• Am Nachmittag, wohl rund eine Stunde nach der Mittagszeit, betrat Amulius Tacitus die Taberna Silva Nigra. Es war schon einige Zeit vergangen, als der junge Mann das letzte Mal den Schankraum betrat, doch geändert schien sich Nichts zu haben. Nachdem Amulius den Schritt über die Schwelle der Taverne gemacht hatte, blieb er einige Momente untätig stehen und sah sich nach einem gemütlichen, unbesetzten Plätzchen um. Schnell erblickte der junge Mann auch einen solchen und begab sich dorthin.
    Auf einen Hocker gesetzt, den linken Arm auf den Holztisch gelegt, wartete Amulius auf die Bedienung, die ihm den Wunsch nach einem Getänk abnehmen sollte. Lange musste er glücklicherweise nicht warten, da die Taverne noch nicht allzu stark besucht war. Die Bedienung, ein dürrer Mann mit leicht faltigem Gesicht, nahm die Bestellung auf. Heute wollte Amulius ein Bier trinken. Bier war in den germanischen Regionen des Reiches keine Seltenheit, wurde doch die Kunst des Brauens auch nach der Eroberung der Landstriche, die einst die Barbaren für sich beanspruchten und die die tapferen Cohorten der römischen Reichsgewalt glücklicherweise eroberten, beibehalten.
    Amulius wartete nun auf sein Bier und blickte sich unterdess im Schankraum um. Vielleicht war ja jemand unter den Gästen, den er kannte.

  • Nun, ein bekanntes Gesicht fand Amulius nicht. Nun, da er etwas derartiges nicht erwartet hatte, war er auch nicht allzu traurig darüber. Ihm war sowieso mehr danach, die Seele baumeln zu lassen - wie es im Volksmund so schön hieß - und in aller Ruhe seine weitere Zukunft zu planen.
    Amulius befand sich in einem Alter, in dem es sinnvoll war, sich auf eine Richtung einzulassen, die erste Stufe der Karriereleiter zu erklimmen. Allerdings... um welche Karriere es sich dabei handeln sollte, hatte junge Mann noch nicht entschieden. Er könnte sich in einem Betrieb engagieren, dort das Kaufmannshandwerk erlernen, um später selbst einmal einen eigenen Betrieb zu gründen. Oder aber er könnte sich im gesellschaftlichen Leben einbringen, in die Politik gehen. Doch diesen Gedanken verwarf Amulius wieder schnell. Nicht, dass es ihn nicht reizen würde, Politik zu machen, doch erschwerte ihm sein Stand als Peregrinus diese Aussicht. Wenn er das römische Bürgerrecht hätte, ja dann! Aber er besaß es nicht. Und er kannte auch keinen Weg, es zu erlangen. Somit schied auch die Armee als Anlaufstelle aus, denn als Rekrut musste man ebenfalls das Bürgerrecht besitzen.
    Auch Amulius hatte in der jüngsten Vergangenheit den einen oder anderen neidischen Blick auf die Soldaten der bekannten Legio II Germanica geworfen, wenn sich diese in der Stadt aufhielten. Die Armee war ein Synonym für die Macht des römischen Imperiums, die Armee war es, die die Grenzen immer wieder ausweitete und die dafür sorgte, dass der Senat seine Pläne überhaupt durchzusetzen in der Lage war. Soldaten waren vielerorts geachtet, meist bewundert.
    Das Aufsetzen des Holzkruges, in dem sich das von Amulius georderte Bier befand, riss den jungen Mann aus seinen Gedanken. Leicht irritiert bedankte er sich flüchtig bei der Bedienung, die sich jedoch sofort wieder in eine andere Ecke des Schankraumes verzog. Amulius unterdess setzte zum ersten Schluck an, das Bier floss seine Kehler hinunter. Der Geschmack war befriedigend, kam es dem jungen Mann in den Sinn, als er den Krug wieder absetzte. Wieder begann Amulius, sich im Schankraum umherzublicken.
    Plötzlich und ohne Vorwarnung nahm ein Mann am Tisch Platz. Er schien um die Mitte Dreizig, dunkelblone Haare, die ihm leicht bis zur Schulter gingen, umrahmten ein eigentlich unauffälliges Gesicht. Der Mann musste sich schon einige Tage nicht mehr rasiert haben, denn die Bartstoppeln waren unübersehbar. Ansonsten schien sich Amulius' Tischnachbar ausreichend zu pflegen, denn ein unangenehmen Geruch ging von diesem nicht aus. Als dieser dann auch noch begann, ohne Umschweife ein Gespräch zu beginnen, war Amulius ein wenig verdutzt. Sein Tischnachbar unterdess stellte sich als Flavius vor. Nur Flavius. Als Amulius seinerseits seinen Namen nannte, sprach Flavius nach einem kurzen Kopfnicken mit seiner leicht kratzenden Stimme weiter:


    "Und, Jungspunt, was macht Du hier? Ruhst Du Dich gerade von Deiner Arbeit aus?"


    Als Amulius die Frage verneinte und hinzufügte, dass er zur Zeit keiner Tätigkeit nachginge und auch nicht recht wüsste, welchem Beruf er überhaupt nachgehen sollte, begann sein Tischnachbar leicht zu grinsen. Flavius' Zähne waren noch gut erhalten, nur der linke obere Schneidezahn fehlte ihm. Dann fuhr dieser fort:


    "Dann ist doch die Armee das Richtige für Dich! Die Armee hat doch immer Bedarf an neuen Rekruten. Oder?"


    Man hörte, dass das natürlich nur eine rhetorische Frage war und deswegen unterließ es Amulius auch, darauf zu antworten. Eher gab er Flavius zu verstehen, dass ihm das fehlende Bürgerrecht einen Strich durch die Rechnung machte. Es war ihm als Peregrinus doch gar nicht erlaubt, Dienst in der Armee zu verrichten. Aber während der junge Mann glaubte, dass das Gespräch nun für ihn beendet sein würde, grinste Flavius weiter. Nach einigen kleinen Momenten des Schweigens gab er an:


    "Nun, Jungspunt, das ist doch gar kein Problem. Schon 'mal von der Ala II Numidia gehört? Nicht? Nun, da kannst Du hin, ohne, dass Du das Bürgerrecht besitzt. Sieh 'mal, ich war auch einst ein Peregrinus wie Du. Und genau wie Du jetzt wusste ich nicht weiter. Bis ich auf die Ala II Numidia gestoßen bin. Wenn Du Dich dort einschreibst, kannst Du nach nur zwei Monaten wieder raus und bekommst mit etwas Glück das Bürgerrecht. Allerdings musst Du reiten können. Ich hoffe, Du kannst überhaupt mit einer Waffe kämpfen."


    Flavius unterbrach sich selbst, um Amulius zu mustern. Ein kurzes Nicken folgte und Flavius sprach weiter:


    "Doch, das sollte hinkommen. Ach ja, im Prinzip das Wichtigste: Du bist hier an der Grenze Roms. Dahinter ist nur noch Barbarenland. Also glaube nicht, Deine Dienstzeit würde ein Kinderspiel werden. Ein germanischer Speer kann Dich ebenso schnell vom Pferd geholt haben, wie ein Mann sein Getränk leert. Aber es ist immer noch besser, als irgendwo in den Gossen zu versauern. Und 'mal im Ernst: Wer möchte diesen Wilden nicht gegenübertreten und ihnen einen gewaltigen Schlag verpassen?


    Auch dies wieder eine rhetorische Frage, die Flavius nur noch mehr grinsen ließ. Amulius schwieg zunächst, nahm Schluck um Schluck von seinem Bier und ließ sich die Worte seines Tischnachbarn durch den Kopf gehen. Auf der einen Seite hatte Amulius schon Freude an seinem Leben und hatte nicht vor, es einem Barbaren zu überlassen. Auf der anderen Seite war es möglich, das Bürgerrecht, den Schlüssel zur römischen Gesellschaft, zu erhalten! Und das war zur Zeit Amulius' sehnlichster Wunsch. Er fragte Flavius, wie er denn zur Ala II Numidia kommen könnte. Flavius überlegte einen Moment und riet dem jungen Mann anschließend, nach Raetia zu gehen, dort glaubte er den letzten Standort der Einheit.
    Und dann kam es Amulius! Er hatte den Entschluss gefasst. Den Entschluss, zur Armee zu gehen! Ein wenig überstürzt bedankte sich Amulius bei seinem Tischnachbarn, stand auf und begab sich zum Wirt, um diesem das Bier zu bezahlen. Er blickte sich noch einmal zu Flavius um, als er im Begriff war, die Taberna Silva Nigra zu verlassen. Dieser nickte nur. Dem Entschluss Amulius stand Nichts im Wege, eine Bindung, die es in Mogontiacum zu erhalten galt, besaß der junge Mann nicht. So machte sich dieser mit seinem kleinen Beutel, in dem sich sein bescheidenes Hab und Gut befand, auf, irgendwie nach Raetia zu gelangen.



    Tbc: [RAETIA] Neues Lager der Ala II Numidia

  • Ich betrat die Taverne, die Tage, die ich in Mogontiacum verbrachte, wollte ich nutzen, um auch die Stadt ein wenig kennenzulernen...


    Ich suchte mir einen freinen Tisch, setzte mich und bestellte ein Bier beim Wirt....

  • Er hoffte, Valerius heute hier zu treffen, der ihm Informationen geben konnte. Als er die Taverne betrat, konnte er jedoch jenen nicht entdecken, dafür ein anderes, flüchtig bekanntes Gesicht. Er nickte dem Praefecten der Ala zu und war nicht unbedingt gering erstaunt, das ein Hispanier freiwillig Bier zu trinken schien.

  • Auch ich erkannte den Duumvir und grüsste freundlich zurück, hatte er doch eine so interessante Führung für die Augusta und auch für die anderen gemacht.


    "Salve, wenn du nichts Besseres vor hast, würde ich mich über einen Gespärchpartner freuen!" lud ich ihn ein...

  • Er sah sich noch einmal um und zuckte leicht mit den Schultern. "Wenn es Dir nichts ausmacht... Mein erwarteter Gesprächspartner kann wohl heute dann doch nicht, sonst wäre er schon hier." Er setzte sich zu dem Praefecten und bestellte sich ebenfalls ein Bier. "Wie ich sehe, scheinst Du nicht abgeneigt gegen germanische Getränke zu sein."

  • "Im Gegenteil, ich freue mich über Gesellschaft!"
    Ich sah auf meinen Becher und lachte "Da hast du vollkommen Recht, ich hab dieses Getränk kennen und lieben gelernt!"


    Ich wusste, dass ich den Duumvir vor mir hatte, doch den Namen hatte ich vergessen, bzw. wurden wir ja nicht vorgestellt!


    "Verzeih, ich bin Primus Decimus Magnus..... ich glaube wir sind einander nicht vorgestellt worden?!"

  • Er schmunzelte. "Das ist wohl wahr, auch wenn ich Deinen Namen kenne. Valentin Duccius Germanicus der Meinige. Es freut mich Dich kennen zu lernen." Sein Bier kam und er hob den Becher und prostete dem Praefecten zu. "Wenn Du das Bier kennen und lieben gelernt hast, erlaube mir die Frage, wie es da mit Germanien im Allgemeinen steht?"

  • Ich erhob ebenfalls den Becher "Nunja, die provinz ansich kenne ich nur von Aufklärungsritten und Kämpfen, von kennenlernen kann hier nicht die Rede sein. Ich hatte noch nicht viel Gelegenheit Land und Leute näher kennenzulernen.... auch ein Grund, warum ich hier bin...."


    Dann nahm ich einen kräftigen Schluck "Aber eines ist sicher, die Kälte hier werde ich sicher nicht lieben lernen!" lachte ich....

  • Er lachte leise. "Die liebt niemand wirklich, obwohl sie einige gute Seiten hat. Je kälter es ist, um so weniger Ungeziefer im nächsten Sommer. Das freut die Bauern, aber auch jene, die sumpfiges Gebiet in der Nähe haben." Er nahm einen Schluck und meinte dann lächelnd. "Und bist Du schon mal an einem eiskalten Wintermorgen, wolkenlos und mit gerade aufgehender Sonne durch die Landschaft geritten. Das ist ein Anblick, den man nicht vergisst, wenn alles still durch den Schnee gedämpft um einen herum liegt, dann fühlt man sich der Natur und den Göttern gleich noch mal viel näher." Er grinste breit. "Allerdings sollte man warm angezogen sein und auch als Römer vielleicht auf Hosen zurückgreifen."

  • "Vielleicht sollte ich das mal versuchen und was die Hosen betrifft...." ich musste Lächeln ".... meine neuen Probati hatten auch schon danach gefragt! Anscheinend sind ihnen die Hosen, die wir bei der ALA jetzt schon tragen, doch noch ein wenig zu kurz!"


    Ich nahm noch einen kräftigen Schluck


    "Der Besuch der Augusta scheint ja viel Aufmerksamkeit und Freude in der germanischen Bevölkerung zu verbreiten, oder täuscht das?"

  • "Dann solltet Ihr auch noch Beinlinge, Strümpfe nutzen. Halten unglaublich warm," lachte er leise. "Und der Besuch und das Interesse täuschen nicht, nein. Es ist schon etwas Besonderes und wann sieht man schon mal ein Mitglied der Kaiserfamilie so nah an der Grenze."

  • "Das ist wohl wahr...... eben darum hätte es ja sein können, dass die Bevölkerung dem Besuch nichts abgewinnen kann.... umso mehr freut es mich, dass dem nicht so ist"


    Ich winkte dem Wirt, er sollte meinen Becher auffüllen "Möchtest du auch noch?" fragte ich Germanicus...

  • "Sicher, da sage ich nicht nein," schmunzelte er. "Nun, es gibt sicherlich einige, die der Sache nichts abgewinnen können. Mein Großvetter zum Beispiel. Aber dennoch überwiegt bei den Meisten die Neugierde. Ich denke ein Großteil der hier lebenden Germanen sind weit genug romanisiert um wenigstens Grundinteresse zu haben."

  • "NOCH nicht......" antwortete ich ".....aber ich habe eben erfahren, dass er eine Pferdezucht besitzt und ihn deswegen, per Brief, ins Castellum eingeladen, um mit ihm ein Gespräch zu führen! Die ALA züchtet zwar auch selbst, doch brauchen wir immer mehr Pferde, als wir züchten können! Vielleicht kommen wir ja ins Geschäft?!"

  • "Nun, das würde mich für ihn freuen. Sein Herzblut steckt da drin und er ist vernarrt in Pferde. Ich glaube, er hat ein besonderes Gespür für jene. Aber ich muss gestehen, ich bekomme, ob meiner eigenen vielfältigen Aufgaben nicht wirklich viel davon mit. Weiss nur, dass sogar der Comes schon bei ihm gekauft hat." Der Nachschub kam und er nickte dankend der Bedienung zu. "Und was sagst Du zur Augusta?"

  • "Na das hört sich ja sehr gut an, wenn der Preis auch noch stimmt, werden wir sicher ins Geschäft kommen!"


    Ich nahm einen der Becher, die der Wirt gerade gebracht hatte und trank.... dann wandte ich mich wieder an meinen Gesprächspartner


    "Die Augusta? Eine eindrucksvolle Persönlichkeit... sie strahlt eine erhabene Ruhe aus und ist obendrein...... wunderschön!
    Ich hatte das Glück auf dem Bankett ein Gespräch mit ihr führen zu dürfen! Sie scheint sehr interessiert an Allem zu sein und sehr wissbegierig!
    Ich bin schon gespannt auf die Audienz, sollte ich einen Termin erhalten!"

  • "Ja, ich kann da in allen Punkten zustimmen. Ich habe selten einen Römer, so er in Rom ausschliesslich lebte, so viele Fragen über Germanien stellen hören." Er trank einen Schluck und überlegte einen Moment. "Hättest Du Hunger? Darf ich Dich auf eine Platte Wildbrett einladen?" Sein Blick suchte bereits die Bedienung. "Auf einen Termin zur Audienz hoffe ich auch. Und habe, so ich ihn erhalte, auch die Hoffnung, dass sie wird helfen können, wo sie sich scheinbar so für Germanien interessiert."

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