Der Soldat und das Mädchen

  • Mit Livianus im Schlepptau kommt Aemilia auf direktem Wege vom Hunger getrieben erstaunlich schnell auf den Trajansmärkten an. Er hat kaum Zeit, sich die Stadt genauer anzusehen, da sie ihn unentwegt vorantreibt. Endlich jedoch hat der Gewaltmarsch ein Ende als Aemilia vor einer kleinen aber feinen Taverne mitten auf den Trajansmärkten anhält.
    "Da ist sie!" grinst sie triumphierend.
    "Hier gibt es wuuunderbar leckeres Essen. Vor allem der Käse ist sehr zu empfehlen!"
    Ohne auf eine Antwort zu warten geht sie hinein und sucht ihnen einen gemütlichen Tisch auf, wo sie sich direkt elegant auf einer Liege platziert und einen Bediensteten herbeiwinkt. Zu Livianus deutet sie auffordernd auf die andere Liege.
    "Nimm doch Platz..."

  • „Danke!“


    Livianus legte sich auf die gegenüberliegende Kline. Er sah sich in der Taverne um. Ein recht vornehmes Lokal, dass sich Aemilia ausgesucht hatte. Hier in Rom würde es wahrscheinlich hunderte davon geben. In Tarraco konnte man diese Art Tavernen an einer Hand abzählen. Er lächelte ihr zu.


    „Nachdem du die Taverne zu kennen scheinst – würdest du für mich auswählen?“

  • "Gerne!" lächelt sie Livianus an.
    Da kommt auch schon der Bedienstete an ihren Tisch und voller Vorfreude wendet sich Aemilia an ihn.
    "Hallo! Wir nehmen ein großes Frühstück für zwei Personen mit frischem Brot und eurem leckeren Käse! Dazu noch ein paar Kleinigkeiten... Ich würde sagen..." Sie überlegt kurz. "Etwas Honig, ein paar Datteln, oh, natürlich Oliven, etwas frisches Gemüse, falls ihr was da habt, ein paar Eier, den guten Fisch ...und etwas Fleisch... Mmmmhh... Ja, das dürfte fürs erste reichen."
    Aemilia lächelt dem Bediensteten zu und winkt ihn wieder fort.
    "So. Ich hoffe, die Auswahl gefällt dir? Nicht, dass du Vegetarier bist oder so..."

  • Livianus lächelte.


    „Ich weiß zwar nicht wer das alles essen soll, aber es hört sich sehr lecker an!“


    Mittlerweile hatte auch Livianus großen Hunger bekommen, der durch die Bestellung von Aemilia noch verstärkt wurde. Er sah dem Bediensteten nach, der sofort in die Küche verschwand um sich um unser Essen zu kümmern. Dann lies er seinen Blick wieder zu Aemilia schweifen und betrachtete sie ein wenig. Ein Gesprächsthema zu finden um die Zeit bis zum Essen zu überbrücken fiel ihm nicht all zu schwer, da die ganze Zeit schon einige Fragen in seinem Kopf herumschwirrten.


    „Verzeih, wenn ich so direkt Frage, aber was ist eigentlich mit deiner Familie? Ich bin zwar froh, dass du bei uns wohnst und ich dich dadurch kennen lernen durfte, aber dennoch frage ich mich, warum du nicht in der Casa deiner Familie lebst. Die Gens Didia hat doch ein Haus hier in Rom?"

  • Aemilia seufzt und ihr Gesicht verdunkelt sich augenblicklich.
    "Ja, natürlich haben wir die..."
    Sie schlägt die Augen nieder und spielt verlegen an einem Zipfel ihrer Tunika herum.
    "Ach... Es ist wegen der Geschichte mit Hungi... In Hispania... Als ich so niedergeschlagen war... Ein Sacerdos hat sich dort ein wenig um mich gekümmert... Und dann hat Lucidus mich aufgelesen... Ich habe ihm versprechen müssen, keine Dummheiten zu machen. Er hat sich um ein Schiff gekümmert. Und ich habe ihm versprochen, in eure Casa zu kommen." Sie seufzt traurig. "Es tut immernoch so weh, an Hungi zu denken. Es ist besser, in einer neuen Umgebung zu sein, wo mich nichts an ihn erinnert..."
    Aemilia schluckt schwer und sieht verlegen beiseite.
    "Ich habe bei euch schon so viele nette Menschen kennengelernt. Aber ich werde sicher bald in unsere eigene Casa zurückkehren, damit ich euch nicht so sehr zur Last falle..."

  • Das war wohl ein Fettnäpfchen. Etwas verlegen versuchte Livianus schnell eine aufmunternde Antwort zu finden.


    „Du fällst doch niemanden zu Last Aemilia! Alle freuen sich über deine Anwesenheit in unserer Casa….“


    ….. besonders ich! dachte sich Livianus, lies es aber unausgesprochen.


    „Verzeih mir bitte. Du bist froh in einer neuen Umgebung zu sein und ich habe dich nun schon zum zweiten Mal mit meinen dummen Fragen an diese Sache erinnert.“


    Er schüttelte über sich selbst verärgert den Kopf. Wie konnte man nur so unbedacht drauf los Fragen? Dennoch wollte er Aemilia nichts merken zu lassen und versuchte wieder ein freundliches Gesicht aufzusetzen.


    „Sei dir sicher! Du kannst bei uns bleiben solange du möchtest…… und wenn es für immer ist!“


    Oh! Diesmal hatte er die gedachten Worte auch ausgesprochen. Schnell und etwas verlegen, versuchte er ein neues Gesprächsthema zu finden.


    „Was machst du eigentlich im Cultus Deorum?“

  • Der Bedienstete des Lokals kommt an ihren Tisch und bringt eine riesige Platte mit den verschiedensten Köstlichkeiten, ganz wie Aemilia bestellt hat. Sie nickt ihm dankend zu und eilig entfernt er sich wieder.
    "Es ist schon gut. Ich muss ohnehin so langsam darüber hinwegkommen, denke ich. Es hat ja doch keinen Zweck mehr... Die Sache mit Hungi ist aus und vorbei."
    Sie nimmt sich ein Stück Brot und ein Stückchen Käse und kaut ein wenig darauf herum. Dann schluckt sie den Bissen herunter und sieht mit schon etwas weniger Traurigkeit und einem zaghaften Lächeln wieder zu Livianus auf.
    "Ich danke dir. Du bist wirklich sehr nett zu mir... Es tut mir leid, dass ich manchmal so eine schlechte Unterhalterin bin. Ich werde versuchen, mich zu bessern."
    Sie nimmt sich noch eine Olive.
    "Beim Cultus Deorum stehe ich im Dienst der Diana. Als Popa helfe ich dort vor allem den Priesterinnen beim Opfern. Was arbeitest du denn? Du warst mal Soldat? Wo?"
    Aemilia steckt sich die Olive in den Mund und schaut Livianus fragend an.

  • Livianus war froh, als das Essen serviert wurde und er endlich seinen knurrenden Magen beruhigen konnte. Aufmerksam lauschte er Aemilias Worten. Bei ihrer letzten Frage musste er etwas schmunzeln.


    „Genau genommen bin ich immer noch Soldat! Ich bin Tribunus Angusticlavius in der Legio IX Hispania - zurzeit allerdings beurlaubt, da ich an den CH-Wahlen teilnehme um für das Amt des Quaestor Consulum zu kandidieren.“


    Zwischendurch nahm er immer wieder einen Schluck oder machte einen kleinen Bissen.

  • "Ui! Tribun?"
    Aemilia überlegt, wo dieser Rang wohl einzuordnen ist, und kommt zu dem Schluss, dass es kein niedriger sein kann. Also blickt sie staunend zu Livianus hinüber.
    "Hmm... Dann bist du also recht wichtig, wie? Und jetzt wirst du vielleicht auch noch Quaestor? Meine Schwester wurde bei den letzten Wahlen zum Quaestor Urbanus gewählt. Hmmm.. Wenn du Quaestor bist, dann musst du ja noch eine Weile in Rom bleiben, oder?"
    Sie lächelt ein wenig schüchtern und lässt ihren weiteren unzähligen Fragen einfach freien Lauf.
    "Warst du denn auch schon einmal im Krieg? Musstest du Menschen töten? Wo wohnst du sonst so? Nicht in Rom? Bist du verheiratet? Decimus Mercator ist dein Vater, oder? Magst du Wagenrennen?"

  • Livianus lachte.


    „Moment – lass mir Zeit zum Antworten! Also alles der Reihe nach.
    Ja, ich war schon im Krieg. Ich habe unter meinem Cousin Meridius beim Ibereraufstand in Hispania gekämpft. Und ja, ich musste dort auch Menschen töten.“


    Näher wollte er nicht darauf eingehen. Als er dies sagte, kamen einige Erinnerungen in Livianus hoch, doch er lies sich nichts anmerken und sprach weiter.


    „Bevor ich zu meinem Vater nach Rom kam, lebte ich in einem Offiziershaus im Castellum der IXten. Ich bin aber einstweilen ganz nach Rom gezogen, da ich noch nicht weiß, was die Zukunft bringt.“


    Bei der nächsten Frage wurden seine Gedanken wieder etwas trauriger, doch Livianus versuchte Aemilia auch diese zu beantworten.


    „Verheiratet bin ich nicht – war ich auch noch nicht. Ich dachte zwar, dass ich die Richtige bereits gefunden hatte, doch wie es aussieht, hat sie sich anders entschieden.“


    Er seufzte, setzte dann aber wieder ein aufmunterndes Lächeln auf.


    „Das ich Mercators Sohn bist, hast du auch richtig erkannt und Wagenrennen mag ich auch. Schließlich haben wir uns ja zum ersten Mal bei einem gesehen – oder sagen wir besser, ich habe dich gesehen. Finden hier nicht im Moment große Wagenrennen statt?“

  • Aemilia bemerkt, wie seine Stimmung sinkt als er auf eine mögliche Frau zu sprechen kommt. Speziell dies kann sie natürlich momentan besonders gut mitfühlen. Also ist auch er zurückgewiesen worden.
    "Hmm... Hatte auch sie einen anderen?"
    Verständnisvoll blickt sie ihn an. Mit einem Leidensgenossen scheint ihr der Schmerz plötzlich etwas erträglicher zu sein. Sie nimmt sich ein Stück gebratenen Fisch und kaut nachdenklich.
    "Mmmhh... Nein, du musst es nicht erzählen, wenn du nicht willst."
    Aemilia lächelt etwas gequält und isst noch ein Stück Käse.
    "Naja... Besser garkeine Ehe als so eine wie... Ach... Lassen wir das..."
    Sie entscheidet sich sicherheitshalber für einen Themawechsel.
    "Hier? Ja, ich habe gehört, dass momentan die Ludi Appollinaris laufen. Aber wie genau das Programm ist, weiß ich nicht... Meinst du, dass heute Wagenrennen dran sind?"
    Aemilia blickt ihn hoffnungsvoll an.
    "Dann könnten wir ja im Circus Maximus vorbeischauen, sobald wir mit dem Essen fertig sind!" =)

  • Zuerst versuchte auch Livianus den Themenwechsel anzunehmen.


    „Wenn das so ist, dann gerne! Verschieben wir die Stadtführung einfach. Ich denke, wir werden uns nun ohnehin öfter sehen und solange ich nicht gewählt bin, habe ich Zeit genug.“


    Dann jedoch beschloss er das Gesprächsthema über Evana wieder aufzunehmen – er hatte zuvor noch nie wirklich mit jemanden darüber gesprochen. Es musste endlich einmal raus.


    „Wenn ich ehrlich bin, dann weiß ich nicht, was mit ihr ist…… Es mag vielleicht komisch für dich klingen, aber sie war meine Sklavin. Ihr Name war Evana. Ich hatte mich in sie verliebt und wir verbrachten eine sehr schöne Zeit miteinander – auch wenn sie sehr kurz war. Irgendwann stand ein Flavier in der Türe und meinte, dass sie seine vermisste Tochter sei. Das war dann das letzte Mal, dass ich sie gesehen habe. Sie entschloss sich, ihre Familie kennen zu lernen und ich ging nach Rom. Ich denke nicht, dass ich noch einmal etwas von ihr hören werde, jetzt wo sie ihre Freiheit wieder hat. Ihr Leben hat nun eine starke Wendung genommen und sie muss nun ihren eigenem Weg folgen. Das habe ich mittlerweile eingesehen.“

  • "Deine Sklavin? Oh..."
    Aufmerksam hört sie ihm zu.
    "Das ist ja eine wunderliche Geschichte. Und sie ist einfach auf und davon? Ohne zu zögern? Wollte sie denn garnicht bei dir bleiben und mit dir kommen? Ich meine..."
    Aemilia sieht ihn ratlos an und sucht nach den richtigen Worten.
    "Achje... Das Schicksal ist schon grausam. Wirst du sie wiedersehen? Wo wohnt ihre Familie denn? Hat ihr Vater etwas gegen eure Verbindung? Ich meine... Eigentlich wäre einer Ehe ja der Weg freigeräumt, dadurch dass sie nun Civis ist und keine Sklavin mehr..."
    Verzweifelt runzelt Aemilia die Stirn.
    "Oh... Ich hoffe, ich überhäufe dich nicht zu sehr mit Fragen."

  • Livianus schaute nachdenklich in seinen Becher und nahm dann einen großen Schluck.


    „Ich weiß es nicht! Die Götter wollten diese Verbindung anscheinend nicht. Aber ich habe damit abgeschlossen…. lass uns über etwas anderes reden.“


    Livianus lächelte Aemilia an.


    „Wie sieht es bei dir aus? Was gibt es über dich zu erzählen?“

  • "Hmmm..."
    Nachdenklich nimmt Aemilia einen Schluck von ihrem Wasser.
    "Hmmm... Über mich? Ich befürchte, dass es da auch nicht viel Angenehmes zu erzählen gibt."
    Sie lächelt etwas schief.
    "Dass ich die Schwester von Marcus Didius Falco bin und als Popa im Cultus Deorum der Diana diene, weißt du ja schon. Ich befürchte, dass sich kaum noch weitere schöne Dinge finden lassen werden. Meine Zwillingsschwester Aelia vielleicht, doch von ihr hast du möglicherweise auch schon gehört..."
    Aemilia runzelt ihre Stirn leicht und überlegt, was sie ihm erzählen will.
    "Nun ja... Ansonsten... Ich war schon einmal verheiratet und habe währenddessen auch einige Zeit in Ägypten verbracht... Doch ich befürchte, dass das kein angenehmes Thema ist..."
    Verlegen nimmt sie sich ein Stück Gemüse und kaut darauf herum. Währenddessen denkt sie über ihre vergangene Ehe nach und darüber, wie viel sie davon überhaupt noch erzählen will.

  • Irgendwie war das Gespräch etwas festgefahren. Beide hatten allem Anschein nach eine bewegte Vergangenheit hinter sich und bei beiden hatte dies tiefe Narben hinterlassen. Vielleicht würde irgendwann der Zeitpunkt kommen, an dem sie sich alles anvertrauen konnten. Doch nun war es noch zu früh. Livianus versuchte aufmunternde Worte zu finden.


    „Ich fürchte, dass ich auch nicht unbedingt der beste Unterhalter bin….“


    Er lächelte Aemilia an.


    „Was hältst du davon, wenn wir zu den Wagenrennen schauen?“

  • "Hmmm..."
    Aemilia lässt ihren Blick nachdenklich über die noch herumstehenden Mengen Essen schweifen. Von diesen zahlreichen Köstlichkeiten will sie sich eigentlich noch nicht trennen. Bittend schaut sie zu Livianus auf.
    "Aber das restliche Essen lassen wir uns einpacken und nehmen es mit, ja?"
    Schnell schnappt sie sich noch ein Stückchen Käse und beißt genießerisch davon ab. Dann winkt sie den Bediensteten herbei, der diesen ihren Sonderwunsch ganz offensichtlich schon kennt.
    "Ja, wie immer. Alles schön zum mitnehmen einpacken!"
    Sie lächelt Livianus entschuldigend zu.
    "...außerdem machen die Wagenrennen einen doch immer so hungrig."

  • „Gut! Dann nehmen wir uns einen kleinen Wegproviant mit. Ich bin schon gespannt auf das Rennen.“


    Der Bedienstete serviert ab und kehr kurze Zeit später mit einem kleinen Päckchen zurück, dass er auf den Tisch stellt. Livianus kümmert sich um die offene Rechnung und sieht anschließend erwartungsvoll zu Aemilia.


    „Kann es los gehen?“

  • Aemilia lächelt schon wieder freundlich, als Livianus die Rechnung begleicht.
    "Danke..."
    Verschmitzt zwinkert sie ihm zu. Nun ist keine Zeit mehr für schlechte Laune, sie beschließt den Tag zu genießen.
    "Ja! Los geht es!"
    Mit einer Hand schnappt sie sich das Proviantpaket, mit der anderen die Hand von Livianus und schon macht sie sich zielstrebig auf den Weg zum Circus Maximus. Je näher sie diesem kommen, desto mehr Menschen sind auf den Straßen unterwegs.

  • :D


    "Sieh nur! Schau!"
    Begeistert zieht Aemilia Livianus hinter sich her.
    "Du hast gewonnen!"
    Sie strahlt über das ganze Gesicht und umarmt ihn stürmisch.
    "Oh, ist das nicht wunderbar? Herzlichen Glückwunsch, Marcus!"

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