• Vater und Sohn betraten die Culina. Eine der dicken Küchensklavinnen werkelte am Herd, eine andere spülte gerade Geschirr. Düfte von fettem Fleisch, holzigen Gewürzen und frischen Kräutern schwängerten den Raum und betäubten die Sinne der Eintretenden vom ersten Moment an. Meridius zog den Geruch ein und gab ein Geräusch der Zustimmung von sich.


    "Es wird heute abend wieder ein vorzügliches Mahl geben. Einer der Vorzüge an meinem Posten ist es, dass man gewaltig gut kochen lassen kann..."


    Er lachte, sah dann aber auf seinen nicht vorhandenen Bauch


    "... jedoch sollte man aufpassen, dass man es mit dem Essen nicht übertreibt. Die fetten Römer der Hauptstadt sollten Dir immer ein mahnendes Schreckbild sein und bleiben."


    Er sah sich um. Irgendwo hier mussten doch Handtücher hängen.

  • Maximian beobachtete seinen Vater, der scheinbar schon beinahe verhungerte. Naja, vielleicht etwas übertrieben, aber dennoch fand es der junge Mann komisch, seinem Vater dabei zuzusehen, wie er sich seiner Figur wegen Gedanken machte. Kurz sah er hinüber zu der dicken Sklavin, die den Kommentar betreffs der Fettleibigkeit komplett überhörte und weiter rumfuhrwerkelte.
    Maximian taten die verschiedenen Gerüche, die Wärme und das geschäftige und professionelle Treiben hier drinnen gut, sodass er auf der Stelle ein wenig lockerer wurde und sich ein Plätzchen suchte, auf dem er sich niederlassen konnte.


    "Hast du etwa Bedenken betreffs deiner Figur?", fragte Lucius nach und zog kaum mekrlich eine Augenbraue nach oben. Zu komisch, war der Gedanke, dass sein Vater noch wirklich kritisch seine Portionen abmaß. Das passte irgendwie nicht, fand Max. "Für dein Alter bist du doch noch recht gut in Schuss."
    Man konnte meinen, Maximian war im Begriff leicht zu grinsen, sah jedoch weg und schüttelte sich ein paar Tropfen vom einen Arm.

  • Meridius hatte die Handtücher endlich ausgemacht. Mit ein paar Schritten war er dort, griff sich eines und warf es seinem Sohn zu. Dann griff er nach einem Krug Wein, den er mit in sein Arbeitszimmer nehmen würde und einem Apfel, der in einem Korb darauf wartete gegessen zu werden.


    "Für mein Alter? Das will ich überhört haben."


    Er lachte.


    "Die Ausbildung in der Legion kann man nicht leugnen. Doch mein letzter Tag im Gymnasion liegt schon einige Zeit zurück. Und in Mogontiacum gibt es kein Gymnasion. Ich werde wohl eines bauen lassen. Wie findest Du den Gedanken?"

  • Das Handtuch flog in hohem Bogen und traf Maximian im Gesicht, weil der zu langsam reagiert hatte. Mit beiden Händen nahm ers und tupfte sich das Gesicht trocken, dann wuschelte er sich damit durchs Haar.
    Ein Gymnasion. Er würde wohl einfach eins bauen lassen. Das meinte Maximian: Sein Vater konnte sich beinahe alles nehmen, da war es nicht selbstverständlich, dass er auch so beim Essen verfuhr. Wahrscheinlich war er einfach schlauer als die dicken Hauptstädtler.


    "Ich weiß nicht recht. Gäbe es eins, würdest du sicher jemanden finden, der mich von morgens bis abends an meiner Muskulatur arbeiten lassen würde...." Auch wenn da fast nichts verwerfliches dran war, Maximian würde schon bald bemerken, dass er wohl nicht ausreichend viel getan hatte, um körperlich fit zu sein. Vor allem nach dem Fieber nicht mehr.
    "Dann sieht es also so aus, als ob wir hier länger wohnen bleiben werden?"

  • Meridius hatte in den Apfel gebissen und kaute genüßlich auf dem Fruchtfleisch herum. Auch wenn es vor dem Haus regnete und ein starker Wind ging, war hier kaum etwas zu merken. Einzig die Köchin schimpfte hin und wieder, weil der Rauch nicht wie gewohnt abziehen wollte und manchmal zurückwirbelte.


    "Ja, wir werden vroaussichtlich länger hier bleiben. Zumindest so lange, bis der Kaiser mich wieder abberuft. Aber davon gehe in näherer Zukunft nicht aus. Es müsste schon etwas gravierendes vorfallen."


    Er war bei seinem Sohn angekommen.


    "Was wirst Du heute noch machen?"

  • Hm. Maximian hätte sich beinahe gewünscht, dass sie bald nach Hispania zurückkehren würden. Gut drei Wochen hielt er sich nun hier in Germanien auf, lebte ein Leben, das sich sehen lassen konnte, aber fühlte sich immer noch nicht heimischer als am ersten Tage. Im Moment sogar eher das Gegenteil davon.


    Er saß da wie ein nasser Sack. Genau genommen war er das ja auch. Mit dem Handtuch trocknete er den Hals, während Meridius nun bei ihm stand und auf einem Apfel herumkaute.
    "Ich....", begann er und zuckte nachdenklich mit den Schultern. "Nicht mehr viel. Ein warmes Bad nehmen, lesen vielleicht.... nachdenken."


    Sicherlich würde Meridius verstehen können. Maximian hatte mit einem Kapitel seines Lebens abzuschließen. Ein kurzes zwar, aber bestimmt eins der wichtigsten, die sein Lebensbuch bislang umfasste.

  • Meridius verstand seinen Sohn nur zu gut. Die Ereignisse, welche über ihn herreingebrochen waren, mussten einen jungen Mann mehr als nur belasten. Und er fühlte sich gleichsam an seine Jugend zurück erinnert.


    "Ja, tu das. Ich werde dann in meinem Arbeitszimmer sein."


    Das Leben konnte einem schon manchmal übel mitspielen. Meridius blickte zu der Köchin, die immer noch am Herd herumhantierte, ging dann auf seinen Sohn zu und wuschelte ihm durch das Haar.


    "Also, packen wir es. Ehe die da hinten noch Amok läuft...
    ... und uns mit reinzieht."


    Er lächelte. Ganz sicher würde irgendwann auch wieder der Tag kommen, an welchem auch Maximian wieder lachen konnte.

  • "Gut.", antwortete Maximian. Der Tag würde noch einige Stunden zählen und ehe ihm die Decke drohte auf den Kopf zu fallen, würde er eben seinen Vater von der Arbeit abhalten. Das war ein Plan, ein guter Plan. Immerhin hatte er ihn schon aus dieser Starre befreit, in der er sonst vielleicht immer noch vor der Tür zum Hortus verweilt hätte.


    Das Haareverstrubbeln... wie er es vermisst hatte. :D Er ließ es tapfer über sich ergehen, seufzte theatralisch und musste dann doch schmunzeln, denn die Köchin hantierte wirklich wild, gar so als hätte sie mindestens fünf Hände. Eine Walze mit unzähligen Greifarmen.
    "Ein schlimmer Gedanke.", meinte der Sohn zum Papa, schmunzelte gar immer noch und verließ mit ihm die Culina, ohne etwas gegessen zu haben.


    Seltsam, aber scheinbar hatte die väterliche Haltung und Ruhe schon auf den jungen Mann gewirkt.

  • Varus hatte bis spätabends in seinem Officium gesessen und über Schriftrollen, Akten, Berichten und Zahlen gebrütet. Nun hatte er sich entschlossen, noch etwas zu essen und dann ins Bett zu gehen, das ihm der Senator freundlicherweise zur Verfügung gestellt hatte. In der Culina war niemand mehr, allerdings stand ein Topf mit wunderbar riechendem Inhalt auf dem Herd und köchelte leise vor sich hin. Varus trat gerade an den Herd und hob den Deckel um hineinzusehen, als...

  • ..., als ein gebadeter, gut riechender, frisch eingekleideter Maximian von Vernunft getrieben ebenfalls die Culina betrat. Er hatte an diesem Tage nicht sehr viel gegessen, noch nennenswerten Appetit gehabt. Das Sprichwort "Liebe geht durch den Magen" konnte man also ohne weiteres auch auf Lieblosigkeit beziehen. "Frust bringt ihn zum verzagen".


    Gedankenverloren war der junge Mann zu einem Tischchen gegangen, auf dem ein Korb mit Äpfeln stand. Meridius hatte sie nicht weggegessen. Mit dem Rücken zu dem Anderen stehend, nahm er lustlos einen Apfel hoch und legte ihn wieder zurück. Genau das tat er mit einem zweiten und einem dritten. Sauer.


    Seufzend wandte er sich herum, mit der Hoffnung, dass es hier nicht umsonst so gut roch. Und gleich schrak er zusammen, weil kaum zwei Schritt vor ihm jemand Fremdes stand. Seine Gedankengänge: Der muss sich angeschlichen haben! Hm, ein Einbrecher? Und nun will er sich an den guten Speisen erquicken! Frechheit. Ein Glück war er nun hier! Moment. Er war ja auch schon vorher dagewesen. Jetzt war er verwirrt, sah so auch einen Moment drein, entschied sich dann aber endlich mal was zu sagen. ^^


    "Wer bist du?", frahte er skeptischst guckend und war schon auf einen Angriff gefasst. ^^

  • Varus, der nicht von einer verlorenen Liebe umnachtet am Herd gestanden hatte, sondern mit guten Ohren und wachem Geist, hatte sich schon umgewandt, als der junge Mann eben erst in die Küche gekommen war. Er beobachtete, wie er die Äpfel einen nach dem anderen aussortierte und sich dann erschrocken umwandte, als er Varus gewahr wurde. Dieser lächelte leicht ertappt, dann amüsiert, als er von dem Jungen vor seiner Nase skeptisch gemustert wurde. Varus lehnte sich rücklings an den Herd, stützte die beiden Arme auf dem Rand auf und kreuzte lässig die Beine.


    "Varus", sagte er.
    "Titus Petronius Varus. Und du musst Maximian sein, der Sohn des Legaten."


    Er musterte ihn kurz, dann löste er eine Hand und deutete auf den Topf schräg hinter sich.
    "Möchtest du was mit mir zusammen essen?" fragte er, denn irgendwie erschien ihm der Junge gedankenverloren. Anhand seiner Miene bemerkte der Petronier, dass irgendetwas nicht stimmte.

  • Oh, der war ja gemeingefährlich! Gerade angeschlichen, tat er schon so, als wäre er hier zuhause! Na, mit dem würde er ein ersntes Wörtchen sprechen müssen!
    So beobachtete Maximian die Gebärden des anderen und sah ihn immer skeptischer an. Ganz sicher, diesen Mann hatte er noch nie gesehen und würde Meridius wissen, das er sich in die Regio gestohlen hatte.... Oh, er konnte den Lärm schon hören!
    Apropos in die Regia gestohlen.... Bedeutete das etwa, dass dieser Einbrecher vor ihm alle Wachposten gemeuchelt hatte? Mehrfacher Mörder und nun stand er ihm gegenüber! Max schluckte hörbar.


    Noch dümmer sah Maximian drein, als der Fremde ihn bei seinem Namen nannte. Na schön, wer wusste nicht, dass der Legat einen Sohn hatte, der den Namen Maximian trug. Das war weithin bekannt, zumal sein Erscheinen vor rund einem Jahr allseits für Neugier unter den Menschen gesorgt hatte.


    Dann hatte er ihn auch schon eingeladen, mit ihm ein Mitternachtsmahl zu nehmen. Der war ja dreist. Maximian blinzelte ihn nunmehr verdattert an, nickte unwillig und setzte sich prompt auf einen Schemel, den Petronier nicht aus den Augen lassend. Sollte er ihm eine Portion auftun, wenn er sich hier schon so heimisch fühlte. ^^


    "Was ist..... dein Begehr in diesem Hause?", fragte der junge den älteren Mann, stützte das Kinn auf eine Hand, den Ellenbogen auf den Tisch und beobachtete ihn verdächtigend.

  • Varus musterte den jungen Mann namens Maximian noch eine Weile, wie er sich hingesetzt hatte und seinerseits Varus musterte, als vermutete er einen Schwerverbrecher hinter der Fassade des Vierzigjährigen. Auf seine Frage hin musste der Petronia kurz lachen, ehe er sich schließlich umwandte und in der Tat zwei Teller herausnahm, um Maximian und sich etwas von der - wie sich herausstellte - Suppe aufzutun.


    "Momentan begehre ich eine gute Mahlzeit, ich habe nämlich Hunger. Und du siehst auch so aus, als könntest du etwas zu essen verkraften", meinte er gutmütig und warf dem Jungen einen kurzen, prüfenden Blick zu, während er am Herd hantierte.


    Wenige Sekunden später drehte er sich mit zwei Tellern in den Händen herum und setzte einen vor dem auf dem Schemel sitzenden Maximian ab. Den anderen stellte er vor einen zweiten Schemel, dann suchte er nach Löffeln, die er aber nicht fand. Fragend kratzte er sich am Hinterkopf.
    "Kannst du einem alten Mann verraten, wo ihr Löffel aufbewahrt? Sonst wird das wohl nichts mit der Suppe", sprach er. Noch immer hatte er nicht gesagt, wer er eigentlich war und was er hier zu suchen hatte. So dachte Maximian vielleicht, dass der Petronier sein neuer Magister sei, was Varus aber nicht ahnte. Fragend sah er den Jungen an.

  • So ganz wurde er aus dem Fremden nicht schlau. Aber immerhin kannte er seinen Namen, falls also irgendetwas geschehen sollte... Er könnte gelogen haben, aber dann hätte Maximian immer noch das Wissen über das Aussehen, dieses.... Mannes.
    Wirklich gefährlich wirkte er momentan nicht und seine Kleidung... Nicht unbedingt die eines Harlunken. Maximian entschied, dass die Situationen einstweilen als nicht lebensbedrohlich eingestuft werden konnte und überhörte glatt die Bemerkung, dass er aussehen würde, als könnte er ein wenig was zwischen die Zähnen gebrauchen.


    Kaum später saß der verdutzte Maximian auf einen mit Suppe gefüllten Teller. Vielleicht träumte er ja auch nur. Die Träume in den vergangenen Tagen waren größtenteils wirr gewesen, warum sollte es ihn also wundern, dass ein Einbrecher ihm das Essen aufträgt? Noch schlimmer! Sein neuer Magister bediente ihn! Schaurige Vorstellung.


    "Löffel?", wiederholte Maximian, der nur verdutzt von einem zum anderen Geschehen sah. Dann stand er auf und suchte aus einer hölzernen Lade zwei Löffel heraus. Mit je einem Löffel in der Hand, ging er zurück zu dem Petronier. Vor ihm blieb er stehen und erhob einen der beiden Löffel, damit Varus ihn sich nehmen konnte.
    Mit dem verbliebenen Essgeschirr setzte er sich zurück auf seinen Schemel, der darunter angsteinflößend knarzte und sah den anderen auffordernd an, ehe er an einem Löffel Suppe pustete und kostete. Schmeckte nicht wie in einem Traum. Schweigend nahm er noch ein, zwei Löffel, dann sah er den Petronier an.


    "Dann bist du also ein Angestellter meines Vaters?", fragte er aus blauem Dunst heraus und fischte ein hartes Stückchen sonstwas aus seinem Mund.

  • Es musste dem Decimer wohl vorkommen, als sei das beständige Schmunzeln des Petroniers in dessen Gesicht eingemeißelt worden. Varus konnte nämlich nicht anders als schmunzeln bei jeder Gelegenheit. Er nahm Maximian den Löffel aus der Hand, sah ihn kurz an und schwang ihn zweimal leicht gegen seine Hand, dann setzte er sich und wartete, bis der Junge, die ersten zwei, drei Löffel gegessen hatte. Da er keine Miene verzog, musste die Suppe wohl gut sein. Also tauchte auch Varus den Löffel in die ungesund aussehende, gelbliche Brühe, aß vier Löffel und stand dann wieder auf, ungeachtet der Tatsache, dass Maximian ihm eine Frage gestellt hatte. Mit wenigen Schritten war er bei dem Brotlaib angelangt, der noch offen lag, schnitt vier dicke Scheiben ab und kam zurück zum kleinen Tisch, an dem man wohl als stattlicher Römer nur im Notfall speiste - oder aber, wenn man als Gast spätabends noch Hunger hatte.


    Vor Maximian blieb er stehen und wartete, bis dieser ihn ansah, dann legte Varus zwei der vier Brotscheiben neben den Teller des Jungen und antwortete ihm auf seine Frage, während er um den schmalen Tisch herum ging und sich setzte.


    "So könnte man das sagen, ja", meinte er, während er in seinen Teller sah und Brot in die Suppe bröckelte. Dann hielt er inne und sah Maximian an.
    "Was ist los mit dir? Du wirkst nicht so, wie ein junger Mann deines Alters sein sollte. Gefällt es dir nicht in Germanien? Du bist doch erst vor kurzem hier angekommen, nicht?"


    Varus tuckte das letzte Stück Brot in die Suppe und lutschte es dann aus. Ihm kam ein Zitat in den Kopf.
    "Weißt du", sagte er.
    "Ein recht unbedeutender römischer Mann hat einmal gesagt: 'Die Trauer ist nicht eine Folgeerscheinung unseres Schmerzes, sondern bereits ein Heilmittel gegen diesen.'"

  • Ein seltsamer Kauz, dem er hier in die Arme gelaufen war. Eben hatte er noch gegessen, dann war er aufgestanden und hatte anschließend penetrant darauf gewartet, dass der Sohn des Legaten von seinem Essen aufsah, nur um ihm dann zwei Scheiben Brot neben den Teller zu legen, die Maximian nie verlangt hatte. Immerhin beantwortete er noch seine Frage, wonach Maximian sich wieder seiner Suppe widmete.
    Aber das Dollste kam ja noch! Nicht nur, dass der Mann scheinbar gerne redete, nein, ihm war offensichtlich gleich aufgefallen, dass mit Maximian etwas nicht stimmte. Dabei waren sie sich noch nie zuvor über den Weg gelaufen, hatten kein Wort miteinander gesprochen, nichts. So langsam wurde er ihm ein wenig unheimlich.


    Er ließ sich gar nicht groß irgendeine Reaktion anmerken, sondern löffelte weiter seine Suppe als wäre sie Wasser. Erst das Zitat, das der Petronier ihm nannte, ließ ihn allmählich innehalten, schließlich den Löffel ablegen und den anderen ansehen.
    "Sollst du dich meiner annehmen? Hat mein Vater dich beauftragt?", fragte er skeptisch und mit leicht schräg gehaltenem Kopf nach.

  • Varus - oh Wunder - schmunzelte wieder, aß einen weiteren Löffel Suppe und bröckelte dann auch die zweite Scheibe Brot in den Teller.
    "Dein Vater?" fragte er rhetorisch, denn natürlich sprach der junge Mann von seinem Vater, wenn er 'Vater' sagte. Dann schüttelte Varus den Kopf.
    "Nein. Aber ich habe auch Augen in Kopf."


    Varus schenkte Maximian ein Lächeln und löffelte dann brav seine in Suppe getränkten Brotstücke weiter. Suppe war nämlich keine mehr da, die hatte das Brot vollkommen aufgesogen.
    Er sprach absichtlich nicht weiter. Varus war nämlich nicht entgangen, dass erst das Zitat den jungen Mann aus seiner Trance geholt hatte. Das sagte ihm, dass etwas Wahres daran sein musste. Der Petronier allerdings wusste ebenfalls, dass er mehr erfahren würde, wenn er nun nicht nachbohrte, sondern Geduld zeigte. Wenn Maximian reden wollte, würde er das sicherlich tun, also wartete er.

  • Als hätte Maximian etwas vom Brot gegessen, was er ja noch nicht getan hatte, rieb er seine Hände über dem Teller aneinander und sah ihnen dabei zu. Fiel es denn so auf, dass dieser Tag getrost nie hätte kommen müssen? Irgendwie schockte es ihn, in einen Spiegel gesehen hatte er den ganzen Tag noch nicht und so kam es vielleicht, dass er sich der Illusion hingegeben hatte, wenn er nicht darüber sprach oder daran dachte, würde es ihn nicht einholen. Oder wenn er nachts noch etwas essen ging, um nicht schlafen zu müssen.


    Eine lange Pause entstand, in der Maximian den Kopf senkte und schließlich seufzte. Lustlos schob er den Teller ein wenig von sich und suchte noch einmal nach einem Ausweg. "Ich bin nur müde...", log er dem Fremden und sich selbst vor, wagte es auch erst nach einer ganzen Weile ihn wieder anzusehen. Verstohlen ein wenig, gedämpft und neugierig aber auch. Irgendwie hatte Maximian den Eindruck, dass er ihm nichts würde vormachen können. Warum? Dieser da kannte ihn gar nicht.

  • Varus hielt mit dem Bröckchenlöffeln inne und sah auf. Maximian hatte den Teller fortgeschoben und seufzte mürrisch herum, was Varus zu einem Stirnrunzeln veranlasste. Und dann behauptete der kleine Mann doch allen Ernstes, nur Müde zu sein. Varus warf ihm einen "ich glaube dir nicht ein Wort"-Blick zu und deutete dann auf eine Scheibe Brot, die noch unberührt neben Maximians Teller lag.
    "Isst du die noch?" fragte er wie nebenher.
    "Oder bleibst du sitzen und erzählst mir, warum ein müder Kerl nach Mitternacht in die Culina kommt?"

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