Octavia Margarita

  • Marcellus betrat mit zwei Kindern im Arm das Zimmer von Margarita.


    „Savle! Dies hier sind die Kinder der LAPP von Hispania. Sie hatte einen Unfall hier im Palast. Der Magister Officiorum hat darum gebeten, dass du dich um die Kinder kümmerst.“

  • Margarita stand auf und versuchte jede Regung von ihrem Gesicht zu verbannen und ein Lächeln zustande zu bekommen. "Sicher. Na dann kommt mal her ihr zwei." Sie nahm die beiden von Marcellus Arm und plazierte sie ersteinmal auf dem Bett.
    Nachdem Marcellus das Zimmer verlassen hatte atmete sie tief durch. "Mal überlegen, was mache ich jetzt mit euch?" Sie schaute die beiden Kinder an, welche ängstlich zu ihr zurückschauten. Margarita hatte noch nie in ihrem Leben viel mit Kinder zu tun gehabt und konnte daher nur aus ihrer eigenen Kindheit schöpfen.
    "Was haltet ihr davon, wenn wir mal in der Küche vorbeischauen und sehen, ob wir da etwas Süßes für euch finden?" fragte sie in einem begeisterten Tonfall. Doch die Kinder schauten noch immer nur verängstigt zu ihr auf. Sie seufzte. "Wie heißt ihr zwei eigentlich?" Sie war sich nicht sicher, ob Kinder in diesem Alter überhaupt schon sinnvoll reden konnten. Da die zwei jedoch weiterhin beharrlich schwiegen, war es auf diesem Wege auch nicht herauszufinden.
    "Na gut, ich bin auf jeden Fall Margarita. Und wir müssen jetzt einfach das Beste aus der Situtaion machen. Also gehen wir jetzt was Süßes suchen, irgendwer in der Küche wird schon wissen, was man in eurem Alter essen darf." Sie nahm die beiden auf den Arm und verließ das Zimmer.

  • Nach einer Weile kamen die Drei wieder im Zimmer an. Margarita war ziemlich aus der Puste und setzte die zwei Kinder wieder auf dem Bett ab. "Ihr seid wirklich nicht einfach, wisst ihr das?" Die beiden glucksten vergnügt.
    Nachdem sie in der Küche etwas Süßes geschnorrt hatten, wollte Margarita mit den Kindern ein wenig in den Garten gehen. Auf dem Weg dorthin setzte sie sie kurz auf einer Treppenstufe ab. Ein Kind war alleine schon schwer, aber beide zusammen... Kaum hatte sie die Kleinen jedoch abgesezt, machten diese sich schon auf den Weg, den Palast auf eigene Faust zu erkunden - natürlich jedes in eine andere Richtung. Als sie beide wieder eingefangen hatte, beschloss sie, zurück in ihr Zimmer zu gehen. Dort hatte sie wenigstens jedes der Kinder im Auge.
    Margarita atmete durch und schaute die beiden Kinder an. Mittlerweile waren sie nicht mehr so verängstig und schauten erwartungsvoll zurück. "Also was nun? Soll ich euch eine Geschichte erzählen?" Bei dem Wort 'Geschichte' leuchteten die Augen der Beiden auf. Was Margarita schon wieder vor das nächste Problem stellte. Sie kannt keine Kindergeschichten.
    "Tja, also... was haltet ihr von der Geschichte über den griechischen Mathematiker Archimedes?" Da keine Widerworte kamen, fuhr Margarita fort. "Also, es war einmal ein Mathematiker, der hieß Archimedes und lebte vor langer, langer Zeit in Griechenland. Er beschäftigte sich ausgiebig mit geometrischen Figuren und ..."


    Etwas später.


    "... und vor lauter Zorn erschlug der Römer den Archimedes." Margarita blickte zu dem kleinen Mädchen, das ihr mit großen Augen zuhörte. Dann schaute sie zu dem kleinen Jungen, der mittlerweile auf dem Bett eingedöst war. "So langweilig war das doch jetzt gar nicht. Naja, zu Beginn meiner Studien bin ich auch immer fast eingeschlafen." Sie blickte wieder zu dem Mädchen und fragte hoffnungsvoll: "Und du willst nicht vielleicht auch ein wenig schlafen?"

  • Doch das kleine Mädchen wollte leider nicht so einfach schlafen und schaute Margarita mit einem trotzigen Ausdruck an. "Ach Herrje. Was machst du denn sonst so den ganzen Tag?" Sie schaute sich verzweifelt im Zimmer um, fand jedoch nichts, was irgendwie als Spielzeug geignet war. Ein Blick auf den Jungen zeigte, dass er noch immer vor sich hin schlummerte und sie das Zimmer also auch nicht verlassen konnten.
    "Na gut, noch eine Geschichte. Wie wäre es mit Sokrates?" Nun schaute das Mädchen Margarita wieder erwartungsvoll an und daher begann diese über Erkenntnis und Handeln, über Richtig und Gut, über Wissen und Vernunft zu erzählen. Und dieses Mal war sie ganz besonders darauf bedacht ihrer Stimme einen langweiligen Klang zu verleihen und nicht wie aus Archimedes' Leben eine abenteuerliche Gesichte zu formen.
    Etwas später blickte Margarita zufrieden auf das Ergebnis ihrer Arbeit herab. Zwei friedlich schlafende Kleinkinder. Sie holte eine Decke, breitete diese über den beiden aus und setzte sich selbst mit einer Schriftrolle auf einen Stuhl neben das Fenster.

  • Irgendwann hatte die ruhige Zeit ihr Ende. Die Zwillinge der LAPP von Hispania erwachten und begannen unter Margaritas kritischem Blick das Zimmer zu erkunden. Fasziniert beobachtete sie, wie die Zwei kichernd vor diesem und jenem saßen und sich mit den banalsten Dingen beschäftigen konnten. Doch irgendwann hatten sie alles in ihrer Reichweite begutachtet und fingen wieder an zu quengeln. Seufzend erhob sich Margarita und packte die Beiden um mit ihnen ein wenig in den Garten zu gehen.

  • Margarita kam mit den beiden Kindern auf dem Arm zurück zu ihrem Zimmer. Sie öffnete umständlich die Türe und plazierte die beiden auf ihrem Bett. Ein wenig müde setzte sie sich dazu und schaute die Zwillinge an. "Ein wenig müssen wir noch miteinander ausharren. Noch eine Geschichte? Mal sehen, wer mir noch einfällt. Diogenes aus Sinope vielleicht? Ein sehr wunderlicher Kerl. Eines Tages ging er am hellichten Tag mit einer Laterne in der Hand über den Markt von Athen..."

  • Erschöpft betrat Margarita ihr Zimmer und ließ sich auf das Bett fallen. Flavia Messalina Oryxa war mit den Zwillingen und ihrer Schwester zurück nach Hispania gereist und Margarita genoss nun die Ruhe, die sie umgab. Mittlerweile hatte sie von ihrer Beförderung erfahren, doch da die kaiserliche Familie noch immer auf Capri weilte, gab es nicht wirklich viel zu tun im Palast. Doch wirklich bedauerlich war dies nicht, es war schon spät, und momentan reichte es Margarita vollkommen, ein wenig die Augen zu schließen und vor sich hin zu dösen, was wenig später in erholsamen Schlaf überging.

  • Es war Marcellus nun doch etwas unangenehm, als er mitbkam, dass er sie doch aus ihrem Schlaf gerissen hatte und er stand verlegen wie ein kleiner Junge vor Margarita und tänzelte von einem Bein auf das andere.


    „Es ist eigentlich gar nicht so wichtig. Magister Mercator hat mir aufgetragen, bei dir vorbeizuschauen und dir für deine Hilfe mit den beiden Kindern der Legatin zu danken. Ich hoffe du hast alles gut überstanden? Ich muss mich natürlich auch bedanken. Ich hätte nicht wirklich gewusst, was ich mit ihnen gemacht hätte, wenn sie bei mir geblieben wären.“

  • Margarita schmunzelte ein wenig, als sie Marcellus Unsicherheit bemerkte. Sie musste wohl doch einen sehr verschlafenen Eindruck auf ihn machen.
    "Nun, das war doch selbstverständlich. Nicht, dass ich vorher gewusst habe, was man mit Kindern macht, aber irgendwie haben wir es ja überstanden." Sie konnte ein Lachen nun nicht unterdrücken. "Aber ich muss sagen, ich bin doch froh, dass sei wieder abgereist sind. Demnächst wären mir die Geschichten ausgegangen und im Garten warst du meine letzte Rettung."

  • Marcellus wurde von Margaritas lachen angesteckt.


    „Dann haben wir uns also gegenseitig gerettet und sind quitt!“


    Marcellus schaute links und recht den Gang entlang. Immerhin gab es nicht gerade das beste Bild ab, wenn man einen Prätorianer während seiner Dienstzeit beim plaudern und lachen erwischte. Aber er wollte das nette Gespräch nicht so abrupt abbrechen.


    „Und? Da die kaiserliche Familie nun für einige Zeit in Capri ist, wie wirst du die nächste Zeit verbringen? Schon etwas überlegt?“

  • "Das ist eine gute Frage. Ich werde sehen, wo ich mich nützlich machen kann. Der Magister Mercator findet sicherlich noch ein wenig Arbeit für mich. Ansonsten bin ich natürlich gerne bereit, ein wenig Freizeit in Kauf zu nehmen. Seit ich in Rom bin habe ich mich bei meiner Familie nicht wirklich oft blicken lassen und ich sollte wohl irgendwann einmal wieder in der Casa Octavia vorbeischauen."

  • „Verstehe. Wenn ich so Recht darüber nachdenke, dann hatte ich seit meinem Dienstantritt bei den Prätorianern auch nicht wirklich viel Freizeit und das mit der Familie ist bei mir das selbe. Erst vor kurzem hat mein Bruder Hungaricus gemeint, ich könnte mich mal wieder in unserer Casa blicken lassen.“


    Marcellus musste bei der Erinnerung an dieses Gespräch lächeln.


    „Was machst du so in deiner Freizeit?“

  • Margarita zuckte mit den Schultern. "Ich spaziere meistens durch Roma, mal hierhin, mal dahin. Schaue mir an, was sich alles verändert hat seit ich die Stadt verlassen hatte. Schlendere über die Märkte oder sitze einfach irgendwo herum, beobachte die Menschen und sinniere über das Leben nach."
    Sie zog nachdenklich die Augenbrauen nach oben und schaute Marcellus an. "Klingt wohl nicht sehr aufregend, was?"

  • „Kommt ganz darauf an. Andere Leute beobachten kann manchmal ein recht witziger Zeitvertreib sein. Wenn ich vor dem Haupteingang des Palatiums Wache schiebe, dann sehe ich auch gerne den Leuten bei ihrem Treiben zu. Streitende Händler, sich umarmende Liebespaare, diskutierende Senatoren, predigende Priester,..... jeden Tag etwas neues! Langeweile kommt da bestimmt keine auf. Nur meistens habe ich dann nach Dienstschluss von dem ganzen Trubel die Nase voll und möchte lieber meine Ruhe haben. Ich denke, daher habe ich bisher auch keine wirklichen Freunde in Rom gefunden....“


    Marcellus schaute ein wenig betrübt und riss sich dann wieder aus seinen Gedanken.


    „Naja! Ich will dich nicht aufhalten. Schon schlimm genug, dass ich dich geweckt habe.“


    Er zupfte seine Uniform zurecht und machte sich bereit zum gehen.

  • Margarita zuckte nur mit den Schultern und lächelte. "Jetzt bin ich doch sowieso wach." Krampfhaft überlegte sie sich eine weitere Frage. Selten genug, dass sie hier im Palast die Gelegenheit bekam mit jemandem über private Dinge zu sprechen. "Wie lange bist du schon in Rom?"

  • Marcellus war froh darüber, dass Margarita initiative ergriff und das Gespräch wieder ins rollen brachte.


    „Oh! Ich bin noch nicht all zu lange hier. Ich komme aus Savaria, Illyricum und bin zu meinem Halbbruder Hungaricus nach Rom gezogen. Das Leben auf dem Lande war nicht gerade das, was sich ein junger Mann so vorstellt. Du verstehst sicher was ich meine. Tja. Und nachdem ich meine Ausbildungszeit in der Legio I absolviert habe, bin ich in die Fußstapfen meines Bruders getreten und zu den Prätorianern gegangen.“


    Er sah sie fragend an.


    „Und du?“

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