Tablinum | Livia, Aurelius Cicero

  • Livia sitzt über einigen Mitschriften der letzten Senatssitzungen, als ein Sklave ihr das Eintreffen des Aureliers meldet. Sie räumt die Unterlagen zusammen und erhebt sich von ihrem Stuhl, um den Mann angemessen zu begrüßen.


    Der Ianitor führt den Gast schon wenig später hinein und mit einem höflichen Lächeln tritt Livia ihm entgegen.


    "Salve."

  • In Begleitung meines ergebenen Aristos folgte ich ins Tablinum. Schnell verwischte ich meine Gedanken, denn eine weibliche Senatorin war sicher nicht nach meinem Geschmack. Doch hatte mein Besuch einen rein positiven Hintergrund, meine politische Einstellung hatte hiermit nichts zu tun. Entsprechend freundlich grüßte ich die Dame also auch.


    "Salvete, verehrte Tiberia Livia. Ich danke Dir, daß Du mich empfängst, auch wenn ich unangemeldet erscheine.


    Meine Name ist Titus Aurelius Cicero."

  • Aufgrund der vorbildichen Manieren ihres Gegenübers intensiviert sich Livias Lächeln noch um ein paar Nuancen und sie erwidert den Gruß nicht weniger freundlich.


    "Ich bin sehr erfreut deine Bekanntschaft zu machen, Aurelius. Die fehlende Anmeldung stellt kein Problem für mich dar. Um diese Zeit ist es meist recht ruhig hier, so dass die kleine Abwechslung durch deinen Besuch mir gewiss nicht schadet."


    Sie nickt leicht und bietet ihm mit einer kleinen Geste einen der hier bereitstehenden Sessel an. Ein weiterer unauffälliger Wink geht an einen Sklaven, welcher im Hintergrund wartet. Dieser eilt so gleich los, um Wein und Wasser zu holen. Aufmerksam sieht Livia Cicero an.


    "Setz dich ruhig. Was führt dich zu mir?"

  • Dankend nahm ich die Aufforderung an und setzte mich. Mein treuer Aristos, der auch als Leibwächter fungierte, stand dabei dezent im Hintergrund.


    "Ich bin gerade erst nach einer langen Reise nach Rom zurückgekehrt. Viele Jahre verbrachte ich in den Provinzen. Von Griechenland, über Judaea bis nach Ägypten reiste ich und studierte Land und Leute. Doch will ich Dich nicht mit meinen Reiseberichten langweilen."


    Mein Lächeln wurde weniger förmlich sondern mittlerweile warm und freundlich. Ich machte eine kleine Kunstpause, um meiner Gesprächspartnerin die nötige Zeit zu geben, sich ein Bild von mir zu machen.

  • Nachdem er Platz genommen hat, setzt auch Livia sich ihm gegenüber in einen Korbsessel. Nach kurzer Zeit kehrt der Sklave wieder zurück und serviert ihnen verdünnten Wein. Dezent und leise verrichtet er seine Arbeit und zieht sich rasch wieder vom Tisch zurück und wartet in einer entlegenen Ecke des Raumes auf weitere Anweisungen.
    Livia hingegen lauscht den Auführungen Ciceros mit Aufmerksamkeit und nickt schließlich lächelnd.


    "Wahrlich, das Reisen ist eine wunderbare Beschäftigung. Damit bin ich nicht leicht zu langweilen. Dereinst war es mir auch vergönnt die dafür notwendige Zeit aufzubringen und noch heute denke ich gerne an die damaligen Erlebnisse zurück. Allerdings beschränkten sich meine Aufenthalte größtenteils auf einige Städte Griechenlands. Ist die Bibliothek zu Alexandria nun tatsächlich so überwältigend, wie man es sich erzählt?"


    Sie setzt sich ein wenig zurecht und sieht ihn interessiert an.

  • Die Dame des Hauses schien nicht nur einen ausgesprochenen Charme zu besitzen sondern bestach auch durch ihr weltoffenes Interesse. Eigentlich war ich nicht zum Plaudern gekommen, doch die angenehme Atmosphäre und der angerissene Gesprächsstoff reizten mich überaus, dieses Thema fortzuführen.


    "Die Bibliothek ist nur ein Abklatsch dessen, was vor dem Brand zu sehen war. Es ist ein Jammer, das unter Caesar einst dieses Zentrum des Wissens in Trümmer gelegt wurde. Doch zum Glück wurde ja nicht alles zerstört. Ich las dort selbst die Schriften der alten Meister. So manches verlorene Stück wurde ersetzt. Ich fand zu meinem vergnügen neben Sokrates und Homer auch ein Stück des Aristophanes. Hast Du je sein Stück "Lysistrate" gelesen?"


    Amüsiert lehnte ich mich zurück und ließ mir einen Becher mit klarem Wasser geben.

    Sim-Off:


    Edit/ Tippfehler. Sorry

  • Leichter Neid ist in Livias Miene zu lesen, als er von den originalen Schriften spricht. Doch noch größer ist ihr Bedauern um die verlorenen Schätze.


    "Auch wenn die Bibliothek nicht mehr das ist, was sie einmal war, so beneide ich dich dennoch um diese wunderbaren Einblicke in solch phantastische Originale."


    Als er das Stück des Aristophanes erwähnt, muss Livia leicht schmunzeln. Sie nickt bestätigend.


    "Ich las es in der Vorbereitung der Ludi, welche ich als Aedilis Curulis gemeinsam mit dem damaligen Aedilis Plebis veranstaltete. Selbstverständlich wohnte ich auch der folgenden Aufführung eben dieses Stückes bei. Es war eine überaus erfrischende Darbietung. Privat bevorzuge ich es jedoch, mir aus den Werken des Horaz vorlesen zu lassen. Vor allem seine frühen Satiren haben es mir angetan. Sind diese Schriften dir geläufig? Sie sind wunderbar..."

  • Mit einem Schmunzeln stimmte ich ihr zu. Horaz hatte mich über viele Jahre hinweg begleitet. Mit einer schauspielerischen Geste ließ ich mich hinreißen, aus meinem Gedächtnis zu zitieren.


    "corruptus vanis rerum, quia veneat auro
    rara avis et picta pandat spectacula cauda"*




    Sim-Off:

    *"Der Schein betört dich, da der seltene Vogel nur für Gold zu haben ist und mit seinem bunten, gespreizten Schweif ein prächtiges Schaupspiel bietet".


    Lächelnd nahm ich einen Schluck.


    "Ich glaube mich zu erinnern, das dieses Zitat aus `Sermones' stammt."

  • Positiv überrascht lauscht Livia dem Zitat und nickt andächtig.


    "Ja, Gespräche, so hat er seine Satiren genannt. Es ist aus dem zweiten Buch."


    Mit ruhiger Stimme fährt sie fort.


    "...tamquam ad rem attineat quicquam.
    Num vesceris ista quam laudas pluma..."


    Sim-Off:

    ...als ob dies was zur Sache täte.
    Du isst doch die schönen Federn nicht...


    Nun nimmt auch sie schmunzelnd einen Schluck und mustert ihr Gegenüber interessiert.


    "Doch ist es wirklich das Rezitieren litererarischer Werke, was dich hierher zu mir führt?"

  • Sichtlich beeindruckt nickte ich ihr freundlich zu.


    "Ich wünschte fast das es so wäre. Noch lange Zeit würde ich mit Dir die großen Meister durchgehen mögen, vielleicht aber lässt es sich ja nachholen. Es geht um die Acta, die seit einiger Zeit einen ganz besonderen Stellenwert für mich hat. Auf meiner langen Reise war es so, daß ich nur wenig Nachrichten aus Rom erhielt. Nur manchmal, wenn ich Kaufleute oder andere Reisende traf, die gerade von Rom das mare nostrum überquerten, dann wechselten wir ein paar Worte. Doch manchmal kam es vor, das ich sogar eine Ausgabe der Acta erhielt.


    Natürlich war sie oftmals viele Monate alt und so mancher Teil fehlte, aber sie war der Faden, der mich noch immer an Rom band."


    In diesem Moment musste mein Blick wohl etwas zwischen Melancholie und Schwärmerei ausgedrückt haben. Vor meinen Augen erschienen einige der schönsten Augenblicke, die ich aif meiner Tour erlebte, und ich musste mich kurz und dezent schütteln, um wieder in der Realität zu sein. Meinen Augenblick der Abwesenheit zollte ich der Dame mit einem Lächeln.


    "Eine schöne und beschauliche Geschichte, oder?"

  • "Selbstverständlich lässt sich das nachholen. Sehr gerne."


    Livia hört seinen Ausführungen schmunzelnd zu. Auch sie erinnert sich noch gut an ihre Reise im Rahmen der Vorbereitungen ihrer Ludi. Zwar hat sie sich damals über die wichtigen Ereignisse informieren lassen, doch war es immer wieder eine Erleichterung gewesen, ein Exemplar der Acta Diurna in die Hände zu bekommen und zu lesen, da der größere Überblick ihr sonst gefehlt hatte. Besondere Sorge hatte sich bei Livia natürlich daraus ergeben, dass sie als Auctrix für die Redakteure während der Reise nicht ansprechend war. Der Beweis, dass wieder einmal alles glatt gelaufen war, brachte somit zusätzliche Ruhe in ihr Gemüt. So nickt sie verstehend.


    "Informationen sind im heutigen Rom wohl wichtiger geworden denn je. Es geschieht so viel, dass es kaum möglich ist, einen Überblick zu behalten. Bei jeder neuen Ausgabe stehen wir vor dem Dilemma, welche Themen sich in Artikeln wiederfinden sollen und welche nicht. Hinzu kommt für mich die manchmal sehr schwierige Entscheidung über die Objektivität der einzelnen Artikel. Es ist eine Gratwanderung..."


    Livias Lächeln wankt für den Bruchteil einer Sekunde. Sie erinnert sich noch an die aufreibenden Redaktionssitzungen zu der vergangenen Ausgabe, die langen beratenden Gespräche und auch durchaus streitbaren Diskussionen.


    "Doch es freut mich ungemein, dass wir wohl zumindest dir scheinbar einige gute Ausgaben bescheren konnten. Die Rückmeldungen aus dem Volk halten sich meist in Grenzen und sind auch zwiegespalten, so dass ich nicht wirklich einschätzen kann, wie gut unsere Arbeit wirklich ist. Die jüngst veranstaltete Umfrage gab uns endlich einige Anhaltspunkte."

  • "Bei der Fülle an Geschehenissen werdet Ihr sicherlich noch Themen für viele Ausgaben haben. Mein Lob gilt Eurer gelungenen Auswahl der unterschiedlichsten Inhalte. In Judeae laß ich beispielsweise eine Ausgabe und erfreute mich unter anderem an den überraschenden Rezepten von Pollux.


    Ich werde, sobald es meine Zeit zulässt, zu einem Bankett laden wollen, um so den Mangel an Konversation zu kompensieren, den ich in der Ferne teils erlitt. Vielleicht könntest Du mir einen Kontakt zu jenem Pollux verschaffen, gerne würde ich ihn mit dem Gastmahl betrauen."


    Ich schweifte wieder von meinem eigentlichen Grund ab, aber in dieser Gesellschaft fiel es leicht, sich angeregt zu unterhalten, und die Zeit zu vergessen. Mein treuer Aristos räusperte sich dezent, da er meine Termine bestens kannte, wollte er mich nun so an die Versammlung in der Curia erinnern. Dezent schüttelte ich mit meinem Kopf, dieser Termin könne wahrlich noch ein wenig warten.



    "Doch um zu dem eigentlichen Grund meines Besuches zu kommen, es geht mir, wie Du sicherlich erahnen kannst, um die Acta."

  • Livia lacht leise und nickt.


    "Oh, ja. Pollux Rezepte könnte man durchaus als überraschend bezeichnen. Er ist ein bemerkenswerter Zeitgenosse. Ich bin sehr froh, dass er solches Interesse an unserer Arbeit gefunden hat, dass wir diese Beiträge von ihm erhalten."


    Sie lächelt und nimmt einen Schluck aus ihrem Becher.


    "Gerne will ich dir behilflich sein diesen Kontakt herzustellen. Seine Korrespondenz empfängt unser Genie in seinem Domizil in der Gladiatorenschule Gloria et Honor zu Tarraco. So ihr ihm dorthin einen Brief sendet, wird er ihn gewiss erhalten."


    Livia registriert die Unruhe des begleitenden Sklaven und nimmt sich vor, ihren scheinbar vielbeschäftigten Gast nicht mehr allzu lange aufzuhalten.


    "Gewiss. Worauf bezieht sich dein Anliegen? Ich hoffe, es geht nicht um eine Beschwerde..."


    Sie schaut ihn fragend an.

  • "Oh, nein, Tiberia Livia, oh, nein! Ganz im Gegenteil. Mache Dir nun bloß keine Sorgen, ich wollte Dich nicht erschrecken =)"


    Ich war mir sicher, das sich Aristos den Namen diser Schule gemerkt hatte, aber ich war ein wenig entzürnt über ihn, da Livia anscheinend durch ihn abgelenkt wurde.


    "Ich bin hier, weil ich mich für die gute Qualität der Acta bedanken und Eure Arbeit finanziell unterstützen möchte. Ganz dezent und ohne Aufsehen." Lächelnd schaute ich meine Gastgeberin an und nahm dann noch einen Schluck des kühlen Wassers.

  • Livia schmunzelt ob seiner Bestürzung und macht sogleich eine beruhigende Geste. Insgeheim ist sie allerdings schon ein wenig erleichtert, dass es sich um keine unangenehme Angelegenheit handelt, in der er zu ihr gekommen ist. Umso positiver ist ihr Erstaunen, als er von der Unterstützung spricht und ihr Lächeln wird noch etwas wärmer.


    "Oh, das ist überaus großzügig von dir. Ich hätte nicht gedacht, dass dir die Acta Diurna in solchem Maße am Herzen liegt."


    Sie spürt, wie wohl ihr dieses Gespräch mit dem Aurelier tut. Livia hätte nicht gedacht, dass sich der heutige Tag noch derart gut entwickelt. Ihre Laune ist inzwischen so gut wie lange nicht mehr. Endlich erhält sie eine kleine Bestätigung dafür, dass sich dieses arbeitsreiche Ehrenamt für ihre Leser auszuzahlen scheint. Es wirkt erstaunlich befreiend.


    "Gerne. Dies Möglichkeit steht dir natürlich zur Verfügung. Unsere Gelder werden natürlich in einer Bank verwahrt..."

  • Mit Freude nahm ich zur Kenntnis, daß die Anspannung meiner Gastgeberin einer zufriedenen Stimmung wich.


    "Ich werde Euch dann umgehend eine Spende zukommen lassen. Von meinen Reisen habe ich diverse Kostbarkeiten mit nach Rom geführt. Es wäre mir eine Freude, wenn ich Euch ein Stück aus Griechenland verehren dürfte. Vielleicht erweckt es ja schöne Erinnerungen an Deinen eigenen Aufenthalt und regt Dich an, doch wieder mehr zu reisen, Tiberia Livia?"

  • "Ich danke dir sehr, auch im Namen der gesamten Redaktion."


    Livia lächelt und streicht beiläufig über den weichen Stoff ihres Kleides. Die letzten Tage sind für Rom wieder ungewohnt kühl gewesen und selbst im Haus trägt sie stets zusätzlich eine wärmende Palla.


    "Ich hoffe, die Kostbarkeit ist dich nicht allzu teuer gekommen. Es wäre mir unangenehm, wenn du dich um meinetwillen in große Unkosten stürzt. Was ist es denn?"


    Sie lächelt entschuldigend. Zugleich ist jedoch Livias Neugier geweckt.

  • Ein leichtes Schmunzeln huschte erneut über meine Gesichtszüge.


    "Ich denke da an eine kleine Alabasterbüste, die ich am Fuße des Olymp erwarb. Ich werde einen Sklaven in Kürze zu Dir schicken, damit er sie abliefert. Ich würde mich freuen, wenn Dir mein Geschenk Freude bereiten würde."


    Sim-Off:

    Leider hat mein Sklave es in die WiSim geliefert. Vielleicht könnte es einer Deiner Bediensteten dort abholen ;)


    Erneut räusperte sich Aristos, doch dieses mal wollte er mir etwas anderes zu verstehen geben.


    "Eines fällt mir noch ein, gerne würde ich noch etwas, die Acta betreffend, mit Dir besprechen."

  • "Meiner Treu!" entfährt es Livia überrascht.


    Sie fasst sich jedoch rasch wieder und lächelt geschmeichelt.


    "Welch reizendes Präsent. Ich kann mir vorstellen, dass deine Auswahl von großem Stil und Geschmack zeugen wird. So du mir versicherst, dass das Objekt nicht so teuer war, als dass ich allzu tief in deiner Schuld stehe, dann nehme ich es gerne an."


    Ihr Blick wird kurz von dem unruhigen Sklaven angezogen, um anschließend jedoch wieder wohlwollend auf Cicero zu verweilen.


    "Gerne. Sprich ruhig..."


    Livia nickt aufmunternd und nimmt noch einen kleinen Schluck aus ihrem Becher.

  • "O nein, es ist nur ein bescheidenes Mitbringsel, welches aber durch seine Verarbeitung ein angenehmer Blickfang ist. Ein ähnliches Stück schenkte ich auch meiner Nichte, die sich ebenfalls sehr freute."


    In diesem Augenblick kam es mir in den Sinn, das es eigentlich verkehrt gewesen war, erst die Spende, und dann das Anliegen vorzubringen. Es wäre mir sehr unangenehm, würde Livia meinen, ich wollte sie mit der Großzügigkeit in Verlegenheit bringen. Aber da mein Anliegen nur ein geringes war, vergaß ich meine Besorgnis schnell wieder.


    "Es ist wirklich nur eine Kleinigkeit, die mir jedoch sehr am Herzen liegt.


    Ich bin seit Kurzem Magistratus von Mantua. Direkt nach meiner Rückkehr bewarb ich mich erfolgreich. Mantua ist, wie Du sicherlich weißt, eine reizvolle Stadt. Doch scheint es mir, als würde Mantua weit ab von allen Geschehenissen in einem tiefen Schlummer liegen. Ich nöchte es erneut beleben, so wie es früher schon einmal geschah."


    Ich lächelte sie an und hoffte, sie nun nicht zu sehr zu langweilen.

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