Legio XXII | Dem Gott des Krieges

  • Wir hatten unsere Toten vor dem Lager im Wüstensand begraben, und Steine über ihren Ruhestätten aufgeschichtet. Es gefiel mir nicht, dass sie keine ordentlichen Scheiterhaufen bekamen – aber wo hätten wir das Holz hernehmen sollen? Das Gefecht war erst vorige Nacht gewesen, und nun waren sie schon unter der Erde, der Feldzug ließ in der Hinsicht keinen Raum für die üblichen Gepflogenheiten.


    Die Sonne brannte vom Himmel, die Luft war noch immer erfüllt von Schleiern aufgewirbelten Sandes, und nun mischten sich auch die schweren Schwaden des Weihrauchs hinzu, als wir, gleich nach den Bestattungen, mit der Opferzeremonie begannen. Mars war es den wir anriefen, wie es beim Kriegführen eben so Brauch ist.
    An den Gräbern brachten wir das Voropfer dar, dann marschierte die gesamte Legion (mal abgesehen von den Wächtern auf den Wällen und den Kundschaftern in der Umgebung) in einer langen Prozession zurück ins Lager. Die Legionsmusiker spielten dazu auf ihren Hörnern und Tuben eine getragene Melodie. Die Feldzeichen ragten hoch über unsere Köpfe, Helmbüsche und Soldatenmäntel wogten im Wind.
    Vorneweg trug der Aquilifer den Adler, hinter ihm schritten einige Milites, die, auf ihre Scuta gehäuft, die in der letzten Nacht erbeuteten Waffen der Wüstenreiter trugen. Dann kam das Opfertier, ein stattlicher rotbrauner Stier, der mit Wollbändern um Stirn und Hörner geschmückt war, am Strick geführt von zwei kräftigen Legionären. Darauf folgten wir Offiziere, und die Priester, die unsere Legion auf dem Feldzug begleiteten, dann die Soldaten, Kohorte für Kohorte, Centurie für Centurie, zuletzt die Pferdeknechte, Trossfuhrleute und Sklaven.


    Vor der Principa machte die Prozession halt. Dort hatten wir einen Feldaltar errichtet – das war gar nicht so einfach gewesen, denn natürlich gab es hier keine Rasensoden aus denen man die Dinger für gewöhnlich aufschichtet. Letztendlich hatte einer der Handwerker eine hüfthohe, rechteckige Bretterkonstruktion zusammengenagelt, die war mit Sand aufgefüllt, und darüber lag ein scharlachrotes Paludamentum ausgebreitet, so hatten wir doch einen ganz respektablen Altar. Ihn flankierten zwei große Bronzeschalen, in denen hoch die Opferfeuer loderten.


    Die Soldaten verteilten sich in ihren Einheiten aussenrum, Platz war genug, da die Mannschaftzelte schon zum Weitermarsch abgebrochen waren. Da stand ich, inmitten eines Meeres von Legionären, und während die letzten noch zu ihren Plätzen marschierten, ging ich im Geiste nochmal durch was ich sagen wollte. Ein bisschen Lampenfieber hatte ich schon, doch der Praefectus hatte das in meine Hände gelegt, da konnte ich ja kaum einen Rückzieher machen.

  • Mein erstes Marsopfer bei der Legion. Aus jeder Cohorte hatte man Träger für die erbeuteten Waffen bestimmt. In einer Reihe ging es an zwei Legionären vorbei, die die erbeutete Waffen auf die scuta verteilten. Das scutum wog schwer. Die ersten Schweißperlen traten mir auf die Stirn.
    Hinter dem Aqulifer eingereiht, marschierten wir zurück ins Lager. Ich orientierte mich an den Älteren was zu tun war. Die Cohorten nahmen vor der Principia Aufstellung. Wir standen mit den scuta etwas abseits vom Altar. Es war einiges zusammen gekommen. Mein Blick fiel kurz auf den Dolch der in meinem cingulum steckte. Ich wollte ihn behalten, aber damit würde ich Mars ein Stück des Opfers, was ihm zustand, vorenthalten. Vielleicht das kleine Stück, was uns seinen weiteren Beistand sicherte. Der Dolch sollte seinen Weg zu Mars finden.
    Ich sah in die Runde, dann zur Mitte. Da stand er, Tribunus Angusticlavius Faustus Decimus Serapio. Vereinzeltes Klirren von Metall war zu hören, verursacht durch den Wind, der durch die Reihen pfiff , sich in den Mänteln verfing und sie gegen die Ausrüstung schlug. Kein Wort war zu hören, die Augen aller waren auf ihn gerichtet. Das scutum wurde schwerer, ich schwitzte unter der Last. Hoffentlich dauerte es nicht mehr so lange bis zur Opferung. Beruhigend war, den Männern neben mir ging es ähnlich.

  • "Favete linguis!" leitete die kräftige Stimme des Primus Pilus das Hauptopfer ein, und eine Handvoll Opferhelfer machten sich auf, gingen mit großen Schalen vor den Reihen der Soldaten entlang und besprengten die Männer, sowie die Feldzeichen mit feinen Wassertropfen. Einer kam zu mir und goß mir – sparsam – etwas von dem kostbaren Nass über die Hände. Nun waren wir rein.
    Ich zog mir eine Ecke meines prächtigen Parade-Paludamentums über den Kopf und ging auf den Feldaltar zu. Die Hornbläser untermalten unsere Zeremonie mit dumpfen, würdevollen Klängen. Ich schritt vorüber an unserem Opferstier, und an den Männern, die die Waffen in ihren Schilden trugen. (Und konzentrierte mich sehr darauf, nicht zu Massa zu blicken, nein, ich richtete den Blick starr geradeaus, auf den Altar, und auf den Adler, der direkt daneben aufgestellt war. Nicht hinsehen, Faustus.... Jetzt, wo ich stellvertretend für die ganze Legion den Kriegsgott anrufen sollte, da musste ich echt bei der Sache sein, da durfte ich mich nicht ablenken lassen!)
    Ich warf ein paar Hände voll Räucherwerk, Weihrauch, Myrrhe und Narde, auf die Glutschale, trat vor den aufsteigenden Rauchwolken und dem intensiven Duft zurück, berührte kurz das altgediente Ancilium-Amulett auf meiner Brust und räusperte mich.


    "O Mars! Mächtiger Schlachtenlenker, unbändig Tobender, immer Siegender!
    O Mars! Ahnherr des Volkes, Vater der Krieger, edelster Streiter!"

    begann ich mit der Anrufung, die Handflächen gen Himmel gerichtet, mit fester Stimme und kerzengerader Haltung.
    "In Schwertsturm und Speernacht frohlockst Du, im blutigen Krieg,
    zerschmetterst die festesten Mauern, zermalmst die stolzesten Heere unter ehernen Sohlen!"


    An der Stelle winkte ich ein wenig mit der linken Hand, das war der Einsatz für die Tubaspieler, die nun kraftvoll, ja, pompös in die Ritualmusik einfielen. Meinem natürlichen Hang zur Theatralik folgend, hatte ich das vorher mit ihnen durchgeplant, um den maximalen Effekt zu erreichen.


    "Io Mamarce!! Schützender Schild und tödlicher Speer des Ewigen Roms! Blutiger Rächer!
    Sieh auf uns, Deine treu ergebenen Söhne! Sieh gnädig auf uns! Sieh stolz auf uns!
    In Deinem Namen sind wir hier. In Deinem Namen kämpfen wir. In Deinem Namen töten wir, tränken den Sand mit dem Blut des ruchlosen Feindes.
    Allgewaltiger Kriegsherr, sieh auch auf jene die in diesem Kampf ihr Leben gaben.... in Deinem Namen, für Rom, für die Patria.
    Marcus Artorius Menas.
    Gaius Eprius Graeceius.
    Manius Tedius Phanias...."

    Und noch viele weitere Namen folgten, die meisten waren Equites, die bei dem Ausfall unter Decurio Genucius gefallen waren. Die Namen füllten drei ganze Wachstafeln, aber ich nahm mir Zeit als ich sie vortrug, jeder einzelne unserer toten Kameraden verdiente es, dass wir sein Andenken ehrten. Und war das Blut, das römische Blut das hier geflossen war, nicht ein Opfer von weit edlerer Natur als es Weihrauch, Waffen und Rind jemals sein konnten?!!


    "O Mars, Du hast uns zur Seite gestanden in der letzten Nacht. Wir haben tapfer gefochten, wir haben einen Sieg errungen. Du warst mit uns, und dafür danken wir Dir.
    Sieh diese Opfergaben. Die Waffen des Feindes, frech gezückt gegen die Macht Roms – wir nahmen sie aus ihren kalten toten Händen! Dir bringen wir sie dar, Vater Mars, Dir zu Ehren!"


    Jetzt winkte ich dezent mit der rechten Hand, und es wurden zwei Ambosse vor den Altar getragen. Die vordersten Waffenträger setzten ihre Scuta ab. Man reichte ihnen schwere Schmiedehämmer, und sie machten sich daran, die Barbarenwaffen auf den Ambossen zu zerschlagen. Dann folgten die beiden nächsten, die ihrerseits die Hämmer entgegennahmen, und immer so fort. Jeder Hammerschlag ertönte mit lautem Klirren, Holz und Metallteile sprangen umher, und die Musiker spielten immer lauter und aufpeitschender. Einzelne Soldaten begannen, im Takt mit den Waffen auf die Schilde zu schlagen, dann stimmten andere ein.
    Trum! Trum! TRUM! TRUMM!!... erklang es, und eine Gänsehaut lief mir über den Rücken, als es wie ein Donnerdröhnen, eine wilde Woge von Schlachtenlärm, über das Heer hinweg rollte.

    cp-tribunuscohortispraetori.png decima.png

    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Ein metallisches Donnern erhob sich, untermalt vom Hörnerschall, alles in allem nicht unmusikalisch im Klang. Und wo Menschen sind und musikalische Klänge, da entstehen - zuwielen mit göttlicher Eingebung - neue Lieder. Mal in dieser Sprache und mal in jener, immer voll der Gedanken, die die Menschen gerade hegten...


    "That's the way we crush rebellions,
    that's the way we crush rebellions,
    that's the way we crush rebellions
    with the roman army!


    Hooray, and up she rises,
    hooray, and up she rises,
    hooray, and up she rises
    down there in Aegyptus."


    Selbst hunderte und tausende Jahre später sollte man diese Melodie noch kennen, dann allerdings wurden darauf meist betrunkene Seeleute besungen...

  • Dragonum schritt gemeinsam mit den anderen Offizieren in der Prozession vor den improvisierten Altar und lauschte den Worten des Decimers, der ihn wohlbemerkt positiv überraschte. Die Männer ließen sich von der Zeremonie mitreißen und selbst Dragonum war sich sicher das er die Gegenwart des Kriegsgottes förmlich spüren konnte. Diese Wüstenbanditen sollten sich wahrlich vorsehen, ein Legionär war schon schlimm genug als Feind aber mit Mars im Rücken konnten Roms Streitkräfte sogar noch ein weniger schlimmer sein ...

  • Dieser Lärm, der musste wahrlich bis zu den Göttern hinaufschallen! Aber es lag auch eine Art Harmonie darin, und dieser wilde, aufpeitschende, metallische Rythmus der Hammerschläge, der hatte durchaus etwas... musikalisches? Er war so unmittelbar, wie ein gewaltiger stählernder Herzschlag... es war berauschend, da mittendrin zu stehen, so viele Augen auf mir zu wissen, und mit einer einzigen Geste einwirken zu können, auf all diese Menschen!
    "So zerschmettern wir die Rebellion!" hörte ich mich rufen – das war mir gerade so in den Sinn gekommen. Ja, Rebellion, Rebellen, das klang überhaupt viel besser als Banditenpack oder Räubergesindel.
    "Denn die Macht des römischen Adlers reicht bis zu den alleräussersten Grenzen des Imperiums! Und noch viel weiter!"


    Die Waffen waren jetzt alle kaputtgeschlagen, und der Stier wurde vor den Altar geführt. Er hatte zwar was zur Beruhigung ins Futter gemischt bekommen, aber der Höllenlärm hatte ihn doch sehr unruhig gemacht. Er senkte den Kopf und schnaubte, wie bei einer venatio, unter dem rötlichen Fell spielten die Muskeln, und ich hoffte sehr, dass die beiden Soldaten, die ihn führten, ihn im Zweifelsfall auch bändigen könnten, falls er durchdrehte.
    Ich zupfte mein Paludamentum zurecht, damit es mir nicht vom Kopf rutschte, und fuhr fort:
    "Dir zu Ehren, Vater Mars, bringen wir diesen prächtigen Stier dar. Wohlgewachsen ist er, stark und stolz! Erfreuen sollst Du Dich an seinem Blut, seinen Eingeweiden, dem Fettdampf wenn er hoch zum Himmel steigt! Nimm unser Opfer, o Mars, nimm es als Dank für Deinen Beistand im Gefecht! Und sei auch in den kommenden Kämpfen stets an unserer Seite!
    Io Mamarce, großmächtiger Kriegsfürst! Du hörst uns nicht sagen 'schenk uns den Sieg' – nein, den wollen wir uns erstreiten, unerschrocken, mit dem blanken Stahl! Wir sagen 'sei mit uns', wenn wir ins Gefecht ziehen, wenn wir kämpfen, wenn wir blutig Vergeltung üben!!"


    Und nun war es an der Zeit, den Stier zu töten. Nach all den großen Worten fühlte ich mich durchaus beflügelt, und nahm beherzt das Opfermesser entgegen. Es war von archaischer Machart, hatte eine lange, leicht gekrümmte, dunkelrotglänzende Feuersteinklinge, die ganz scharf geschliffen war.
    Aber als das Vieh dann begann, den großen Kopf mit den weitausladenden Hörnern hin- und herzuschwenken, da wurde mir doch etwas mulmig.
    Nur keine Angst zeigen... Ich biss die Zähne zusammen, bespritzte das Tier mit etwas Wein zum Weihen und pflückte mit spitzen Fingern die Schmuckbänder von der wolligen Stirn. Die beiden Helfer packten die Stricke mit festem Griff, als ich dem Stier mit der Klinge über den Rücken fuhr. Der Träger des Opferhammers stand schon bereit. Mit einem Nicken, das entschlossener aussah als ich mich fühlte, gab ich ihm seinen Einsatz. Er schwang den Malleus in hohem Bogen, ließ ihn herabfahren, und traf den Stier mit einem dumpfen Laut sauber am Hinterkopf. Das gehörnte Haupt sackte nach unten, und genau in den Moment zog ich ihm das Opfermesser quer über die Kehle, schlitzte die Halsschlagadern glatt auf. Ein heißer Schwall von rotem Blut schoß hervor, über meine Hände, und der Stier gab ein grausiges Todesröcheln von sich, er zuckte, das Blut spritzte meterweit in der Gegend herum, und ich hatte auf einmal Blut im Gesicht, und sogar im Auge. Iiih bäh! Noch einmal warf er den Kopf, dabei kamen mir die Hörner so nahe, dass ich schnell zurückhüpfte! Doch dann brach er zusammen, kippte auf die Seite und war endlich tot!


    Danach waren meine Knie doch ein wenig weich... Ich schluckte erst einmal und wischte mir mit dem Handrücken das Blut aus dem Gesicht, blinzelte, rieb mir mit einer Mantelecke am Auge herum. Wie üblich wurde das Tier dann nach dem Ausbluten aufgeschlitzt, und weiter zerlegt, während ich mich mit einer Riesenschale voll dampfender Eingeweide am Altar widerfand. Leider erinnerte mich das ganze Gekröse viel zu sehr an die letzte Nacht, genauer gesagt daran, was dem Tesserarius Calventius Strabo aus dem Bauch gehangen hatte, als er starb.
    Nur mit äusserster Selbstüberwindung griff ich in dieses warme, glitschige Wirrwar hinein und besah mir die Organe. Also... für mich sah das alles ganz normal aus. Auch einer der Priester, die für uns auf dem Feldzug ständig die Vorzeichen deuteten, begutachtete die Organe, bei einer der Nieren runzelte er kurz ein wenig die Stirn, aber dafür schien ihm die Leber sehr zu gefallen. Da der Experte keine Einwände hatte, holte ich tief Luft und verkündete:
    "LITATIO! Mars ist mit uns!!"


    Das ließ den patriotischen Lärm noch einmal aufbranden. Es war herzerfrischend zu hören! Darauf trat ich erst einmal beiseite, ab von der Bühne der öffentlichen Aufmerksamkeit, und ließ mir von meinem Leibsklaven die Feldflasche reichen. Ich befeuchtete meine Kehle mit einem großen Schluck Posca, dann fragte ich leise (ganz leise):
    "Ravdushara? Wie war ich?"
    "Ganz großartig Herr. So kraftvoll!" versicherte er mir.
    "Ja wirklich?"
    "Auf jeden Fall, Herr!"

    cp-tribunuscohortispraetori.png decima.png

    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Ohne auch nur ein einziges Mal den Blick vom Altar und dem Decimer abzuwenden, folgte Dragonum dem restlichen Schauspiel und atmete mehr als nur erleichtert auf als Serapio den Erfolg der Opfergabe verkündete. Die Männer überschlugen sich beinahe in ihrer Beifallsbekundung für den jüngsten unter den Stabsoffizieren, für den Löwen von Alexandria. Als Serapio scließlich vom Altar schritt und sich etwas abseits eine Flasche Wasser reichen lies, machte sich Dragonum auf den Weg auf die Anhöhe, jedoch nicht ohne Serapio zuvor noch ein anerkennendes Nicken zu gönnen ...


    "Höhrt mir zu Männer! Der Marsch durch die Wüste hat uns Kraft gekostet, aber dennoch stehen wir hier inmitten des Landes unserer Feinde! Die feigen und hiterhältigen Bastarde die diese Wüste behausen trauen sich nicht, sich mit uns von Angesicht zu Angesicht zu messen ... stattdessen kommen sie in der Nacht und versuchen unser Lager in Brand zu stecken! Doch obwohl sie beritten waren, erstklassig bewaffnet und den Vorteil des Überraschungseffekts ausnutzten, hat die II Kohorte sie mit Leichtigkeit geschlagen ... aber wie einige von euch bereits wissen war das nicht alles ... sie kennen keine Ehre! Sie haben unsere jüngsten Probatii angegriffen, während diese ihre Ausdauerübungen vor der Castra machten und auch hier haben sie gewartet bis die Probatii der Erschöpfung nahe waren und griffen feige aus dem Hinterhalt an! Und dennoch wurden sie von erschöpften und nur für Trainingszwecke ausgerüsteten Probatii besiegt, ausgelöscht bis auf den letzten Mann! Und während sie ihre Toten in der Wüste verrotten liessen, trugen unsere tapferen Probatii ihre gefallenen Kameraden auf Händen ... den ganzen Weg zurück in die Castra! Obwohl sie selbst verwundet waren und jederzeit einen weiteren Hinterhalt zu befürchten hatten! ... Und vor eben diesem Einsatz über das gewöhnliche Maß hinaus .. haben .. unsere .. Feinde .. ANGST!
    Milites der II Kohorte, II Centurie, Probatii Contubernium vortreten!"


    Dragonum gab den Männern Zeit vorzutreten und ihren Kameraden die Zeit ihnen den gebührenden Beifall zu widmen, den sie sich in seinen Augen auch wirklich verdient hatten, was mit Sicherheit nicht einfach war ...


    "ACHTUNG! Milites state!"


    das Geräusch das entstand wenn eine Kohorte Haltung annahm war bereits beeindruckend, doch wenn knapp 5000 Legionäre, also eine gesamte Legion, Haltung annahmen dann war man selbst als altgedienter Militär noch genauso beeindruckt wie als junger Optio ...


    "Im Namen des Kaisers und des römischen Reiches ernenne ich euch hiermit zu vollwertigen Legionären im Dienste der Legio XXII Deiotariana! Darüber hinaus, verleihe ich jedem von euch eine bronzene Torques ... im allgemeinen für euren außergewöhnlichen Einsatz für Rom und die Legio XXII und im besonderen für euren beispiellosen Einsatz für eure Kameraden!


    Für Rom, für den Kaiser, für die XXII!"


    Damit trat Dragonum einen Schritt vor und wartete bis der erneut aufgekommene Beifall abflaute und trat dann einzeln an jeden der Männer heran. Die gesammte Legion sollte das Gefühl bekommen das es sich auszahlte mehr zu tun als das was man von ihnen erwartete ...


    "Wie lautet dein Name Legionarius?"

  • Er stand dort am Altar, Serapio und sprach zu den Göttern, was für ein Akt der Marsanrufung. Ich verfolgte jede seiner Bewegungen, elegant, überschwänglich, kraftvoll, ausdrucksstark. Die Opfergabe war erfolgreich. Jubel, ich war voller Euphorie, schlug mit aller Kraft gegen das Scutum. Der Tribun zog sich zurück, hatte seinen Teil erfüllt.


    An seine Stelle trat der Praefectus Legionis, Tiberius Octavius Dragonum und hielt eine Rede. Es ging um die vergangenen Tage. Feige waren sie über uns hergefallen. Vergossen römisches Blut, löschte junges römisches Leben aus. Wir hatten ihnen gezeigt, hatten Rache genommen. Der Praefectus gab einen Befehl. Mir wurde heiß und kalt. Kleine Schweißtröpfchen bildeten sich auf meiner Stirn, ich bekam feuchte Hände. Meine Kameraden und ich sollten vortreten. Vor die ganze Legion. Ich trat mit den anderen vor. Nahm Haltung an. Ein erhabener Moment. Wir wurden zu Legionären ernannt und bekamen eine Auszeichnung. Unbeschreiblich. Ich war aufgeregt und stolz. Schloss mich dem Ruf tausender Legionäre an.


    „Für Rom, für den Kaiser , für die XXII !“


    Als er an mich herantrat, stockte mir der Atem. Gerade, bewahre deine Haltung Massa. Ich stand wie versteinert. Seine Frage, ich fühlte tausende Augen auf mich gerichtet. Laut und deutlich antwortete ich.


    "APPIUS DECIMUS MASSA, II. Kohorte, II. Centurie , Praefectus Legionis"


    Ich streckte die Brust noch etwas mehr raus. Straffte mich. Sah geradeaus. Es konnte bestimmt jeder das Strahlen in meinen Augen und den Stolz in meiner Haltung sehen. Ich dachte an nichts, fast nichts.....

  • Zweifelsohne stellte der Tod eines jeden Soldaten einen großen Verlust für die Einheit dar, doch besonders die Nachricht, dass der junge Eprius Graeceius seinen Verletzungen erlegen war, hatte dessen Optio zu schaffen gemacht.
    Dieser erinnerte sich gut daran, welch wertvolle Arbeit der Legionär bei ihren Schwierigkeiten nach dem aufsehenerregenden Mordfall geleistet hatte und wie er sich in angenehmer Weise von der von Palaemon oft als vulgär und ungehobelt empfundenen Verhaltens- und Ausdrucksweise seiner Commilitones abgehoben hatte.
    Nun, es war nicht zu ändern; jetzt ging es darum, Rache zu üben und zu verhindern, dass weitere junge Männer aus ihrer Zenturie zu Tode kamen.
    Septimius Palaemon, der den Kampf ohne ernsthafte Verletzungen und ohne aufsehenerregende Taten überwunden hatte, nahm sich jedenfalls fest vor, nicht zu denen zu gehören, die von diesem Feldzug nicht zurückkommen und wie Graeceius und Co. im heißen Wüstensand würden verbuddelt werden.
    Doch ob dies so geschehen würde und er sein Alexandria würde wieder sehen können, das wusste wohl nur Tyche allein. Oder auch Mars oder wer von den Göttern sich dafür berufen fühlte.
    Er lauschte also wohlwollend den Worten von Tribun und Präfekt und freute sich mit den hervortretenden Männern um Decimus Massa. Nur die Sache mit den Probati nahm er den Stabsoffizieren ein wenig übel, denn mit etwas mehr Umsicht und Scharfsichtigkeit wäre zumindest dieser Angriff seiner Meinung nach zu verhindern gewesen.

  • Was war ich erleichtert, meinen Auftritt hinter mir zu haben! Der Stier wurde weiter zerlegt, die Vitalia auf dem Altar verbrannt. Schwarzer fettiger Rauch stieg vom Opferfeuer auf, und wurde vom Wind schnell hinweggefegt. Der Praefectus hielt eine mitreißende Ansprache, wobei er den dubiosen, mir noch immer sehr nebulösen, tragischen Vorfall beim Rekrutentraining geschickt instrumentalisierte. Dann kam er zu den Beförderungen und Auszeichungen. Ich nahm Haltung an. Mittlerweile stand ich wieder bei den anderen Stabsoffizieren, also ganz nah am Geschehen.
    "Für Rom, für den Kaiser, für die XXII!"
    stimmte ich mit ein – wie immer war es sehr erhebend, so viele Stimmen zu einem Ruf vereint zu hören, und Teil davon zu sein.


    Mein Blick lag auf Massa, als er vortrat, schön und strahlend, das perfekte Bild eines jungen Soldaten. Ich freute mich für ihn. Und er sah so gut aus...!
    Doch ganz ungetrübt konnte ich dieses Bild nicht genießen, denn sein flammender Eifer, diese ernsthafte, edle Widmung an das Große Ziel... es erinnerte mich zu sehr an Menas, dessen Auftreten hatte bei mir – in dieser Hinsicht – einen ganz ähnlichen Eindruck hinterlassen. Jetzt war er tot. Ich wollte nicht, dass Massa starb. Ich wollte überhaupt, dass niemand von diesen guten, tapferen Männern um mich herum sterben musste – und ebensowenig jemand von den weniger tapferen, weniger guten, ganz normalen... Aber es würde geschehen, selbstverständlich, und es war nutzlos damit zu hadern. Mars war grausam und blutgierig, auch wenn er auf unserer Seite war. Die meiste Zeit hielt ich diese Gedanken weit verbannt, aber es gab so Momente, in denen es mich kalt anwehte. Wie jetzt. Beklommen blickte ich über die Reihen, und in die Gesichter, und fragte mich, wer von uns auf der Strecke bleiben würde.

    cp-tribunuscohortispraetori.png decima.png

    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Der Legionär antwortete und als der Name Decimus fiel, huschte für den Bruchteil einer Sekunde Überraschung durch Dragonums Gesicht. Um ein Haar hätte er sich mit einem fragenden Blick zu Serapio umgewandt, der nun wieder gemeinsam mit den anderen Stabsoffizieren zu seiner Rechten stand, doch er tat es nicht ... denn er stand noch auf der "Bühne" und hier musste er nunmal seine Rolle spielen ...


    "Decimus Massa!"


    Wiederholte Dragonum den Namen noch einmal gut höhrbar, bevor er dem Jungen schließlich die bronzene Torques überreichte und zum nächsten frischgebackenen Legionär weiterging, bei welchem sich die Prozedur wiederholte ... 10 Minuten später hatte auch der letzte der ehemaligen Probatii seine Torques erhalten und Dragonum lies die Männer schließlich wieder wegtreten ...


    "Heute haben wir fünf neue Brüder in unserer großen Familie willkommen geheißen und uns von einigen anderen verabschiedet, aber immernoch fragen sich einige warum wir überhaupt hier sind, warum diese, unsere Brüder ihr Leben lassen mussten?!
    Geschickt hat man uns, weil die Handelswege überfallen wurden und die kostbaren Waren nicht länger nach Alexandria oder Rom kamen ... aber deswegen ist keiner von uns hier! ... Wir sind hier weil wir uns Rom verschrieben haben, der Freiheit ... dem Fortschritt, dem Schutz derjeniger die nicht für sich selbst kämpfen können! ... Nun mal ehrlich, keinen von uns interessiert ob irgendein fetter Senator seine edlen nubischen Perlen oder Sklavinnen bekommt oder eben nicht!
    Wir sind hier weil wir wissen das sie sich nicht mit Handelswaren begnügen werden! Weil wir wissen das sie hinterhältig und ehrlos sind! Weil wir wissen das sie Frauen und Kinder nur so zum Spaß niedermetzeln!
    Wir stehen hier in dieser trostlosen Wüste und kämpfen damit sich in Rom, Alexandria und allen anderen römischen Städten, Frauen und Kinder beruhigt zu Bett legen können ohne Angst haben zu müssen das irgendein Barbar es bis an die Stadtmauern schaft! Deshalb sind wir hier! Und solange auch nur ein einzelner Gladius der XXII. zwischen den Barbaren und den römischen Grenzen steht, kann ich ihnen nur raten sich gut zu verstecken,
    denn Mars ist mit uns und wir kennen keine Gnade!"


    Mit seinen letzten Worten zog Dragonum sein Gladius und reckte es schwungvoll gen Himmel, so das die blank polierte Klinge das Sonnenlicht spiegelte. In diesem Moment war es auch das Dragonum insgeheim dem Gott des Krieges einen Schwur widmete, nicht einen einzigen dieser Wüstenbanditen übrig zu lassen, solange es denn nur in seiner Macht stände ...

  • Das waren wohl gewählte Worte... und auch wenn ich, bei genauerer Betrachtung, nicht vollständig davon überzeugt war, dass die Freiheit Roms im Dodekaschoinos verteidigt wurde... der Geist der Rede riss mich mit, ja, Ehre, Stärke, Größe, Edelmut, Aufopferung und Schwerterblitzen... und der donnernde Kriegsschrei verbannte wieder einmal meine nagenden Ängste (nein, sagen wir lieber meine Bedenken), und dafür war ich dankbar.
    "Mars mit uns! Keine Gnade!!"
    brüllte ich, das Kinn erhoben, das Schwert in die Luft gestreckt, so wie tausende anderer um mich herum. Ein guter Schlachtruf...


    Während wir uns so aufpeitschten, wurde das Fleisch des Opferstiers auf großen Rosten gegrillt, damit wir Soldaten gemeinsam mit Mars, dessen Anteil noch immer auf dem Altar verkohlte, das Mahl einnehmen konnten. Jedenfalls symbolisch, dann natürlich reichte ein Rind nicht für alle. Aber da es, nach dem Gefecht, nicht an Pferde- und Kamelfleisch mangelte, hatten wir uns ganz pragmatisch dort bedient. So wurden, nach dem Ende der Rede, an alle große, knusprig gegrillte Fleischstücke auf Fladenbrot ausgegeben, dazu auch etwas Wein, und so speiste die gesamte Legio XXII gemeinsam mit dem Kriegsgott.

    cp-tribunuscohortispraetori.png decima.png

    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Alle waren im Rausch. Aufgestachelt durch die Rede des Praefectus Legionis. Keiner konnte sich dem entziehen. Stimmte ein. Ein Meer von eisernen Spitzen reckte sich zum Himmel. Überall erklang der Schlachtruf

    „ Mars mit uns ! keine Gnade !!! MARS, MARS, MARS..............“


    Mein Gesicht glühte, Sonne, Adrenalin. In diesem Augenblick eine Schlacht, es hätte kein Halten gegeben. Ein Alptraum für unsere Feinde, für die Feinde Rom’s!


    Es roch nach verbranntem Fleisch und nach frisch Gebratenem.Gleich ob Stier, Kamel oder Pferd, frisches Fleisch und Fladenbrot, das Beste kam noch, Wein aus den Vorräten. Ich setzte mich und betrachtete das Stück Fleisch. Es duftete herrlich, mir lief das Wasser im Mund zusammen. Ein herzhafter Biss, langsam kaute ich es durch. Die Geschmacks-knospen auf meiner Zunge explodierten förmlich. Ein Stück Brot und ein Schluck vom Wein für Mars, den zweiten für mich. Schmatzen und Schlürfen zeigte, dass alle mit Essen beschäftigt waren. Ich zelebrierte jeden Bissen. Es fühlte sich gut an. Gesättigt trank ich meinen Becher aus, säuberte die Finger im Sand.


    Ich starrte vor mich hin. Legionarius Decimus Massa hörte sich gut an. Dazu die Auszeichnung. Ich sollte mich darüber freuen, hatte es geschafft. So richtig wollte die Freude nicht aufkommen. Mir fehlten meine Freunde um das Ereignis zu feiern. Sie hatten keine Gelegenheit mehr dazu. Innerlich lastete es schwer auf mir. Ich hatte Menas nicht helfen können.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!