihr Fleisch ist so zart, dass es auf der Zunge förmlich zergeht!"
    "Wieviel soll das Weiße dort kosten?" Lucilla deutet auf das Tier.
    "Ah, eine Kennerin! Das Auge isst mit und wenn ein Tier so blütenrein ist, dann ist es allein deswegen schon etwas ganz Besonderes. Allerdings muss sich das natürlich im Preis niederschlagen. Einhunderfünfzig Sesterzen."
    "Wie bitte?" Lucilla schaut ihn entsetzt an. "Einhunderfünfzig Sesterzen? Dafür bekomme ich in Rom ja ein ganzes Pferd!"
    "Ah, ihr kommt aus Rom? Warum sagt ihr das nicht gleich? Nun, die Lebensbedingungen hier sind sehr viel härter als in der Hauptstadt, aber ich mache euch einen speziellen Römer-Preis. Einhunderzwanzig Sesterzen."
    Lucilla schaut noch immer empört. "Also ich bitte dich, guter Mann, so wenig Gras könnte es hier überhaupt nicht geben, dass ein so kleines Tier schon so viel wert ist, nur weil es neben der Muttermilch ein bisschen davon gefuttert hat!"
    "Na gut, na gut. Weil du eine so wunderschöne Frau bist," er blick zu Avarus und zeigt ein schmieriges Grinsen. "Und weil du deinen Mann dabei hast... Neunzig Sesterzen."
    "Ich weiß nicht." Lucilla schaut skeptisch zu Avarus, dann auf das weiße Lamm und zurück zum Händler. "Man soll ja am Opfer nicht sparen, aber da kaufen wir ja besser ein Kamel für diesen Preis."
    "Ihr sucht ein Opfer? Bei den Göttern, so sagt dies doch! Ich will mich nur ungern den Göttern in den Weg stellen, die uns doch so viel Wohlstand bescheren. Siebzig Sesterzen, für die Götter."
    "Fünfzig. Dann nehmen wir zwei und du bekommst zusammen Einhundert."
    "Ihr wollt mich ruinieren, schöne Frau! Einhundert für zwei Lämmer, ach, ich armer alter Mann. Doch meinetwegen, so sei es."
    Er greift nach dem weißen Lamm und reicht es einem von den Seeleuten, welche sie begleiten. "Welches noch?"
    Lucilla blickt triumphierend in den Pferch und deutet auf das kleine Schwarze. "Das Schwarze, für Neptun."
    Nun ist es der Händler, welcher entsetzt dreinschaut. "Was? Das schwarze? Ihr wollt mich wirklich ruinieren! Es ist mindestens das Doppelte wert! Könnt ihr euch überhaupt vorstellen, wie selten schwarze Lämmer in meiner Herde auftreten?"
    Lucilla zuckt mit den Schultern. "Geschäft ist Geschäft. Zwei Lämmer für einhundert Sesterzen."


    Die Bezahlung ist schnell erledigt und der Händler muss widerstrebend das schwarze Lamm herausrücken. Mit einem zufriedenen Grinsen auf dem Gesicht geht die kleine Truppe weiter.


    "Nun brauchen wir nur noch ein paar Voropfer. Am besten zwei Opferkuchen und dazu frischen Weihrauch."

  • Souverän war der Senator Avarus neben Lucilla her geschritten und hatte es sichtlich genossen soviel Neues zu entdecken. Sicher war die stadt ähnlich derer in Italia angelegt, doch vermischten sich mauretanische Baustile mit denen der Römer. So schnell waren diese Kulturen eben nicht weg zu wischen und da half es auch nicht, wenn an jedem zweiten Haus ein römisches Wappen prangerte.


    Als sie dann endlich am Markt waren, ließ er wie gesagt Lucilla den Vortritt und wurde immer röter im Gesicht. Natürlich wartete er ab, bis sie ein Stückchen vom Viehhändle weg waren, dann sagte er zu ihr:


    Du bist ja schlimmer als ein arabischer Teehändler in Messina. ;) :D


    Ich hätte dem armen Hirten auch zweihundert Sesterzen gezahlt. Aber so haben wir mehr für den Opferkuchen und den Weihrauch... hm sollten wir schauen ob ein tylusischer Händler in der Nähe ist. Ihr Weihrauch hat sich schon immer als durchaus mildestimmend für die Götter erwiesen, oder suchen wir nach einem Ägypter, auch von dort habe ich schon exzellenten Weihrauch erworben?


    Den Opferkuchen, oder besser gesagt die Opferkuchen können wir bei einem Bäcker erstehen. Schau da drüben ist gleich einer. Nach dem Duft, der aus der Backstube dringt, versteht er sein Handwerk bestens..."


    Er geht langsam hinüber und schau sich de Auslage an, das Verhandeln überläßt er wieder gerne Lucilla. Man (er) kann nur sparen, wenn man solch eine vorzügliche Händlerin an seiner Seite führt. 8)

  • "Gehst du denn nie in Rom über den Markt?" fragt Lucilla auf dem Weg bis zum Bäcker hin. "Oder bezahlst du am Ende immer, was die Händler verlangen? Kein Wunder, dass du so ein armer Senator bist." Sie grinst vor sich hin. "Ich habe Großtante Drusillas hohe Schule der Einkaufskunst hinter mir, was neben dem Verhandeln auch beinhaltet den Blick zu schärfen und den Wert eines Angebotes zu schätzen. Ich bin gerne bereit den vollen Wert zu bezahlen, doch kein As mehr. Außerdem glaube ich nicht, dass der Händler der Hirte war, dafür ist er zu gut genährt. Wahrscheinlich hat er die Schafe dem wirklich armen Hirten für zwanzig Sesterzen abgekauft und so noch genug Gewinn herausgeschlagen."


    Lucilla schnuppert in die Luft und verspürt selbst etwas Hunger. Nach dem Opfer sollten sie bald auch an sich denken und ihren Mägen füllen. Nach dem wenig abwechslungsreichen Essen während der Seereise freut sie sich schon auf etwas mehr Vielfalt. Doch zuvor stehen weitere Verhandlungen an.


    Mit einem prüfenden Blick mustert Lucilla die Auslagen des Bäckers und hat sich recht schnell für zwei Opferkuchen mittlerer Größe entschieden. Da bei Brot und Kuchen wenig Spielraum im Preis besteht und Händler des täglichen Lebensmittelbedarfs eh selten auf große Verhandlungen eingehen, geht Lucilla bis auf die Ebene des Quadrans hinunter, um wenigstens einen kleinen Vorteil herauszuschlagen. Wieder beginnt sie damit zu erwähnen, dass die Preise in Rom viel geringer wären, was dieses mal eine glatte Lüge ist. Doch der Hinweis auf ihre Herkunft genügt um auch hier einen speziellen Römer-Preis herauszuschlagen. :D Zusätzlich lässt sie auch gleich noch etwas frisches, noch warmes Brot einpacken und auf dem weiteren Weg zum Weihrauchhändler bricht sie bereits ein Stück davon ab und steckt es sich genussvoll in den Mund.


    "Ist das herrlich hier! Mit südländischen Händlern kann man einfach wunderbar handeln, viel besser als mit denen aus Gallia oder Gemania. Man muss sogar mit ihnen handeln, sonst sind sie beleidigt. Zu Anfang war mir das immer sehr peinlich, wenn ich mit Tante Drusilla auf den Mercati Traiani war, aber wenn man es ersteinmal durchschaut hat, dann ist es ganz leicht." Sie steuern auf einen Stand mit Räuchermischungen zu und Lucilla nickt in die Richtung des Händlers. "Magst du nicht auch mal versuchen? Es ist wirklich ganz einfach." :P

  • Müde stapft Avarus Lucilla hinterdrein und schauch sich immer und immer wieder um. Es könnte ja sein...


    "Ja wir wollen Weihrauch haben." Antwortet er dem Händler und verzieht das Gesicht bei dessen Preisvorstellung. "Fünf Sesterzen für ein Tondöschen? Ne dafür bezahl ich in Rom weniger als die Hälfte." Doch die Härte des Verhandelns liegt ihm dann doch nicht so und so kauft er zwei Döschen für 5 Sesterzen ein.


    ... das sie noch vom Markt geprügelt werden, sollte sich ihre Vorgehensweise beim radikalen Verhandeln rumsprechen.


    "So ich denke wir haben die Gaben, gehen wir hinüber zu den Tempeln und sehen wir, ob sich ein Priester findet."


    Das lange Gelatsche hatte auch ihn hunrig gemacht, doch würde er sich nicht mit einem Stückchen Brot abspeisen lassen. Schon eher mit einer Haxe. Sicher war der Hafenmeister bereits zum Dumviir der Stadt geeilt und man bereitete ein angemessenes Mahl vor...

  • Lucilla mustert ihn kurz von der Seite und verzichtet auf einige Worte hinsichtlich seines Verhandlungsstils. Sie runzelt die Stirn, da er so aufmerksam auf die Umgebung achtet. "Stimmt etwas nicht?" Sie blickt sich um, kann jedoch außer dem Gewimmel, welches die ganze Zeit schon herrscht, nichts Außergewöhnliches entdecken.


    "Es gibt sicher einen Neptunschrein am Hafen. Aber opfern wir ersteinmal dem Merkur." murmelt sie nun doch etwas abwesend vor sich hin und folgt Draba, der wieder voraus geht bis zum Tempel des Merkur.


    Dort dauert es nicht lange, bis sie einen verantwortlichen Opferhelfer gefunden haben. Er nimmt dem Seemann das weiße Lamm ab und bereitet es für das Opfer vor, während Avarus und Lucilla mit den Voropfern in den Tempel gehen. Sie streuen den duftenden Weihrauch über die Kohleschale und bringen schließlich mit einem Gebet den Opferkuchen dar. Kurz darauf stehen sie gemeinsam am Altar auf dem Tempelvorplatz und Avarus darf den Teil des Opferherrn übernehmen. ;) Er streicht dem Tier mit dem Messer über den Rücken und reicht es dann an den Opferhelfer weiter, welcher das Lamm fachmännisch mit einem schnellen Schnitt über den Hals tötet. Nachdem er die Eingeweide des Tieres begutachtet hat, verkündet er die Litatio.


    Lucilla verkündet ihm daraufhin lächelnd, dass sie das Fleisch dem Tempel überlassen, denkt jedoch kurz daran, wie der Händler davon sprach, dass das zarte Fleisch förmlich auf der Zunge zergeht, und spürt dabei wieder ihren leeren Magen. So treibt sie die kleine Truppe nach der Beendigung des Opfers eilig an, zum nächsten Opferplatz zu gehen.

  • "Nein, nein schon alles noch in Ordnung, ich hab nur bedenken, das sie uns bei deinem Verhandlungsstil vom Marktplatz prügeln."


    Dann gehen sie zu den Tempeln weiter und Avarus darf die Rolle des Opferherrn übernehmen. Das Lamm sieht so niedlich aus und während er mit dem Messer über dessen Rückenstreicht, scheint das arme Tier bereits von seinem Schicksal zu wissen. Doch weit kommt es nicht mit diesem Gedanken, denn wenig später sackt es tot zusammen, getötet vom Opferhelfer. Die Organe sind rein, auch wenn der Senator nicht viel erkennen kann.


    Dann gehts schon weiter und Lucilla verschenkte das erste Tier an die Priesterschaft. Irgendwie kam Medicus dabei nicht mit. Auf dem Markt feilschte sie um jede Unze und hier gab sie so ein leckeres Mahl einfach so weg. Er seufzte innerlich und hoffte darauf, das er heuer noch was zum Futtern bekam. So stapfte Avarus neben Lucilla her.


    Bis sie schließlich den zweiten Opferplatz erreichten...

  • Beim Schrein des Neptun angekommen ist Lucilla etwas aus der Puste. Vielleicht ist es der leere Magen, vielleicht die viele Seeluft, oder sie wird vielleicht doch langsam eine alte Schachtel. (8) :D )


    Es dauert etwas länger, doch letztendlich ist auch hier ein Opferhelfer gefunden, welcher ihnen das schwarze Lamm abnimmt um es für das Opfer vorzubereiten und dem Neptun zu weihen. Da Neptun keinen Tempel hat, findet das Voropfer an einem kleinen Foculus nahe des eigentlichen Opferaltars statt.


    Nachdem sie den Weihrauch dargebracht hat, blickt Lucilla ihren Verlobten lächelnd an und nickt ihm auffordernd zu. (:P)

  • Vor dem Schrein des Neptuns brennen die Weihrauchstäbchen ab, dann zelebriert der Opferhelfer die Vorworte an den Gott Neptun und fährt dabei ein paar Mal mit dem Messer über das Fell des Opfertieres. Wenig später gibt er das Messer an den Senator weiter, der nun ebenfalls das Tier "streichelt". In der Zwischenzeit vertieft der Helfer die Ansprache und läßt sich dann das Messer wieder reichen. Mit einem gezielten Stoß in das schwarze Lamm fließt das Leben sehr gezielt und schnell aus Diesem heraus.


    Einen Augenblick später ist das Opfertier weit genug geöffnet und der Priester besieht sich die Innereien. Wieder kann der Senator Germanicus Avarus nichts abnormales darin erkennen und der Priester sieht dies wohl genauso, denn als bald verkündet er die Litatio.


    Zufrieden dreht sich Medicus zu Lucilla hin und spendet das Tier an die Priesterschaft. Dann wäscht er sich in einer Schale die Hände rein und wischt sie an einem seidenen Tuch trocken.


    "Ich denke die Götter sind zufrieden und wir sollten es auch sein. Kom lass uns schauen, ob der Stadthalter von Caesarea bereits von unserer Ankunft Wind bekommen hat."

  • Lucilla nickt lächelnd und hakt sich bei Avarus unter. Wenig später erreichen sie die Mansio des Cursus Publicus in Caesarea, wo Paulus und Ambrosius sich schon um Zimmer gekümmert haben. Dort wartet tatsächlich auch eine Wachstafel mit einer Einladung des Statthalters, der sogar schon zwei Sänften vorbeigeschickt hat.


    "Ach herrje." Lucilla blickt an sich herab. Natürlich hat sie damit gerechnet, dass eine Inspektionsreise mit Avarus an ihrer Seite anders ablaufen würde, als wenn sie allein als Praefecta unterwegs ist. Aber nun, da es soweit ist, steigen doch wieder Bedenken in ihr auf. Nicht, dass sie ungern mitkommt, doch Statthalterkreise sind ihr ebenso fern wie Senatorenkreise und wenn sie ehrlich ist, dann sind ihr die Tabellarii in der Mansio fast lieber, denn dort besteht keinerlei Gefahr sich zu blamieren. Doch sie schluckt ihre Unsicherheit hinunter und lächelt tapfer. "Ich möchte mich nur eben noch etwas frisch machen, dauert nicht lange. Wir treffen uns wieder hier."


    Sie folgt Ambrosius bis in ihr Gästezimmer und würde den Sklaven am liebsten umarmen. Denn Ambrosius hat bereits vorgesorgt, ein angemessenes Kleid parat gelegt, die passenden Schuhe, Schmuck und Palla dazu herausgesucht und die notwendigen Kosmetika vorbereitet. So dauert es tatsächlich nicht lange bis Lucilla frisch eingekleidet, frisiert und geschminkt ist, denn Ambrosius versteht sein Handwerk und auch wenn er über die Hektik meckert, das Endergebnis kann sich sehen lassen. Zuletzt noch ein paar Tropfen Duftwasser und ein Blick in den Spiegel, dann nickt Lucilla zufrieden und legt sich schicksalsergeben die Palla um. "Gehen wir."


    Im Eingangsbereich der Mansio wartet sie auf Avarus und lächelt verschmitzt den Tabellarii Dispositi zu, welche den Raum durchqueren und etwas verwirrt über den anscheinend hohen Besuch sind.

  • Gesetz dem Fall, das er nach ihr in der Halle erscheinen wird, legt er sich gewisse Ausreden parat, verwirft sie wiede rund entscheidet sich letztlich Stillschweigen über das Warum und Wesshalb zu halten.


    Paulus hatte ihm eine frische Toga bereit gelegt, während der Senator sich in einer Therme erfrischte und das Seesalz abwusch. Mit einem Becher Wein war er dann etwas ins Dösen gekommen, bevor ihm sein Sklave etwas energischer als gewohnt und erwartet zum Beenden des Bades riet.


    So kam der Senator Avarus zwar wohlduftend, doch auch deutlich später in die Eingangshalle geschlendert und zeigte eine sichtliche Überraschung auf seinem Gesichtsausdruck, als er Lucilla bereits wartend vorfand.


    "Oh salve mein Schatz, ich hoffe du mußtest nicht zu lange warten, doch nun bin ich ja da. Lass uns also gehen. (ach nein Sänften.)" :D


    Avarus führte sie hinaus und überließ es dann ihren Sklaven vor aller neugieriger Berberaugen sie in die Sänfte zu helfen. Besonders unter den Wüstenvölkern war die Rangordnung besonders deutlich ausgeprägt und es konnte durchaus von Nutzen sein, wenn die Einheimischen davon ausgingen, das dies auch bei dieser Reisegruppe so seinen Gang lief.


    Die Sänften setzten sich unter dem mächtigen Schritt einiger Nubier in Bewegung und schon bald hatten diese Männer ein ordentliches Tempo aufgenommen. Für eine Weile vergaß der Senator die Welt um sich herum und ließ seine Augen rein die Architektur betrachten....

  • Auch Lucillas Augen schweifen neugierig umher, versuchen Vertrautes im Fremden zu entdecken und Fremdes aus dem Vertrauten hervorzuheben. Die Einheimischen mustert sie mindestens ebenso interessiert, wie diese die vorbeiziehenden Sänften mustern. Noch immer herrscht ein reges Treiben in den Straßen, trotz der voranschreitenden Uhrzeit. Da in der Mittagshitze viele die Arbeit ganz ruhen lassen, zieht sich diese am Abend etwas länger hin.


    Allmählich jedoch kommen sie aus dem dicht bebauten Stadtkern heraus in eine Gegend, in welcher viel Grün zu sehen ist und in der die Grundstücke sehr großzügig bebaut sind. Die Sänften biegen auf eines dieser Gründstücke ein und bleiben schließlich vor dem größten Gebäude in der näheren Umgebung stehen.


    Lucilla lässt sich aus der Sänfte helfen, streicht ihr Kleid glatt und blickt mit großen Augen an der Regia entlang. Der Wohntrakt des Legatus Augusti hat einen separaten Eingang, ist jedoch direkt mit dem Hauptgebäude verbunden. Lucilla überlegt sich, wie praktisch das sein muss. Man kommt nie zu spät zur Arbeit, weil man ja nur aus dem Bett heraus in sein Officium fallen muss. Andererseits ist man wahrscheinlich nie weit genug von der Arbeit weg um ihr wirklich zu entrinnen, bei jedem kleinen Problem würde ein Scriba einfach an der Haustür klopfen und nachfragen.


    Ein Sklave steht bereits zum Emfpang bereit und eilt sogleich auf Avarus und Lucilla zu. Nach einer förmlichen Begrüßung richtet er aus, dass der Legatus Quintus Lollius Carseolanus sie im Atrium empfangen wird. Mit einem Wink huscht einer der Türsklaven ins Innere, wahrscheinlich um dem Hausherren Bescheid zu geben, der Begrüßungssklave geleitet Avarus und Lucilla bis in den Innenhof.


    Lucilla spürt, wie etwas Aufregung in ihr aufsteigt. Zwar hat sie schon einige Legaten kennengelernt, doch die meisten eher von ihrer privaten Seite her und weniger offiziell. Sie folgt Avarus bis zum Atrium und vertraut darauf, dass er das Reden übernehmen wird.

  • In einer engen Gasse wurden sie für gut zwei Kilometer transportiert. Links und rechts reihten sich Haus an Haus enge Mietsnormaden und nur selten wurde ein kleiner Platz überquert, der sanitäre, wie kulturelle Möglichkeiten für die Bewohner beherbergte. Natürlich nutzen die Händler eben diese kleinen Freiflächen auch zum Handel, womit selbst da dichtes Gedränge vorherrschte.


    Nach eben diese Lauflänge der Nubier öffnete sich die Stadt in breite Straßen, mit Parkanlagen und Obstanbauflächen, auch Olivenhaine waren zu erblicken und zwischen all jenem beruhigenden wie frischen Grün große Stadthäuser, deren Bewohner ihren Reichtum nicht verbargen.


    Sie bogen ab und änderten damit die Himmelsrichtung, denn auch hier hatte sich der römische, geradlinige Straßenbau durchgesetzt. Wieder folgten einige Wohnviertel jedoch auch mit guten Häusern, deren Baumeister nicht nur mit Setzwaage und Bleilot arbeiteten sondern auch mit Augenmaß für wohlgeformte Steinsimmse und edle Materialien.


    Wenig später erreichten sie eine Art Hochplateau, wo sich das Regierungsviertel befand. Doch hatte es mit dem in Rom nicht viel gemein. Zum Einen war es eher wie das Paradies angelegt und befand sich zum Anderen nicht wirklich im Stadtzentrum. So schritten die Nubier auf verdichteten Kiesstraßen voran und ließen die Sänften so deutlich ruhiger wippen, als noch auf dem harten Pflaster der Stadt.


    Dann als das rießige Area der Regia auftauchte, dachte der Senator Avarus vorerst an Rom, dann an Germanien, dessen Regia mit diesem weder in Ausstrahlung, Größe und Verarbeitung mithalten konnte, aber auch italienische Bauwerke hatten damit eigentlich kaum eine Chance zu konkurieren.


    Eine Weile verharrte er noch in der Sänfte ließ die wunderbaren Mamorsäulen auf sein Auge wirken und stieg dann mit unverminderten Blick aus. Die Fassade wirkte wie ein eigenes Bildnis. Ornamente schlossen sich überall denkontinuierlichen Formen von Türen, Fenstern und Gemälden an. Ein wahrer Palast und sicher nicht von einem Römer erbaut.


    Als sie die Treppe zum Porticus überwunden hatten, ließ es sich Avarus nicht nehmen, den glatten und extrem strukturierten Mamor zu fühlen... in Rom würde man sicher nur Säulen mit geradlinigen Aderverläufen kaufen und einsetzen, doch diese Mamorlinien hatten etwas anziehendes an sich.


    Im Gebäude dann erwartete sie purer Luxus und ein Senator aus Rom der schon einige überschwengliche Anwesen betreten hatte, blickte selbst da mit glasigen Augen drein und mußte an sich halten den Mund nicht offen stehen zu lassen. Oliven, wilde Tiere, Erze, Mamor und Getreide mußte mehr Wert haben, als es ihm je in den Sinn gekommen war.


    Sie schritten langsam den Gang entlang, der durch ein schimmriges Licht orientalisch beleuchtet war. Sicher ein Freund dieser Lebensart, dachte sich Avarus. Lucilla war hindes neben ihm und er spürte diese Macht, welche von den Mauern ausging.


    Dann als der Gang sich in einem mächtigen Atrium verlief, erblickte Avarus den Legatus Lollius Carseolanus. Ein mittelgroßer Mann mit grauen Haaren, die gegen die Kopfhaut den Kampf schon längst verloren hatten und einem ergrauten Bart. Um ihn herum war eine jener Togen gelegt, wie sie hier im Süden oft genäht wurden. Dünner Stoff mit der Möglichkeit bei Sturm den gesamten Kopf mit einzuwickeln. Trotz der jetzigen Anlegeart verdeckte sie nicht den dicken Bauch, den sich Carseolanus wohl durch die vielen fetten Jahre an der politischen Macht verdient hatte.


    Der Legatus kam ihnen entgegen gewatschelt und hob beide Hände zum Gruße an. Avarus entgegnete diese übliche Form gleichfalls und sprach:


    "Oh salve Legatus Augusti pro Praetorie Quintus Lollius Carseolanus. Ich hoffe wir kommen nicht all zu ungelegen?"


    Mit einem abwinkenden Arm dreht er sich intressiert zu der Begleitung neben Avarus und sagt:


    "Nein, nein, seid meine Gäste Senator Avarus, richtig(?) solange ihr wollt und laßt euch von mir zu einer Kleinigkeit zum Mittagsmahl überreden."


    Wieder zeigen seine Augen deutliches Interresse für Lucilla vielleicht meint er ja eine Tochter des Senators zu erblicken.


    Avarus fängt diesen Blick ein und sagt:


    "Ja ganz genau ich bin Senator Medicus Germanicus Avarus.... und möchte dir meine Verlobte Decima Lucilla vorstellen. Sie begleitet mich auf dieser Reise."


    Nach einer kurzen Pause fügt er an:


    "Gerne warum nicht beim Essen läßt es sich leichter Reden. Wie geht es euch und eurer Gemahlin ... "


    Das Zähneknirschen kann Quintus Lollius Carseolanus nicht gänzlich verbergen, mit einem Seufzen formuliert er sich:


    "So, so eure Verlobte... na dann willkommen in meinem bescheidenen Heim, Decima Lucilla."


    Er wendet sich wieder zu Avarus und fügt an:


    "Meine Frau starb vor zwei Jahren an Malaria. Ich selbst bin dieser Seuche nur knapp entronnen, den Göttern sei Dank. Doch Tusnelda war verloren. Seit dem lebe ich mein Leben so gut es geht."


    ...


    "Was führt euch soweit weg von Rom Senator Germanicus Avarus?"


    Der Luxus war auch nicht zu übersehen, mit dem er sich den Tag versüßte, dachte Avarus und blickte kurz zu Lucilla, entschied sich dann aber doch für den kurzen offiziellen Teil. Ein Legat mußte nicht alles erfahren.


    "Ich führe meine Arbeit nach einem kurzen Abstecher als Praetor im Cursus Honorum fort und habe mich in der Funktion als Legatus Augusti Cursu Publico aufgemacht, um die südlichen Provinzen zu kontrollieren und vorallem zu Karthalogisieren. Es gibt da sehr viel Nachholbedarf. Ceasarea ist die bedeutenste Stadt in Mauretanien und somit sind wir hier als Erstes gelandet."


    Der Legat scheint intressiert, wendet sich jedoch zur Seite und sagt:


    "Nun lasst mich voran gehen und euch den Weg ins Trilicium zeigen. Ich habe zeitig von eurer Ankunft am Hafen gehört und mir schon gedacht, das ihr mich besuchen kommt. Ein kleines Mahl erwartet euch im Speisesaal. Wir sollten uns legen und dann weiter reden."


    Quintus Lollius Carseolanus geht voran, während Avarus Lucilla bei der Hand nimmt und ihm schweigend folgt....

  • Es war gut, das der Legatus sich als Führer anbot. So durchschritten sie Galerien von Ahnen und Gemälden, dann kamen einige lang gestreckte Säulengänge mit Statuen aus blanken Mamor, die die römischen Götter nachbildeten, ein weiterer Raum füllte sich mit den alten Kaisern und Helden römischer Vergangenheit. Sie liefen durch einen Raum der wohl als Bibliothek diente und Schriften an Mass enthielt. Avarus kam sich dabei mit seiner Bibliothek mickrig vor und staunte nicht schlecht, als sie einen großen Innenhof durchquerten, der mit unzähligen Wasserspielen aufwartete. Das Mosaik am Boden war durch verschiedenste Mamorarten gestaltet und glänzte im Sonnenlicht. Die Säulen trugen diesmal die typisch römische Eleganz von glattem, klar gegliederten Mamorlinien und die Balken der Dachkonstrukion ließen feinstes Zedernholz erblicken.


    Noch im Staunen erreichten sie einen weitläufigen Saal, der wohl zu unrecht die Bezeichnung Speisezimmer trug, denn er war eher eine Aula, als ein Raum. In der Mitte war eine Empore aus Granitstein erstellt worden, wo sich die Liegen befanden. Zwischen denen ein langer und breiter ovaler Tisch trohnte. Er war leer. Der größere Teil des Raumes wurde von einer glatten Fläche bestimmt. Ideal dafür um weitlaufende Inszinierungen aufführen oder afrikanische Tanzgruppen 'spielen' zu lassen. In den Ecken befand sich je ein etwa fünf Meter im Durchmesser nebst achteckiges Becken, das wohl bei Bedarf über eine Pumpe zum Wasserspiel wurde.


    Sie betraten noch nicht das Podest, denn wie sollte es anders sein, hatte der Legatus natürlich auch die Größen der Stadt geladen, jene Männer und ihre Frauen, die der Provinz und somit auch ihm Reichtum brachten und seine Macht stützten. Die meisten Herren die das Parkett nun wie im Theater zu passender Zeit betraten, waren Händler, Mienenbesitzer, Investitoren im Baugewerbe, Schiffsbesitzer und Plantagenmatronen. Ihre Frauen waren zumeist aus der Region, so wie sie selbst und so schrumpfte der römische Einfluss auf wenige Anwesende zusammen.


    Nach den üblichen Begrüßungsfloskeln wurde die Empore nun doch betreten und wie es üblich war, nahm der Legatus Augusti pro Praetorie Quintus Lollius Carseolanus an einer Schlüsselposition Platz. Lucilla und Avarus zu seiner Rechten und von dort abgestuft die Paare nach ihrem Einflussbereich. Der mit dem Mächtigsten war ihnen als Besitzer der größten Olivenplantagen des Landes vorgestellt worden und hatte dem angefügt auch die meisten Mietshäuser in der Stadt zu besitzen. Dann folgten die Mienenbesitzer, die wohl nicht wenig von den staatlichen Geldern in ihre eigenen Taschen wirtschafteten, denn sie wurden als jene vorgestellt, durch deren Viertel er und Lucilla getragen wurden.


    Dann einige Tuchhändler und Karawanenbesitzer. Wobei sich Germanicus Avarus nicht vorstellen konnte, wie man in einem Land voller Sand und einem guten Hafennetz durch die Wüste gezogen reich werden konnte, doch kannte er nicht das Land, das sich hinter den Dünen versteckte und somit auch nicht den schlummernden Schatz, den die Römer zu liebend gerne in ihren Armen hielten und der in der Sonne ein solches Funkeln erzeugte, daß ein jeder Mann den Anderen aus Gier den Schädel einschlagen würde, nur um eben jenes Metall in dieser üppigen Menge zu besitzen.


    Zu der Linken fügten sich jene Römer an, welche die Bürde aufgenommen hatten, hier sesshaft zu werden. Die Felder bestellten und somit den Reichtum der Ernte jedes Jahr nach Rom versendeten. Es waren alles Mitglieder der alten Familien, deren Wohlstand auf die Früchte der Welt gebaut war und die all jenes andere Handwerk verpöhnten. Irgendwie hatten sie es trotzdem geschafft reich zu werden und vorallem zu bleiben. Denn es war durchaus an der Tagesordnung, das Beduinen das Land überfielen und ganze Felderansammlungen in Brand steckten. Nur wenig konnte die eine Legion im Lande und die wenigen Stadteinheiten gegen diese kurz aufzündelnden Gebiete ausrichten, denn trafen sie ein, war es zumeist zu spät.


    Dann saßen da die Intelektuellen, die wußten wie man mit Zahlen und Zeichen dem einfachen Mann oder den einheimischen Händlern das Geld aus der Tasche locken konnte. Sie verdienten an jeder Transaktion innerhalb wie außerhalb der Stadtmauern mit und das ganz legal. Sie bildeten in ihren angesehenen Schulen die Kinder der reichen und wohlhabenden Bürger aus und das zu einem nicht zu knappen Opolus, sie rechneten am Markt für jene, die das nie gelernt hatten und zweigten sich dadurch einen nicht zu verachtenden Gewinn ab und sie lebten in ihrem Ruhm über die Bücher und das Wissen das sie daraus gelernt hatten. Sie waren hier Rom weit voraus...


    Letzlich fanden sich einige Großgrundbesitzer und die römischen Gesandten an der Tafel wieder, die durch Steuern und Abgaben lebten oder eben ihr üppiges Gehalt aus dem Staatsschatz von Rom direkt erhielten. Dort waren auch die meisten Eheverhältnisse zu erkennen. Wo sich die reichen und einflusskräftigen Männer eher mit Dienerinnen schmückten, deren Schönheit sie bei jeder Veranstaltung gegenseitig zu übertrumpfen versuchten.


    Der Legatus eröffnete das "kleine Mittagsmahl" (oder eher das Bankett) mit einer Ansprache, die sehr gesalbt und lang war. Kurz darauf wurde frischer Falerner serviert und Wasser dazu gereicht. Dann folgten die ersten Tänzer. Nubische Frauen mit einem Hauch von Nichts am Leib. Avarus nahm dabei Rücksicht auf Lucilla (was ihm sehr schwer fiel :P ) und konzentrierte sich vornehmlich auf die aufflammenden Gespräche und nicht auf die Tänzerinnen.


    Da wurde am anderen Ende über Politik und den Einfluss Roms geschwatzt. Der Legat hindes fragte erst seinen Nachbarn nach den Erträgen die das Land dieses Jahr bringen würden um sich dann nach einer zufrieden stellenden Antwort an den Senator Avarus zu wenden:


    "Ich hoffe ich habe euch nicht zu sehr überrumpelt mit meinem Aufgebot, doch ist es selten, das römische Senatoren diese Provinz aufsuchen und sich zudem in der Lage fühlen unsere Gastfreundschaft anzunehmen. Die letzte Expedition aus Rom hat nur kurz im Hafen angelegt um frisches Wasser, Obst und Brot zu laden, um sich dann ungesehen weiter hinfort nach Alexandria zu machen.


    Es freut mich ganz besonders, das ihr den Weg in mein bescheidenes Heim gefunden habt und ich mit meinem minimalen Luxus euch wenigstens einen Hauch der Heimat Rom vermitteln kann."


    Das der Legatus dick auftrug, war Avarus schon aus dem Senat bekannt und er war immer recht froh gewesen, wenn es Quintus Lollius Carseolanus zurück nach Maurentaien zog. Das er jedoch so sehr wie eine Made im Speck lebte, hätte sich Avarus niemal träumen lassen, natürlich blieb er diplomatisch. Auch wenn ihm bei diesen Worten eigentlich die Galle hoch kam. Lollius Carseolanus war nie ein Mann aus einfachen Hause gewesen und wurde schon als Legat geboren. Er trug seinen Wohlstand weit hinaus und lebte schon immer nach dem Motto: "Erst ich, dann du."


    "Ich danke dir vielmals für deine Einladung und ich sehe in dieser Gesprächsrunde durchaus Potenzial die wichtigsten Neuigkeiten aus Rom und aus Mauretanien in kurzer Zeit auszutauschen und nebenbei einen leichten Plausch zu führen, sei dir gewiss das diese deine Behausung weit mehr als römischem Durchschnitt entspricht."


    Das fette Grienen des Legaten war nicht zu übersehen und er ließ die ersten Vorspeisen auftragen. Das Leben des Meeres würde ein Philosoph mit diesem Gang betiteln, denn es gab all jenes was die Fischer täglich, aber auch äußerst selten aus den Buchten und den Tiefen des Mare Internum fischten. Dazu üppig gefüllte Obstteller mit Trauben, Datteln, Pfirsichen und Früchten die Avarus noch nie gesehen hatte. Es folgten Tabletts mit verschiedenen Brotarten. Herzhaft oder süß, kurz oder lang gebacken, mit oder ohne Füllung. Die Aiswahl war brechend und eben jenes würden sie, sollten Lucilla und Avarus von jedem Tellerchen kosten.


    So ging der erste Gang ins Land und auch die Zeit, es würde wohl eh ein Mahl werden, das erst zu später Mitternachststund sein Ende findet. Germanicus Avarus schaffte es hindes seine Vorurteile dem Legaten gegenüber zu begraben, denn irgendwie hatte seine Art und Weise zu leben etwas anziehendes und irgendwie schaffte dieser Mann Ende fünfzig es mit seinen Erzählungen die ganze Gesellschaft zu unterhalten und zu belustigen. Es wurde viel Wissen ausgetauscht und sie erfuhren eine Menge wissenswertes über die Stadt, die Region und ihre Vergangenheit.


    Als der nächste Gang folgte, nein kein Hauptgang eher etwas dazwischen mit frischen Suppen und Dipps, dazu gab es wieder Brot. Vorallem Gemüse wurde darin verarbeitet und Avarus entschied sich genau diesen Gang auszulassen, sicher würden zum Hauptgang ganze Schweine (welch einfaches Denken) gereicht. 8)

  • Lucila folgt den Herren schweigend und staunend. Und sie kommt aus dem schweigenden Staunen nicht mehr heraus. Es kostet sie alle Überwindung überhaupt mit kurzen Sätzen zu reagieren, wenn sie angesprochen wird, und sie ist froh, wenn es bei einem kurzen Begrüßungssatz bleiben kann und dann irgendjemand das Wort an sich reißt. Sie hat sich kaum von den Ausmaßen des Wohntraktes erholt, da wird sie bereits mit dem bescheidenen Triclinium konfrontiert, da finden sich auf einmal mehr und mehr Gäste ein. Wären sie nur in der Mansio geblieben...


    Mit einem Dauerlächeln auf den Lippen lässt sie sich beinahe willenlos neben Avarus auf der Kline nieder und beginnt die Vorspeise mit Trauben über Trauben. Je mehr Quintus Lollius Carseolanus erzählt, desto klarer wird sich Lucilla, dass Avarus unbedingt Legatus Augusti Pro Praetore werden sollte. :D


    Sie lauscht fasziniert den Geschichten aus fernen Ländern, welche jedoch hier nicht fern, sondern sozusagen vor der Haustür liegen und hört jedem geführten Gespräch genauestens zu. Bisweilen kommt sie nicht umhin eine Antwort einzuwerfen und tatsächlich ist sie beim zweiten Gang bereits soweit aufgetaut um vorsichtig ein Gespräch mit einem Streinbruchbesitzer zu beginnen und sich höflich nach dem lokalen Marmorabbau zu erkundigen. Über den Marmor hinaus schwenkt das Thema bald auf die hießigen Transportwege und Verbindungsstraßen, dann auf die Transportwege nach Rom, den dortigen Absatzmarkt und den Unmut über römische Verordnungen und Steuern. Längst floriert der Absatz in der Hauptstadt nicht mehr so, wie es früher einmal gewesen ist, die Preise des Seetransports haben angezogen und es rentiert sich kaum noch, nach Rom zu exportieren. Da jedoch die anwesenden 'Römer' berichten können, dass auch im Herzen des Imperiums die Wirtschaft nicht mehr nur floriert und blüht, und außerdem endlich der Hauptgang aufgetischt wird, werden die Klagen bald eingestellt.


    Als die Sklaven den Raum betreten um die gewaltigen Platten voller Essen aufzutragen, fühlt sich Lucilla an das Kaiserbankett erinnert, dem sie einst beiwohnte. Ob der Kaiser sich wohl dessen bewusst ist, dass seine Vertreter in den Provinzen fast kaiserlicher leben, als er selbst? Lucilla beschließt, nicht weiter darüber nachzudenken und stattdessen zuzugreifen.

  • Während sich das Bankett in die Länge zieht, greifen die Gäste sichtlich zu. Man könnte meinen hier gäbe es das nicht alle Tage, nur wenn man all die Leckereien sieht, die aufgetischt wurden und werden, überkommt einem schlagartig das Gefühl im Schlaraffenland zu sein.


    Natürlich beteiligt sich auch Germanicus Avarus zielsicher an der Konversation und hat schon nach wenigen Stunden die nächsten Vorräte an besten Falerner, edlen Datteln und feinsten Olivenöl reserviert. Im gegenzug wird er seine Bauarbeiter für gut zwei Jahre los und um einige einhunderttausend Sesterzen reicher. So geht das eben im africanischen Raum, es wird gefeilscht, gehandelt und nicht all zu lang um den Preis gestritten. Das Leben war sozusagen gemächlicher für Herz und Seele.


    Dann kam der Hauptgang des Mahles. Es war natürlich klar, das er alles zuvor gewesene übertumpfen würde, doch mit den feinen wie herzhaften Speisen auf unzähligen Tellern und Tabletts hätte man eine ganze Legion satt bekommen.
    Wieder wurde das Essen mit tänzerischen Einlagen begleitet. Die Musiker spielten lange und flotte Rhythmen sodas das Speisen eine wahre Freude war.


    Er wußte weder, was er zuerst nehmen sollte, noch was wrklich schmeckte, denn die Hälfte des Angebotes war von Getier, das er noch nichteinmal in der freien Wildbahn gesehen hatte, der Legatus Lollius Carseolanus lud ihn und seine Frau (sollte es einmal soweit sein) gleich zu einer Safari ein. So durfte man sich am Fleisch des Geparden oder der Gazelle erfreuen, hatte Schlangen und tylusische Mäuse auf dem Teller, durfte vom Rind oder Wildpferd nehmen. Weit mehr als er sich selbst merken konnte, war noch auf den Platten und langsam aber sicher wurde es Avarus zuviel. Natürlich wollte er seinen Gastgeber nicht enttäuschen, doch fühlte er sich bereits jetzt als Mastschwein und das noch vor den zwei darauf folgenden Gängen...


    Nur mit Mühe schaffte er auch diesen Gang und dabei hatte er nichteinmal von den Ochseneiern gekostet und auch die Krokodilhüfen ausgeschlagen. Mit weiterem frischen Falerner blickte er durch die Runde, sicher war es schon finster draußen geworden, der Zustand der Gesellschaft näherte sich hindes der einer Orgie. Und auch der Gastgeber heizte diese Stimmung weiter an, indem er das auffuhr, was römischen Männern am Liebsten war. Frauen jeglichen Geschmacks, die sich bereitwillig auf den Klienen nieder ließen.


    Senator Avarus lente dankend mit Blick auf seine geliebte Lucilla ab. Schwor sich jedoch einmal allein hierher zu reisen. 8) :D Und wand sein Gespräch dem politischen Umbruch in und um Rom zu. Dabei war Quintus Lollius Carseolanus ein durchaus angenehmer Gesprächspartner. Wahrscheinlich sah Avarus das so, weil dieser die selben neumodischen Ansichten vertrat...

  • Um erst gar nicht vor der Entscheidungsnot zu stehen, isst sich Lucilla einmal quer durch alle Speisen, probiert von jeder nur ein bisschen, aber von allem mindestens mal einen Bissen. Bei fast jeder Speise hat Lucilla das Gefühl, das Beste von der Tafel erwischt zu haben, doch immer nur so lange, bis sie sich der nächsten widmet.


    Als die leichten Mädchen als Zwischenhappen gereicht werden ist Lucilla doch froh, dass man ihnen eine kleine Pause gönnt, denn auch sie fühlt sich schon wie ein Mastvieh. Sie verfolgt schmunzelnd, wie Avarus ein Mädchen ablehnt. So ganz ist er eben doch kein Römer, denn auf seiner anderen Seite wäre noch genügend Platz gewesen. Den politischen Diskussionen folgt Lucilla sehr aufmerksam, ohne sich jedoch selbst daran zu beteiligen. In Mauretania Caesariensis scheint man meist nicht viel von der auf Rom ausgelegten Senats-Politik zu halten, sich jedoch auch nicht unbedingt darum zu kümmern oder wortgetreu daran zu halten. Lollius Carseolanus zumindest verheimlicht nicht, was er vom Senat und den alteingesessenen Familien hält, und dies ist nicht gerade viel. Der Imperator allein reicht ihm voll und ganz und wenn sich Lucilla so umschaut und sieht, was der Kaiser dem Legatus ermöglicht hat, dann verwundert sie diese Ansicht nicht wirklich. Da sich jedoch vorwiegend Hominis Novus am Tisch befinden, stört sich niemand an seinen Worten, viel eher können die meisten sie selbst nachvollziehen. Während das Gespräch auf irgendein ominöses Gesetz kommt, überlegt Lucilla, ob ihr Bruder in Germania wohl auch in solch einem Palast wohnt, und es wundert sie nicht mehr, dass es nun alle Decima aus Tarraco nach Mogontiacum zieht.


    Ihre Gedanken werden unterbrochen vom einem erneuten Zwischengang, bei welchem nun allerlei Sorten von Obst aufgetischt werden. Sklaven, meist zwei zusammen, tragen gewaltige Platten mit kunstvoll aufgetürmten Früchten herbei. In einer Komposition aus südländischen Früchten, Apfelstücken und Trauben glaubt Lucilla sogar den Nachbau eines Amphitheaters zu erkennen. Da sie noch immer ziemlich gesättigt ist, greift sie nur zu wenigen Stücken Obst und beschränkt sich darauf, die ihr unbekannten Sorten zu probieren.

  • Nach dem erneuten Frischegang aus allerlei Obst folgte noch ein ein Weiterer mit Süßspeisen. Die Gespräche lockerten sich weitestgehend von strenger Poliik zu erfüllten Träumen und erhofften Schäumen. Die Musiker wurden immer agiler, spielten lauter und flotter. Die Tänzer hielten das Tempo und wurden sehr oft getauscht. Aus dem kleinen Mittagsmahl war ein rauschendes Fest geworden, was nach dem langen Essen langsam ausklang.


    Weit mehr als nach Mitternacht erhoben sich die ersten Gäste und auch Avarus machte Anstalten zu gehen. So wurde noch ein letzter privater Plausch ausgetauscht und der Legatus nach Rom eingeladen. Zwar würden sie sich dann doch irgendwo auf dem Lande treffen müssen, weil das Pomorium und seine Gesetze das Betreten ja verbieteten, aber Avarus kleine Hütte war da wohl auch nicht angemessen genug.


    So verließen die Beiden das Gemäuer, ergaben sich in Abschiedsfloskeln und senkten ihre Körper, um in die bereit stehenden Sänften zu schlüpfen. Zusätzlich zu den Nubiern war jetzt noch eine Eskorte dabei. So sicher schienen die Straßen also dann doch nicht zu sein...


    Erst als sie ein Stück getragen worden waren, erhob Avarus die Stimme und sprach Lucilla an:


    "Wie fandest du den Abend? Satt bist du ja sicher geworden, aber was hältst du vom LAPP und seinem Lebenswandel?"


    Er lehnte sich etwas aus der Sänfte, um Lucilla bei ihren Worten zuzusehen. Die Nubier trugen sie jetzt direkt nebeneinander. Denn noch waren sie nicht in jenen Straßen wo dies so gut wie unmöglich wurde.

  • Lucilla lehnt sich nachdenklich in der Sänfte zurück und blickt zwar nach draußen, jedoch an Avarus vorbei in die Unendlichkeit der dunklen Nacht.


    "Recht prächtig, alles in allem." Ein feines Schmunzeln legt sich auf ihre Lippen. "Erst habe ich mir überlegt, dass du auch Legatus Augusti Pro Praetore werden solltest." Sie schaut ihren Verlobten nun an und ein Grinsen breitet sich über ihr Gesicht aus. "Aber keine Sorge, im Laufe des Abends habe ich den Eindruck gewonnen, dass das Leben des Senators aus mehr Fassade besteht, als selbst sein Palast aufweist. Ich glaube, er langweilt sich ziemlich in seinem rießigen Haus und daher ist schon die Ankunft der Abgesandten des Cursus Publicus ein solches Fest wert."


    Die Sänften geraten ein wenig auseinander, als die Träger sie einzeln durch einen Torbogen tragen. Dann, als sie wieder auf gleicher Höhe sind, spricht Lucilla weiter. "Er hat zwar des öfteren betont, wie fern Rom ist und wie gut dieser Umstand ist, doch so, wie er sich auf jedes Wort aus der Hauptstadt gestürzt hat, glaube ich nicht, dass ihm Rom wirklich so gleichgültig ist. Für manche Entscheidungen mag es gut sein, je weiter weg man vom Senat ist, aber alles in allem scheint er doch die Mitsprache zu vermissen. Er schien mir ein recht streitbarer Mann zu sein, doch mit wem kann er sich hier schon streiten, wo ihm alle aus der Hand fressen? Kennst du den Proconsul Matinius Agrippa näher? Bei ihm habe ich das Gefühl, dass er sich tatsächlich nicht groß um Rom kümmert, dass er das tut, was ihm für Hispania richtig erscheint. Quintus Lollius Carseolanus dagegen wettert zwar gegen die Politik, den Senat und Rom im Allgemeinen, doch er giert geradezu nach Aufmerksamkeit aus der Hauptstadt."


    Mit seine Blicken gierte er nach ganz anderem, doch Lucilla beschließt, dies nicht weiter zu vertiefen.

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