Ankunft

  • Ihr Gepäck hatten die Leihsklaven in der Casa abgestellt. Sie selbst war von einem der Haussklaven ins Atrium geführt worden. Hier sollte sie auf warten.
    Gut das tat sie nun. Zwar hatte sie keinen grossen Empfang erwartet, doch jetzt fühlte sie sich wie bestellt und nicht abgeholt. Sie hatte Heimweh, jetzt schon.

  • Es war mehr Zufall, dass Milo just in diesem Moment nach Hause kam und das Atrium betrat. Im Schlepptau hatte er wie immer dieser Tage den kleinen Hundewelpen, den er und seine Freundin adoptiert hatte und der nun schwanzwedelnd und freudig bellend um ihn herrum sprang. Genauso wie Milo war er auch etwas verwundert über den Besucher, der da mit Sack und Pack im Atrium stand, oder vielmehr die Besucherin. Kennen tat Milo sie nicht und von Besuch wusste er auch nicht, aber es musste schon einen Grund haben, warum die junge Frau samt Gepäck in ihrer Eingangshalle stand. War sie womöglich Teil der Familie? Ihm war jedoch niemand weiter bekannt, als die wenigen Familienmitglieder die er kannte und die noch unter den Lebenden weilten. Von einer Frau, etwas jünger als Tante Aviana, wusste er nichts, wobei man sagen musste, dass auch er erst vor einigen Jahren in den Schoß der Familie zurückgekehrt war, nämlich nach dem Tod seines Vaters, der nur selten seine Familie besuchte.
    Da sich niemand bisher um den Gast kümmerte lag es wohl an ihm diesen Akt zu übernehmen. "Salve, ich bin Faustus Helvetius Milo, kann ich dir behilflich sein?", stellte er sich daher höflich vor, ehe er den Gast kurz mit seinen dunklen Augen musterte. Sie war sehr hübsch, fand er.

  • Der hübsche kleine Junge, stand plötzlich vor ihr. Ein wenig erschrak Silana. Da er sich aber so freundlich und nett vorstellte, war er ihr sofort symphatisch.


    "Salve Helvetius Milo, mein Name ist Helvetia Silana. Es scheint so, als ob wir irgendwie miteinander verwandt wären.", lachte Silana und war froh endlich jemanden gefunden zu haben, wenn er auch noch recht klein war. "Dann bist Du sicher hier der Hausherr, Faustus Helvetius Milo.". Meinte sie freundlich.

  • Sie schien sehr nett zu sein und scheinbar war sie sogar mit ihm verwand. Das überraschte ihn doch etwas. Nur ihren Namen kannte er so gar nicht. Vielleicht wusste ja sein Großvater oder seine Tante von ihrer Existenz."Oh, wirklich? Silana, mhh, der Name sagt mir leider nichts. Aber mag schon sein, dass wir verwandt sind. Die Gens war schließlich einmal größer, als sie im Moment ist.",gestand er ihr ein. In den letzten Jahren waren viele Familienmitglieder verstorben und die Reihen der Helvetier hatten sich stark gelichtet. Jedes lebende Mitglied war in diesen Zeiten gern gesehen, man musste schließlich in dieser schweren Zeit zusammen halten. So etwas in der Art hatte sein Großvater ihm einmal gesagt und er hatte Recht. Milo war sogar ganz froh, dass sie gerade im Atrium stand und scheinbar bleiben wollte, so war das große Haus nicht ganz so leer und ein neuer interessanter Gesprächspartner war dann auch gefunden.
    Als sie ihn als Hausherr titulierte musste er etwas verlegen lächeln, war er doch noch reichlich jung für einen Hausherren und Sklavenbesitzer.
    "Leider nicht. Der Hausherr ist Titus Helvetius Geminus, mein Großvater. Wenn du zu ihm möchtest, der müsste eigentlich in seinem Arbeitszimmer stecken.", erklärte er ihr freundlich.
    Dann schaltete sich noch Bestia ein und sprang ihm das Bein hoch und bellte, als wollte er auch noch vorgestellt werden. "Natürlich. Das ist übrigens Bestia.", stellte er ihr noch den kleinen, sandfarbenen Welpen vor.

  • Es war ein offenes und freundliches Kind. Silana hatte den kleinen Milo schon in ihr Herz geschlossen. Irgendwas sagte ihr, das sie vermutlich ein ähnliches Schicksal erlitten hatten. Doch davon wollte sie nicht sprechen.


    "Hoffentlich wird er später, wenn er mal gross ist, seinem Namen gerecht.", bemerkte Silana, als der Welpe ihr als Bestia vorgestellt wurde. "Würdest Du mir den Weg zu deinem Grossvater zeigen? Ich ar noch nie hier und kennen wirst Du mich auch nicht, denn bisher hab ich weit weg auf einem Gut gewohnt. Aber ich kenne Aviana sehr gut. Wohnst sie noch hier?". Sie nahm Milo bei der Hand.

  • Offen traf wohl nicht ganz auf Milo zu. Er war im Grunde doch mehr zurückhaltend, doch stets höflich und hilfsbereit, wie er nunmal von seiner Mutter erzogen wurde.
    "Hoffentlich nicht." Ein großer, ungebändigter Hund war wohl das, was er am wenigsten wollte. Solange der Welpe so klein und lieb blieb, wie er im Moment war, war Milo halbwegs zufrieden. So machte der Hund wenigstens keinen Ärger.
    "Gerne bringe ich dich zu ihm. Er wird sich sicher freuen. Und natürlich wohnt Tante Aviana noch hier. Sie ist die treibende Kraft hier im Haus." Das sie ihn nun bei der Hand nahm gefiehl ihm gar nicht recht. Sie war schließlich nach wie vor eine Fremde für ihn, die er kaum kannte und da nahm sie ihn bei der Hand, was er für unangebracht hielt. Er zog die Hand jedoch nicht zurück, das wäre schlichtweg unhöflich gewesen.
    "Verzeihe mir, wenn ich frage, aber wie stest du eigentlich familiär zu meinem Großvater und zu meiner Tante?", fragte er sie nun doch etwas von der Neugier gepackt, während er sie durchs Atrium führte, in Richtung des großväterlichen Arbeitszimmer.

  • Silana merkte das ihm das nicht ganz so recht war. Daher ließ sie seine Hand los. Sicher war er das einzige Kind hier und deshalb schon so erwachsen.


    "Hmm wenn ich das richtig in Erinnerung habe, ist dein Großvater auch mein Großvater und deine Tante auch meine Tante. Wer sind denn deine Eltern? Vermutlich sind wir Cousin und Cousine.", lächtelte Silana.


    Sie staunte über die Schönheit und die Größe des Hauses. Das hatte sie nicht erwartet.

  • Scheinbar hatte sie bemerkt, dass es ihm etwas unangenehm war, dass sie ihn bei der Hand nahm und ließ daher wieder los.
    "Naja, mein Vater war Tiberius Helvetius Marcellus.", murmelte er. Das Thema Eltern war ihm von vornherrein immer etwas unangenehm. Zwar schämte er sich nicht für seine Eltern, eher das Gegenteil war der Fall, aber er redete ungern über sie. Vor allem über seinen Vater, der nicht gerade das war, was man unter einem guten Vater und Ehemann verstand. Klar, dass seine Mutter nach dessen Tod früher oder später in den Schoß ihrer Familie zurückgekehrt war. Nur dass sie ihn, ihren Sohn zurückgelassen hatte und zu seiner Familie abgeschoben hatte, hatte er nie nachvollziehen können. Aber wenigstens war er hier nun halbwegs glücklich. Vielleicht würde sie die Lebensqualität im Hause ja noch weiter heben.

  • Silana hatte immer schon ein Gespür für Gefühle und hier beim Milo fühlte sie, dass der kleine Mann nicht sonderlich glücklich war. Sie hatte von Marcellus gehört. Eine Menge unangenehmes hatte sich auch bis zu ihr über ihn und seine Ehe verbreitet. Milo fehlte etwas. Ob Vater oder Mutter oder beides, das wollte sie ihn nun nicht fragen. Das würde alles noch kommen, wenn sie sich besser kannten, so hoffte Silana wenigstens.


    "Dann ist dein Vater ein Bruder meines Vaters Helvetius Asprenas. Dann sind wir tatsächlich Cousin und Cousine. Ich freue mich Dich kennenzulernen Cousin Milo."


    Dabei lächelte sie ihn an und fragte sich ob der kleine Milo jemals gelacht hatte in seinem kurzen bisherigen Leben.

  • Helvetius Asprenas, der Name sagte ihm etwas, auch wenn es nicht mehr als ein ferner Gedanke war. Sein Vater hatte einmal etwas von einem Bruder erzählt, der so hieß, was eigentlich schon ein kleines Wunder war, denn sein Vater hatte fast nie von der Familie gesprochen. Nur von seinem anderen Bruder, Falco oder so.
    "Freut mich auch Cousine Silana."


    Natürlich hatte Milo in seinem Leben schon gelacht, auch wenn das eher selten vorkam und meist auch nur, wenn er mit seinen Freunden unterwegs war. Es gab bei ihm eben Tage an denen es ihm leichter fiel und Tage, an denen es nur schwerlich klappte seiner Freude Ausdruck zu geben. Seine Persönlichkeit tat wohl ihr übriges, schließlich war er meist zu ernst, um über Dinge zu lachen, die andere zum Brüllen fanden.


    Und dann standen sie vor der Tür des Arbeitszimmer. "Da wären wir. Am Besten du wartest kurz. Ich warne nur kurz Großvater vor.", meinte er und zeigte ein kleines Lächeln. "Und du: Sitz!", befahl er im nachhinein noch seinem Hund, den man natürlich davon abhalten musste sofort ins Arbeitszimmer zu stürmen. Und er tat auch, was Milo von ihm wollte, es hatte etwas gedauert, aber mittlerweile war der Welpe doch anständig trainiert.

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