[Cubiculum] Decima Valeria

  • Vom Atrium kommend betrat Valeria ihr Zimmer nicht gerade damenhaft. Sie warf die Tür mit einem kleinen Knall zu und lehnte sich dann von innen gegen das Holz. Ihr war heiß und kalt auf einmal, die gesprochenen Worte taten ihr leid und gleuchzeitig fühlte sie sich im Recht. Es war dumm gewesen, Loki mitherzubringen, noch dümmer aber war es gewesen, Livianus vor allen so anzufauchen. Was mussten seine Männer nun von ihm denken, wenn der Tribun auch nur ein Wort erzählte? Er war ihr ohnehin mehr als ein Wachhund denn als Soldat vorgekommen. Sicher freute er sich, wenn er bei seinen Untergebenen damit prahlen konnte, dass der Legat unter der Fuchtel seiner Verwandten stand - die noch dazu nicht mal seine Verwandte war!


    Valeria wischte sich seufzend zwei Tränen fort und verspürte ein leichtes Ziepen hinter dem Bauchnabel. Sie zwang sich dazu, ruhig ein und aus zu atmen und sich zu beruhigen. Es gelang ihr weitestgehend. Sie fragte sich, ob Livianus sie zur Rede stellen würde oder ob sie besser gleich ging, um sich zu entschuldigen.

  • Kurze Zeit später kam auch Livianus zu Valerias Zimmer und klopfte an der Türe. Als Legatus hatte er zwar sein letztes Wort gesprochen, als Livianus, wollte er diese Sache jedoch mit ihr klären.

  • Valeria sah auf. Inzwischen saß sie auf einem Korbsessel, von dem sie aber sogleich aufsprang. Irgendwie wusste sie, dass es Livianus war. Wer hätte es auch anders sein können? Sie ging raschen Schrittes zur Tür und öffnete sie. Davor stand, wie erwartet, Livianus. Valeria sah ihn geknickt an.
    "Livianus, es tut mir leid, ich wollte deine Position nicht vor den anderen in Frage stellen. Das war töricht von mir und tut mir leid, nur Loki ist sicher kein Spion und..." sprudelte es aus ihr hervor.

  • Livianus sah sie an und schmunzelte leicht.


    “Schon gut, schon gut! Wenn er das nicht ist, dann hat er auch nichts zu befürchten. Aber du darfst nicht vergessen, dass wir mit seinem Volk im Krieg sind und der letzte Feldzug noch nicht all zu lange her ist. Man muss vorsichtig sein… ich muss vorsichtig sein. Den Germanen käme nichts gelegener, als der Kopf eines Legaten.“


    Bei dem letzten Satz sah er wieder etwas ernster und völlig unbewusst hob er plötzlich seine Hand und strich Valeria eine Haarsträhne hinter ihr Ohr.

  • Valeria wollte gerade etwas entgegnen, als er die Hand hob. Plötzlich war da ein Kloß in ihrem Hals.
    "Dabei wollte er nicht einmal hier Baden, sondern im Rhenus....es war meine Idee, herzukommen..." murmelte sie. Dabei konnte sie den Blick nicht von Livianus abwenden. Schließlich aber schlug sie die Augen nieder und ging zum Fenster, einerseits, um etwas Abstand zwischen Livianus und sich zu bringen, andererseits, um nachzudenken. Was war enn plötzlich los? Ihr Herz klopfte bis in den Hals hinauf und sie schämte sich zugleich für etwas, das sie in diesem Moment nicht wusste. Sie wandte sich um und stand in der vollen Sonne, Livianus wieder ansehend. Ihr Haar glitzerte wie Gold und auf ihr Gesicht war ein fragender, verblüffter Ausdruck gezeichnet.

  • Livianus sah ihr hinterher. Es war ein merkwürdiges Gefühl… seit er hier in Germanien war, hatte es niemand gewagt ihm zu Widersprechen. Selbst in Roma kam es äußerst selten vor. Die einzige, die ihm die Stirn bot war immer Aemilia gewesen.... und nun Valeria.


    “Der Tribun wird sich mit ihm unterhalten. Sollte er sich wirklich als Harmlos herausstellen, dann überlegen wir weiter. Aber ich denke hier im Castellum kann er auf keinen Fall bleiben! Valeria! Versteh doch! Er ist unser Feind! Und selbst wenn er ein einfacher cheruskischer Bauer ist… die Legionäre sehen in ihm den Feind! Und sie sind dafür ausgebildet den Feind zu töten! Er wäre hier nicht sicher und selbst ich könnte für seine Sicherheit nicht garantieren.“

  • Valeria sah Livianus an. Sie konnte ihn ja verstehen; alles was er sagte, machte Sinn und war nachvollziehbar. Sie seufzte.
    "Dann muss ich sehen, dass ich ihn irgendwo im Tempel unterbringe. Wo soll er denn sonst hin? Er tut mir leid, Livianus."
    Ohne, dass sie es gemerkt hatte, war sie wieder näher gekommen und stand nun zwei Schritt von dem Legaten entfernt. Sie musste den Kopf leicht in den Nacken legen, um zu ihm aufzusehen, da er größer war. Ihr Bauch schmerzte noch immer.

  • Livianus nickte.


    “Ja, mach das! Wenn du Hilfe brauchst, dann sag mir bescheid. Wir finden bestimmt eine Lösung.“


    Er sah Valeria freundlich an und ließ seinen Blick dann schließlich zur ihren Bauch hinunter gleiten.


    „Wie geht es dir eigentlich? Es kann doch nicht mehr all zu lange dauern oder?“


    Langsam hob er seine Hand und berührte mit seinem Handrücken vorsichtig ihren kugelrunden Bauch.

  • "Danke...und...hm...das mit eben tut mir wirklich leid", sagte sie und lächelte zurück. Sie folgte seiner Hand mit dem Blick und seufzte.
    "Ja..hm...es geht so....eigentlich bin ich schon überfällig. Es zwickt immer mal ganz böse, aber das scheint normal zu sein."
    Valeria seufzte.
    "Ah, habe ich dir schon erzählt, dass der Imperator mich zur Eques ernannt hat? Und das Collegium Pontificium hat mir zwei neue Schülerinnen zugeteilt, die irgendwann die Woche kommen werden."

  • Livianus nahm zögerlich wieder seine Hand von ihrem Bauch.


    “Nein! Das hast du mir bisher verschwiegen. Dann gratuliere ich dir ganz herzlich Großcousinchen. In den Ritterstand erhoben zu werden, ist eine sehr große Auszeichnung, die der Kaiser nicht jedem zu Teil werden lässt.“

  • Valeria strahlte Livianus an. Er schien ihr schon vergeben zu haben.
    "Ich danke dir", sagte sie und meinte damit zweierlei, nämlich die Glückwünsche und die Vergebung.
    "Aber sag, wie geht es dir denn?"

  • „Danke! Es geht mir schon wieder etwas besser! Ich versuche mich mehr in die Arbeit hineinzusteigern und dort Ablenkung zu finden. Außerdem habe ich einen Brief an die Stadtcurie geschickt um den Bau des Tempels zu beantragen. Bisher kam aber keine Antwort.“

  • "Das freut mich, Livianus. Das freut mich sehr", sagte sie.
    Dann fiel ihr noch etwas ein.
    "Ah, ich habe eine Schülerin zugeteilt bekommen...sie möchte zur Sacerdos Dianae ausgebildet werden. Möchtest du sie vielleicht kennenlernen? Immerhin wird es wohl sie sein, die später den Tempel leiten wird. Ihr Name ist Petronia Fabia."

  • "Hmmm", machte Valeria und stupste Livianus dann mit dem Zeigefinger in den Bauch.
    "Dann denke ich, dass wir in die Stadt gehen. Es tut dir sicher auch nur gut, mal rauszukommen. Ich werde sie fragen und dir dann Bescheid sagen, in Ordnung?"
    Der Rundgang war schließlich auch schon wieder eine Weile her... =)

  • Valeria nickte und geleitete Livianus zur Tür. Dort angekommen, öffnete sie die Tür für ihn und gab ihm rasch einen kleinen Kuss auf die Wange.
    "Danke, dass du nicht mehr böse bist", sagte sie und lächelte ihn schüchtern an. Irgendwie war ihr ihr Verhalten immer noch peinlich.

  • Valeria sah ihm noch einen Moment lang nach, dann schloss die die Tür und setzte sich in einen Korbsessel. Sie fragte sich, was das alles zu bedeuten hatte und warum sie sich so seltsam fühlte. Kurz glitten ihre Gedanken zu Maximian hinüber, der sich wieder nicht gemeldet hatte.


    "Das wars dann wohl", murmelte sie niedergeschlagen. Sie war es satt, ständig dias nachsichtige Frauchen zu spielen und ihm hinterherzutrauern. Ihr reichte es, ständig an ihn denken zu müssen, wenn er doch nicht mehr an sie dachte. Und überhaupt, es war auch sein Kind, doch interessieren tat es ihn nicht! Valeria schnaubte ärgerlich und beschloss, Maximian vom heutigen Tage an einfach Maximian sein zu lassen. Sie ertrug sein Verhalten und seine Ignoranz einfach nicht mehr. Sollte er es sich anders entscheiden, bitte, das war ihr dann auch egal.


    Valeria griff sich ein Kissen und legte es sich in den Nacken. Seufzend schloss sie die Augen und dämmerte langsam hinweg in einen leichten, unruhigen Schlaf.

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