• Die Insula Magna in einer Nebenstrasse
    im Stadtzentrum von Tarraco.


    [Blockierte Grafik: http://img351.imageshack.us/img351/91/insula9tk.jpg]


    Nachdem mein alter Herr den Wohnsitz unserer Familie veräussert hatte und sich in Germanien eine neue Existenz aufbaute, hatte ich mich nach einer neuen Bleibe umgesehen. Der Erwerb einer eigenen Casa wäre durchaus möglich gewesen, da ich jedoch so gut wie nie zu Hause und fast die ganze Zeit dienstlich unterwegs war, hätte sich dies kaum gelohnt. Folglich mietete ich einen Seitenflügel in einem der unzähligen Mietshäusern, möglichst nah am Stadtzentrum und meinem Arbeitsplatz, jedoch so weit abgelegen, dass der Hauptverkehr nicht zwangsweise unter meinem Fenster durchlaufen musste. Die Hausverwalterin sah jeden Tag einmal nach den Pflanzen auf dem Fensterbrett und lüftete auch durch, mit ihrem Gatten war abgemacht, dass er für die Instandhaltung aufkommen würde. So aller Sorgen entledigt hatte ich ein Dach über dem Kopf.

  • "Ahh... ahh... ahh...ahh... ahhhhh...ahhhhhhh"


    Immer lauter und intensiver wurden das Gestöhne der Nachbarin von nebenan. Ich schüttelte den Kopf und warf entnervt das Dokument auf das kleine Tischchen vor mir. Ich gönnte jedem seine Privatssphäre, aber seitdem nebenan das frischvermählte Ehepaar eingezogen war, war es um die meine geschehen.


    "Komm schon zum Ende!
    Geht das nicht schneller?"


    schrie ich und schenkte mir einen Becher Wein ein.


    Sie waren nett. In der Tat. Neulich hatte ich sie im Treppenhaus getroffen, er war etwas über dreissig, sie anfang zwanzig. Er arbeitete als Ingenieur beim städtischen Bauamt, während sie nachmittags die Kinder einflussreicher Bewohner der Stadt hütete. Er wirkte mir ein bisschen durchtrieben und ich war mir sicher, dass er sie - trotz des verliebten Eindrucks - betrügen würde. Sie indess war die Treue in Person und wurde zur Zeit fast täglich bestiegen.


    Da ein Ende dieses Spektakels nicht abzusehen war, entschloss ich mich, noch einmal aufzubrechen und in der Stadt etwas zu essen. Gegen später würden die beiden Turteltäubchen entkräftigt schlummern und vielleicht würde es mir dann vergönnt sein die Aufstellung zu überarbeiten.


    Ich packte einen Mantel, warf ihn mir um und machte mich auf den Weg.

  • Etwas später kehrte ich wieder, betrat meine Wohung und warf den Mantel über einen Stuhl. Es war vermeintlich Ruhe eingekehrt, denn ich hörte nichts. Ich lächelte und begab mich an meinen Schreibtisch um noch ein wenig zu arbeiten. Die Taverne unten am Eck war vorzüglich, neben einem guten Wein bekam man auch kleinere Gerichte zu essen, so einen guten Eintopf, Kesselfleisch, Gegaartes und auch einiges vom Grill. Der Besitzer führte das Geschäft schon seit mehreren Jahren und unter den Bewohnern dieses Stadtviertels galt die Taverne als Geheimtipp für all jene, welche kulinarische Leckerbissen der traditionellen Küche genießen wollten.

  • Nach einem Bericht eines unserer Agenten - so überflog ich gerade das Schreiben - war der Anführer der Schmuggelbande unten im Hafen erst vor kurzem nach Carthago Nova abgereist. Desweiteren enthielt die Liste eine Aufstellung all der Personen, welche seine Insula aufgesucht oder aber seinen Laden betreten hatten. Ich sah mir die Namen mal etwas genauer an, entdeckte jedoch keine Unregelmäßigkeiten, geschweige denn irgendwelche Auffälligkeiten.


    "Ohh... Ohhh... Ohhhh..."


    Entnervt rollte ich mit den Augen. Ging das schon wieder los? Ich knüllte das Dokument zusammen und blickte zu der Wand, aus deren Richtung die Ruhestörung kam. Ich wollte mich gerade erheben, als es wieder still wurde und sich nichts mehr rührte. Dann hörte ich kurzes Gelächter, ein Aufspringen und Poltern und wieder war Ruhe. Vielleicht sollte ich mal mit dem jungen Ehepaar ein paar Worte wechseln. Ich schwor mir, dass ich gleich den nächsten Morgen dazu nutzen würde.

  • Mit schnellen Schritten gingen die beiden Männer über die Strasse, blickten sich um, spähten nach oben und nach unten und traten auf den Haupteingang der Insula zu. Lautlos öffneten sie die Türe, die Haushälterin hatte vergessen den Riegel vorzulegen. Im Schein einer spärlichen Lampe an der Wand nahmen sie das Treppenhaus und gingen nach oben. An der Türe des Regionarius hielten sie an.


    "Hier muss es sein."


    "Bist Du sicher?"


    "Ja doch. Man hat es mir so beschrieben.
    Meinst Du ich bin blöde?"


    "Ach, fick Dich."


    "Jetzt mach kein Stress."


    Der eine blickte das Treppenhaus nach oben.


    "Ich hoffe wir haben niemanden geweckt.
    Also dann..."


    Er streckte seine Hand nach der Türe aus...


    ...

  • Ich hatte noch wach gelegen und Geräusche im Treppenhaus gehört. Wie es meinem Beruf und meinem Naturell entsprach erhob ich mich um nachzusehen ob alles in Ordnung wäre. Die Tunika hatte ich noch an, da ich nie nackt schlief, das Gladius lag griffbereit in meiner Nähe. Langsam ging ich in Richtung Türe und schon von weitem hörte ich, dass zwei Stimmen davor miteinander flüsterten.


    Ich trat näher, legte meinen Kopf an das Holz um zu horchen, als es plötzlich
    lautstark anklopfte.


    Erschrocken fuhr ich zurück.


    "Ich, ich komme ... gleich.
    Einen Moment..."


    rief ich halblaut um eine gewisse Entfernung vorzutäuschen, zog mein Gladius, entfernte so leise es ging den Riegel und brachte mich in Position.


    Dann riss ich die Türe auf...

  • Erschrocken wichen die beiden Männer zurück und zückten ebenfalls ihre Waffen. Einer der beiden stolperte über das Bein des anderen und stürzte zu Boden.


    "Verdammt, nein..."


    "Scheiße..."


    "Nicht töten, nicht doch..."


    Im Licht der kleinen Lampe erkannten sie den Regionarius.


    "Chef, wir sinds..."


    Der eine hatte schützend seine Arme nach oben gerissen.


    ...

  • "Verdammt nochmal!"


    Ich blickte die beiden entgeistert an. Was in Iupiters Namen hatten die mitten in der Nacht vor meiner Türe zu suchen? Wieso schlichen sie sich die Treppe hoch und warum funzelte nur eine kleine Lampe?


    "Habt ihr sie noch alle? Ich hätte euch erstechen können."


    Ich warf ihnen einen bitterbösen Blick zu. In der Zwischenzeit rührte sich auch etwas in der Wohnung gegenüber, ich hörte besorgte Schritte, die Türe öffnete sich und der junge Ehemann streckte seinen Kopf nach draussen.


    "Alles in Ordnung. Ich bin der Regionarius. Die beiden gehören zu mir. Keine Sorge, geh in Deine Wohung zurück und schlaf weiter."


    Er nickte, die Türe schloss sich und ich forderte die beiden auf einzutreten. Als wir den Flur erreicht und ich die Türe hinter mir zugezogen hatte, nahm ich Platz und blickte sie an.


    "Also, was gibt es?
    Hätte es nicht Zeit bis morgen gehabt?"

  • Die beiden Männer nahmen ebenfalls Platz. Der ältere und etwas bulligere der beiden ergriff das Wort, während der andere sich nachdenklich den Kopf kratzte und offensichtlich dankbar war, dass er noch lebte.


    "Der Centurio schickt uns, Chef. Die haben was in der Stadt gefunden, etwas was Du Dir ansehen solltest..."


    Er machte einen geheimnisvollen Gesichtsausdruck und fügte dann hinzu.


    "Ich hab es auch gesehen und es war kein schöner Anblick, ehrlich nicht. Nicht war, Marcus?"


    Der Angesprochende nickte bestätigend.


    "Nein, Boss. Schön war er nicht."


    Er zog den Rotz der kalten Nacht nach hinten und wischte sich mit dem Handrücken über die Oberlippe.


    ...

  • Ich nickte verstehend mit dem Kopf. Wenn es sein musste, dann musste es sein. Ich erhob mich, marschierte in mein Zimmer, warf mir eine wärmere Tunika über, gürtete mein Gladius, schnürte die Sandalen und griff nach einem Mantel. Dann trat ich wieder in den Flur.


    "Gut, brechen wir auf. Und noch eines: Solltet ihr jemals wieder etwas von mir wollen, klopft unten an der Türe und tretet nicht einfach nur ein. Das nächste mal steche ich noch aus einem Reflex heraus zu und ihr liegt beide einen halben Meter unter dem Boden."


    Ich öffnete die Türe, und wenig später verließen wir die Insula.


    >>>

  • "Ahh... Ahhhh... Ahhhh..."


    Schlaftrunken öffnete ich meine Augen und drückte mir das Kissen ins Gesicht. Ich hatte die halbe Nacht nicht geschlafen, da ich zu einem Mordfall auf dem Fischmarkt gerufen worden war. Ich kam verspätet ins Bett, schlief nicht besonders gut, träumte von zermanschten Gesichtern und durchgeschnittenen Kehlen und wurde nun aus dem Bett gevögelt. Warum? Warum in Iupiters Namen, musste dieses verfickte frischvermählte Paar ausgerechnet neben mir einziehen?


    Langsam wälzte ich die Decke bei Seite, quälte mich aus dem Bett, ging zum Fenster - wobei ich mir den Fuss schmerzhaft und fluchend an einem Schemel anstieß - und öffnete die Läden. Es war eine unmenschliche Zeit, draussen in der Gasse war es noch finster, die Sonne war noch nicht aufgegangen und würde es erst in etwa einer halben Stunde tun. Ich hämmerte meinen Schädel gegen den Fensterrahmen und schwor mir, gleich nachher die beiden aus dem Bett zu zerren und in den Senkel zu stellen.


    Wo war der Wein? Ich brauchte unbedingt einen Schluck Wein...

  • Nachdem ich einen klareren Kopf hatte - und inzwischen hatte auch das Gevögel geendet und war die Sonne aufgegangen - machte ich mich frisch, wusch mich, kämte und ölte mein Haar, warf mir eine frische Tunika über und ließ mir von meinem Sklaven auch eine Toga anlegen.


    Ich hatte heute mal wieder vor die Kurie zu besuchen, zuerst jedoch stand ein Besuch der Kaserne bevor. Der griechische Arzt, welcher mich in der Nacht davor angesprochen und angeboten hatte die Leiche genauer zu untersuchen, würde mit Sicherheit zu den Frühaufstehern gehören und wohlmöglich schon auf dem Weg sein. Und ich hasste es, wenn man mir das Gefühl gab, man würde schon ewig auf mich warten.


    Ich nahm hastig ein paar Bissen zu mir, spülte mit verdünntem Wein nach, spülte meinen Mund aus, gab der Haushälterin ein paar Anweisungen und verließ dann meine Wohung. Im Treppenhaus fiel mir ein, dass ich ja noch das junge Ehepaar sprechen wollte, hatte jedoch dafür keine Zeit mehr. Ich grüsste die Frau des Verwalters - welche gerade den Eingang fegte - und schlug den Weg in Richtung Kaserne ein.

  • Müde betrat ich meine Wohnung, schleuderte den Mantel auf den nächsten Stuhl und warf mich auf die nächste Kliene. Irgendwie war mir zur Zeit fast alles zu viel. Die Mordserie - und in der Tat konnte man von einer solchen sprechen - raubte mir jeden Nerv. Irgendein Irrer geisterte durch Tarraco, tötete Menschen und ließ diese ohne Gesicht zurück. Mir schauderte. Ich brauchte jetzt einen Wein. Und einen Fick. Ich wollte nur noch schlafen. All den Schlaf nachholen, den ich die letzten Tage nicht gehabt hatte. Bei den Ahnen, irgendwie war alles leer. Alles trostlos. Vor allem in solchen Momenten wie jetzt.


    Ich blickte an die Decke und dachte nach, wie der Wein am leichtesten hier her käme, ohne dass ich mich dazu erheben müsste. Die Haushälterin indess war für heute schon fertig und würde erst morgen wieder kommen. Und der Wein würde nicht von alleine erscheinen. Ich müsste aufstehen. Doch erst nachher...


    Ich schlief ein.

  • Sie betrat die Insula,ein Vogel hatte ihr gezwitschert das sie hier den Regionarius finden würde der grade "Arbeiterinnen" sucht.
    Die Chance Geld zu verdienen.
    Sie fragte die Haushälterin wo sie den Regionarius finden könne und sie schickte sie hoch zu seinem Zimmer.


    Sie klopfte

  • Ich schreckte aus meinem Dämmerschlaf hoch. Jemand hatte an die Türe meiner Wohung geklopft. Erst einmal etwas zaghaft, dann nocheinmal, diesemal etwas stärker. Ich musste mich also erheben. Widerwillig quälte ich mich aus meiner Kliene, wusch mein Gesicht in einer Schale mit Wasser, spülte meinen Mund und ordnete meine Tunika.


    "Ich komme..."


    rief ich zu der Türe und öffnete selbige wenig später.


    Vor mir stand eine mittelgroße, schlanke Frau in noch jungem Alter und sah mich in einer Mischung zwischen Unsicherheit und Erwartung an.


    "Was gibt es?"


    Ich blickte kurz die Treppe hinunter. Sie war alleine.

  • "Regionarius?" fragte sie erwartungsvoll.


    "Mir wurde zugetragen das ihr vielleicht Angestellte sucht,aber ich denke das hier draußen zu besprechen ist nicht angemessen.Darf ich eintreten?"

  • Ich war durch die Strassen von Terraco gegangen, da sah ich sie... Ich wollte rufen...Paulina.. doch da war sie schon entschwunden.


    Ich folgte ihr, folgte ihr in das Haus...Erst hielt ich mich verborgen so das man mich nicht sehen konnte. Doch dann hörte die Stimme des Mannes und Ihre.


    Ich trat auf den Treppenansatz und sagte laut...

    "Paulina..."

  • Angestellte? Noch nicht ganz fit im Kopf blickte ich sie fragend an, dann dämmerte es mir. Ja, sicher, sie sollte eintreten. Hier draussen auf der Treppe war sicher nicht der geeignete Ort. Ich nickte mit dem Kopf und wies sie an einzutreten.


    "Bitte! Hier lang..."


    Ich schlug die Türe zu und führte sie in das kleine Atrium, schenkte zwei Becher Wein ein und reichte ihr einen.


    "Nimm doch Platz."


    Mein Schädel brummte gewaltig und das ganze kam mir so irreal vor. Ich, der Regionarius von Tarraco, ein Zuhälter. Nunja, nicht ganz - Geschäftsführer war immer noch Quintus - doch es ließ sich nicht leugnen, dass das "Dolce Vita" nun mir gehörte.


    "Wer hat Dich hierher geschickt?"


    Ich blickte sie fragend an und nahm einen Schluck aus meinem Becher.

  • Sie trat ein,hatte Lucius nicht gehört.


    Paulina setzte sich und nahm dankend den Wein entgegen.


    "Nun ich hatte ein Gespräch aufgeschnappt das das Lupanar einen neuen Besitzer bekommen hätte und das ihr das wohl seid.So dachte ich komme ich her und "bewerbe" mich einfach mal."

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