• Quintus und ich saßen an einem Feuer vor der Kaserne. Auf unseren Gesichtern lag der rötliche Schein der Flammen.


    "Eine Meile...das war vielleicht eine Plackerei. Naja wir werdens schon überleben, nich' wahr, Pictor?", sagte er, mich dabei anlächelnd.


    "Sicher! Die Flotte und speziell der Centurio werden sich schon etwas dabei gedacht haben, ihre Probati durch das eiskalte Wasser des Rhenum schwimmen zu lassen. Stell dir vor, wie wir gerade eine Patroulle fahren und plötzlich ein Germanenboot unser Schiff unter Wasser setzt. Da müssen wir es doch schaffen, das rettende Ufer zu erreichen.", sagte ich mit bewusst ernster Miene.


    Dann prustete ich vor Lachen, weil ich so ein lehrerhaftes Gesicht aufgesetzt hatte. Quintus lag schon fast am Boden und hielt sich den Bauch.


    "Jaja, schon gut! Das muss ich eben noch üben!", sagte ich lachend.


    Plötzlich kam ein Offizier zu uns. Wir salutierten befehlsgewohnt.


    "Probati, der Centurio erwartet euch wieder am Kai. Teilt das auch den anderen Probati mit! Vale!", sagte er ernst.


    Etwas enttäuscht, dass unsere Pause nur von so kurzer Dauer gewesen war, stand ich auf und rief die anderen heraus. Alle ausgeschlafen aus und rieben sich noch den letzten Schlaf aus den Augen. Auch sie hatten nicht wirklich Lust auf das Schwimmen im Fluss.'Daran führt einfach kein Weg vorbei', dachte ich mir.

  • "Oh, der Kommandeur persönlich, welche Ehre!", höhnte Titus hinter mir.


    Ich grinste verschmitzt und wandte mich dann meinem Bett zu. Die Bettdecke legte ich ordentlich zusammen und platzierte sie am Fußende. Dann war das Kissen an der Reihe. Ich schlug es nochmal auf und legte es dann auch sorgfältig zurecht. Schließlich ging ich zu meiner Kleidung, die in einem Schrank verstaut lag. Ich legte sie penibel genau zu. Eine Eigenart, die ich mir erst hier bei der Classis angewöhnt hatte. Vorher war ich nie so ordnungsliebend gewesen. Als ich meinte, dass alles in Ordnung war, stellte ich mich neben mein Bett und nahm Haltung an. Die anderen taten es mir in Zeitabständen gleich und standen ebenso stramm neben ihren Betten. Nun warteten wir auf den Kommandeur. Hoffentlich hatten wir alles zu seiner Zufriedenheit getan. Sonst war sicher eine Reinemach-Aktion an der Reihe. Ein unliebsamer Zeitvertreib.

  • Ich betrat die Unterkunft und begab mich zum ersten Zimmer. Dort wurde sogleich Meldung gemacht, dann inspizierte ich die Betten und die Materiallager der Probati. Ich fand alles in Ordnung, also auf zum nächsten Zimmer.


    Auch hier war alles soweit in Ordnung, dass man es lassen konnte. Einige Kleinigkeiten konnte ich in den folgenden Räumen ausmachen, aber nichts Gravierendes. Dann also weiter zum nächsten Raum.


    Nehmt Haltung an!

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  • Wir nahmen noch steifer Haltung an und rührten keinen Muskel. Jede Bewegung, jeder Atemzug schien zuviel und schon allein deswegen ein Grund zur Beanstandung. Doch wir wussten, dass wir sorgfältig unseren Raum gesäubert hatten. Die Kontrolle konnte kommen.

  • Ich schritt die 8 Betten ab, welche in 2 Reihen zu je 4 Betten an den Wänden standen. Ich konnte auf den ersten Blick keine Beanstandungen finden. Daher machte ich mir die Mühe, auch einmal hinter und unter den Betten zu schauen.


    Irgendwo wurde einer der Probati unruhig.

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  • Zitat

    Original von Lucius Annaeus Florus
    Irgendwo wurde einer der Probati unruhig.


    Es war Rutilius, der etwas nervöser wurde als wir anderen. Hatte er das Zeug immernoch nicht weggekippt? Ich sah ihn in einem unbeobachteten Augenblick fragend an. Er sah mich verlegen und schuldbewusst an. Der Alkohol musste noch immer unter seinem Bett liegen. Dieser Dummkopf!

  • Rutlius wurde blass, weil ihn der Kommandant erwischt hatte. Doch er musste antworten, wollte er nicht eine schwerwiegende Strafe provozieren. Ohnehin würde diese auf ihn warten, doch er würde vielleicht nach einer "plausiblen" Erklärung mildernde Umstände bekommen. Also setzte er an, zu reden.


    "Ich....äh...ich heisse Marxentius Oppius Rutilius...die..d...die Kiste...naja die war schon vorher da gewesen. Wir hatten sie erst kurz vor der Inspektion entdeckt und wussten nicht, was wir damit machen sollten!"


    Dieser Vollidiot! So eine Ausrede würde ihm der Kommandant niemals durchgehen lassen. Im schlimmsten Fall waren wir alle dran. Und die Vorstellung, die Latrinen zu putzen, war allein schon ekelerregend. Trotzdem machten wir gute Miene zum bösen Spiel und taten nichts. Wir standen einfach nur stramm weiter so da und sahen aus den Augenwinkeln, wie Rutilius fast am Losheulen war.

  • "Ich...ich bin Probatus der Classis. Nein, ich bin kein Zivilist!", stotterte er vor sich hin.


    Man sah ihm seine Angst und Nervosität förmlich an. Seine Hände zitterten, aber er wahrte Haltung. Wir anderen grinsten vor uns hin.

  • Na dann verhalte dich mal wie ein Probatus einer Eliteeinheit und mach anständig Meldung!


    Wer bist du und was soll die Kiste unter deiner Cline?

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  • Na also, geht doch!


    So, und nun zu dieser Kiste da! Glaubt ihr wirklich, ich liesse mich von einem Probatus anlügen? Also noch ein letztes Mal, was soll die Kiste?

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  • "Kommandant, das war mein Fehler! Wir dürfen ja hier keinen Alkohol trinken und da wollte ich mir einen Schluck genehmigen und bat auch den anderen etwas an. Doch sie nahmen es nicht an!", sagte er verlegen.


    Wir atmeten unmerklich auf, als er uns etwas entlastete.

  • Soso? Man denkt? Dann darf ich dir folgendes mitteilen: Probati denken nicht, sie gehorchen!


    Du wirst in der nächsten Zeit genug zu denken haben! 2 Wochen Einzelhaft im Carcer!


    Milites! Abführen!

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  • Hinter dem Kommandanten standen zwei Milites, die uns streng beobachtet hatten.


    "Ja, Praefectus!", sprachen sie bei den Worten des Kommandanten, gingen zu Rutilius, nahmen ihn an den Armen und führten ihn ab. Er hatte Tränen im Gesicht und war sich durchaus seiner Schuld bewusst. Wir sahen ihm aufgeregt hinterher, nahmen aber wieder Haltung an, als uns ein Miles schief ansah. Wir litten mit ihm, wollten uns aber nichts anmerken lassen.

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